Das war knapp. SAP war zeitweise schon auf ein neues Jahrestief gefallen, dann begannen Käufer, die Verluste einzugrenzen. Auslöser des Abgabedrucks: Die Ergebnisse des ersten Quartals. Waren die gut genug, um den Boden weiterhin halten zu können?
Die Quartalsbilanz kam bereits vor Beginn des vorbörslichen Geschäfts heraus und sorgte anfangs nicht für allzu viel Druck. Der begann um 9 Uhr mit Beginn des regulären Handels und weitete sich aus, bis die Aktie in der Spitze gut 5,7 Prozent im Minus lag und unter die Supportzone aus den Tiefs vom Februar und März im Bereich 94,48/94,97 Euro gefallen war. Doch zur Mittagszeit tauchten erste Käufe auf. Die Aktie zog an und schaffte es, sich am Nachmittag zu halten, so dass am Ende nur ein Minus von 2,0 Prozent zu Buche stand.
Und das ist gar nicht mal so schlecht. Denn während sich SAP auf dem Level eines moderaten Minus stabilisierte, fiel der DAX immer weiter zurück. Andere Aktien fielen am Ende des Tages deutlich stärker, auch der DAX selbst wies mit -2,48 Prozent am Ende ein größeres Minus aus als die SAP-Aktie. In einem derart nervösen Umfeld ist das beileibe keine Garantie dafür, dass die Verkäufer heute nicht einfach zurückkommen und dieser Boden bei 94,48/94,97 Euro doch noch bricht. Aber es deutet an, dass man das Quartalsergebnis durchaus als ausreichend ansah, um bei SAP nicht massiver die Reißleine zu ziehen. Ein Blick auf diese Zahlen:
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Expertenmeinung: Der Umsatz lag mit 7,08 Milliarden Euro deutlich höher als im Vorjahresquartal (6,35 Milliarden). Damit lag SAP auch über der durchschnittlichen Erwartung der Analysten, die bei 6,9 Milliarden lag. Doch die Margen gestalteten sich nicht mehr so üppig wie 2021. Dadurch lag der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) trotz höherem Umsatz niedriger als vor einem Jahr, konkret bei 1,68 Milliarden nach 1,74 Milliarden im Vorjahr. Das wiederum lag leicht unter der durchschnittlichen Expertenprognose. Der Nettogewinn fiel mit 740 Millionen Euro sogar deutlich unter das Netto-Ergebnis des ersten Quartals 2021 (1,04 Milliarden Euro). Das liest sich nicht berauschend, aber:
Das war keine böse Überraschung, denn SAP hatte zugleich seinen bisherigen Ausblick auf das Gesamtjahr bestätigt. Und der wies beim Betriebsergebnis eine Prognose von 0 bis -5 Prozent gegenüber 2021 aus. Dass der Gewinn im laufenden Jahr nach den starken Ergebnissen 2020 und 2021 zurückkommen würde, wusste man also. Und es wäre gut möglich, dass diejenigen, die mit ihren Käufen den Boden der Aktie retteten, honorierten, dass der Softwarekonzern die Prognose trotz seines sukzessiven Rückzugs aus Russland nicht nach unten korrigieren musste.
Die Chance, dass dieser bisherige Boden halten wird, ist also gegeben. Aber daraufhin jetzt einzusteigen, wäre riskant. Erstens, weil der Gesamtmarkt schwach ist und die Aktie mit in die Tiefe reißen kann. Zweitens, weil ein zunächst vereitelter Ausbruch nach unten noch kein bullisches Signal ist, sondern eben nur die Verhinderung eines bärischen Signals. Bullisch wäre SAP erst, wenn die Trading-Range der vergangenen Wochen mit Schlusskursen über 104,40 Euro nach oben verlassen und dadurch ein Doppeltief vollendet würde. Wer hier auf der Long-Seite dabei wäre, wäre daher wohl gut beraten, einen Stop Loss knapp unter das Verlaufstief des Freitags (94,04 Euro) zu legen. Denn wenn das fällt, ist das Risiko groß, dass die „Rettungsaktion“ des Freitags doch noch scheitert.

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