DAX Prognose DAX: Kann die Rückkehr über 16.000 ihm Flügel verleihen?

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

von |
In diesem Artikel

DAX
ISIN: DE0008469008
|
Ticker: DAX --- %

---
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zum DAX
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Das letzte Mal, bevor der DAX diese Linie am Freitag zurückeroberte, schloss er am 2. August über 16.000 Punkten. Nur wenige Tage zuvor hatte der Index das bisherige Rekordhoch bei 16.529 Punkten markiert. Steigt jetzt die Chance, dass er dorthin zurückkehrt?

Viele Marktteilnehmer sind von der Wirkung überbotener, runder Marken als Treibsatz für weitere, schnelle Kursgewinne überzeugt. Das Problem dabei ist: Im Lager der kurzfristigen Trader finden sich immer Akteure, die genau diesen Effekt von Anschlusskäufen nach dem Ausbruch über eine runde Marke nutzen, um in eine kurzfristig starke Nachfrage Long-Trades zu ideal hohen Kursen zu verkaufen und auf die Short-Seite zu wechseln, weil sie wissen:

Genau diese Hoffnung, dass die Party dann erst so richtig losgeht, bringt viele dazu, blitzschnell auszusteigen und Short-Trades dadurch schnell in die Gewinnzone zu tragen, wenn sie feststellen, dass ihre Hoffnung nicht erfüllt wird. Und dass es so ausgeht, wäre beim DAX ja nicht das erste Mal, wie wir in den Charts sehen.

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Schon im August wurden zwei Intraday-Ausflüge des Index über die 16.000 abverkauft und mündeten in Rücksetzer. Im September drehte er sogar unmittelbar unter der runden Marke ab. Diesmal hat er zwar über 16.000 geschlossen. Aber nicht so weit, dass man das schon als Durchbruch ansehen könnte, dazu müsste auch die aus den drei vorgenannten Zwischenhochs entstandene Widerstandszone zwischen 15.989 und 16.060 Punkten klar überboten sein. Aber dann … ist dann der Weg frei?

DAX: Tageschart vom 24.11.2023, Kurs 16.029,49 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNXDAX: Tageschart vom 24.11.2023, Kurs 16.029,49 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 24.11.2023, Kurs 16.029,49 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Aus charttechnischer Sicht nicht, dann wird es sogar erst so richtig schwierig. Denn wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der DAX auch im Frühjahr zweimal über die 16.000 lief, dann aber wieder darunter fiel. Diese beiden Zwischenhochs bei 16.332 und 16.427 Punkten stehen auch noch als potenzieller Widerstand vor dem Rekord-Verlaufshoch von 16.529 Punkten. Und nicht nur sie.

Denn der Wochenchart erinnert daran, dass wir schon einmal eine solche Phase hatten, und zwar zwischen August 2021 und Januar 2022. Im August 2021 lag das Hoch fast genau dort, wo der DAX am Freitag schloss, konkret bei 16.030 Punkten. Die beiden nächsten Anläufe führten den Index dann zwar weiter, auf 16.290 und 16.285 Punkte, aber in beiden Fällen war der Ausflug über die 16.000 nur ein kurzer.

DAX: Wochenchart vom 24.11.2023, Kurs 16.029,49 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 24.11.2023, Kurs 16.029,49 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Hoffnung kann die Kurse weit tragen, auch, wenn im Bereich der Rahmenbedingungen nicht allzu viel Substanz für diese Hoffnung zu finden ist. Aber sich darauf zu verlassen, dass der DAX in einem Umfeld wie diesem durch ein solches Minenfeld an potenziellen Widerständen durchgeht, als würde man sich in der besten aller Welten bewegen, wäre zumindest gewagt. Hier jedes Mal, wenn der deutsche Leitindex eine Stufe erklommen hat, einen Sicherungshaken in Form eines nachgezogenen Stop Loss einzuschlagen, wäre bei Long-Trades daher unbedingt zu empfehlen.

Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

Wie hilfreich fanden Sie den Artikel?
Wenig hilfreichSehr hilfreich

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen des DAX Index

Man sieht es gut im Chart auf Monatsbasis: Drei Verlustmonate hat der DAX hinter sich, aber mit der gestrigen Rallye könnte der November das Eis brechen. Wenn nichts mehr schiefgeht. Dass die Bullen jetzt „durch“ sind, sollte man aber lieber noch nicht in Stein meißeln, denn:

DAX: Monatschart vom 13.11.2023, Kurs 15.614,43 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 13.11.2023, Kurs 15.614,43 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Auch, wenn man ein randvolles, auf Hausse ausgerichtetes Depot sein eigen nennt, kann es nie schaden, bei einer Kursbewegung, die einem zwar perfekt zupass kommt, aber deren Grund nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, genauer hinzusehen. Denn nur, wer einen tauglichen Anhalt hat, warum eine Bewegung entstanden ist, kann abschätzen, ob da gerade Fakten geschaffen werden oder die Sache, wenn es dumm läuft, zur Falle wird.

Natürlich wurde gestern meist der simple Kausalzusammenhang zu den US-Inflationsdaten hergestellt. Als die gestern um 14:30 Uhr unserer Zeit auf den Tisch kamen, sprangen die US-Index-Futures und mit ihnen der DAX aus den Schuhen. Die Frage ist, was an diesen Zahlen so grandios gewesen sein könnte. Und sieht man sich die genauer an, kommt man zu dem Schluss: Nichts, das eine derartige Reaktion hätte begründen können. Denn ja, die Daten für Oktober waren besser als erwartet. Aber immer nur um die kleinstmögliche Größenordnung eines Zehntelprozents. Hier die konkreten Zahlen:

Die Gesamtrate der US-Verbraucherpreise lag zum Vormonat bei +/-0,0 Prozent. Aber man hatte ohnehin nur +0,1 Prozent erwartet. In der Jahresrate wurden daraus 3,2 Prozent, die Volkswirte hatten im Vorfeld 3,3 Prozent avisiert. In der Kernrate, die die US-Notenbank derzeit mehr interessieren muss und in der man die Preise für Nahrungsmittel und Energie herausrechnet, ging es um 0,2 Prozent statt der vorausgesagten 0,3 Prozent nach oben, die Jahresrate lag hier bei 4,1 statt wie erwartet 4,2 Prozent. Das ist alles, nur kein „Game Changer“. Warum also zog das eine derart extreme Reaktion nach sich?

Expertenmeinung: Da spielten zwei Faktoren eine entscheidende Rolle: die Charttechnik und der Terminkalender. Und das nicht nur für den DAX, sondern auch für die Indizes, die da die „Pace“ machten, sprich die US-Indizes. S&P 500 und Dow Jones hatten am Vorabend ein „Gap“, d.h. eine Abwärts-Kurslücke aus dem September geschlossen. Da ging es jetzt unmittelbar um die Weichenstellung der kommenden Tage und Wochen. Der Nasdaq 100 hatte zuvor das wichtige Zwischenhoch vom 1. September erreicht. Auch da hieß es: Sekt oder Selters? Und beim DAX, das sehen Sie im Chart auf Tagesbasis, war am Vortag die Ende Juli etablierte Abwärtstrendlinie erreicht worden. Auch hier standen die Trader also vor einer wichtigen Entscheidung. Da reichte dann ein unmittelbar aufwärts gerichteter Impuls, um eine Kettenreaktion auszulösen, zumal:

DAX: Tageschart vom 13.11.2023, Kurs 15.614,43 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 13.11.2023, Kurs 15.614,43 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Wir sehen im Tageschart, dass der deutsche Leitindex durch den Aufwärtsimpuls gleich noch die Widerstandszone 15.456/15.469 Punkte „mitnahm“. Der Anstieg über diese Zone ebenso wie zuvor über die Abwärtstrendlinie dürfte eine ganze Reihe an Stop Loss-Orders der Bären ausgelöst haben, die knapp über diesen Levels ja auch sinnvoll platziert gewesen wären. Und dann ist da noch die Sache mit dem Terminkalender: Übermorgen findet eine Abrechnung der Aktien- und Index-Optionen an der Terminbörse statt. Und wenn da wenige Tage vorher etwas passiert, womit viele nicht gerechnet haben, fallen die Reaktionen gerne mal extrem aus.

Dieses kurzfristig bullische Signal dürfte viele auf der Short-Seite positionierte Akteure genötigt haben, ihre Positionen zu schließen (was die Kurse höher zieht) oder sich mit Long-Positionen zu hedgen (was die Kurse genauso höher zieht). Dass gestern ausgerechnet Aktien, die vorher besonders schwach waren – wie Sartorius oder Zalando – am stärksten stiegen, deutet genau das an: Die Bären wurden überrumpelt, ausgequetscht wie Zitronen, deckten Short-Positionen eilig ein und trugen dadurch unfreiwillig dazu beim, dass der DAX so kräftig zulegte.

Und wie muss man das jetzt werten? Da kommt man um ein „einerseits, andererseits“ nicht herum. Einerseits ist der DAX noch nicht „durch“. Er müsste auch noch die gestern zum Handelsende angelaufene, aber nicht überbotene 200-Tage-Linie bei aktuell 15.646 Punkten klar überbieten und das auch einige Tage halten. Idealerweise sollte er sogar die gesamte, jetzt angegangene Widerstandszone 15.629/15.714 überwinden. Ebenfalls einerseits ist eben das Fundament der Rallye eigentlich gar nicht existent, weil der „Aufhänger“, die US-Inflationsdaten, die Gesamtsituation nicht verändern, hier in Europa schon mal gar nicht.

Andererseits aber hat der DAX jetzt ein starkes Momentum, ist die Terminmarkt-Abrechnung noch zwei Tage entfernt und die Mehrheit wünscht sich steigende Kurse. Was hieße: Ja, die Sache steht auf dünnen Beinen, aber der DAX muss nicht, könnte aber auf diesen Stelzen durchaus noch ein gutes Stück laufen, bevor sie brechen. Jetzt dennoch auf der Short-Seite dagegenzuhalten ist damit heute Früh eine weit gewagtere Idee als in den Tagen zuvor.

Die Bullen schlagen zurück, scheint es. In der Spitze hat der DAX vom Montagstief aus schon 525 Punkte gutgemacht und damit eine zuvor durchbrochene, wichtige Chartzone zurück erobert. Aber auch, wenn es sich für viele so anfühlt: Bullisch ist der DAX damit noch nicht.

Die Zone 14.816 zu 15.060 Punkte war die Nackenlinien-Zone des breit angelegten Topps, das sich 2021 herausgebildet hatte und dann Anfang 2022 vollendet wurde. Diesen Bereich hatte der deutsche Leitindex zuletzt unterboten, dann aber noch über dem Jahres-Verlaufstief, im März bei 14.458 Zählern markiert, einen kleinen Boden gebildet. Von dort aus drehte er und eroberte diese Zone am Mittwoch und Donnerstag zurück. Das wirkt, als sei der Boden vorerst gefunden und der Weg nach oben frei. Das kann auch so laufen. Aber es muss nicht, denn:

DAX Index: Chart vom 02.11.2023, Kurs 15.143,60 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart auf Tagesbasis vom 02.11.2023, Kurs 15.143,60 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass zwar eine wichtige Chartzone wieder unter dem Index liegt, zwei andere, noch wichtigere, aber noch darüber. Weder ist es bisher gelungen, die Ende Juli etablierte Abwärtstrendlinie zu bezwingen, die derzeit im Bereich 15.456 zu 15.469 einen Kreuzwiderstand mit den Tiefs der Monate Juli und August bildet. Noch ist die 200-Tage-Linie, die mit der Widerstandszone 15.629/15.706 Punkte den nächsten, nur knapp höher liegenden Kreuzwiderstand darstellt, auch nur in die Nähe gekommen. Was wir bislang sehen, ist nichts anderes als eine Gegenbewegung nach oben. Dynamisch zwar, aber in Dauer und Reichweite trotzdem nicht nur aus charttechnischer Sicht mit Blei an den Füßen belastet. Der Grund:

Expertenmeinung: Die Gemengelage, die die Verkäufer bis vor einer Woche bewog, in einen schon recht weit nach unten gelaufenen DAX hinein weiter auszusteigen und/oder Short-Positionen zu etablieren, hat sich ja nicht verändert. Die Lage ist hoch problematisch, die Perspektive erst recht. Eine längere Phase der Stagnation bei zwar vermutlich nur moderat hoher Inflation, aber dafür sehr hohen Leitzinsen ist für die Unternehmensgewinne negativ. Und die jüngsten Quartalsergebnisse machten vielen deutlich, dass am Ende der Kette eben keine Branche ungeschoren bleibt. Wenn man sich im Chart auf Wochenbasis ansieht, wie viel näher der DAX am Rekordhoch als am Herbst-Tief des vergangenen Jahres notiert und erkennt, dass die Erwartungen, die im Herbst 2022 eine Super-Rallye befeuert hatten, nicht eingetreten sind, könnte man die steigenden Kurse auch anders interpretieren:

Als Gewinnmitnahmen der Short-Seller. Ob Short-Position im DAX Future oder Leerverkäufe in DAX-Aktien: Wenn die Bären Gewinne mitnehmen wollen, müssen sie ihre Short-Positionen neutralisieren, indem sie ihnen Long-Positionen entgegenstellen. Und diese Long-Trades ziehen die Kurse natürlich höher. Aber wer einen Gewinn mitnimmt, tut das nicht zwingend, weil man seine Meinung auf den Kopf gestellt hat, sondern beispielsweise, weil einem der Kurs als weit genug gefallen und überverkauft erscheint. Und da die Short-Seller davon ausgehen können, dass die steigenden Kurse als Konsequenz solcher Eindeckungs-Käufe Trader anziehen, die in die Eindeckungen hinein Long gehen, können Sie auch darauf bauen, dass der DAX nach ihren Gewinnmitnahmen erst einmal noch höher läuft, so dass man an den dann angelaufenen Widerständen in aller Ruhe neu Short gehen könnte.

Diese für die nächste Runde der Short-Seller lukrativen Widerstände haben wir oben genannt: Die Zonen 15.456/15.469 und 15.629/15.706 Punkte. Momentan wäre es wahrscheinlicher, dass sich der DAX spätestens in diesen Bereichen festfährt und wieder nach unten abdreht. Nur, wenn beide Zonen überwunden wären und idealerweise auch taugliche, neue Argumente das bullische Lager unterstützen, wäre der Weg nach oben wirklich wieder frei. Bis dahin gälte: „the trend is your friend“ … und der weist weiterhin noch abwärts.

DAX Index: Chart vom 02.11.2023, Kurs 15.143,60 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart auf Wochenbasis vom 02.11.2023, Kurs 15.143,60 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Quellenangaben:

Am Freitag durchbrach der DAX eine mittelfristig wichtige Supportzone – aber nur knapp. Am Montag gingen die Abgaben zunächst weiter, dann aber gelang es, die Verluste aufzuholen. Auch, wenn der Index dennoch „durchgefallen“ ist, haben die Bullen damit noch eine Chance.

Noch hat die Phase der Quartalsbilanzen nicht richtig begonnen. Was hereinkommt, sind einige Vorab-Meldungen, die nicht repräsentativ für das sein müssen, was die DAX-Unternehmen insgesamt vorlegen werden. Allzu viele Gewinnwarnungen waren nicht dabei, aber auch, wenn es trotzdem mehr sind, als man es als Bulle mögen kann, dürfte aufmerksame Käufer etwas anderes nervös machen, nämlich, dass die Vorab-Erfolgsmeldungen ausgeblieben sind. Sie werden sich erinnern: In den vergangenen zwei Jahren kam es immer mehr in „Mode“, vorläufige Ergebnisse vorzulegen, wenn diese werbewirksam die Prognosen der Analysten übertrafen. Das ist diesmal ausgeblieben, da gab es offenbar nichts zu melden.

Für den DAX belastend käme hinzu, dass man sich tatsächlich auf eine Phase stagnierenden bis leicht rückläufigen Wachstums bei längere Zeit ungewöhnlich hohen Zinsen einstellen müsste … und die Alternative eines die Inflation schnell vertreibenden, konjunkturellen Abstiegs für den Aktienmarkt keinen Deut positiver wäre. Dass man in einem solchen Umfeld beim DAX gerade in Moll macht, wundert also nicht. Nur stellt sich die Frage:

Auf welchem Level ließe sich unterstellen, dass all das eingepreist wäre, so dass Spielraum für kräftige Gegenbewegungen nach oben wäre?

Expertenmeinung: Erfahrene Investoren wissen, dass das zwar eine gute Frage ist, es darauf aber keine gute Antwort gibt. Denn um absehen zu können, ob der DAX bereits weit genug oder sogar zu weit gefallen ist, müsste man vor allem wissen, wie es weitergeht. Da sind die anstehenden, bilanziellen Rückblicke auf das dritte Quartal irrelevant, da ginge es um das laufende Quartal und den Start ins nächste Jahr. Wenn, könnten nur die Ausblicke der Unternehmen abschätzbar machen, ob man womöglich schon zu viel „Krise“ in den DAX eingearbeitet hat oder im Gegenteil zu wenig. Aber auch dann würde man sich im Nebel vorantasten müssen, immerhin sind die Faktoren, die von außen auf den Aktienmarkt einwirken, zahlreich und in ihrer Entwicklung und Tragweite kaum einzugrenzen. Also?

Also sollte man zwar nicht allzu viel auf der Oberseite erhoffen, die Augen für potenzielle Trading-Möglichkeiten aber grundsätzlich in beide Richtungen offenhalten. Damit dürfte man sich bei der Mehrheit der aktiven Akteure einreihen, die wegen dieser offenen Entwicklung der Rahmenbedingungen „step by step“ agieren und entscheiden, wie man weitermacht. Und immer, wenn man mit seinen Überlegungen an diesem Punkt angekommen ist, kommt die Charttechnik als Entscheidungshilfe ins Spiel, die umso zuverlässiger den Weg weist, je mehr kleine und große Akteure sich entscheiden, nach deren Signalen zu handeln. Und da wird es jetzt, wie eingangs angedeutet, spannend, denn:

DAX: Tages-Chart vom 23.10.2023, Kurs 14.800,72 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tages-Chart vom 23.10.2023, Kurs 14.800,72 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der DAX hatte zwar die Unterstützungszone 14.810 zu 15.060 Punkten unterboten, das war aber auf Schlusskursbasis weder am Freitag noch am Montag signifikant. Und dass es gelang, den DAX gestern von einem Tagestief bei 14.630 Punkten, als bereits das März-Tief bei 14.458 Punkten nahe kam, aus dem Minus zu ziehen und dadurch doch noch im Einflussbereich der Zone 14.810/15.060 Punkte zu halten, zeigt: Die Bullen sind noch da und/oder nicht wenige Short-Seller auf diesem Niveau dabei, ihre Positionen zu schließen.

Das ist die Chance für das bullische Lager, dies als Basis für eine Gegenbewegung nach oben zu nutzen, die, wenn es gelingt, über 15.060 Punkte zu schließen, im Idealfall in die Region 15.450 bis 15.710 Punkte führen könnte. Man muss dabei im Hinterkopf haben, dass Unsicherheit für beide Lager gilt und in solchen Situationen der kurzfristige Trend schwerer wiegt als Daten mit wackeliger Prognosekraft.

Aber dieser Vorteil würde eben erst dann … und angesichts der Gesamtsituation immer „auf Abruf“ … für die Käuferseite gelten, wenn sie es schaffen, den DAX nicht nur nahe an bzw. in der Zone 14.810 zu 15.060 Punkte zu halten, sondern den Index über diesen Bereich hinauszuheben. Bevor das nicht gelungen ist, behalten die Bären den Vorteil, dass der kurzfristige Trend weiter in „ihre“ Richtung weist.

DAX: Wochen-Chart vom 23.10.2023, Kurs 14.800,72 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochen-Chart vom 23.10.2023, Kurs 14.800,72 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Erstmals seit Mitte September kommt es beim DAX zu nennenswerter Gegenwehr der Käufer. Es ist zwar gut möglich, dass das weniger aus Überzeugung als aus der Angst heraus passiert, dass eine wichtige Schlüsselzone bricht. Aber auch Angst kann bisweilen Flügel verleihen.

Um welche Unterstützungszone es derzeit geht, offenbart der DAX-Chart auf Wochenbasis, der den deutschen Leitindex ab Oktober 2017 zeigt. Hier sehen wir, dass der Index am oberen Ende der Unterstützungszone 14.816 zu 15.060 Punkte aufgesetzt hat, nachdem es nicht gelungen war, den Bereich 15.456 zu 15.468 Punkte (die Tiefs der Monate Juli und August) zu halten. Dieser Bereich 14.816/15.060 Zähler stellt die Nackenlinienzone der großen Toppbildung zwischen März 2021 und Februar 2022 dar.

DAX: Wochen-Chart vom 09.10.2023, Kurs 15.128,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochen-Chart vom 09.10.2023, Kurs 15.128,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Es gelang, diese Zone Anfang 2023 zurückzuerobern, trotz Inflation, trotz schon da hoher Leitzinsen. Treibende Kraft war die um sich greifende Hoffnung, dass die Inflationsproblematik und mit ihr das hohe Level von Leit-, Kredit- und Hypothekenzinsen bald vom Tisch sei. Heute weiß man, dass man da auf Sand gebaut hat. Und nachdem der DAX nie nennenswert über die vorherigen, 2021 markierten Rekordhochs hinauskam und jetzt erneut auf dieser Zone 14.816/15.060 Zähler gelandet ist, ist die Furcht, dass es erneut nach unten hinausgeht, mit Händen zu greifen.

Sollte dieser jetzt angelaufene Supportbereich fallen, wäre die nächste, bedeutsame Auffangzone erst der Bereich 13.500 zu 13.800 Punkte. Und da die Gesamtsituation bislang keine Anstalten macht, sich aufzuhellen, wäre ein Abrutschen des DAX als Vorgriff auf sukzessiv wahrscheinlicher werdende Gewinnrückgänge bei zahlreichen DAX-Unternehmen im kommenden Jahr durchaus nachvollziehbar. Die Bullen wissen also: Das muss jetzt halten, sonst kippt die Stimmung vollends und mit ihr der DAX. Das Dumme ist: Die Bären wissen das auch. Was bedeutet:

Expertenmeinung: Es geht in den kommenden Tagen und Wochen nicht alleine darum, an Verkäufen aufzufangen, was beunruhigte Anleger loswerden wollen. Das bullische Lager muss auch imstande sein, gezielte Short-Attacken von ins Bären-Lager übergelaufenen oder längst dort etablierten großen Adressen aufzufangen und im Idealfall effektiv zu kontern. Da man nie sicher sein kann, ob man als jemand, der gegen den kurzfristigen Trend agiert, womöglich auf verlorenem Posten steht, weil zu wenige am selben Strang ziehen, bleibt nur, den DAX so schnell und deutlich wie möglich nach oben zu ziehen. Denn jetzt hilft nur eine eindrucksvolle Verteidigung der vergangene Woche bereits erheblich attackierten Zone 14.816/15.060 Zähler, um zaudernde Bullen zu mobilisieren. Aber kann das überhaupt klappen?

Das kann es, wenngleich „Kann“ nicht bedeutet, dass es wirklich gelingt. Aber es gäbe mehrere Aspekte, die die Chance bieten, dass die Bären nicht nur nicht dagegenhalten, sondern womöglich sogar Short-Positionen schließen und damit selbst die Kurse höher ziehen.

DAX: Tages-Chart vom 09.10.2023, Kurs 15.128,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tages-Chart vom 09.10.2023, Kurs 15.128,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Zum einen hat diese Supportzone jetzt immerhin einige Tage gehalten, zugleich rangieren die reagibleren markttechnischen Indikatoren wie RSI und Stochastik zumindest auf Tagesbasis nahe am oder im überverkauften Bereich. Zum anderen sehen wir im Chart auf Tagesbasis, dass die untere Begrenzungslinie der „Trompeten-Formation“, der in Blau gehaltenen, nach rechts offenen Dreiecksformation, erreicht wurde und diese mit dem Bereich 14.816/15.060 Punkte jetzt eine Kreuzunterstützung bildet.

Das reicht, um den Bullen eine Chance zu bieten. Ob sie die auch nutzen können, muss sich erst herausstellen, das Umfeld ist schließlich recht instabil. Und aus rein charttechnischer Sicht haben die Bären dieses Ringen ohnehin erst verloren, wenn der Index mit Schlusskursen über 15.750 Punkten nicht nur seine 200-Tage-Linie und mehrere aktuelle Widerstandslinien zurückerobert, sondern auch die Ende Juli etablierte Abwärtstrendlinie überwunden hat.

Auf Basis einer langfristigen, über 60 Jahre erfassenden Statistik ist der September am deutschen Aktienmarkt der mit Abstand schlechteste Monat. Und der wäre heute ausgestanden. Heißt das, dass man jetzt unbesorgt wieder auf Long umschwenken könnte?

Wie heißt es doch? Papier ist geduldig … und man möge nur einer Statistik trauen, die man selbst gefälscht hat. Beides ist zwar per se Unsinn, beides hat aber einen Kern, über den man nachdenken sollte. Die Statistik über die Performance des DAX bzw. seiner Vorläufer ab 1959, deren Ergebnis ist, dass der September schlichtweg ein im Schnitt miserabler Monat ist und es danach deutlich besser wird, kann jeder überprüfen. Aber es sind auch nicht die Zahlen, über die man nachsinnen sollte, sondern über die Aussage an sich.

Denn ja, der September weist in dieser Langzeit-Betrachtung im Durchschnitt ein Minus von 1,8 Prozent auf, die darauffolgenden Monate haben bis April einschließlich ein Durchschnitts-Plus vorzuweisen. Aber wenn man 64 Jahre in einen Topf wirft, dann bedeutet das eben auch, dass der Oktober, der mit im Langzeit-Schnitt +0,72 Prozent zu den „Schwachen unter den Guten“ gehört, auch mal so richtig schlecht ausfallen kann. Letztlich könnte man bei keinem einzigen Monat sicher sein, dass die Statistik obsiegt und wirklich das passiert, was das langjährige Mittel suggeriert.

Ob der Oktober bzw. das übergeordnet von der Performance her tendenziell gut laufende vierte Quartal auch im Jahr 2023 ein gutes wird, kann man also auf Basis solcher Schnittwerte nicht wissen.

Aber der unmittelbare Vergleich mit dem Vorjahr lockt natürlich, das einfach zu unterstellen. Denn das jetzt endende dritte Quartal lief verblüffend ähnlich: Der Juli 2022 war noch gut, August und September aber schlecht. Im Saldo war das dritte Quartal 2022 ebenso wie 2023 ein negatives … und im Vorjahr drehte das Ganze eben genau beim Übergang ins vierte Quartal … und, wie wir uns erinnern, gewaltig. Warum sollte es 2023 nicht genauso laufen?

Expertenmeinung: Wer hinreichend Erfahrung an der Börse hat, weiß: Unmöglich ist dort in der Tat nichts. Aber wir sehen derzeit andere Rahmenbedingungen als vor einem Jahr. Sicher, die damaligen, die Kurse treibenden Argumente basierten auf reiner Hoffnung – und hoffen kann man immer. Aber genau diese Hoffnungen wurden eben enttäuscht:

Die Inflation war nicht ruckzuck besiegt. Auch jetzt nicht, denn dass die gestern veröffentlichte Jahresrate der deutschen Teuerung einen heftigen Rückgang auswies, liegt am statistischen Basiseffekt, im Monatsvergleich stiegen die Preise ja weiter. Und das weiß man. Man weiß heute auch, dass a) die Leitzinsen deutlich höher geklettert sind als man das vor einem Jahr unterstellte und b) nicht, wie Ende 2022 erhofft, schnell wieder gesenkt werden.

DAX: Monatschart vom 28.09.2023, Kurs 15.323,50 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 28.09.2023, Kurs 15.323,50 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das einzige Argument, um erneut eine Hoffnungs-Kaufwelle mit Blick auf das kommende Jahr lostreten zu können, wäre, wenn man behauptet, dass diejenigen großen, im DAX notierten Unternehmen, die bislang (Stand 1. Halbjahr) starke Unternehmensgewinn-Steigerungen vorweisen könnten, diese immer weiter ausbauen werden. Und dass man, wo es nicht läuft, wie z.B. bei der Chemie oder im Einzelhandel, wieder durchstartet. Belege braucht es bei Hoffnungsrallyes bekanntlich nicht, so gesehen wäre das eine Chance. Das und der vergleichende Blick auf 2022, den sicherlich viele hoffnungsvollen Bullen jetzt vornehmen. Aber:

Alleine auf Basis von wiederbelebten Hoffnungen steigt keine Aktie und kein Index, da müssen dann eben auch genug Akteure nicht nur hoffen, dass irgendwer die Wende herbeikauft, sondern selbst Hand anlegen. Und ob das passiert, ist offen genug, um sich nicht auf die Statistik zu verlassen, sondern abzuwarten, ob die Charttechnik ebenfalls grünes Licht liefert.

Und dazu müsste unser DAX das jetzt fast erreichte untere Ende der „Trompeten-Formation“, diesem im Tageschart abgebildeten, nach rechts offenen Dreieck, verteidigen und sich in die obere Hälfte der Formation retten. Dafür wären aber Schlusskurse über 16.000 vonnöten. Dann wäre zwar sogar ein Run an das obere Ende der „Trompete“ möglich, das derzeit um 16.750 Punkte liegt. Aber bis zur 16.000 wäre alles, was man an Gegenbewegung schaffen würde, eben nicht mehr als das: eine Gegenbewegung, aber keine Aufwärts-Trendwende.

DAX: Tages-Chart vom 28.09.2023, Kurs 15.323,50 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tages-Chart vom 28.09.2023, Kurs 15.323,50 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS