DAX Prognose DAX: Warum mich das alles ein wenig an 2015 erinnert

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

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Die EZB senkte erneut die Leitzinssätze, der DAX erreichte ein neues Verlaufshoch, es wirkt, als könne nichts den Weg an und über die 20.000 Punkte-Marke zustellen. Aber gerade dann, wenn alles nach eitel Sonnenschein aussieht, sollte man besonders auf der Hut sein.

Charttechnisch passt beim DAX weiterhin alles. Dieser Aufwärtsschwenk im August, an der oberen Begrenzung des übergeordneten, 2009 etablierten Aufwärtstrendkanals: perfekt.

DAX Index: Monatschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monatschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und dass der deutsche Leitindex gerade erst genau auf Höhe der Zwischenhochs von Mai bis September als nächstliegende, wichtige Supportlinien nach oben drehte: tadellos. Gut, markttechnisch überkauft ist er schon, auf Wochen- wie auf Monatsbasis. Aber der jüngste, kleine Rücksetzer hat die Markttechnik auf Tagesbasis ein wenig bereinigt, da wäre also noch Luft. Luft bis zur 20.000er-Marke und, wenn wir schon mal da sind, auch darüber hinaus.

DAX Index: Tageschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Tageschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Allerdings kann man nicht ewig über Wasser laufen. Ein paar handfeste Begründungen dafür, dass der DAX auf den aktuellen Rekordlevel gehört und weiter steigen sollte, wären da schon nicht verkehrt, immerhin trägt das Momentum einer Rallye alleine nicht auf Dauer. Und da wird es durchaus ein bisschen eng.

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Bullische Trader könnten die starken Reaktionen auf die Bilanzdaten von Merck und Sartorius als Argument anführen, indem sie erklären: Wenn schon Ergebnisse, die nur wie erwartet ausfallen, derartige Kurssprünge auslösen, ist die Erwartungshaltung des Marktes offenbar gering … das bietet also Luft nach oben. So ist es aber gar nicht. Die Erwartungshaltung in den Aktien, die zu den Losern des bisherigen Jahres gehören, ist in der Tat gering. Aber bei den Dauerläufern des DAX, den Aktien also, die für dessen Rekordfahrt verantwortlich sind, ist sie gewaltig … und eingepreist. Deswegen steht der DAX ja auch, wo er steht. Wären die Erwartungen an die Unternehmensgewinne niedrig, wäre er nicht auf Rekordjagd.

Aber die Zinsen! Ja, die Zinsen. Das erinnert mich aktuell sehr an die Zeit zwischen Oktober 2014 und März 2015. Die Eurokrise hatte man mit niedrigen Zinsen und billigem Geld irgendwie überpinseln können, aber ein taugliches, organisches Wachstum brachte die Eurozone einfach nicht zuwege. Da begann die EZB anzudeuten, dass man die Sache durch vermehrtes Kaufen von Eurozone-Staatsanleihen zum Ziel des Drückens der Refinanzierungskosten anschieben könnte … was man dann Anfang 2015 umsetzte. Die Anleger dachten ernsthaft, dass das Wunder bewirken würde, obwohl die Logik dagegen sprach. Der Effekt: Sechs Monate lang stieg der DAX wie auf Schienen … und kaum hatte die EZB gehandelt, wurde klar, dass der Booster-Effekt nicht kommen würde. Der DAX drehte ab und fiel. Ein Jahr später war von dieser EZB-induzierten Hausse so gut wie nichts mehr übrig.

Dinge wiederholen sich, wenn zu viele zu schnell vergessen, womit sie zuvor schon auf der Nase landeten. Oder aber denken, dass etwas, das einmal nicht funktioniert, nur ein weiteres Mal probiert werden muss, dann wird es schon klappen.

Der Gedanke, dass erste Leitzinssenkungen Deutschland aus dem Wachstumsloch holen könnten, ist ebenso schwach unterfüttert wie der, dass die Konsumenten in China jetzt als Reaktion auf einen Korb wenig strukturiert wirkender Maßnahmen die Läden stürmen werden. Beginnen die Zinsen zu sinken, werden immer mehr Unternehmen und Verbraucher auf noch niedrigere Zinsen warten, weil sie, gerade weil der Prozess jetzt begonnen hat, damit rechnen können, dass Kredite in Kürze noch billiger werden. Dadurch bremsen diese ersten Schritte das Wachstum erst einmal. Erst, wenn die EZB andeutet, dass jetzt ein Boden beim Zins erreicht wäre, kommt Schwung in die Sache. Falls, und das gilt auch für China, genug Unternehmen und Konsumenten das nötige Vertrauen in Lage und Perspektiven haben, um eine Fremdfinanzierung zu riskieren.

Da sind viele „Wenns“ im Spiel, heute wie damals, 2015. Genug, um diese Supportzone 18.780/19.000 im Auge zu behalten, denn neues Hoch hin oder her, außer Reichweite ist dieser so wichtige Unterstützungsbereich beileibe noch nicht!

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Vorherige Analysen des DAX Index

Am Dienstagmorgen lag der DAX bis zu 1,2 Prozent hinten, doch dann wurde zugelangt. Zum Handelsende hatte sich der Verlust auf 0,2 Prozent verringert. Ist das der Beweis, dass die Bullen hier weiterhin imstande sind, nichts anbrennen zu lassen?

Alleine die Fragestellung dürfte bei meistens bis permanent bullischen Tradern Stirnrunzeln auslösen. Natürlich ist das der Beweis, würde man da wohl sagen. Aber dass sich ein größeres Minus am Ende in ein kleines verwandelt, ist nicht immer darauf zurückzuführen, dass die Akteure, die die Tendenz wieder nach oben drehen, davon überzeugt sind, dass man damit den Grundstock für große Kursgewinne legt. Bisweilen geht es vielmehr um eine „offensive Defensive“, d. h. Trader versuchen, eine negative Entwicklung abzuwenden. In diesem Fall würde es da um eine charttechnische Schlüsselunterstützung gehen, wie der Chart auf Tagesbasis zeigt:

DAX: Tages-Chart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der deutsche Leitindex war am Tagestief in die wichtige Supportzone 18.543 bis 18.991 Punkte gerutscht, zugleich wurde dadurch die steile August-Aufwärtstrendlinie gebrochen. Hätte der DAX in dieser Zone geschlossen, wäre das Risiko, dass er nach unten aus diesem Bereich herausfällt, greifbar gewesen, vor allem aus einem Grund:

Expertenmeinung: Das anfängliche Minus hatte ja durchaus einen handfesten Anlass. Nämlich den Umstand, dass die erst gestern Früh an dieser Stelle thematisierte „Fahnenstange“ des Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) mit einem dicken Minus von zehn Prozent (!) gebrochen war. Und das, weil die Börsen Festland-Chinas nach einer durch den Nationalfeiertag begründeten Handelspause wieder in den Handel starteten und die Kursgewinne dort weit unter dem lagen, was sich die Käufer im HSCEI in den Tagen zuvor ausgemalt hatten. Und das ist für Deutschland kein „Problem anderer Leute“, denn:

Diese weit weniger als gedacht euphorische Reaktion chinesischer Investoren zeigt, dass man sich dort vor Ort seitens derer, die auf die zahlreichen Stimuli anspringen sollen, weniger davon verspricht als sich das die internationalen Käufer vorgestellt haben, die während der chinesischen Feiertagsphase wie wild im HSCEI einstiegen. Eben diese Stimuli zogen aber auch viele deutsche Aktien aus dem DAX höher, weil man darauf wettete, dass das Wachstum in China jetzt durchstarten werde und die Zeit der Auftragsflaute für Branchen wie Chemie, Autobauer oder Medizintechnik damit vorbei sei.

Jetzt entsteht der Eindruck, dass man zu weit vorgeprescht ist. Das übte den Druck am Morgen aus. Und nur, weil der DAX das Gros der Verluste aufholte, ist dieser Eindruck ja nicht weg. Hilfreich war, dass man die China-Problematik an der Wall Street komplett ignorierte und bei S&P 500 und Dow Jones weiter an neuen Rekorden „arbeitete“. Aber es bleibt die Feststellung, dass der Großteil der gestrigen „Aufhol-Käufe“ vermutlich nur die charttechnische Schlüsselzone halten sollte, der Grund, warum der DAX sie testete, aber fortbesteht. Jetzt gilt:

Dass die Verteidigung der Zone gelang, ist zwar hilfreich. Aber es müssen jetzt umgehend glaubwürdige Anschlusskäufe her, um das Thema China in den Hintergrund zu drängen, denn erst, wenn der DAX zwei-, dreihundert Punkte Abstand zu dieser Zone 18.543/18.991 Punkte hat, wäre das Risiko geringer, dass diese „offensive Defensive“ scheitert, weil die Verkäufer zurückkommen. Denn die hätten ja weiter taugliche Argumente um zu konstatieren, dass die Luft des Index nach oben dünn genug ist, um nicht noch auf die letzten paar Prozentpunkte zum Preis des Risikos zu setzen, in einen harschen Abriss zu geraten, wie man ihn jetzt beim Hang Seng China Enterprises Index erlebt hat.

DAX: Monats-Chart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der April startete mit Verlusten und die mündeten in einer Korrektur. Im August und September sahen wir das dann erneut. Ist der verkorkste Start des DAX in den Oktober also ein schlechtes Omen für die Bullen? Oder ist es nur ein kurzes Durchatmen vor dem nächsten Rallye-Schub?

Wenn sich ein Szenario in relativ kurzer Zeit mehrfach gezeigt hat, setzen viele darauf, dass es sich wiederholt, wenn dazu die ersten Ansätze zu sehen sind. Im Fall des DAX dürfte vielen aufgefallen sein, dass die oben genannten drei Monate fast wie Kopien daherkommen: Die ersten Tage schwach = anstehende Korrektur. Dadurch kann dieser schwache 1. Oktober zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, nur:

Je mehr Akteure darauf setzen, desto heftiger geht es in die Gegenrichtung, wenn noch mehr und vor allem große Akteure im Fall weiterer Verkäufe gezielt dagegenhalten, den Spieß umdrehen und so all diejenigen, die dachten, es würde laufen wie im April, August und September, dazu zwingen, ihre verkauften Positionen in fliegender Hast zurückzukaufen. Wenn die einen wissen, was die anderen zu wissen glauben und daher das Gegenteil tun … dann könnte es dadurch dazu kommen, dass der DAX sogar gerade wegen dieser Ähnlichkeit zu den Monaten mit anfänglicher Abwärtstendenz schnell nach oben ausbricht. Könnte. Es muss nicht so laufen. Das hängt schlicht davon ab, wie stark die beiden Lager sind, will heißen:

Expertenmeinung: Es hängt davon ab, ob genug Kapital auf der Seite der Bullen steht, die entweder einfach dem durch diesen Rücksetzer des Dienstags noch lange nicht im Feuer stehenden Aufwärtstrend folgen und/oder fest an die Zauber-Wirkung von Leitzinssenkungen auf die Unternehmensgewinne glauben. Oder ob diejenigen, die sich die ungewöhnlich hohe Zahl an Gewinnwarnungen ansehen (die jetzt wie befürchtet auch die großen Unternehmen erfasst) und die Verunsicherung unter den Verbrauchern erkennen und deswegen entweder auf diesen Rekordlevels den Gewinn mitnehmen oder sogar Short gehen würden, den größeren Anteil am aktiven Kapital ausmachen. Weiß man das?

DAX: Tages-Chart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das weiß man nicht. Aber gerade das ist ja der Grund, warum das Unerwartete an der Börse sein Zuhause hat. Rational gesehen sind die Argumente, jetzt lieber erst einmal ein wenig Geld vom Tisch zu nehmen, weitaus stärker. Aber viele agieren eben nicht auf Basis der Logik, sondern entweder konsequent entlang des Trends oder emotional. Daher wird sich die Antwort auf die Frage, ob der DAX in den kommenden Wochen an und über die „magische“ 20.000 läuft oder aber eine scharfe Korrektur aufs Parkett legt, aus den Bewegungen selbst heraus entwickeln. Die beeinflussten die Sichtweise und das Tun der Marktteilnehmer weit mehr als ein „müsste eigentlich“.

Einerseits unbefriedigend, denn natürlich würde man gerne die Chancen für Long oder Short klar abschätzen können. Andererseits von Vorteil, denn daraus lässt sich ableiten, dass am Ende, trotz Geopolitik, Unternehmensmeldungen, Zinssenkungsphantasie etc. die entscheidenden Ankerpunkte im Chart entscheidend werden. Denn auf die schauen dann eben, unabhängig von ihren unterschwelligen Marktmeinungen, alle. Konkret hieße das:

Erst, wenn der DAX die aktuell entscheidende Supportzone 18.780 zu 19.045 Punkte durchschlagen hätte, würde das Verkäufer und Bären so richtig in Marsch setzen. Solange das nicht passiert, könnten die Bullen mit einem Ausbruch über das bisherige Verlaufshoch bei 19.492 Punkten Zeichen setzen, die die potenziellen Verkäufer zum Stillhalten, eventuell sogar zu weiteren Käufen bringen würden.

Dass ein Erreichen der runden 20.000 dann erneut den Blick über die Schulter auslösen würde, beispielsweise auf die durch die jüngsten Gewinnwarnungen deutlich zu hoch gestiegene Bewertung, ist zwar zu erwarten. Aber das wären eben Themen, um das sich die meisten Akteure erst kümmern werden, sollte diese Linie erreicht bzw. überboten werden.

DAX: Wochen-Chart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der DAX markierte am Donnerstag ein neues Rekordhoch, im Schlepptau neuer Bestmarken bei Dow Jones und S&P 500. Der Euro Stoxx 50 indes nicht. Und auch andere Aspekte mahnen zur Vorsicht, noch könnte es eine Bullenfalle sein. Ab wann wäre diese Kuh vom Eis?

Im Mai war der DAX nahe dran an der runden Marke von 19.000 Punkten, kam aber nicht heran. Im August war er noch näher dran, drehte aber ab. Da fragen viele nicht nach warum und wieso, wenn es dann endlich doch noch gelingt, sondern richten den Blick auf den nächsten Gipfel, der sich vor ihrem inneren Auge aufbaut: 20.000, das wäre doch was. Und eigentlich sind das ja auch nur noch ein paar Prozent.

DAX: Tages-Chart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dass man gerade erst Anfang August fürchten musste, dass selbst 18.000 und gar 17.000 vom Tisch sind und sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmensgewinne seither nicht verbessert, sondern durch die immer kniffliger werdende Lage der Automobilindustrie sogar verschärft hat, ist kein Thema für einen Index in Partylaune. Wie auch alle anderen Aspekte nicht, die eigentlich zu größter Vorsicht anhalten müssten.

Dass der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 gestern zwar auch satt zulegte, aber trotzdem seit Anfang April ein unter dem vorherigen liegendes Zwischenhoch nach dem anderen ausbildet – wenn kümmert’s? Dass die politische Lage in Frankreich, die den Euro Stoxx 50 bremst, nur wegen der dortigen Neuwahlen auffallend unklarer ist als hierzulande. Die Politik aber hierzulande eher noch mehr zum Klotz am Bein des Wachstums wird – kein Thema an einem Tag mit DAX-Rekorden.

Dass man gerade Leitzinssenkungen feiert, die mit der deutschen Wirtschaft wenig zu tun haben. Dass weder der Euro/US-Dollar-Kurs noch der US-Anleihemarkt eine vergleichbar bullische Reaktion zeigen und dieser Sprung auf neue Hochs wohl kaum zufällig ausgerechnet am Tag vor der großen Abrechnung an der Terminbörse gelingt – davon lassen sich gestandene Bullen die Laune nicht vermiesen. Aber das muss man ja auch nicht.  

Expertenmeinung: Es reicht, diese Risiken zu sehen und deswegen den Gedanken zuzulassen, dass dieser Ausbruch nicht nachhaltig sein, sondern durch nach dieser die Kurse ziehenden Terminmarkt-Abrechnung einsetzende Gewinnmitnahmen als Bullenfalle enden könnte. Zumal wir aktuell ja noch nicht signifikant über das vorherige Zwischenhoch gelaufen sind, das am 3. September bei 18.990,78 Punkten markiert wurde. Aber!

Ein Risiko zu erkennen ist immer gut, das als Garant für ein Abdrehen nach unten zu interpretieren, immer schlecht. Alleine die Tatsache, dass der DAX trotz all dieser dagegen sprechenden Argumente trotzdem auf neue Hochs lief, zeigt ja: Die Gefahren mögen da sein. Aber solange genug Käufer da sind, die sie ignorieren und genug derjenigen, die sehr wohl wissen, wie dünn das Eis ist, von Verkäufen Abstand nehmen, kann die Reise weitergehen. Aber was müsste gelingen, um die Möglichkeit einer Bullenfalle vom Tisch zu bekommen?

Der DAX müsste zumindest die unmittelbare Reichweite des vorherigen Hochs bei 18.991 Punkten um mehr als die Distanz eines etwas dynamischeren Handelstages unter sich lassen, dafür könnte man aktuell etwa 300 Punkte ansetzen. Darüber hinaus sollte er sich mindestens vier, fünf Handelstage über diesem vorherigen Hoch halten.

Und richtig ideal für die Bullen wäre, wenn der Index ein Pullback an den Ausbruchslevel vollzieht, sprich erst noch weiter anzieht, dann in den Bereich um 19.000 zurücksetzt und dort dann auf neue Käufe trifft, die ihn dynamisch wieder nach oben drehen. Das alles kann gelingen. Aber es einfach als sicher vorauszusetzen, das dürfte in diesem Umfeld keine gute Idee sein.

DAX: Monats-Chart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Im Vorfeld der EZB-Entscheidung notiert der DAX ziemlich genau in der Mitte einer seit Mai bestehenden Handelsspanne. Da wird nicht viel anbrennen, Trendentscheidungen sind nicht drin, oder? Vielleicht nicht heute. Aber diese „Startaufstellung“ verspricht allerhand Volatilität.

Wenn es das Chartbild hergibt, ziehen sich große Adressen unter den kurzfristigen Tradern vor einem wichtigen Ereignis gern in Bereiche zurück, von denen aus schnell charttechnische Signale generiert werden können. Die 200-Tage-Linie oder Auf- und Abwärtstrendlinien sind da beliebte Punkte, denn so könnte man bei einem starken Impuls darauf bauen, dass ein dadurch entstehendes Chartsignal umgehend durch andere, auf dieses Signal aufspringende Akteure intensiviert und stabilisiert wird. Aber diesmal war das eben nicht möglich.

DAX: Tages-Chart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Nachdem der Ausbruchsversuch des DAX nach oben Anfang des Monats durch ein „bearish engulfing pattern“ zur Bullenfalle wurde und Anschlussverkäufe den Index zu weit unter die Widerstandszone 18.780/18.893 Punkte gedrückt hatten, war die Oberseite als Ausgangspunkt für den „EZB-Tag“ nicht mehr erreichbar. Im Gegenzug war die Supportzone 17.876/17.951 Punkte mit der knapp darunter laufenden 200-Tage-Linie (17.811 Punkte) auch zu weit weg. Es blieb die Mitte der Range als „Startaufstellung“. Das wirkt, als wäre da in beide Richtungen allerhand Luft, bevor der DAX wirklich ein neues, relevantes Signal generieren würde und ja, das ist auch so. Aber:

Expertenmeinung: Diese Ausgangssituation bietet die Chance, das obere oder untere Ende der Range schnell zu erreichen und daraus dann eine neue Trading-Vorlage zu generieren. D.h. entweder den Ausbruch aus der Spanne oder aber ein dynamischer Schwenk in Richtung des anderen Endes der Handelsspanne. Rasant rauf und dann der Schwenk nach unten und ebenso rasant wieder runter … oder das Ganze umgekehrt … was soll das bringen? Warum könnten große Trading-Adressen das im Hinterkopf haben?

Erstens, weil die EZB-Sitzung so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass ab heute Nachmittag besonders viele Trader aktiv werden, das bietet die Chance für starke Impulse. Zweitens, weil nächste Woche die US-Notenbank dran ist, so dass man darauf setzen kann, dass die Volatilität vorerst hoch bleibt. Und drittens, weil danach, am Freitag nächster Woche, die große Abrechnung der Futures und Optionen mit September-Laufzeit an den Terminmärkten ansteht. Da im Vorfeld starke Impulse in beide Richtungen loszutreten, das bietet denen, die sie „anschieben“, grandiose Chancen auf große und schnelle Gewinne am Terminmarkt.

Da könnte also heute eine hochvolatile Phase aus dieser so harmlos wirkenden Ausgangslage entstehen. Und Vorsicht, die Bewegungen müssen in einer solchen Konstellation keineswegs logisch sein. D.h. es muss keineswegs massiv abwärts gehen, wenn die EZB zwar den Leitzins um einen Viertelpunkt senkt, aber keine Hinweise auf kurzfristige, weitere Zinsschritte gibt. Es muss auch nicht massiv nach oben gehen, wenn sie es täte. Hier geht es um schnelle Trades mit hohem Volumen, sprich hier wird dann mehr gezockt und weniger investiert, daher: Entweder, man „kann“ Tempo beim Trading – oder man sieht zu, sich von einer solchen, ab heute wahrscheinlicher werdenden hochvolatilen Phase nicht auf dünnes Eis locken zu lassen.

DAX: Monats-Chart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Es war nicht so geplant, ist aber so gekommen: Der September beginnt wie der August: mit Abgabedruck. Und man könnte vermuten, dass mancher bullische Trader ahnt, dass ein Rebound wie im August nicht zweimal nacheinander gelingt. Also gilt: Wehret den Anfängen!

Vielleicht ist das ja bloß ein Sturm im Wasserglas, vielleicht kommen die Käufer ja umgehend zurück und heben den DAX über die gestern nur haarscharf verfehlte, runde Marke von 19.000 Punkten, wenn es nur noch ein wenig „billiger“ wird im DAX?

Ja, denkbar wäre das grundsätzlich natürlich schon. Aber sich blind darauf zu verlassen, dass sich das Szenario im August nicht wiederholt und wenn es doch käme, dass der DAX dann erneut wie eine Rakete an und über die alten Hochs läuft, wäre höchst verwegen. Alleine, weil der Ablauf dieser ersten zwei Handelstage im September nicht gerade Gutes verheißt.

Schon am Montag hatte der deutsche Leitindex ja Druck gesehen. Den konnten die Akteure noch „wegkaufen“, am Ende standen ein Plus, ein neuer Schlusskurs-Rekord und dann ein Start in den Dienstag auf neuen Hochs. Doch dann kamen die Abgaben erneut … und diesmal gelang es nicht mehr, sie aufzufangen, nicht zuletzt, weil auch die US-Indizes nach dem Feiertag am Montag miserabel in den statistisch schwächsten Börsenmonat starteten.

DAX: Tages-Chart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dadurch entstand im DAX ein „bearish engulfing pattern“, eine potenziell bärische Formation im Candlestick-Chart, bei der eine lange rote Kerze den Kerzenkörper des Vortages komplett einhüllt. Am Ende einer längeren Aufwärtsbewegung indiziert das, dass den Käufern die Puste ausgegangen ist und sie nicht mehr imstande sind, Gewinnmitnahmen aufzufangen. Zwar würde diese Formation erst dann ein faktisch bärisches Signal werden, wenn ihr am nächsten oder spätestens übernächsten Tag weitere Kursverluste folgen. Aber die Bullen müssten sich, nicht zuletzt mit Blick auf die wankende Wall Street, ranhalten, um das zu verhindern.

Expertenmeinung: Ein Problem für die Käuferseite kann dabei sein, dass zuletzt zwar der Dow Jones neue Rekordhochs erreichte, der S&P 500 aber jetzt knapp darunter abdrehte und das Zugpferd bis Anfang August, der Nasdaq 100, noch deutlich unter seinem bisherigen Hoch erneut wankt.

Ein weiteres Problem ist, dass MDAX und TecDAX nicht mitziehen, beide sind noch meilenweit von ihren Rekordlevels entfernt, was andeutet, dass die Lage insgesamt für den deutschen Aktienmarkt nicht so rosig ist, wie die Rekordjagd des DAX das suggeriert.

Und vor allem zeigen Meldungen wie die am Montag seitens des VW-Konzerns, dass die deutsche Wirtschaft Probleme hat. Probleme, die durch ein paar 0,25 Prozent-Zinssenkungen der EZB in keiner Weise aus der Welt zu schaffen wären. Solange der Trend stark bleibt, bremst das bullische Akteure selten aus, vor allem natürlich diejenigen nicht, die ausschließlich auf charttechnischer Ebene agieren und dem Trend folgen, bis er bricht. Doch das gilt für beide Richtungen, d.h. sollte der DAX erste, wichtige Supportlinien brechen, werden all diese „technischen Trader“ schnell auf die Short-Seite wechseln. Welche Linien sollte man da im Auge behalten?

Falls der DAX deutlicher unter die jetzt noch einigermaßen gehaltenen Zwischenhochs vom Juni und Juli um 18.780 Punkte rutschen sollte, wäre die 20-Tage-Linie bei 18.345 Zählern die nächstgelegene, wenngleich nicht zwingend robuste Unterstützung. Das ist der Nachteil der wilden Kaufwelle im August: Da es keine nennenswerten Rücksetzer gab, sind auch keine neuen, nahe liegenden Auffanglinien entstanden.

Darunter läge erst im Bereich 17.876/17.951 Punkte die nächste Unterstützungszone, die ihren Namen verdienen würde. Es folgen die 200-Tage-Linie bei 17.738 und darunter dann als „letzter Halt“ vor der Supportzone um 17.000 das April-Tief bei 17.627 Punkten. All das ist noch weit weg, zudem geht es jetzt erst einmal nur um einen einzige, schwachen Tag zur Unzeit. Aber wenn man die vorstehenden „Haken“ der Rallye zusammen betrachtet, wird schon klar, dass das bullische Lager dieses „bearish engulfing pattern“ besser nicht unterschätzt.

DAX: Wochen-Chart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS