Die Luxusgüterkonzerne haben derzeit ein Problem: China. Dort lag die Basis für das immense Wachstum der Vorjahre. Und auf einmal herrscht dort Luxus-Flaute. Die Frage ist: Wird das gestrige Maßnahmenpaket der chinesischen Notenbank das ändern?
Es war zu erwarten: Gestern liefen vor allem Aktien aus Branchen, die zuvor deutlich gemacht hatten, dass vor allem der schwache Konsum in China Grund für ein geringer als gedacht ausfallendes Wachstum sei. Da wirkt das Bündel an stimulierenden Maßnahmen, das die chinesische Notenbank mit der Andeutung weiterer Schritte gestern schnürte, wie das bislang vermisste Licht am Ende des Tunnels. Die Frage ist nur, ob das nicht womöglich doch die Frontlichter des Güterzugs sind, der einem da entgegenkommt.
Denn diese Maßnahmen begünstigen in erster Linie ja die dortigen Banken. Die können (und sollen) dadurch mehr Kredite vergeben. Was zwar das Risiko erhöht, dass das Kartenhaus zusammenbricht, wie auch Chinas Notenbank zweifellos weiß, die Immobilienkatastrophe 2008 ff. in den USA lässt da schön grüßen. Aber der Druck kommt aus Peking, da kann man nicht gegen an. Chinas Banken auch nicht. Aber auch, wenn der Köder, der da an der Angel hängt, immer dicker wird, der Fisch namens Verbraucher muss halt trotzdem erst einmal anbeißen. Und so sicher, wie man sich das in Peking wohl ebenso wie in Kreisen derer denkt, die gestern umgehend bei den China-gebeutelten Luxusaktien wie LVMH zugriffen, ist das vermutlich nicht, denn:
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Expertenmeinung: Die wackelnden Immobilienpreise sitzen vielen Verbrauchern dort im Nacken, immerhin hat man zuletzt nahezu Mondpreise bezahlt und sieht jetzt Preise bröckeln und Immobilienkonzerne wanken. Jeder kann sehen, dass die Lage problematisch ist. Und es gehört kein VWL-Studium dazu, um zu erkennen, dass das Befeuern von noch mehr Immobilienkäufen durch das Senken der Mindestanforderung für zweite Immobilien die Sache nicht löst, sondern man damit versucht, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
In einem solchen Umfeld ist es fraglich, ob potenzielle Kunden für LVMH dort die Banken stürmen, um mit billiger gewordenem Geld auf Pump Kostüme, Uhren, Schmuck, Handtaschen und Champagner zu kaufen. Zumal die chinesische Notenbank ja andeutete, dass weitere Maßnahmen folgen. Wenn, würden daher wohl viele warten, bis ein Kredit noch billiger wird. In Sachen Luxus pflegt es ja selten eilig zu sein. Zudem könnten potenzielle LVMH-Kunden in China dieses so verzweifelt wirkende Handeln der Notenbank eher als Warnsignal sehen und deshalb von Käufen Abstand nehmen.
Und wenngleich die Aktie von Louis Vuitton Moet Hennessy, sprich LVMH, am Dienstag als Folge dieses scheinbaren Lichts am Ende des chinesischen Nachfrage-Tunnels mit +3,11 Prozent zusammen mit anderen Vertretern der gehobenen Preisklasse wie L’Oréal und Hermès in den Top 5 der Euro Stoxx 50-Gewinner landete:
Im Chartbild fällt auf, dass die Aktie unterhalb ihres durch ein Aufwärts-Gap geprägten Eröffnungskurses aus dem Handel ging. Die erste Reaktion traf also nicht auf Anschlusskäufe, sondern auf … wenngleich leichte … Abgaben. Und das, obwohl es hier beileibe keine Gewinne gibt, die man mitnehmen könnte, immerhin hatte LVMH gerade erst am Montag das bisherige Jahres-Verlaufstief markiert.
Dass Hoffnung und Realität leicht mal nicht zusammengehen, haben folglich genug Trader erkannt, um dieses Plus des Dienstags nicht zu vertrauensvoll als Start einer größeren Rallye anzusehen. Das absolute Minimum, was hier gelingen müsste, um dem Braten ein wenig mehr zu trauen, wären Schlusskurse, die mit 658 Euro oder mehr über die mittelfristige Abwärtstrendlinie hinauskommen. Solange das nicht der Fall ist, haben wir hier nicht mehr als eine Gegenbewegung in einem intakten Abwärtstrend!
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