EURO STOXX 50 Prognose Euro Stoxx 50: Bahn frei für die Bullen?

News: Aktuelle Analyse des EURO STOXX 50 Index

von |
In diesem Artikel

EURO STOXX 50
ISIN: EU0009658145
|
Ticker: SX5E --- %

---
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zum EURO STOXX 50
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Die deutsche Inflation im November fiel deutlich günstiger aus als gedacht. Das zog den Dax höher und wegen des hohen Anteils in ihm gelisteten DAX-Aktien auch den Euro Stoxx 50. Heute stehen die Eurozone-Inflationsdaten an – bringt das den Befreiungsschlag?

Die Jahresrate der Teuerung kam für Deutschland laut den (so gut wie nie später korrigierten) vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts von 3,8 auf 3,2 Prozent zurück, ein deutlich stärkerer Rückgang als im Vorfeld geschätzt. Und wenn man die EU-einheitliche, harmonisierte Berechnungsweise wählt, fiel die Inflationsrate sogar von 3,0 auf nur noch 2,3 Prozent.

Zwar liegt die Kernrate, in der man die stark schwankenden Preise bei Energie und Nahrungsmitteln herausrechnet, noch klar höher, konkret bei 3,8 Prozent. Aber das schien man am deutschen Aktienmarkt ebenso wenig hören zu wollen wie den Hinweis, dass die Dezember-Teuerung vermutlich wieder höher ausfallen wird … oder den Punkt, dass es für die EZB vor allem um die Kernrate geht.

Euro Stoxx 50: Tageschart vom 29.11.2023, Kurs 4.371,49 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 29.11.2023, Kurs 4.371,49 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Da etwa ein Drittel der 50 Euro Stoxx 50-Aktien aus dem DAX stammen, zog ihn der kräftige Anstieg des deutschen Leitindex als Reaktion auf die guten Inflationsdaten mit nach oben. Und heute um 11 Uhr steht die Vorab-Berechnung der November-Inflation in der Eurozone an. Man rechnet im Vorfeld mit einem leichten Rückgang der Gesamt-Jahresrate von 2,9 auf 2,8 Prozent und mit einem Abstieg der Kernrate von 4,2 auf 3,9 Prozent. Kommt es auch da zu einer positiven Überraschung, sprich liegen die Gesamt- und die Kernrate niedriger als vorab geschätzt, müsste das doch eigentlich reichen, um den Index über die jetzt erneut belagerte, massive Widerstandszone 4.410 zu 4.420 Punkte zu tragen … oder?

Den aktuellen Kurs und Chart des EURO STOXX 50 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Möglich ist es, sicher ist es nicht. Und erst recht nicht, ob er diese Zone dann auch halten würde. Wobei es da weniger um die heute Vormittag anstehenden Inflationsdaten an sich geht. Es wird um die Frage gehen, wie groß der Anteil unter den dann aktiven Marktteilnehmern ist, der ein deutliches Sinken der Inflationsrate wirklich als Sieg über die Inflation auslegt und zudem unterstellt, dass damit eine Kettenreaktion aus sinkenden Leitzinsen, anziehendem Konsum und steigenden Unternehmensgewinnen losgetreten wird, die für einen Ausbruch des Index nach oben schnell die fundamentale Basis nachliefern würde.  

Denn diese Rechnung machen zwar viele auf, sicherlich aber keineswegs alle. Denn diese einzelnen Schritte als Folge einer normalisierten Inflation zu erwarten, ist zwar schlüssig. Aber wer davon ausgeht, dass diese Entwicklung schon hier und heute ein Argument für neue Jahreshochs im Euro Stoxx 50 wäre, würde übersehen, dass sinkende Zinsen und fallende Preise die Lage für die Unternehmensgewinne vermutlich erst noch verschärfen, bevor es dann besser wird. Denn ein solches Szenario würde die Verbraucher zum Abwarten anhalten:

Warten, bis die Kreditzinsen wirklich unten sind und bis die Preise wirklich richtig weit gefallen sind. Und das würde erst einmal Druck auf die Gewinne der Unternehmen ausüben. Und man darf davon ausgehen, dass sich, wer gestern nicht aktiv auf der Hausse-Seite dabei war, dessen völlig bewusst ist. Daher besteht zwar bei guten Eurozone-Daten am heutigen Vormittag eine gute Chance, dass der Euro Stoxx 50 diese Widerstandszone 4.410/4.420 Punkte, an der er bis auf den Fehlausbruch Ende Juli mehrfach im Jahresverlauf nach unten abgewiesen wurde, überwindet. Aber dass das dann eine Verkaufswelle derer auslöst, die die Lage derzeit deutlich weniger rosig sehen, sollte man lieber nicht ausschließen. Der Index müsste sich mehrere Handelstage lang über dieser Zone halten, sie idealerweise durch einen Rücksetzer, der dann im Bereich 4.410/4.420 Punkte auf kräftige Käufe trifft, bestätigen, bevor man einen solchen Braten trauen sollte.

Euro Stoxx 50: Wochenchart vom 29.11.2023, Kurs 4.371,49 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Wochenchart vom 29.11.2023, Kurs 4.371,49 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

Wie hilfreich fanden Sie den Artikel?
Wenig hilfreichSehr hilfreich

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen des EURO STOXX 50 Index

Drei wichtige Widerstandslinien konnte der Euro Stoxx 50 seit Monatsbeginn überwinden, zwei bleiben noch. Gelingt es, auch diese Hürden zu nehmen, hätte der Index ein neues Jahreshoch markiert und freie Bahn bis zum Hoch des Jahres 2007. Ist das realistisch?

Nachdem der europäische Leitindex scheinbar mühelos zunächst die Juli-Abwärtstrendlinie, dann die Widerstandszone 4.175/4.211 Punkte und vergangene Woche auch noch die 200-Tage-Linie überwand, wirkt es, als könne ihn erst einmal nichts mehr aufhalten.

Euro Stoxx 50: Tageschart vom 22.11.2023, Kurs 4.352,02 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 22.11.2023, Kurs 4.352,02 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Zwar ist der Euro Stoxx 50 aktuell auf Tagesbasis klar überkauft, aber das Momentum der Rallye wäre noch hoch genug, um diesen Aspekt ins zweite Glied zurück zu drängen. Zumal die nächsten Hürden nahe genug sind, um das bullische Lager grundsätzlich bei der Stange zu halten: Der Bereich 4.400/4.420 Punkte, in dem der Index zwischen April und Juli mehrfach nach unten abgedreht hatte. Und danach dann das Jahres-Verlaufshoch bei 4.491,51 Punkten, das Hoch, mit dem der Ausbruch über die vorgenannte Widerstandszone vollzogen wurde, der indes am Ende zum Fehlschlag wurde und als Bärenfalle endete.

Würde es gelingen, diesen Bereich 4.400/4.420 Punkte diesmal nachhaltig zu überwinden, dieses „Waterloo der Bullen“ bei 4.491,51 Punkten ebenfalls, wäre es bis zu dem so markanten, uralten Hoch des Jahres 2007 bei 4.573 Zählern nur noch ein Katzensprung. Aber geben die Rahmenbedingungen das überhaupt her?

Expertenmeinung: Objektiv betrachtet nicht. Subjektiv könnte man da aber ganz anderer Meinung sein. Und die Mehrzahl der Trader interpretieren die Lage entsprechend ihres meist stur Long ausgerichteten Depots und damit in der Tat subjektiv. Und wer sich um die Rahmenbedingungen nicht schert, sieht einen intakten Aufwärtstrend, bei dem die hohe Dynamik den überkauften Status überlagert, und folgt einfach dieser Tendenz.

Zwar würde man bei einem objektiven Blick voraus das hohe Risiko registrieren, dass das jetzt als erreicht unterstellte Leitzinshoch und die Erwartung baldiger, erster Zinssenkungen das Wachstum weit mehr unter Druck setzen als die Phase, in der die Zinsen noch stiegen, weil viele dann Investitionen und Käufe aufschieben, bis die Kredite sehr deutlich billiger wurden. Aber wer nur den ersten Schritt denkt und damit unterstellt, dass nicht höher steigende Leitzinsen bullisch sind, weil steigende Leitzinsen bärisch waren, würde diese Problematik komplett ausblenden und den Blick in Sachen Trend stur nach oben richten.

Wie viele das tun, ist jedoch nicht seriös feststellbar. Denn was wir sehen, sind nur die Aktionen derer, die gerade aktiv handeln. Da überwiegen offenkundig die Käufer. Aber wie viele derjenigen kleinen und großen Akteure, die momentan nichts tun und damit „unsichtbar“ sind, mit der Long-Seite liebäugeln und wie viele im Gegenteil abwarten, bis den Käufern die Puste ausgeht, um Positionen abzubauen oder aktiv Short zu agieren, weiß niemand.

Als Anhalt ließe sich festhalten: Sollten diese „Unsichtbaren“ den Euro Stoxx 50 diese Zone 4.400/4.420 Punkte passieren lassen, wäre der Test des bisherigen Jahres-Verlaufshochs bei 4.491,51 Zählern hoch wahrscheinlich. Wie es dort dann weitergeht, muss man sehen, wenn es so weit ist. Sollte der Index indes in dieser Zone 4.400/4.420 Punkte wieder einmal abdrehen, wäre höchste Vorsicht angezeigt. Und falls danach die 200-Tage-Linie als wichtiger und nächstliegender Support fallen würde (aktuell bei 4.269 Punkten), wäre das mehr als nur ein Rücksetzer, dem sofort ein erneuter Anlauf der Bullen folgt. Dann müsste man damit rechnen, dass die, die momentan die Füße stillhalten, mehrheitlich denen zuzurechnen wären, die „Druck machen“.

Euro Stoxx 50: Monatschart vom 22.11.2023, Kurs 4.352,02 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 22.11.2023, Kurs 4.352,02 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Die Zone 4.198/4.211 Punkte teilt die diesjährige Handelsspanne des Euro Stoxx 50 in zwei fast gleich große Hälften. Im September war er in die untere Hälfte gerutscht, hatte Ende Oktober deren untere Begrenzung getestet – und steht jetzt kurz davor, wieder „aufzusteigen“.

Sieht man sich den europäischen Leitindex in einem ganz langfristigen Chart auf Monatsbasis an, wird umgehend klar, dass das bullische Lager nur zwei Möglichkeiten hat: entweder effektiv gegen den Abgabedruck ankämpfen oder tief in die Bredouille geraten. Der Chart zeigt, dass der Euro Stoxx 50 im Sommer genau da nach unten abgedreht hat, wo er nicht hätte abdrehen dürfen, wenn es nach den Bullen ginge:

Sehr nahe an der oberen Begrenzung des übergeordneten, 2009 etablierten Aufwärtstrendkanals, der derzeit mit den beiden Topps des Jahres 2007 im Bereich 4.501/4.573 Punkte den massivsten Widerstand bildet, den man sich nur ausmalen kann. Bis 4.491,51 Punkte ging es Ende Juli nach oben. Aber in einem Umfeld, das für steigende Unternehmensgewinne ungünstiger nicht sein könnte, endete der damit einhergehende Ausbruch aus der vorherigen, monatelangen Handelsspanne zwischen den Bereichen 4.198/4.211 und 4.396/4.415 Punkte als Bullenfalle.

Zu viele Akteure kamen dort oben zu dem Schluss, dass man sich bessere Kurse zum Abbau von Positionen nicht wünschen kann – bei Rahmenbedingungen wie diesen. Damit war die Saat für eine kräftige Abwärtsbewegung ausgebracht, die allemal auch als langfristige Trendwende enden könnte … oder hätte enden können?

Expertenmeinung: Wenn es nach dem bullischen Lager geht, soll die Formulierung „hätte enden können“ richtig sein. Und ja, immerhin gelang es, den Euro Stoxx 50 knapp oberhalb der Linie abzufangen, unter der es dann richtig kritisch geworden wäre.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 10.11.2023, Kurs 4.197,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 10.11.2023, Kurs 4.197,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Index hauchdünn über der Supportzone 3.981/4.035 Punkte, die das untere Ende der Handelsspanne 2023 (von den allerersten Tagen im Januar abgesehen) ausmacht, nach oben drehte. Wäre das nicht gelungen, wäre der Weg in die im Monatschart zu sehende, wichtige Unterstützungszone 3.836/3.905 Punkte frei geworden. Knapp darunter wartet noch bei 3.800 Punkten die 1.000-Tage-Linie und darunter wiederum … nichts.

Nichts bis zum Tief von Ende September/Anfang Oktober 2022 bei 3.250 Punkten. Und wenn man sich überlegt, dass die Erwartungen, die Basis der im vergangenen Herbst bei 3.250 Punkten losgetretenen, wilden Kaufwelle waren, allesamt nicht eingetreten sind, sprich die Inflation noch zu hoch und das Wachstum in der Eurozone dahin ist und die Leitzinsen höher liegen als man damals dachte … und vermutlich längere Zeit hoch bleiben, muss man aus bullischer Sicht fürchten:

Euro Stoxx 50: Monatschart vom 10.11.2023, Kurs 4.197,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 10.11.2023, Kurs 4.197,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Viele Akteure könnten sich diesen Chart anschauen, ihn mit der Realität vergleichen und zu dem Schluss kommen, dass man im Fall eines Ausstiegs beim Bruch der jetzt erst einmal verteidigten Unterstützungszone 3.981/4.035 Punkte immer noch einen guten Verkaufskurs bekäme.

Diese Sorge ist mit dem Aufwärtsschwenk des Index erst einmal vom Tisch. Das Ziel der Käuferseite muss sein, einen erneuten Test dieser jetzt gehaltenen Zone, die das Tor zu weiteren Abschlägen darstellt, nachhaltig zu verhindern. Dazu wäre die Rückeroberung des am Donnerstag sogar schon für einen Tag überbotenen Bereichs 4.198/4.211 Zähler ideal. Denn in einem Umfeld der Unsicherheit klammern sich genug Anleger an den Trend statt an die Fakten, um dann sogar ans obere Ende der Handelsspanne und, wenn es ideal läuft, erneut darüber hinauszukommen.

Die Achillesferse der Bullen ist aber, dass derzeit nichts auf ihrer Seite der Waagschale liegt als der unbedingte Wille, eine mittelfristig relevante Abwärtswende zu verhindern und die Hoffnung, dass genug Anleger mitziehen, um das auch sicherzustellen. Und da das bärische Lager das natürlich sehr wohl weiß, sollte man mit Long-Positionen auch dann, wenn der Euro Stoxx 50 die jetzt umkämpfte Zone mit charttechnischem Ziel 4.396/4.415 Punkte überwindet, immer mit einem offenen Auge schlafen.

Der Euro Stoxx 50 bewegt sich zwar in einem intakten Abwärtstrend, hielt aber zuletzt die wichtige Unterstützungszone 3.981/4.035 Punkte. Das bietet Chancen für eine Gegenreaktion nach oben. Aber auch, wenn diese Zone bricht: Richtig spannend wird es erst eine Etage tiefer!

Der letzte Versuch, sich doch noch nach oben abzusetzen, scheiterte Mitte Oktober im Bereich der mittlerweile als Widerstand fungierenden Zone 4.198/4.211 Punkte. Zugleich wurde dadurch die Ende Juli etablierte Abwärtstrendlinie bestätigt. Dass sich der Index danach auf ein neues Verlaufstief innerhalb des noch jungen Abwärtstrends zurückzog, war folgerichtig.

Euro Stoxx 50 Index: Tageschart vom 26.10.2023, Kurs 4.049,40 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Aber die vorgenannte Zone 3.981/4.035 Punkte, die sich aus dem März-Tief und dem Zwischenhoch vom vergangenen Dezember zusammensetzt, hielt erst einmal. Mit Blick auf die auf Tagesbasis bereits wieder leicht überverkaufte Markttechnik, hier im Tageschart der Stochastik-Oszillator, eine grundsätzlich gute Basis, um einen erneuten Anlauf an die Abwärtstrendlinie zu versuchen.

Aber was, wenn die Käufer nicht kommen oder aber die Short-Seller, sprich die Bären, sie einfach überrennen? Dann wird die Sache richtig interessant, denn auch, wenn diese aktuell gehaltene Zone wichtig ist: Ein anderer, darunter wartender Bereich hat eine deutlich höhere Bedeutung.

Expertenmeinung: Dazu muss man sich den europäischen Leitindex in einem langen Zeitraster ansehen, hier in einem Chart auf Monatsbasis. Damit sehen wir das Gesamtbild, das im Getümmel des Tagesgeschäfts gerne mal unter den Tisch fällt. Und dieses Gesamtbild ist eines, das andeutet, dass der Euro Stoxx 50 auf eine Unterstützungszone zusteuert, die zwar äußerst massiv wirkt. Aber falls sie fallen sollte, würde sie aus charttechnischer Sicht eine Menge Abwärtspotenzial freisetzen das, weil viele große Adressen diese Zone zweifellos längst im Auge haben, auch leicht ausgelotet werden könnte.

Euro Stoxx 50 Index: Wochenchart vom 26.10.2023, Kurs 4.049,40 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Es geht um den Bereich zwischen 3.836 und 3.901 Punkten, der sich aus einer Reihe von markanten Zwischenhochs zusammensetzt, die zwischen 2008 und 2020 entstanden sind. Etwas tiefer, bei aktuell 3.790 Punkten, verläuft dann noch die 1.000-Tage-Linie, die man zu dieser Zone hinzurechnen sollte. So wirklich weit sind wir von diesem Bereich nicht mehr entfernt. Und wir sehen: Sollte diese Zone fallen, wäre grundsätzlich Luft bis an das Tief vom Frühherbst letzten Jahres bei 3.250 Punkten. Und ich vermute, dass so mancher einen solchen Level nicht für absurd übertrieben halten dürfte, denn:

Dort begann die große Rallye, die den Euro Stoxx 50 bis zum Juli rasant nach oben trieb. Sie basierte auf Erwartungen, die sich nicht erfüllt haben: Moderate Leitzinserhöhungen und erste Zinssenkungen noch 2023? Daraus wurde ebenso wenig wie aus der vermeintlichen Gewissheit, dass die höheren Zinsen die Inflation schnell auf einen harmlosen Level zurückdrängen werde. Auch eine trotzdem solide Wirtschaft sehen wir in der Eurozone nicht, in Deutschland schon mal gar nicht. Woran sich die Bullen zuletzt noch klammerten, waren die Gewinne der großen Unternehmen, die trotz dieser grundsätzlich kritischen Rahmenbedingungen stabil blieben oder sogar weiter zulegten. Aber diese letzte Bastion des Optimismus bröckelt gerade.

Eine ganze Reihe von Euro Stoxx 50-Untenrehmen enttäuschte mit der aktuellen Bilanz und/oder dem Ausblick. Und es sind die Branchen, die man bislang als „immun“ ansah, die da wackeln, z.B. die Autobauer oder die Luxusgüterkonzerne. Wenn das, was man als Argument für diese Rallye vom Tief des vergangenen Herbsts aus ansah, nicht aufging, warum sollte der Index also nicht grundsätzlich dorthin zurückfallen können?

Achten Sie daher nicht nur auf den aktuellen Supportbereich. Wichtiger ist diese Zone zwischen 3.790 und 3.856 Punkten, zwischen 1.000-Tage-Linie und den Zwischenhochs vom Februar und Mai 2008. Wenn dieser Bereich fallen sollte, könnten sich Schleusen öffnen. Mit Long-Positionen sollte einen das aber ohnehin nicht auf dem falschen Fuß erwischen, denn erst, wenn der Euro Stoxx 50 die Zone 4.198/4.211 Punkte und mit ihr dann auch die Abwärtstrendlinie überwindet, hätten Long-Trades hier „grünes Licht“.

Viele dürften gehofft haben, dass der statistisch gesehen zumindest einigermaßen positive Oktober die Zuversicht zurückbringen und das den Euro Stoxx 50 wieder auf die Beine helfen würde. Aber die vergangene Woche zeigte: Bislang haben die Bären noch alles im Griff.

In der reinen Wochenbilanz war das Minus des europäischen Leitindex zwar minimal. Aber nicht die Dimension des Abschlags, sondern wie er zustande kam, ist für die Bullen das Problem. Denn die Woche begann mit Hoffnung und endete mit Ernüchterung.

Zunächst schien es, als würde der Markt die erneuten, negativen Nachrichten wegstecken. Trotz des Konflikts im Nahen Osten und der politischen Handlungsunfähigkeit der USA wegen des vakanten „Speaker“-Postens im Repräsentantenhaus hielten sich die Kursverluste am Montag in Grenzen. Und am Dienstag kam es sogar zu einer beeindruckenden Rallye.

Die führte den Euro Stoxx 50 ans obere Ende der Widerstandszone im Bereich 4.175/4.211 Punkte, d.h. an die Nackenlinie des markanten und Ende September vollendeten Topps. Das bullische Lager hatte also so etwas wie einen Matchball. Ein weiterer starker Tag hätte genügt, um einen charttechnischen Befreiungsschlag zu erreichen, der dann vermutlich bis dahin schwankende Trader ins bullische Lager gezogen hätte. Aber dann ging die Sache schief.

Expertenmeinung: Schon Ende September hatte man versucht, das bärische Signal, das durch den Bruch dieser Supportzone 4.175/4.211 Punkte entstanden war, umgehend zu kontern und blieb dabei in dieser Zone hängen. Und genau das passierte in der vergangenen Woche erneut. Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Index am Mittwoch und Donnerstag zwar intraday jeweils kurz über die Zone hinauslief, beide Male aber innerhalb der Zone schloss. Bezeichnend war der Donnerstag, denn da lag das Tageshoch genau auf Höhe der über die beiden Zwischenhochs von Ende Juli und Mitte September zu konstruierenden Abwärtstrendlinie.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 13.10.2023, Kurs 4.136,12 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 13.10.2023, Kurs 4.136,12 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Und so etwas passiert nicht zufällig, das passiert, wenn das bärische Lager genau weiß, wo es aktiv werden muss – und auch die Möglichkeit hat, Kaufwellen effektiv zu stoppen. Dass der Freitag dann markante Abschläge zeigte und dadurch eine bis dahin positive Woche am Ende ins Minus drückte, macht klar:

Bislang ist das bullische Lager zu schwach, um einen Befreiungsschlag zu erreichen. Die „bad news“ sind zu zahlreich, der Blick nach vorne ebenso grau und grau wie unsicher. Aber dieses Abdrehen des Euro Stoxx 50 macht auch klar, was gelingen muss, wenn die Bullen zurück ans Ruder wollen. Je nachdem, was dann höher liegt, muss entweder ein Schlusskurs über dieser Abwärtstrendlinie oder der Widerstandszone 4.175/4.211 Punkte gelingen. Für den Moment aber kann dieser fehlgeschlagene Ausbruchsversuch nachwirken … ein Test der nächstgelegenen Supportzone 3.980/4.035 Punkte, der Anfang des Monats noch verhindert werden konnte, könnte die unmittelbare Folge sein.

Euro Stoxx 50: Monatschart vom 13.10.2023, Kurs 4.136,12 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 13.10.2023, Kurs 4.136,12 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Statt zum Start ins vierte Quartal mit Schwung die Nackenlinie des kurz zuvor vollendeten Topps zurückzuerobern, drehte der Euro Stoxx 50 genau dort dynamisch nach unten. Ewig wird dieser Abstieg nicht weitergehen … aber wo wartet die Supportzone, die wirklich hält?

Dass der Aktienmarkt oft nicht gerade logisch ist, merkt man dieser Tage wieder deutlich. Die meisten negativen Aspekte, die man gerade als Grund für den Abstieg des Euro Stoxx 50 heranzieht, gibt es schon recht lange. Doch erst jetzt beginnen Faktoren wie die Erwartung von längere Zeit hohen Leitzinsen zu wirken. Erst jetzt realisiert man, dass „die letzte Meile“ bei der Inflationsbekämpfung die schwerste sein dürfte, wie es EZB-Vize Luis de Guindos gerade formulierte. Und erst jetzt fängt man an, sich nicht nur zu sorgen, dass die anstehenden Quartalsbilanzen und vor allem die Ausblicke der Unternehmen eher unerfreulich sein könnten, sondern auch zu reagieren, indem verkauft wird.

Dieses Phänomen einer „Erkenntnis-Lawine“, wie man das nennen könnte, ist uralt, so etwas haben wir in den vergangenen Jahrzehnten öfter beobachtet. Erst nimmt man die Risiken nicht wahr … bzw. wer sie erkennt, blendet sie aus … solange der Markt sich hält oder sogar steigt. Doch in dem Moment, in dem erste, größere Abgaben den Trend ins Wanken bringen, wankt mit ihm auch die Ignoranz gegenüber dem Risiko. Erste, überschaubare Abgaben führen zu weiteren, größeren Verkäufen … und die Lawine beginnt, ins Tal zu rollen. Nahezu immer viel später, als man das von der Logik her erwarten könnte, aber dann nicht selten umso heftiger.

Kommt es auch diesmal so, sprich müssen wir uns darauf einstellen, dass die Lawine gerade erst ins Rollen gekommen ist und auf der Unterseite jetzt nichts mehr unmöglich ist? Oder gibt es nicht doch eine Supportzone, die so massiv ist, dass die Bären dort ihre Short-Positionen schließen und die Bullen nicht widerstehen können, zuzugreifen?

Expertenmeinung: Das Problem mit der Suche nach sicheren Ankerpunkten ist, dass so etwas in einem Umfeld, in dem aus vorherigem, sturen Ausblenden jetzt ein nahezu panischer Fokus auf negative Faktoren wurde, immer mit einem „vielleicht“ versehen werden muss. Einfach, weil ein abwärts gerichteter Markt immer emotionaler läuft als ein Aufwärtstrend. Das bedeutet: Das „kann“, welches man ohnehin immer bei charttechnischen Unterstützungen und Widerständen in Bezug auf deren Einfluss auf den kommenden Kursverlauf verwenden muss, muss in Phasen, in denen Nervosität das Geschehen bestimmt, besonders dick unterstrichen werden. Aber ja, es gäbe eine Supportzone, die imstande sein könnte, zuerst den Euro Stoxx 50 und im Erfolgsfall auch die Stimmung aufzufangen und im Idealfall nach oben zu drehen.

Euro Stoxx 50:Tages-Chart vom 03.10.2023, Kurs 4.095,59 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50:Tages-Chart vom 03.10.2023, Kurs 4.095,59 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Wir sehen diesen Bereich im Chart auf Tagesbasis: Es geht um die Zone um 4.000 Punkte, flankiert durch das März-Verlaufstief bei 3.981 Punkten und das Dezember-Verlaufshoch bei 4.035 Zählern. Da der Euro Stoxx 50 aus markttechnischer Sicht bereits recht überverkauft ist, wäre das ein Bereich, der das bärische Lager dazu motivieren könnte, Short-Trades sukzessiv zu schließen, was die Kurse stützen würde, aber:

Dass der europäische Leitindex gerade erst an der die Nackenlinie des großen Topps definierenden Widerstandszone 4.175/4.211 Punkte nach unten abdrehte, die US-Indizes ebenso kräftig unter Druck stehen und die Anleihe-Renditen mit ihrem rasanten Anstieg Zins- und Inflationssorgen manifestieren, macht diese Zone eben nur zu einem möglichen Kursziel der Bären. Ob aus einem solchen Ziel dann nicht womöglich doch nur eine Etappe wird, wird man erst sehen, wenn der Euro Stoxx 50 dort angekommen ist, daher: Greifen Sie auf der Long-Seite derzeit besser nicht gar zu sorglos in ein fallendes Messer!

Euro Stoxx 50: Monatschart vom 03.10.2023, Kurs 4.095,59 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 03.10.2023, Kurs 4.095,59 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS