Noch vor Handelsbeginn war klar: Donald Trump hat die Wahl gewonnen. In China rutschten die Aktienindizes großenteils ab, in Europa zogen sie parallel zu den US-Index-Futures an – zumindest anfangs. Am Ende stand ein Abwärts-Turnaround, der Folgen haben könnte.
Je günstiger sich das Bild im Zuge der Auszählung in den einzelnen Swing States Richtung Trump entwickelte, desto weiter legten die US-Index-Futures in der Nacht zum Mittwoch zu. Der DAX stieg in der außerbörslichen Notierung mit, alleine das dürfte viele gewundert haben, immerhin hätten Europa und Deutschland in Sachen Wirtschaft unter einer Trump-Administration nicht Gutes zu erhoffen. Was man indes auch mitten in der Nacht realisierte:
Genau um 4 Uhr in der Frühe begann die DAX-Taxierung kräftig abzurutschen, während sich die US-Futures oben hielten. In der Spitze kam der Index um 350 Punkte zurück, nur um genau 7 Uhr auf einmal doch wieder zu steigen. Es ging im regulären Handel auf im Hoch 19.564 Punkte und damit bis auf etwa 110 Zähler an den bisherigen Verlaufsrekord heran. Und dann, um genau 10 Uhr, ging der Abstieg los, der den DAX im Tief auf 19.010 Zähler drückte, bevor er sich zum Handelsende etwas über dem Tagestief fing. Was war da los?
Expertenmeinung: Dass es zu emotionalen befeuerten Impulsen und hoher Volatilität kommen würde, war zu erwarten gewesen. Allerdings fragt man sich schon, wer da wohl gekauft hatte, angesichts der mit Händen zu greifenden Eintrübung der konjunkturellen Perspektiven durch eine vermutlich kritischere Sicherheitslage, auch für Europa preistreibende wirtschaftliche Entscheidungen in den USA und die Aussicht auf erheblich höhere Zölle beim Export in die USA. Eigentlich kommt da nur eine Antwort infrage.
Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit dürften es Handelsprogramme gewesen sein, die ihre Signale an die Leitindizes in den USA gekoppelt haben. Was auch erklären würde, warum die Auf- und Abwärtsimpulse so unmittelbar zu vollen Stunden begannen. Steigen Dow, Nasdaq und S&P, könnten solche Systeme automatisch auch den Euro Stoxx 50 sowie die Leitindizes der beiden wichtigsten Eurozone-Länder, CAC40 und DAX, kaufen. Die Verkäufe hingegen dürften vor allem per Handbetrieb erfolgt sein, denn rein auf Basis des ganz kurzfristigen Trends hätten die meisten Handelsprogramme bei der Annäherung an das bisherige Rekordhoch gekauft.
Und wer wird sich durchsetzen? Das ist der Aspekt, der mit „das könnte Folgen haben“ gemeint ist. Denn jetzt haben wir eine hoch brenzlige Ausgangslage:
Viele DAX-Aktien gehören zu Branchen, die bislang schon Probleme hatten, jetzt werden sie, zumindest für die Autobauer, noch größer. Zugleich floss gestern Geld in DAX-Aktien aus Bereichen hinein, die weniger bis keine negativen Impulse durch die kommende US-Regierung sehen dürften, nur: Die sind schon länger im Aufwind und damit hoch bis zu hoch bewertet. Zugleich floss gestern viel Geld in die US-Aktienmärkte, das nötigenfalls ja irgendwo anders abgezogen werden muss, wenn die Barreserven zu klein werden, z.B. aus Europa. Und dann wäre da eben noch diese Sache mit den Handelsprogrammen, denn:
Auf der einen Seite würden Systeme, die die US-Indizes als Taktgeber für den weltweiten Markt sehen – oder z.B. auch ETFs, die in Indizes wie den MSCI World investieren und, wenn Geld der Anleger hereinkommt, alles, was da enthalten ist, kaufen müssen – den DAX stützen können. Aber Systeme, die rein chart- und markttechnisch agieren hätten, nachdem der DAX einen Intraday-Turnaround nach unten vollzogen hat und man darin sogar eine kurz vor der Vollendung stehende Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS-Formation) mit einer sehr kurz andauernden rechten Schulter sehen kann, keinen Grund, weiter Long zu gehen. Und nicht nur das:
Sie könnten sofort auf Short drehen, wenn diese SKS-Formation durch den Bruch der jetzt schon wieder im Feuer stehenden Unterstützungszone 18.780 zu 18.893 Punkte vollendet würde. Das nächste Kursziel wäre dann die 200-Tage-Linie bei derzeit 18.320 Punkten. Also, nichts wie raus aus dem DAX?
Vorsicht, die Sache ist ja noch nicht vorbei. Da kommt ja heute Abend noch die US-Notenbankentscheidung, bei der diesmal nicht nur die Zinsentscheidung, sondern auch die Aussagen des Entscheidungsgremiums FOMC von allergrößtem Interesse sein werden. Und es wäre ja noch die Hoffnung da, dass dafür wenigstens in China neue, konkrete Konjunkturmaßnahmen kommen, die das jetzt noch trübere Bild vieler DAX-Aktien schlagartig deutlich aufhellen könnten. Die Achterbahn ist also noch nicht am Ziel, daher:
Falls diese Unterstützungszone 18.780 zu 18.893 Punkte brechen sollte, sollte man zweifellos nicht mehr Long sein. Aber egal, ob Long oder Short, es bleibt dabei: Nichts ist jetzt unmöglich, daher muss man den Kapitaleinsatz und die Hebel von Derivate-Positionen unbedingt niedrig halten, um bei dieser wilden Jagd nicht aus der Kurve zu fliegen!
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