Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Man kann nicht nur mit neuen, bahnbrechenden und nie dagewesenen Geschäftsmodellen gutes Geld verdienen. Es geht auch mit Kaffee.
Simpel
An der Börse ist es eine wesentlich bessere Strategie auf erprobte und vermeintlich langweilige Geschäftsmodelle zu setzen, statt ständig das nächste große Ding zu jagen.
Dass man mit schnödem Kaffee gutes Geld verdienen kann, zeigen nicht nur die jüngsten Zahlen von Starbucks, sondern auch die langfristige Entwicklung.
Die Aktie ist nicht nur ein langfristiger Outperformer, das Geschäft ist auch noch krisenfest.
Man sollte eigentlich meinen, dass die Menschen bei wirtschaftlichen Problemen ihren Konsum zurückfahren und sich beispielsweise keinen teuren Kaffee mehr gönnen.
Das erste ist auch richtig, bei Kaffee und anderen Suchtmitteln scheint man aber nicht sparen zu wollen.
Dafür sprechen die Geschäftszahlen von Starbucks aus meiner Sicht jedenfalls. Selbst 2008 kam es nur zu einem Rückgang des Gewinns um 18 % und kurz danach wurden wieder neue Rekordgewinne eingefahren.
Als das öffentliche Leben sowie der Reiseverkehr 2020 zum Erliegen kamen, sackte der Gewinn zwar um 59 % ab, doch im Folgejahr wurde schon das nächste Rekordergebnis eingefahren.
Das erstaunliche daran ist auch nicht, dass der Gewinn 2020 eingebrochen ist, sondern dass man überhaupt noch profitabel war.
Das bedeutet, dass Starbucks selbst während einer Krise, die das Geschäft so nachhaltig negativ beeinflusst hat, wie irgend möglich, noch einen Gewinn erzielen kann. Resilienz.
Das ist der Grund
Auch jetzt zeigt sich wieder, dass das Geschäft unter den schwierigen Rahmenbedingungen weniger leidet als man intuitiv erwarten würde.
Der Gewinn lag in Q2 mit 0,74 je Aktie über den Erwartungen von 0,65 USD. Der Umsatz übertraf mit 8,72 Mrd. die Analystenschätzungen von 8,40 Mrd. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 14 % und einem Gewinnsprung um 25 %.
Die Zahl der Bestellungen kletterte um 6 % und der Durchschnittspreis um 4 %, wodurch der Gesamtumsatz je Filiale um 11 % gestiegen ist.
Hinzu kamen 464 neue Niederlassungen.
Insgesamt gibt es inzwischen 36.634 Stores, wovon man ungefähr die Hälfte selbst beitreibt und den Rest in Lizenz vergeben hat.
Die Prognose wurde nach den jüngsten Zahlen nicht angepasst, obwohl man die Erwartungen deutlich übertroffen hatte. Starbucks stellt also weiterhin ein Umsatzplus von 10-12 % in Aussicht.
Die Konsensschätzungen für den Gewinn dürften bei 3,40 USD je Aktie bleiben.
Der Kurs von Starbucks ist nach den Zahlen dennoch unter Druck gekommen, aktuell notiert die Aktie 4,96 % im Minus bei 108,78 USD.
Ähnliche Reaktionen haben wir in der laufenden Berichtssaison schon mehrfach erlebt.
Die Kommentatoren haben selbstverständlich wieder Gründe für den Absturz gefunden:
„Starbucks profits beat estimates, shares dive on outlook“ (Link).
Zu teuer
Dieser These kann man folgen oder nicht, ich sehe das Problem an einer anderen Stelle verortet.
Die Zahlen waren gut und dass die Prognose bestätigt wurde, ist in Ordnung, aber Starbucks ist zu teuer.
Selbst bei einem Kurs 108,78 USD kommt Starbucks noch auf eine forward P/E von 31,9.
In den fünf Jahren vor 2020 lag die P/E durchschnittlich bei 28,5 und das würde ich in der aktuellen Lage ebenfalls als halbwegs fair bezeichnen.
Das bedeutet aber, dass man als Investor erst zuschlagen sollte, wenn die Bewertung unter diesem Niveau liegt.
Eine P/E von 25 entspräche beispielsweise einem Kurs von 85,25 USD.
Das bedeutet nicht, dass die Aktie auf dieses Niveau fallen muss. Es bedeutet aber, dass die Aktie relativ weit von einem Kurs entfernt ist, welcher für Investoren wirklich interessant ist.
Auf einem ähnlichen Niveau hatte ich das Chance-Risiko-Verhältnis der Aktie zuletzt positiv eingeschätzt und dabei bleibt es auch.

Starbucks notiert vorbörslich bei 108,78 USD. Wird das im regulären Handel bestätigt, kommt es zu einem Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bei 105 sowie 98 – 100 USD.
Darunter würde sich das Chartbild zunehmend eintrüben.
Den Bullen hilft nur eine schnelle Rückkehr über 110 USD. Antizyklische Investoren dürften hingegen darauf hoffen, dass genau das nicht gelingt.
Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Preisgekrönte Handelsplattform und niedrige Gebühren. Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen