Pink Sheets: Alles was Anleger darüber wissen müssen

Die amerikanische Börse besteht nicht nur aus der altehrwürdigen New York Stock Exchange sowie der Nasdaq, wo vor allem Technologie- und Wachstumswerte gehandelt werden, sondern es gibt auch den OTC Markt, den amerikanischen Freiverkehr. OTC steht für „Over the Counter“, was auf Deutsch übersetzt so viel heißt wie „Über die Ladentheke“. Die dort notierten Aktien, die sogenannten Pink Sheets, können Anleger und Investoren ohne Vermittler (Market Maker) untereinander handeln.

In diesem Artikel erklären wir, was Pink Sheets sind, woran man sie erkennt und welche Vorteile und Nachteile sie haben. Außerdem grenzen wir sie von Penny Stocks ab und erklären, ob es interessant sein könnte, in Pink Sheets zu investieren.

Was sind Pink Sheets?

OTC Pink ist das am einfachsten zugängliche Handelssegment des OTC Marktes. Sowohl die Börse, als auch die dort notierten Aktien werden als „Pink Sheets“ bezeichnet. Da Informationen, Kurse und Transaktionen früher auf rosafarbenen Zetteln festgehalten wurden, entstand der Name Pink Sheets. Mittlerweile findet der Handel natürlich auch hier elektronisch statt. Fast jede Aktie kann hier notiert werden. Es gibt keinerlei Finanzstandards oder Berichtspflichten und die Aktien müssen auch nicht bei der US-Wertpapierbehörde SEC registriert werden. Vielfach gibt es nur spärliche oder gar keine öffentlichen Informationen zum Geschäftsverlauf.

Wie funktionieren Pink Sheets?

Der Handel von Pink Sheets ähnelt dem Kauf und Verkauf von Aktien, die an großen Börsen notiert sind. Nur mit dem Unterschied, dass die Transaktion nicht über eine regulierte Börse, sondern über die Handelsplattform der OTC Markets Group abgewickelt wird, das sogenannte Broker-Dealer-Network. Die OTC Markets Group betreibt in den USA die größte Plattform für außerbörslichen Handel.

Was sind die Merkmale von Pink Sheets?

Bei Pink Sheets Aktien handelt es sich um sogenannte Penny Stocks, das sind Aktien mit einem sehr niedrigen Aktienkurs und meist auch mit einer sehr geringen Marktkapitalisierung. Pink Sheets kosten in der Regel weniger als 5 USD, manchmal sogar nur wenige Cents. Auch die Aktien insolventer Unternehmen werden nach der Pleite oft über den OTC Markt gehandelt und werden damit zu Pink Sheets. Pink Sheets verzeichnen enorme Schwankungen und es findet zum Teil nur sehr wenig Handel statt oder die Spanne von Geld- und Briefkurs (der Spread) ist enorm hoch. Deshalb und weil im Gegensatz zu NYSE und Nasdaq auch Berichtsstandards und Regulierung fehlen, gelten die meisten Pink Sheets als sehr riskant und sollten vor allem für unerfahrene Anleger tabu sein. Unter den tausenden Pink Sheets sind durchaus auch bekannte Namen zu finden.

Beispiele für Pink Sheets

Einige Beispiele für Unternehmen, die auf Pink Sheets gehandelt werden, sind:

Was sind die Vorteile und Nachteile von Pink Sheets?

Vorteile

Pink Sheets ermöglichen Anlegern den Zugang zu einem breiteren Spektrum von Aktien. Auf der anderen Seite haben die gelisteten Unternehmen einen einfachen, unkomplizierten Weg, um an den Kapitalmarkt zu gelangen und ihre Aktien einem breiten Anlegerpublikum anzubieten.

Nachteile

Zu den Nachteilen von Pink Sheets gehören die fehlende Transparenz in Sachen Geschäftstätigkeit und Bilanzen, das geringe Handelsvolumen, die hohen Spreads, die hohe Volatilität (Schwankungsbreite) sowie das generell höhere Risiko bei den Aktien kleinerer Unternehmen. Aufgrund der fehlenden Regulierung kommt es darüber hinaus auch immer wieder zu sogenannten „Pump and Dump“ Betrugsfällen. Hierbei werden die Aktienkurse durch übertrieben positive Promotion weit über ihren eigentlichen Wert getrieben und unters (unerfahrene) Anlegervolk gebracht. Früher oder später brechen die künstlich gepushten Kurse dann wieder ein.

Warum nutzen Unternehmen Pink Sheets?

An den OTC-Märkten werden mehr als 10.000 Aktien gehandelt. Ein Unternehmen kann aus verschiedenen Gründen an den Pink Sheets notieren. Einige dieser Gründe sind legitim, andere eher bedenklich.

Nestle (OTC:NSRGY) und Nissan Motor Company (OTC:NSANY) sind zwei Beispiele für Großunternehmen, die als Pink Sheets gehandelt werden. Die Unternehmen haben ihr Hauptlisting an einer anderen Börse und wollen sich das komplizierte und kostspielige Verfahren eines US-Börsenlistings sparen. Dank Pink Sheets können sich die Konzerne auch US-Anlegern öffnen und diese als Investoren gewinnen. Andere Aktien werden zu Pink Sheets, weil sie die Anforderungen von NYSE oder Nasdaq nicht erfüllen können – beispielsweise, wenn der Aktienkurs unter 1 USD gefallen oder es zu Versäumnissen bei den Listing-Erfordernissen gekommen ist. Auch Pleiteunternehmen und Mantelgesellschaften (Shell Companies), das sind leere Unternehmenshüllen ohne operative Tätigkeit, lassen ihre Aktien oftmals für den Pink Sheet-Handel registrieren.   

Unterschied zwischen Pink Sheets und Penny Stocks

Es gibt einige Überschneidungen zwischen Pink Sheets und Penny Stocks. Viele Penny Stocks (darunter werden in den USA Aktien bezeichnet, die für 5 USD oder weniger gehandelt werden) sind Pink-Sheet-Aktien, aber nicht alle. Allerdings umfassen Pink-Sheets auch höherpreisige Aktien, die nicht die regulatorischen Anforderungen für den Handel an einer Börse erfüllen können oder wollen. Der Hauptunterschied besteht jedoch darin, dass sich die Bezeichnung Pinksheets einzig und allein auf den Handelsplatz bezieht. Der Begriff Penny Stock hingegen bezieht sich rein auf den Aktienkurs eines Unternehmens. Während die meisten Penny Stocks als hochspekulativ gelten, sind längst nicht alle Pink-Sheet-Aktien hochriskant. Viele Unternehmen, die außerbörslich gehandelt werden, sind finanziell solide, das gilt insbesondere für ausländische Großkonzerne mit Pink-Sheet Zweitlisting. Da es für den Pink Sheets Handel keine nennenswerten aufsichtsrechtlichen Anforderungen gibt, hat sich der Markt jedoch auch zu einem Auffangbecken für Penny Stocks und Pleiteaktien entwickelt. Das Fehlen von Berichtsstandards macht die Investition in die meisten Pink-Sheet-Aktien zu einem sehr riskanten Unterfangen. Mehr zu Pennystocks lesen Sie in unserem Artikel: Pennystocks: Das sollte man wissen

Gibt es auch einen Unterschied zwischen Pink Sheets und OTC?

Aktien, die außerbörslich gehandelt werden, werden im Allgemeinen als “Pink Sheets” bezeichnet. Dieser Begriff hat jedoch eine spezifischere Bedeutung. Alle Pink Sheets werden außerbörslich gehandelt, aber nicht alle außerbörslich gehandelten Aktien sind Pink Sheets. So hat die Betreibergesellschaft OTC Markets Group neben dem Hauptsegment OTC Pink zwei weitere Segmente, OTCQB und OTCQX etabliert und für diese beiden Plattformen deutlich höhere Anforderungen an Berichterstattung und Transparenz festgelegt. Eine mittlerweile weniger genutzte Plattform ist das Over the Counter Bulletin Board (OTCBB), das eine vollständige Berichterstattung gemäß der US-Finanzbehörde FINRA erfordert. Mehr zum OTC-Handel finden Sie hier in unserem Artikel: OTC Handel

Lohnt es sich, in Pink Sheets zu investieren?

Gibt es seriöse Pink Sheets? Ja. Einige Unternehmen sind einfach nicht groß genug oder finden einen Börsengang an der NASDAQ oder NYSE zu umständlich oder zu teuer. Aber mit der Ausnahme der Zweitlistings großer ausländischer Konzerne, für die meist umfangreiche Finanzinformationen verfügbar sind, sollten Investitionen in Unternehmen ohne ordentliche Finanzberichterstattung unbedingt vermieden werden. Sofern eine Aktiengesellschaft also regelmäßig ihre Bücher öffnet und auch sonst ausreichend Transparenz an den Tag legt, kann eine Aktie durchaus für ein Investment in Frage kommen. Anleger, die sich in diesem Marktsegment umsehen, sollten allerdings schon auf etliche Jahre Börsenerfahrung zurückblicken.

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Wendelin Probst

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