DAX Prognose DAX: Intraday-Turnaround – dieser Hieb hat gesessen

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

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Noch vor Handelsbeginn war klar: Donald Trump hat die Wahl gewonnen. In China rutschten die Aktienindizes großenteils ab, in Europa zogen sie parallel zu den US-Index-Futures an – zumindest anfangs. Am Ende stand ein Abwärts-Turnaround, der Folgen haben könnte.

Je günstiger sich das Bild im Zuge der Auszählung in den einzelnen Swing States Richtung Trump entwickelte, desto weiter legten die US-Index-Futures in der Nacht zum Mittwoch zu. Der DAX stieg in der außerbörslichen Notierung mit, alleine das dürfte viele gewundert haben, immerhin hätten Europa und Deutschland in Sachen Wirtschaft unter einer Trump-Administration nicht Gutes zu erhoffen. Was man indes auch mitten in der Nacht realisierte:

DAX: Tages-Chart vom 06.11.2024, Kurs 19.039,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 06.11.2024, Kurs 19.039,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Genau um 4 Uhr in der Frühe begann die DAX-Taxierung kräftig abzurutschen, während sich die US-Futures oben hielten. In der Spitze kam der Index um 350 Punkte zurück, nur um genau 7 Uhr auf einmal doch wieder zu steigen. Es ging im regulären Handel auf im Hoch 19.564 Punkte und damit bis auf etwa 110 Zähler an den bisherigen Verlaufsrekord heran. Und dann, um genau 10 Uhr, ging der Abstieg los, der den DAX im Tief auf 19.010 Zähler drückte, bevor er sich zum Handelsende etwas über dem Tagestief fing. Was war da los?

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Dass es zu emotionalen befeuerten Impulsen und hoher Volatilität kommen würde, war zu erwarten gewesen. Allerdings fragt man sich schon, wer da wohl gekauft hatte, angesichts der mit Händen zu greifenden Eintrübung der konjunkturellen Perspektiven durch eine vermutlich kritischere Sicherheitslage, auch für Europa preistreibende wirtschaftliche Entscheidungen in den USA und die Aussicht auf erheblich höhere Zölle beim Export in die USA. Eigentlich kommt da nur eine Antwort infrage.

Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit dürften es Handelsprogramme gewesen sein, die ihre Signale an die Leitindizes in den USA gekoppelt haben. Was auch erklären würde, warum die Auf- und Abwärtsimpulse so unmittelbar zu vollen Stunden begannen. Steigen Dow, Nasdaq und S&P, könnten solche Systeme automatisch auch den Euro Stoxx 50 sowie die Leitindizes der beiden wichtigsten Eurozone-Länder, CAC40 und DAX, kaufen. Die Verkäufe hingegen dürften vor allem per Handbetrieb erfolgt sein, denn rein auf Basis des ganz kurzfristigen Trends hätten die meisten Handelsprogramme bei der Annäherung an das bisherige Rekordhoch gekauft.

Und wer wird sich durchsetzen? Das ist der Aspekt, der mit „das könnte Folgen haben“ gemeint ist. Denn jetzt haben wir eine hoch brenzlige Ausgangslage:

Viele DAX-Aktien gehören zu Branchen, die bislang schon Probleme hatten, jetzt werden sie, zumindest für die Autobauer, noch größer. Zugleich floss gestern Geld in DAX-Aktien aus Bereichen hinein, die weniger bis keine negativen Impulse durch die kommende US-Regierung sehen dürften, nur: Die sind schon länger im Aufwind und damit hoch bis zu hoch bewertet. Zugleich floss gestern viel Geld in die US-Aktienmärkte, das nötigenfalls ja irgendwo anders abgezogen werden muss, wenn die Barreserven zu klein werden, z.B. aus Europa. Und dann wäre da eben noch diese Sache mit den Handelsprogrammen, denn:

Auf der einen Seite würden Systeme, die die US-Indizes als Taktgeber für den weltweiten Markt sehen – oder z.B. auch ETFs, die in Indizes wie den MSCI World investieren und, wenn Geld der Anleger hereinkommt, alles, was da enthalten ist, kaufen müssen – den DAX stützen können. Aber Systeme, die rein chart- und markttechnisch agieren hätten, nachdem der DAX einen Intraday-Turnaround nach unten vollzogen hat und man darin sogar eine kurz vor der Vollendung stehende Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS-Formation) mit einer sehr kurz andauernden rechten Schulter sehen kann, keinen Grund, weiter Long zu gehen. Und nicht nur das:

Sie könnten sofort auf Short drehen, wenn diese SKS-Formation durch den Bruch der jetzt schon wieder im Feuer stehenden Unterstützungszone 18.780 zu 18.893 Punkte vollendet würde. Das nächste Kursziel wäre dann die 200-Tage-Linie bei derzeit 18.320 Punkten. Also, nichts wie raus aus dem DAX?

Vorsicht, die Sache ist ja noch nicht vorbei. Da kommt ja heute Abend noch die US-Notenbankentscheidung, bei der diesmal nicht nur die Zinsentscheidung, sondern auch die Aussagen des Entscheidungsgremiums FOMC von allergrößtem Interesse sein werden. Und es wäre ja noch die Hoffnung da, dass dafür wenigstens in China neue, konkrete Konjunkturmaßnahmen kommen, die das jetzt noch trübere Bild vieler DAX-Aktien schlagartig deutlich aufhellen könnten. Die Achterbahn ist also noch nicht am Ziel, daher:

Falls diese Unterstützungszone 18.780 zu 18.893 Punkte brechen sollte, sollte man zweifellos nicht mehr Long sein. Aber egal, ob Long oder Short, es bleibt dabei: Nichts ist jetzt unmöglich, daher muss man den Kapitaleinsatz und die Hebel von Derivate-Positionen unbedingt niedrig halten, um bei dieser wilden Jagd nicht aus der Kurve zu fliegen!

DAX: Monatschart vom 06.11.2024, Kurs 19.039,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 06.11.2024, Kurs 19.039,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des DAX Index

Die steile August-Aufwärtstrendlinie ist gebrochen, ein Mini-Doppeltopp vollendet … aber darüber hinaus ist beim DAX noch nichts Entscheidendes angebrannt. Trotzdem sollte man auf der Hut sein, denn einige Aspekte deuten an, dass das bullische Lager schwächer wird.

Zwei Tage mit Abschlägen, nahe am Rekordhoch, das ist keine Abwärtswende, es ist noch nicht einmal eine Korrektur, sondern einfach nur ein Rücksetzer, den man als „Luftholen vor dem großen Sprung“ an und über 20.000 Punkte interpretieren könnte.

DAX: Tages-Chart vom 30.10.2024, Kurs 19.257,34 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 30.10.2024, Kurs 19.257,34 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und unmöglich ist das natürlich nicht, nur finden sich aktuell ein paar Faktoren, die verhindern sollten, dass man auf dieses bullische Szenario allzu viel wettet. Und dass eine ohnehin auf Dauer zu steile Aufwärtstrendlinie gebrochen wurde und ein kleines Doppeltopp entstanden ist, gehört nicht zu diesen Aspekten, das kann in der Tat in die Kategorie „harmlos“ eingeordnet werden. Andere Faktoren sollte man aber genauer im Blick behalten.

Expertenmeinung: So ist es auffällig, dass der DAX am Dienstag beim Versuch, das bisherige Verlaufshoch zu überwinden, gleich nach der Eröffnung abdrehte. Und dadurch ein Intraday-Turnaround nach unten entstand, da der Kerzenkörper des Vortags von der roten Kerze des Dienstags komplett eingehüllt wurde und zu einem potenziell bärischen „bearish engulfing pattern“ wurde. Potenziell, weil eine solche Konstellation einer Bestätigung durch idealerweise gleich am Folgetag erneut fallende Kurse benötigt, um als gültig angesehen zu werden. Doch eben diese Verkäufe am Folgetag kamen gestern. Was andeutet, dass das bullische Lager nicht imstande oder willens war, ein solches, negatives Bild zu verhindern. Das ist eine hochgezogene Augenbraue wert.

Zwar könnte man vieles „reparieren“, würde der Index heute wieder kräftig zulegen. Aber man müsste sich schon die Frage stellen, warum die Bullen es ohne Not auf ein negatives Signal ankommen lassen, wenn sie noch genug Marktmacht hätten, um den DAX zu ziehen. Der Gedanke, dass es mehr am „Können“ als am „Wollen“ mangelt, steht da immerhin im Raum.

Ein zweiter Aspekt ist, dass dem Index ausgerechnet zu einem Monatsende die Puste ausgeht. Zu einem Zeitpunkt, an dem Fonds oder Hedgefonds gerne in Erwartung von im neuen Monat frisch zufließenden Kapitals ihre Barreserven einsetzen, um eine starke, für weitere Zuflüsse der Sparer werbewirksame Monatsperformance sicherzustellen – so geschehen im Februar und März, aber auch im August und September. Diesmal würde der Monat, wenn der DAX heute nicht kräftig anzieht, im Minus enden. Und das, obwohl der Oktober eigentlich, im Schnitt der letzten Jahrzehnte, zu den besonders guten Monaten gehört. Das könnte irritieren. Und warum sollten große Adressen Irritationen bei der Kundschaft zulassen, wenn sie sie verhindern könnten?

Und zuletzt fiel auf, dass sich die relative Stärke der Einzelwerte innerhalb des DAX im Zuge der Abgaben der vergangenen zwei Tage kaum bis gar nicht veränderte. Das passiert, wenn ein Index entsprechend der Gewichtung ziemlich gleichmäßig verkauft wird, sprich in „Körben“, die alle oder doch fast alle gelisteten Titel umfassen. Und das tun Fonds, Hedgefonds oder ETFs. Was, so unmittelbar vor einem Monatsende, zumindest den Gedanken aufkeimen lässt, dass diese institutionellen Investoren entweder keine Mittelzuflüsse, sondern Abflüsse sehen oder dort, wo man es kann, die Barreserven hochgefahren werden, weil man eine schwierige Marktphase befürchtet.

Erst, wenn der DAX durch die Supportzone 18.780/19.000 Punkte gerutscht wäre, hätten wir hier ein wirklich markant bärisches Signal, das über die ganz kurzfristige Ebene hinausginge und das Risiko steigert, dass wir mehr bekommen als eine reine Korrektur. Aber diese vorgenannten, auffälligen Aspekte sollte man im Auge behalten. Zumindest eine resolute Gegenwehr der bullischen Seite sollte jetzt zeitnah zu sehen sein, ansonsten würde das Knacken im Gebälk des DAX deutlich lauter.

DAX: Monats-Chart vom 30.10.2024, Kurs 19.257,34 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 30.10.2024, Kurs 19.257,34 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Die EZB senkte erneut die Leitzinssätze, der DAX erreichte ein neues Verlaufshoch, es wirkt, als könne nichts den Weg an und über die 20.000 Punkte-Marke zustellen. Aber gerade dann, wenn alles nach eitel Sonnenschein aussieht, sollte man besonders auf der Hut sein.

Charttechnisch passt beim DAX weiterhin alles. Dieser Aufwärtsschwenk im August, an der oberen Begrenzung des übergeordneten, 2009 etablierten Aufwärtstrendkanals: perfekt.

DAX Index: Monatschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monatschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und dass der deutsche Leitindex gerade erst genau auf Höhe der Zwischenhochs von Mai bis September als nächstliegende, wichtige Supportlinien nach oben drehte: tadellos. Gut, markttechnisch überkauft ist er schon, auf Wochen- wie auf Monatsbasis. Aber der jüngste, kleine Rücksetzer hat die Markttechnik auf Tagesbasis ein wenig bereinigt, da wäre also noch Luft. Luft bis zur 20.000er-Marke und, wenn wir schon mal da sind, auch darüber hinaus.

DAX Index: Tageschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Tageschart vom 17.10.2024, Kurs 19.583,39 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Allerdings kann man nicht ewig über Wasser laufen. Ein paar handfeste Begründungen dafür, dass der DAX auf den aktuellen Rekordlevel gehört und weiter steigen sollte, wären da schon nicht verkehrt, immerhin trägt das Momentum einer Rallye alleine nicht auf Dauer. Und da wird es durchaus ein bisschen eng.

Expertenmeinung: Bullische Trader könnten die starken Reaktionen auf die Bilanzdaten von Merck und Sartorius als Argument anführen, indem sie erklären: Wenn schon Ergebnisse, die nur wie erwartet ausfallen, derartige Kurssprünge auslösen, ist die Erwartungshaltung des Marktes offenbar gering … das bietet also Luft nach oben. So ist es aber gar nicht. Die Erwartungshaltung in den Aktien, die zu den Losern des bisherigen Jahres gehören, ist in der Tat gering. Aber bei den Dauerläufern des DAX, den Aktien also, die für dessen Rekordfahrt verantwortlich sind, ist sie gewaltig … und eingepreist. Deswegen steht der DAX ja auch, wo er steht. Wären die Erwartungen an die Unternehmensgewinne niedrig, wäre er nicht auf Rekordjagd.

Aber die Zinsen! Ja, die Zinsen. Das erinnert mich aktuell sehr an die Zeit zwischen Oktober 2014 und März 2015. Die Eurokrise hatte man mit niedrigen Zinsen und billigem Geld irgendwie überpinseln können, aber ein taugliches, organisches Wachstum brachte die Eurozone einfach nicht zuwege. Da begann die EZB anzudeuten, dass man die Sache durch vermehrtes Kaufen von Eurozone-Staatsanleihen zum Ziel des Drückens der Refinanzierungskosten anschieben könnte … was man dann Anfang 2015 umsetzte. Die Anleger dachten ernsthaft, dass das Wunder bewirken würde, obwohl die Logik dagegen sprach. Der Effekt: Sechs Monate lang stieg der DAX wie auf Schienen … und kaum hatte die EZB gehandelt, wurde klar, dass der Booster-Effekt nicht kommen würde. Der DAX drehte ab und fiel. Ein Jahr später war von dieser EZB-induzierten Hausse so gut wie nichts mehr übrig.

Dinge wiederholen sich, wenn zu viele zu schnell vergessen, womit sie zuvor schon auf der Nase landeten. Oder aber denken, dass etwas, das einmal nicht funktioniert, nur ein weiteres Mal probiert werden muss, dann wird es schon klappen.

Der Gedanke, dass erste Leitzinssenkungen Deutschland aus dem Wachstumsloch holen könnten, ist ebenso schwach unterfüttert wie der, dass die Konsumenten in China jetzt als Reaktion auf einen Korb wenig strukturiert wirkender Maßnahmen die Läden stürmen werden. Beginnen die Zinsen zu sinken, werden immer mehr Unternehmen und Verbraucher auf noch niedrigere Zinsen warten, weil sie, gerade weil der Prozess jetzt begonnen hat, damit rechnen können, dass Kredite in Kürze noch billiger werden. Dadurch bremsen diese ersten Schritte das Wachstum erst einmal. Erst, wenn die EZB andeutet, dass jetzt ein Boden beim Zins erreicht wäre, kommt Schwung in die Sache. Falls, und das gilt auch für China, genug Unternehmen und Konsumenten das nötige Vertrauen in Lage und Perspektiven haben, um eine Fremdfinanzierung zu riskieren.

Da sind viele „Wenns“ im Spiel, heute wie damals, 2015. Genug, um diese Supportzone 18.780/19.000 im Auge zu behalten, denn neues Hoch hin oder her, außer Reichweite ist dieser so wichtige Unterstützungsbereich beileibe noch nicht!

Am Dienstagmorgen lag der DAX bis zu 1,2 Prozent hinten, doch dann wurde zugelangt. Zum Handelsende hatte sich der Verlust auf 0,2 Prozent verringert. Ist das der Beweis, dass die Bullen hier weiterhin imstande sind, nichts anbrennen zu lassen?

Alleine die Fragestellung dürfte bei meistens bis permanent bullischen Tradern Stirnrunzeln auslösen. Natürlich ist das der Beweis, würde man da wohl sagen. Aber dass sich ein größeres Minus am Ende in ein kleines verwandelt, ist nicht immer darauf zurückzuführen, dass die Akteure, die die Tendenz wieder nach oben drehen, davon überzeugt sind, dass man damit den Grundstock für große Kursgewinne legt. Bisweilen geht es vielmehr um eine „offensive Defensive“, d. h. Trader versuchen, eine negative Entwicklung abzuwenden. In diesem Fall würde es da um eine charttechnische Schlüsselunterstützung gehen, wie der Chart auf Tagesbasis zeigt:

DAX: Tages-Chart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der deutsche Leitindex war am Tagestief in die wichtige Supportzone 18.543 bis 18.991 Punkte gerutscht, zugleich wurde dadurch die steile August-Aufwärtstrendlinie gebrochen. Hätte der DAX in dieser Zone geschlossen, wäre das Risiko, dass er nach unten aus diesem Bereich herausfällt, greifbar gewesen, vor allem aus einem Grund:

Expertenmeinung: Das anfängliche Minus hatte ja durchaus einen handfesten Anlass. Nämlich den Umstand, dass die erst gestern Früh an dieser Stelle thematisierte „Fahnenstange“ des Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) mit einem dicken Minus von zehn Prozent (!) gebrochen war. Und das, weil die Börsen Festland-Chinas nach einer durch den Nationalfeiertag begründeten Handelspause wieder in den Handel starteten und die Kursgewinne dort weit unter dem lagen, was sich die Käufer im HSCEI in den Tagen zuvor ausgemalt hatten. Und das ist für Deutschland kein „Problem anderer Leute“, denn:

Diese weit weniger als gedacht euphorische Reaktion chinesischer Investoren zeigt, dass man sich dort vor Ort seitens derer, die auf die zahlreichen Stimuli anspringen sollen, weniger davon verspricht als sich das die internationalen Käufer vorgestellt haben, die während der chinesischen Feiertagsphase wie wild im HSCEI einstiegen. Eben diese Stimuli zogen aber auch viele deutsche Aktien aus dem DAX höher, weil man darauf wettete, dass das Wachstum in China jetzt durchstarten werde und die Zeit der Auftragsflaute für Branchen wie Chemie, Autobauer oder Medizintechnik damit vorbei sei.

Jetzt entsteht der Eindruck, dass man zu weit vorgeprescht ist. Das übte den Druck am Morgen aus. Und nur, weil der DAX das Gros der Verluste aufholte, ist dieser Eindruck ja nicht weg. Hilfreich war, dass man die China-Problematik an der Wall Street komplett ignorierte und bei S&P 500 und Dow Jones weiter an neuen Rekorden „arbeitete“. Aber es bleibt die Feststellung, dass der Großteil der gestrigen „Aufhol-Käufe“ vermutlich nur die charttechnische Schlüsselzone halten sollte, der Grund, warum der DAX sie testete, aber fortbesteht. Jetzt gilt:

Dass die Verteidigung der Zone gelang, ist zwar hilfreich. Aber es müssen jetzt umgehend glaubwürdige Anschlusskäufe her, um das Thema China in den Hintergrund zu drängen, denn erst, wenn der DAX zwei-, dreihundert Punkte Abstand zu dieser Zone 18.543/18.991 Punkte hat, wäre das Risiko geringer, dass diese „offensive Defensive“ scheitert, weil die Verkäufer zurückkommen. Denn die hätten ja weiter taugliche Argumente um zu konstatieren, dass die Luft des Index nach oben dünn genug ist, um nicht noch auf die letzten paar Prozentpunkte zum Preis des Risikos zu setzen, in einen harschen Abriss zu geraten, wie man ihn jetzt beim Hang Seng China Enterprises Index erlebt hat.

DAX: Monats-Chart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 08.10.2024, Kurs 19.066,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der April startete mit Verlusten und die mündeten in einer Korrektur. Im August und September sahen wir das dann erneut. Ist der verkorkste Start des DAX in den Oktober also ein schlechtes Omen für die Bullen? Oder ist es nur ein kurzes Durchatmen vor dem nächsten Rallye-Schub?

Wenn sich ein Szenario in relativ kurzer Zeit mehrfach gezeigt hat, setzen viele darauf, dass es sich wiederholt, wenn dazu die ersten Ansätze zu sehen sind. Im Fall des DAX dürfte vielen aufgefallen sein, dass die oben genannten drei Monate fast wie Kopien daherkommen: Die ersten Tage schwach = anstehende Korrektur. Dadurch kann dieser schwache 1. Oktober zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, nur:

Je mehr Akteure darauf setzen, desto heftiger geht es in die Gegenrichtung, wenn noch mehr und vor allem große Akteure im Fall weiterer Verkäufe gezielt dagegenhalten, den Spieß umdrehen und so all diejenigen, die dachten, es würde laufen wie im April, August und September, dazu zwingen, ihre verkauften Positionen in fliegender Hast zurückzukaufen. Wenn die einen wissen, was die anderen zu wissen glauben und daher das Gegenteil tun … dann könnte es dadurch dazu kommen, dass der DAX sogar gerade wegen dieser Ähnlichkeit zu den Monaten mit anfänglicher Abwärtstendenz schnell nach oben ausbricht. Könnte. Es muss nicht so laufen. Das hängt schlicht davon ab, wie stark die beiden Lager sind, will heißen:

Expertenmeinung: Es hängt davon ab, ob genug Kapital auf der Seite der Bullen steht, die entweder einfach dem durch diesen Rücksetzer des Dienstags noch lange nicht im Feuer stehenden Aufwärtstrend folgen und/oder fest an die Zauber-Wirkung von Leitzinssenkungen auf die Unternehmensgewinne glauben. Oder ob diejenigen, die sich die ungewöhnlich hohe Zahl an Gewinnwarnungen ansehen (die jetzt wie befürchtet auch die großen Unternehmen erfasst) und die Verunsicherung unter den Verbrauchern erkennen und deswegen entweder auf diesen Rekordlevels den Gewinn mitnehmen oder sogar Short gehen würden, den größeren Anteil am aktiven Kapital ausmachen. Weiß man das?

DAX: Tages-Chart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das weiß man nicht. Aber gerade das ist ja der Grund, warum das Unerwartete an der Börse sein Zuhause hat. Rational gesehen sind die Argumente, jetzt lieber erst einmal ein wenig Geld vom Tisch zu nehmen, weitaus stärker. Aber viele agieren eben nicht auf Basis der Logik, sondern entweder konsequent entlang des Trends oder emotional. Daher wird sich die Antwort auf die Frage, ob der DAX in den kommenden Wochen an und über die „magische“ 20.000 läuft oder aber eine scharfe Korrektur aufs Parkett legt, aus den Bewegungen selbst heraus entwickeln. Die beeinflussten die Sichtweise und das Tun der Marktteilnehmer weit mehr als ein „müsste eigentlich“.

Einerseits unbefriedigend, denn natürlich würde man gerne die Chancen für Long oder Short klar abschätzen können. Andererseits von Vorteil, denn daraus lässt sich ableiten, dass am Ende, trotz Geopolitik, Unternehmensmeldungen, Zinssenkungsphantasie etc. die entscheidenden Ankerpunkte im Chart entscheidend werden. Denn auf die schauen dann eben, unabhängig von ihren unterschwelligen Marktmeinungen, alle. Konkret hieße das:

Erst, wenn der DAX die aktuell entscheidende Supportzone 18.780 zu 19.045 Punkte durchschlagen hätte, würde das Verkäufer und Bären so richtig in Marsch setzen. Solange das nicht passiert, könnten die Bullen mit einem Ausbruch über das bisherige Verlaufshoch bei 19.492 Punkten Zeichen setzen, die die potenziellen Verkäufer zum Stillhalten, eventuell sogar zu weiteren Käufen bringen würden.

Dass ein Erreichen der runden 20.000 dann erneut den Blick über die Schulter auslösen würde, beispielsweise auf die durch die jüngsten Gewinnwarnungen deutlich zu hoch gestiegene Bewertung, ist zwar zu erwarten. Aber das wären eben Themen, um das sich die meisten Akteure erst kümmern werden, sollte diese Linie erreicht bzw. überboten werden.

DAX: Wochen-Chart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 01.10.2024, Kurs 19.213,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der DAX markierte am Donnerstag ein neues Rekordhoch, im Schlepptau neuer Bestmarken bei Dow Jones und S&P 500. Der Euro Stoxx 50 indes nicht. Und auch andere Aspekte mahnen zur Vorsicht, noch könnte es eine Bullenfalle sein. Ab wann wäre diese Kuh vom Eis?

Im Mai war der DAX nahe dran an der runden Marke von 19.000 Punkten, kam aber nicht heran. Im August war er noch näher dran, drehte aber ab. Da fragen viele nicht nach warum und wieso, wenn es dann endlich doch noch gelingt, sondern richten den Blick auf den nächsten Gipfel, der sich vor ihrem inneren Auge aufbaut: 20.000, das wäre doch was. Und eigentlich sind das ja auch nur noch ein paar Prozent.

DAX: Tages-Chart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dass man gerade erst Anfang August fürchten musste, dass selbst 18.000 und gar 17.000 vom Tisch sind und sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmensgewinne seither nicht verbessert, sondern durch die immer kniffliger werdende Lage der Automobilindustrie sogar verschärft hat, ist kein Thema für einen Index in Partylaune. Wie auch alle anderen Aspekte nicht, die eigentlich zu größter Vorsicht anhalten müssten.

Dass der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 gestern zwar auch satt zulegte, aber trotzdem seit Anfang April ein unter dem vorherigen liegendes Zwischenhoch nach dem anderen ausbildet – wenn kümmert’s? Dass die politische Lage in Frankreich, die den Euro Stoxx 50 bremst, nur wegen der dortigen Neuwahlen auffallend unklarer ist als hierzulande. Die Politik aber hierzulande eher noch mehr zum Klotz am Bein des Wachstums wird – kein Thema an einem Tag mit DAX-Rekorden.

Dass man gerade Leitzinssenkungen feiert, die mit der deutschen Wirtschaft wenig zu tun haben. Dass weder der Euro/US-Dollar-Kurs noch der US-Anleihemarkt eine vergleichbar bullische Reaktion zeigen und dieser Sprung auf neue Hochs wohl kaum zufällig ausgerechnet am Tag vor der großen Abrechnung an der Terminbörse gelingt – davon lassen sich gestandene Bullen die Laune nicht vermiesen. Aber das muss man ja auch nicht.  

Expertenmeinung: Es reicht, diese Risiken zu sehen und deswegen den Gedanken zuzulassen, dass dieser Ausbruch nicht nachhaltig sein, sondern durch nach dieser die Kurse ziehenden Terminmarkt-Abrechnung einsetzende Gewinnmitnahmen als Bullenfalle enden könnte. Zumal wir aktuell ja noch nicht signifikant über das vorherige Zwischenhoch gelaufen sind, das am 3. September bei 18.990,78 Punkten markiert wurde. Aber!

Ein Risiko zu erkennen ist immer gut, das als Garant für ein Abdrehen nach unten zu interpretieren, immer schlecht. Alleine die Tatsache, dass der DAX trotz all dieser dagegen sprechenden Argumente trotzdem auf neue Hochs lief, zeigt ja: Die Gefahren mögen da sein. Aber solange genug Käufer da sind, die sie ignorieren und genug derjenigen, die sehr wohl wissen, wie dünn das Eis ist, von Verkäufen Abstand nehmen, kann die Reise weitergehen. Aber was müsste gelingen, um die Möglichkeit einer Bullenfalle vom Tisch zu bekommen?

Der DAX müsste zumindest die unmittelbare Reichweite des vorherigen Hochs bei 18.991 Punkten um mehr als die Distanz eines etwas dynamischeren Handelstages unter sich lassen, dafür könnte man aktuell etwa 300 Punkte ansetzen. Darüber hinaus sollte er sich mindestens vier, fünf Handelstage über diesem vorherigen Hoch halten.

Und richtig ideal für die Bullen wäre, wenn der Index ein Pullback an den Ausbruchslevel vollzieht, sprich erst noch weiter anzieht, dann in den Bereich um 19.000 zurücksetzt und dort dann auf neue Käufe trifft, die ihn dynamisch wieder nach oben drehen. Das alles kann gelingen. Aber es einfach als sicher vorauszusetzen, das dürfte in diesem Umfeld keine gute Idee sein.

DAX: Monats-Chart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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