DAX Prognose DAX: Achtung, Island-Reversal!

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

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Vom bullischen Lager konnte man zuletzt lesen, dass man damit rechnen könne, dass der DAX das Gap Up, das am 18.5. beim Ausbruch über die 16.000 entstand, schließen und dann wieder durchstarten werde. Doch statt einem Gap Close setzte es jetzt ein Island Reversal.

Dass der DAX an einem Feiertag nach oben ausbrach, der den Vorteil hatte, dass die Bullen aufgrund der feiertagsbedingt geringeren Umsätze weniger Widerstand zu erwarten hatten, war durchaus clever. Aber es war auch durchschaubar. Dass der deutsche Leitindex dann ganz und gar nicht zufällig genau am Tag der Abrechnung der Index-Optionen am Terminmarkt ein neues Rekordhoch markierte, ebenso. Und genau diese Durchschaubarkeit in Verbindung mit Rahmenbedingungen, die eine tragfähige Hausse in neue Höhen keineswegs unterstützte, war die Achillesferse derer, die diesen bullischen Überraschungscoup generiert hatten.

Es wird immer deutlicher, dass die Argumente des Bullen-Lagers nicht tragfähig sind. Weder ist die Inflation unter Kontrolle noch die Leitzinsen oben. Weder ist die Rezessionsgefahr gebannt, noch werden die Verbraucher wieder ausgabefreudig. Und auf einer Leiter ohne Sprossen tut man gut daran, abzuspringen, bevor es dafür zu spät ist. Die Folge:

Dieses neue Hoch wurde für Gewinnmitnahmen genutzt. Zugleich wartete man nach der Terminbörsen-Abrechnung vergeblich auf Anschlusskäufe, die man durch diesen Ausbruch eigentlich provozieren wollte. Der DAX schloss bereits am Freitag unter dem alten Verlaufshoch von Ende 2021 bei 16.290 Punkten und bröckelte dann leicht ab … um dann am Mittwoch relativ deutlich wegzubrechen. Dabei wäre ein Minus von 1,92 Prozent für sich genommen kein Drama. Das wirkt nur deswegen so gewaltig, weil der Index vorher wochenlang kaum Bewegung gezeigt hatte. Das Problem ist, was dieses Minus auf charttechnischer Ebene ausgelöst hat.

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Dass der DAX die alte Höchstmarke von 16.290 Punkten nur intraday am Terminmarkt-Abrechnungstag und mit 16.332 Punkten nur geringfügig überboten hat, macht aus diesem Ausbruchsversuch ohnehin schon einen „False Breakout“. Aber der Mittwoch stellte dann noch einen weiteren Schlag ins Kontor der Bullen dar, denn statt auf der zuvor wochenlang als „Deckel“ fungierenden 16.000er-Marke aufzusetzen, eröffnete der Index bereits dort und fiel sofort weiter. Damit haben wir nach dem „Gap Up“ (Aufwärts-Kurslücke) der Vorwoche jetzt ein „Gap Down“, eine Abwärts-Kurslücke. Damit stehen die vier vorangegangenen Handelstage isoliert im Raum, daraus wird ein sogenanntes „Island Reversal“.

DAX Index: Tages-Chart vom 24.05.2023, Kurs: 15.842,13 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
DAX Index: Tages-Chart vom 24.05.2023, Kurs: 15.842,13 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das ist ein markant bärisches Signal, vor allem, weil es einen „False Breakout“ beinhaltet und zugleich markttechnische Indikatoren wie der RSI auf Tages- ebenso wie auf Wochenbasis nahe oder in der überkauften Zone rangierten. So etwas kann wie ein nasses Handtuch ins Gesicht derer wirken, die die Risiken in Sachen Inflation, Zinsen und Wachstum tadellos ignorieren konnten, solange der DAX weiter anzog. Dabei kann zwar der Fort- und Ausgang des US-Schuldentheaters kurzfristig eine Rolle spielen, aber davon abgesehen, dass nicht absehbar ist, wann dieses Spektakel endgültig vom Tisch ist, sind die vorgenannten Risiken für den DAX nicht nur von größerer Bedeutung, sondern auch nachhaltiger.

Das nächste Kursziel wäre nach den kräftigen Abschlägen des Mittwochs schon fast erreicht: Der Bereich zwischen grob 15.650 und 15.700 Punkten, der zu Jahresbeginn zunächst als Widerstand und im April und Anfang Mai dann als Unterstützung fungierte. Mittelfristig kritisch würde es erst, wenn der DAX auch diesen Support reißt und dadurch dann Spielraum in die Region um 15.000 Punkte aufgetan würde. Aber schon jetzt sind die Bullen massiv angezählt. Ob sie wieder auf die Füße kommen oder ausgeknockt am Boden bleiben, dürfte sich in den nächsten Handelstagen bereits herausstellen.

DAX Index: Wochen-Chart vom 24.05.2023, Kurs: 15.842,13 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Wochen-Chart vom 24.05.2023, Kurs: 15.842,13 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des DAX Index

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Der DAX startete sofort mit Beginn des gestrigen, umsatzarmen Feiertagshandels durch und erreichte kurz nach 10 Uhr bereits 16.230 Punkte. Das Bären-Lager wurde komplett überrannt. Aber heißt es nicht, dass man das Fell des Bären nicht verkaufen soll, bevor er erlegt ist?

Waidwund sind die Bären jetzt zweifellos, der Ausbruch aus der wochenlangen Handelsspanne reichte weit am gestrigen Donnerstag. Weit genug, um viele Stop Loss-Orders auf der Short-Seite auszulösen und dadurch für eine Menge blauer Augen zu sorgen. Aber „erlegt“ wären die Short-Seller letzten Endes erst, wenn der DAX nicht nur wirklich nach oben ausbricht, sprich klar über das alte Verlaufshoch bei 16.290 Punkten läuft und schließt, sondern sich dann auch auf dem neuen Rekordlevel hält. Was alles andere als sicher ist, denn solche Aktionen wie die gestrige sind für alle Seiten durchschaubar … und genau deswegen fragil. Denn was wir da erlebt haben, ist ein uralter Trick, den erfahrene Trader alle kennen.

Je geringer die Umsätze sind, desto mehr können große Summen bewegen, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Aus dem einfachen Grund, dass dann weniger den Weg versperrende Orders, im Fall dieser Bullen-Attacke auf der Verkaufsseite, im Weg stehen, die man wegkaufen muss, um durch einen bestimmten Widerstandsbereich hindurch zu gelangen. Deswegen bieten sich Tage wie der gestrige, der ein bundesweiter Feiertag war, die Börse aber trotzdem offen hatte, perfekt für solche Aktionen an. Und den großen Adressen, die da den Ausbruch erzwangen, spielte noch ein zweiter Faktor in die Karten:

Direkt einen Tag danach, sprich heute, findet die Abrechnung der Aktien- und Aktienindex-Optionen an der Terminbörse statt. Wer da durch diese DAX-Rallye in Schieflage geriet, war genötigt, sich abzusichern. Und wenn Short-Trades unter Wasser geraten heißt das, mit Long-Trades ein Gegengewicht zu schaffen. Das und die überrollten Stop Loss-Orders oberhalb der vorherigen Handelsspanne dienten damit als Erfüllungsgehilfen der Käufer. Das Problem ist:

Expertenmeinung: Jede große Adresse und alle erfahrenen Investoren haben sofort erkannt, was da gespielt wird. Natürlich führte das nicht dazu, dass sich diejenigen, die an der Tragfähigkeit des Ausbruchs zweifeln und daher grundsätzlich die Gelegenheit nutzen würden, um Long-Positionen abzubauen oder Short zu gehen, der Rallye entgegengestellt hätten. Denn sie mussten ja damit rechnen, dass a) zu wenige wegen des Feiertags mitziehen würden und b) der heutige Abrechnungstermin an der Terminbörse die Kurse erst einmal noch ein Stück höher ziehen würden. Das heißt: Wenn, dann kommt der Gegenangriff in der kommenden Woche. Zumal man jetzt nicht den optimalen Punkt hätte, um den Bullen wirkungsvoll ein Bein zu stellen.

DAX: Wochen-Chart vom 18.05.2023, Kurs: 16.163,36 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochen-Chart vom 18.05.2023, Kurs: 16.163,36 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Weitaus stärker wäre die Wirkung, wenn der DAX diese bisherige Bestmarke bei 16.290 überwindet, dadurch dann noch einmal Stop Loss-Orders Short ausgelöst werden, noch einmal rein technisch orientierte Daytrader auf dieses Signal hin Long gehen und viele unerfahrene Akteure einen DAX über 16.290 Zählern als ein massives Kaufsignal ansehen. Denn dann wäre wirklich jeder eingestiegen, der einsteigen wollte. Dann hätte das Bären-Lager den Vorteil, den die Bullen gestern hatten:

In Sachen Kauforders, die Verkäufen und Short-Attacken dann im Weg stünden, sähe es deutlich dünner aus als jetzt. Und wenn man sich z.B. den Gold-Chart, siehe die gestrige Analyse an dieser Stelle, ansieht, kann man sehen, wie ein abverkaufter Ausflug über ein altes Rekordhoch ausgehen kann.

Das Fell der Bären hätten die Käufer daher erst dann wirklich in Händen, wenn der DAX diese 16.290 Punkte-Marke nicht nur überwindet, sondern sich mehrere Tage darüber hält, ohne dass diese Linie nennenswert wieder unterboten wird. Und angesichts dieses so durchschaubaren Tricks, mithilfe eines Feiertags für vollendete Tatsachen zu sorgen, ist das alles andere als ausgemachte Sache. Die kommende Woche wird es weisen!

DAX: Tages-Chart vom 18.05.2023, Kurs: 16.163,36 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tages-Chart vom 18.05.2023, Kurs: 16.163,36 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
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Seit vier Wochen ist der DAX in einer Handelsspanne von kaum mehr als zwei Prozent eingeklemmt. Das wirkt, als wären die Marktteilnehmer derzeit desinteressiert. Aber gerade in von den Rahmenbedingungen her brenzligen Phasen, täuscht ein solcher Eindruck gewaltig!

Nähert sich der DAX der 16.000er-Marke, kommen Abgaben auf. Rutscht er in die Region 15.750/15.800, wird sofort gekauft. Damit bleibt er über den Hochs vom Februar und März, zugleich kommt er aber auch nicht näher an das bisherige Rekordhoch bei 16.290 Punkten vom November 2021 heran. Derweil schläft das Momentum, zu sehen im Chart auf Tagesbasis, förmlich ein und liegt in der 20-Tage-Einstellung nur noch knapp über der Nulllinie. Das verleitet dazu zu glauben, da müsse man jetzt nicht mehr allzu aufmerksam hinsehen. Aber das Gegenteil wäre ratsam, denn:

DAX Index: Tages-Chart vom 12.05.2023, Kurs: 15.913,82 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Tages-Chart vom 12.05.2023, Kurs: 15.913,82 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Seitens der Rahmenbedingungen ist und bleibt die Situation zum einen gefährlich und zum anderen nahezu unvorhersehbar. Eine Kombination aus den höchsten Leitzinsen seit Herbst 2008 und einer immer noch weit über der EZB-Zielzone liegenden Inflation ist knifflig. Vor allem, weil die kräftigen Lohnerhöhungen in vielen Branchen verhindern, dass eine deutlicher fallende Nachfrage die Preise ausreichend schnell drückt, um bald wieder mit dem „billigen Geld“ rechnen zu können, das entscheidend zu den stark gestiegenen Kursen der vergangenen drei Jahre beigetragen hat.

Hinzu kommt, dass die Argumente, den DAX in Reichweite des Rekordhochs zu halten, um jederzeit aus dem Stand für neue, bullische Fakten sorgen zu können, reichlich wacklig sind. Die der besseren wirtschaftlichen Lage im Vergleich zu den USA oder der angeblichen, dramatischen Unterbewertung des DAX in Relation zum Dow Jones sowieso. Aber die jüngsten Bilanzen zeigten, dass auch im DAX mehr Unternehmen die unschöne Kombination aus steigendem Umsatz und fallenden Gewinnen melden mussten, als es den Bullen lieb sein kann.

Und man darf davon ausgehen, dass die meisten, die da derzeit stur Long sind und jeden 100-Punkte-Rücksetzer aufkaufen, das wissen. Die Bären wissen es ohnehin.

Expertenmeinung: Daher ist diese scheinbare Lethargie nichts anderes als eine Situation, in welcher der Index zwischen dem Verteidigen großer Positionen und dem Warten auf „das“ Signal, um aktiv zu werden, eingeklemmt ist. Je länger so etwas dauert, desto nervöser werden beide Lager am Markt. Die Bullen, weil sie einfach nicht nach oben loskommen, die Bären, weil die Bullen trotzdem bislang eisern am Ball bleiben und daher nach unten schlicht nichts zu holen ist.  

Es warten also momentan alle, Bullen wie Bären gleichermaßen. Und zugleich nimmt die Kapitalexposition innerhalb dieses schmalen Kursbandes immer weiter zu. Die Bullen kaufen unten, die Bären verkaufen oben leer … und knapp außerhalb der Spanne liegen die Stop Loss-Orders, so dass jeder weiß: Wenn man aus dieser Range von grob 15.650 zu 16.000 auch nur um 50 bis 100 Punkte herauskommt, kann es durch die den Impuls verstärkenden Stop Loss-Orders der dann überrumpelten Seite schnell gehen. Aber man weiß auch:

Es gibt, weil man derzeit wegen der offenen Perspektiven keine klare Sicht auf die Rahmenbedingungen hat, keinerlei Garantie dafür, dass ein solcher Ausbruch dann auch nachhaltig würde. Gerade weil man in den letzten vier Wochen nicht gerade von Volatilität und starken Impulsen verwöhnt wurde, kann es gut sein, dass die Trader schon ein-, zweihundert Punkte außerhalb der Handelsspanne ihren Gewinn kassieren würden, dies die Bewegung abwürgt und das Ganze als Bullen- oder Bärenfalle endet. Aber weiß man, ob es wirklich so kommt?

Genau das weiß man eben nicht, deswegen halten momentan alle weiter die Füße still. Ein Ausbruch kann in solchen Situationen jederzeit kommen, auch ohne auf den ersten Blick triftigen Grund. Alleine, weil den Akteuren langsam die Nerven reißen, weil der Kesseldruck dieser wachsenden Positionen zu hoch wurde. Und er kann dann wirklich zum Befreiungsschlag aus diesem Seitwärts-Gezuckel werden … aber er muss es nicht.

Wer im DAX engagiert ist, sollte daher derzeit gezielt mit kleinem Kapitaleinsatz und moderaten Hebeln agieren und, vor allem nicht glauben, man müsse momentan nicht mehr so genau hinschauen!

DAX Index: Monats-Chart vom 12.05.2023, Kurs: 15.913,82 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monats-Chart vom 12.05.2023, Kurs: 15.913,82 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Offenlegung möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in dem besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse SHORT investiert.

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Kaum hatte der DAX erstmals seit Anfang 2022 die 16.000 Punkte-Marke touchiert, setzten Verkäufe ein. Warum? Diese Frage stellen sich jetzt alle, Stunden vor der „Fed“-Entscheidung und einen Tag vor der der EZB. Wie nervös sind die anderen? Es kommt zum Showdown!

Dass die am Freitag vorgelegte, erste Schätzung des deutschen Bruttoinlandsprodukts relativ deutlich, die des Wachstums der Eurozone zumindest leicht unter den Erwartungen lagen, ist für die Konjunkturlage unschön, für das bullische Lager am Aktienmarkt aber gar nicht mal so übel. Denn sie können einerseits darauf setzen, dass der EZB das eher nicht gefallen kann und andererseits darauf, dass die ganz großen Unternehmen wie die Blue Chips im DAX schon imstande sein werden, ihre Gewinne trotzdem zu steigern, und sei es auf Kosten von Kunden und Zulieferern. Aber …

… dass der deutsche Einzelhandel mit inflationsbereinigt -8,6 Prozent im März (zum Vorjahresmonat) doch weit deutlicher in die Knie ging als im Vorfeld erwartet, dürfte nervös machen. Dass die Vorab-Berechnung der Inflation weder für Deutschland noch für die Eurozone insgesamt eine Entwarnung lieferte, weil die Preise im Vergleich zum Vormonat immer noch viel zu stark steigen … und das schon seit Jahresbeginn … ist ebenfalls etwas, was die Vorstellung vieler, die EZB werde am Donnerstag eine lockerere Gangart avisieren, ins Wanken bringt. Die Frage ist nur: Wie viele sind denn in dieser Hinsicht „viele“?

Expertenmeinung: Haben denn wirklich sehr viele Trader auf dieses Ziel, sei es die Ankündigung einer Pause bei den Leitzinserhöhungen oder sei es sogar eine Andeutung doch noch im laufenden Jahr sinkender Zinsen, vorgekauft? Vor allem stellt sich die Frage, wie es mit der bekannten Übergewichtung der Eurozone-Indizes bei den großen US-Fonds steht. Haben die jetzt vor, auch langfristig am Ball zu bleiben, nachdem sie bereits immense Gewinne eingefahren haben, die durch den seit Oktober wieder zulegenden Euro zum US-Dollar noch intensiviert wurden? Oder sind sie womöglich jetzt, so nahe am Rekordhoch, am Ziel ihrer Aktionen und auf dem Sprung?

DAX Index: Monats-Chart vom 02.05.2023, Kurs: 15.726,94 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monats-Chart vom 02.05.2023, Kurs: 15.726,94 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und aus diesen offenen Fragen entstehen auch noch zahlreiche Folge-Fragen. Beispielsweise die, ob eine doch weiter klar restriktive EZB die großen US-Adressen nicht womöglich über einen dann (ebenfalls womöglich) weiter steigenden Euro doch dazu bewegen, investiert zu bleiben oder sogar zuzukaufen. Oder die Frage, ob kurzfristige Trader oder Hedgefonds den bisherigen Kurs nach der EZB-Entscheidung halten oder im Gegenteil massiv die Short-Karte spielen. Würde man morgen sehen, dass die Antwort auf die erste Frage „nein“ lautet und die Trader ebenfalls als Käufer ausfallen, wäre dieser Intraday-Turnaround des DAX vom gestrigen Dienstag der Anfang vom Ende der Hausse.

Aber bislang ist er noch gar nichts, nicht einmal ein schlechtes Omen. Denn diese Abgaben waren aus eben dieser zunehmenden Nervosität geboren und vermutlich eher nicht Teil einer großen Aktion, um die DAX-Hausse zu brechen. Erst, wenn am Ende dieser Woche ein Teil der Phalanx potenzieller Supportlinien, die wir im Chart auf Tagesbasis sehen, ohne größere Gegenwehr gefallen wäre, würde das Bild klarer.

DAX Index: Tages-Chart vom 02.05.2023, Kurs: 15.726,94 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Tages-Chart vom 02.05.2023, Kurs: 15.726,94 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Oder wenn, im Gegenzug, der DAX mit Schwung über die alte Bestmarke von 16.2980 Punkten hinaus geschossen ist. Das ist eben das Knifflige an solchen Situationen: Man wüsste gerne, was die anderen denken und vorhaben. Aber man wird es erst erfahren, wenn diese „anderen“ ihre Trades bereits umgesetzt haben. Die kommenden Tage könnten Weichen stellen … Showdown ist angesagt!

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Am Freitag steht die Abrechnung der Aktien- und Index-Optionen mit April-Laufzeit an. Ist das der Grund, weshalb der DAX so stur zulegt? Das und die Nähe zum bisherigen Rekordhoch, was auf Trader oft wie ein Magnet wirkt. Aber wie stabil steht der DAX denn dabei da?

Außer dem Nasdaq, der nach dem sehr schwachen Jahr 2022 einiges aufzuholen hat, liegen die US-Indizes seit Jahresanfang deutlich hinter dem DAX zurück. Wobei der mit seiner Stärke nicht alleine dasteht. Auch der MDAX hat mit etwa 11,5 Prozent deutlich mehr Gewinn vorzuweisen als Dow Jones und S&P 500, der TecDAX steht mit dem DAX nahezu gleichauf bei einer bisherigen Jahresperformance um die 14 Prozent. Das ist mehr als der Aktienmarkt an sich im langjährigen Vergleich pro Jahr zulegt. Und es ist erst kaum mehr als ein Quartal vorbei. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie solide sind die Argumente, mit denen die Bullen diese Outperformance begründen?

Da müsste man die ganz kurzfristigen und die mittelfristigen Argumente trennen. Kurzfristig haben wir übermorgen eine Abrechnung am Terminmarkt. Es ist durchaus normal, dass eine solche Abrechnung einen vorbestehenden Trend intensiviert. Zugleich notierte der DAX zum Dienstag-Schlusskurs nur noch zweieinhalb Prozent unter dem bisherigen Verlaufsrekord vom November 2021. Ein Katzensprung. Und bullische Trader werden durch solche Konstellationen in der Regel angespornt, solche Rekordmarken nicht nur zu testen, wie das im Januar 2022 vergeblich geschah, sondern zu überwinden.

Das kann angesichts der Nähe des Index zu dieser Bestmarke jederzeit gelingen, 2,5 Prozent sind in der Tat nicht viel. Dass es aber nichtsdestotrotz bislang noch nicht gelungen ist, kann sehr gut daran liegen, dass die mittelfristigen Argumente nicht besonders überzeugend sind.

Expertenmeinung: Da wäre zum einen die „Kombi-Behauptung“, dass die Inflation im Griff sei, die EZB deshalb den Leitzins womöglich nur noch im Mai einmal anhebt und noch in diesem Jahr Zinssenkungen beginnen. Die ist deswegen wacklig, weil zum einen die Kerninflation nicht sinkt, während die Gesamtrate nur auf Jahresbasis deutlich fiel, dies aber auf einem statistischen Basiseffekt beruhte. Zum anderen hat die EZB bislang nicht einmal angedeutet, dass die Zinserhöhungen kurz vor dem Ende stehen. Ganz zu schweigen natürlich von Zinssenkungen.

DAX: Moants-Chart vom 18.04.2023, Kurs: 15.886,56 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Moants-Chart vom 18.04.2023, Kurs: 15.886,56 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Zum anderen werden die Eurozone-Indizes und unter ihnen der DAX von dem Argument getrieben, sie seien im Vergleich zu den US-Indizes billig. Scheinbarer Beweis: ein deutlich niedrigeres Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV). Der Haken dabei: Das ist schon seit 20 Jahren so. Und dass es 20 Jahre lang so blieb, liegt daran, dass dieser Bewertungsunterschied auch begründet ist. Zum einen, aber nur zum Teil, darin, dass man den US-Aktien eine höhere Sicherheit zubilligt, was einen gewissen „Stabilitätsaufschlag“ ermöglicht. Zum anderen, weil die Verteilung der Branchen zu einem im Schnitt niedrigeren KGV des DAX führt.

Im DAX dominieren Auto- und Finanzwerte, die traditionell ein niedriges KGV haben. Von den 30 Dow Jones-Unternehmen aber sind 20 Prozent Aktien aus dem Technologiesektor, die traditionell ein eher hohes KGV ausweisen.

Kurz: Diese mittelfristigen Argumente taugen ziemlich wenig. Damit balanciert man hier auf einem dünnen Drahtseil. Aber kurzfristig ist das Ziel klar: Erst die runde 16.000, idealerweise übermorgen, wenn die Index-Optionen abgerechnet werden, dann das bisherige Hoch bei 16.290 Punkten. Da den Bären klar ist, wie stur man in solchen Fällen auch gegen eventuelle „bad news“ agieren kann, halten sie bislang die Füße still. Aber ob das auch so bleibt, wenn im Fall eines Ausbruchs über 16.290 Punkte auch die allerletzten auf der Long-Seite im Markt sind, ist fraglich genug, um mit Long-trades umso vorsichtiger umzugehen, je höher dieser Gipfelsturm führt. Denn oben, am Gipfel, wird die Luft bisweilen so dünn, dass man auch leicht komplett den Halt verlieren kann.

DAX: Tages-Chart vom 18.04.2023, Kurs: 15.886,56 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tages-Chart vom 18.04.2023, Kurs: 15.886,56 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
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Am Dienstag überbot der DAX das bisherige Jahres-Verlaufshoch mit 15.736,56 Punkten leicht und notierte nur noch 3,5 Prozent unter dem bisherigen Allzeithoch. Die Frage ist: Löst das Gewinnmitnahmen aus … oder motiviert das die Trader, das alte Hoch zu überwinden?

Die Antwort auf diese Frage entscheidet darüber, ob der DAX in Kürze neue Hochs erreicht oder aber gerade deswegen abdreht, weil er dem bisherigen Höchstkurs so nahe gekommen ist. Diese Antwort steckt in den Köpfen der Trader. Aber da es da um eine sehr subjektive Einschätzung der Lage und der Perspektiven geht, wäre es nicht einmal hilfreich zu wissen, ob die Bullen hier und heute eine Mehrheit hätten und diese Mehrheit nicht nur wohlwollend zusieht, sondern bereit ist, aktiv an einer Attacke an das im November 2021 bei 16.290 Punkten markierte Rekordhoch mitzuwirken. Denn wenn es um Emotionen und subjektive Einschätzungen geht, kann die Stimmung jederzeit und schnell umschlagen … in beide Richtungen.

Dass man aktuell im bullischen Lager bereits Zinssenkungen in diesem Jahr eskomptiert, obwohl weder US-Notenbank noch EZB das angedeutet hatten, es vielmehr sogar bislang ausschließen, wäre ein Argument, dieses hohe Kursniveau zu nutzen, um Gewinne mitzunehmen oder sogar Short zu gehen. Dass die Inflation außerhalb der durch statistische Basiseffekte verfälschten Jahresrate im März weiter auf dem Vormarsch ist, ebenso. Denn das wird genauso für die anstehenden US-Preisdaten gelten: Der schöne Schein wird da in Bezug auf den März trügen. Auch die Stimmung unter den Verbrauchern ist, im Gegensatz zum DAX, nicht bullisch, sondern weiterhin verhalten bis negativ. Einen Boom bei den Unternehmensgewinnen als Basis für neue DAX-Rekorde zu erwarten, wäre somit verwegen. Aber das heißt nicht, dass die Bullen keine Chance hätten, denn:

Expertenmeinung: All diese Gegenargumente existieren schon längere Zeit, der Index verharrt aber trotzdem nahe am alten Rekordhoch und hätte jetzt sogar die Chance, den im Februar entstandenen, charttechnischen Deckel weg zu sprengen. Warum sollte der Kursanstieg, der nicht wegen, sondern trotz der Rahmenbedingungen ablief, also nicht auch noch weitergehen?

Und ja, ausschließen darf man das auf keinen Fall, immerhin weiß man, dass gerade am Aktienmarkt viele Meister darin sind, negative Aspekte einfach zu ignorieren, so dass auch der Sprung des Ölpreises oder das immer näher an sein Rekordhoch laufende Gold einfach ausgeblendet werden könnten. Was die Sache aber noch kniffliger macht, ist der Teil der Marktteilnehmer, den man nicht sieht.

DAX Index: Wochen-Chart vom 04.04.2023, Kurs: 15.603,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Wochen-Chart vom 04.04.2023, Kurs: 15.603,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Gemeint sind diejenigen Akteure, die sich in den letzten Wochen und Monaten nicht gezeigt haben, sondern bislang abwarten, was sich da tut. Gibt es unter diesen bislang unsichtbaren Marktteilnehmern eine bullische oder eine bärische Mehrheit? Nur, wenn man das wüsste, könnte man die Chance einstufen, dass der DAX in Kürze an und über sein altes Allzeithoch läuft. Aber man weiß es eben nicht. Und selbst wenn: Wer heute bullisch ist, kann morgen bereits bärisch sein und umgekehrt, immerhin geht es hier um eine, siehe oben, höchst emotionale und subjektive Thematik. Also?

Also sollte man sich besser selbst einer Marktmeinung enthalten und konsequent am Chartbild orientiert agieren. Dass der aktuelle Anstieg weniger dynamisch abläuft als die Verkaufswelle im März, dass der DAX gestern das vorherige Jahres-Verlaufshoch am Ende doch nicht auf Schlusskursbasis überwand, all das deutet zwar an, dass die Bullen derzeit keinen leichten Stand haben. Aber ein starker Tag, der das gestrige, neue Verlaufshoch von 15.736 Punkten klar überwindet, kann reichen, und das „Projekt Allzeithoch“ hätte wieder gute Chancen. Wer hier Long ist, sollte trotzdem, da man damit gegen die Rahmenbedingungen und vor allem gegen die Notenbanken agieren würde, mit konsequenten Stop Loss agieren.

Ein bärisches Signal indes würde erst generiert, wenn das März-Tief bei 14.458 Punkten auf Schlusskursbasis fallen würde, oberhalb dieser Marke hätte man als Short agierender Trader einen schwierigen Stand.

Kurzfristig ist also erst einmal alles offen und damit auch für beide Lager alles drin. Aber eine solche Phase, in der die Waagschalen auf gleicher Höhe sind, mögen die Trader gar nicht, daher wäre es keine Überraschung, wenn da noch in dieser oder spätestens in der kommenden Woche wieder Bewegung in die Sache kommen würde!

DAX Index: Tages-Chart vom 04.04.2023, Kurs: 15.603,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Tages-Chart vom 04.04.2023, Kurs: 15.603,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS