EURO STOXX 50 Prognose Euro Stoxx 50: 4.500 oder 5.100 Punkte – wohin geht die Reise?

News: Aktuelle Analyse des EURO STOXX 50 Index

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EURO STOXX 50
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Im Vorfeld der EZB-Sitzung übermorgen steht der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 angeschlagen da. Wird er nach dieser EZB-Sitzung in den Bereich 4.500 Punkte fallen oder Richtung 5.100 davonziehen? Das hängt vor allem von einer Chartzone ab.

Bis zum Sommer war der Euro Stoxx 50 deutlich besser gelaufen als der DAX. Aber die politische Unsicherheit in Frankreich hat die im Index stark vertretenden französischen Aktien gedrückt und dem europäischen Leitindex dadurch ein grundsätzlich bärisches Chartbild eingebrockt. Während der DAX im Zuge der August-Rallye kurzzeitig neue Rekorde markierte, kam der Euro Stoxx 50 nicht einmal an das vorherige Zwischenhoch vom Juli heran, welches wiederum unter denen vom Juni, Mai und April lag. Eine stete Folge niedrigerer Zwischenhochs – da kann man daran herumdeuteln, wie man will: Das ist bärisch.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 09.09.2024, Kurs 4.778,66 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 09.09.2024, Kurs 4.778,66 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Die Frage ist: Würde sich das ändern, wenn die EZB nicht nur, wie man es erwarten darf und tut, den Zins am Donnerstag um einen weiteren Viertelpunkt senkt, sondern avisiert, dass da bis zum Jahresende noch ein, zwei weitere Schritte nach unten folgen? Rein rational gesehen müsste die Antwort lauten:

Den aktuellen Kurs und Chart des EURO STOXX 50 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Nein, warum sollte es? Erstens wissen die meisten, dass das die Konjunktur nicht sofort anschiebt, sondern erst, wenn die Zinsen nahe an einen Level gefallen wären, den man als Zielpunkt einer Zinssenkungs-Serie ansehen könnte. Zweitens würde das die politische und damit auch perspektivische Verunsicherung in Bezug auf Frankreich nicht tangieren. Und drittens helfen auch ein Prozent niedrigere EZB-Leitzinssätze nicht gegen die auffallend hartnäckige Nachfrageschwäche in vielen Branchen wie der Chemie, dem Maschinenbau oder der Automobilindustrie. Selbst in Bezug auf die unter den angehobenen Zinsen bei zugleich massiv höheren Preisen leidende Bauindustrie müsste mehr passieren, damit da zeitnah wieder Schwung in die Branche käme.

Doch würde man so argumentieren, würde man die Rechnung womöglich ohne den Wirt machen, denn:

Zum einen agieren nicht allzu viele Marktteilnehmer rational. Zum anderen liegt zwischen der EZB-Entscheidung und dem „Hexensabbat“, der Abrechnung für Futures und Optionen an der Terminbörse am 20.9., nur etwas über eine Woche. Und genau dann, gegen Ende der Handelswoche vor einer Abrechnung, pflegen die großen Spieler am Terminmarkt ihre Kämpfe in Bezug auf die Richtung auszufechten, in welche die Kurse bis zur Abrechnung laufen sollen. Und die ist jetzt, da der Euro Stoxx 50 ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Jahreshoch und dem August-Tief notiert, völlig offen. Sprich:

Spannend wird’s, hektisch vermutlich ebenso, aber logisch laufen muss es dann nicht. Daher wäre man vermutlich nicht einmal dann auf der sicheren Seite, wenn man heute bereits wüsste, wie die EZB übermorgen entscheidet und welche Guidance sie ausgibt. Da hilft nur eines: konsequente Orientierung am Chartbild. Und das hat glücklicherweise auch eine Art Schlüsselzone zu bieten:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 09.09.2024, Kurs 4.778,66 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 09.09.2024, Kurs 4.778,66 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Sie sehen im Chart, dass der Index am vergangenen Mittwoch in und am Freitag dann unter eine Supportzone gerutscht ist, die neben den Zwischentiefs der Monate April, Mai und Juni auch aus der 20-Tage- und der 200-Tage-Linie besteht. Solange er unter dieser Zone bleibt, wäre er kurzfristig weiter bärisch und ein Test des August-Verlaufstiefs bei 4.474 Punkten ein mögliches Kursziel. Innerhalb dieser Zone wäre er wieder neutral … aber darüber trotz allem nur „potenziell bullisch“, denn: Erst, wenn der Euro Stoxx 50 zumindest das letzte Zwischenhoch bei 4.987 Zählern überboten hätte und damit diese Serie niedrigerer Hochs sprengt, wäre ein Anlauf an und ggf. sogar über das im April markierte Jahreshoch bei 5.122 Punkten greifbar.

Die kommenden Tage können dafür die Weichen stellen, ob die EZB-Entscheidung das rein rational gesehen hergeben würde oder nicht spielt, mit dem „Hexensabbat“ vor der Brust, womöglich nur eine untergeordnete Rolle.

Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des EURO STOXX 50 Index

Bislang läuft es für das bullische Lager perfekt. Der Euro Stoxx 50 drehte genau da, wo er drehen musste, um ein dramatisches Verkaufssignal abzuwenden. Alleine das treibt die Bären schon in die Flucht und generiert massive Käufe. Aber nichts steigt für die Ewigkeit.

Um ein Haar wäre der August zum Waterloo für die Bullen geworden. Am Monatstief, das am Montag vor zwei Wochen erreicht wurde, war er bereits unter die markanten Hochs der Jahre 2007/2008 gefallen und wieder in den übergeordneten, 2009 etablierten Trendkanal gerutscht, den der Index Anfang des Jahres überboten hatte. Jetzt notiert er komfortabel darüber, steht kurz davor, das Minus des laufenden Monats komplett auszubügeln und es, wenn es nach den Käufern geht, bis zum Monatsende in ein Plus zu verwandeln.

Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 20.08.2024, Kurs 4.857,58 Euro, Kürzel: ESTX50 | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 20.08.2024, Kurs 4.857,58 Euro, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Dass die Argumente dafür, dass der europäische Leitindex wieder an das bisherige Jahreshoch läuft, jetzt noch dünner sind als im April, als dieses Hoch bei 5.121,71 Punkten erzielt wurde, mag vielen zwar bewusst sein. Aber es ist höchst selten die Ratio, die einen Impuls mit starkem Momentum wie aktuell beendet, sondern meist die simple Mechanik der Märkte: Es kippt, wenn die Käufer da nicht auftauchen, wo man mit ihnen rechnen müsste. Was hieße das derzeit für den Euro Stoxx 50 konkret?

Expertenmeinung: Solange es gelingt, einen potenziellen Chartwiderstand nach dem anderen zurück zu erobern, dürften die Bullen bei der Fahne bleiben. Aktuell geht es um die Zone 4.820/4.888 Punkte, die man als Nackenlinien-Zone der vorherigen, monatelangen Toppbildung einordnen könne. Dass der Euro Stoxx 50 diese Zone am Dienstag im ersten Anlauf nicht überwand, ist noch kein Beinbruch. Und es wäre auch keiner, wenn er dort ein wenig korrigiert, denn:

Euro Stoxx 50 Index: Tageschart vom 20.08.2024, Kurs 4.857,58 Euro, Kürzel: ESTX50 | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Tageschart vom 20.08.2024, Kurs 4.857,58 Euro, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Dass nach einer derart weitreichenden Rallye in so kurzer Zeit einige auch mal Gewinne mitnehmen, ist jedem klar. Dass die Käufer dann abwarten bis ausgestiegen ist, wer aussteigen wollte, ist ein normales Prozedere. Aber solange der Schwung nach oben noch da ist und der Index auf Tagesbasis nicht markttechnisch überkauft wäre – was er aktuell noch nicht ist – würde man erwarten, dass diese Gewinnmitnahmen spätestens in der nächstgelegenen, wichtigen Supportzone auf neue Käufe treffen. Das wäre hier die Kreuzunterstützung aus 20-Tage- und 200-Tage-Linie bei momentan 4.755/4.776 Punkten. Und sollte der europäische Leitindex die jetzt angelaufene Widerstandszone doch zügig nehmen, wäre sie es, in der Gewinnmitnahmen aufgefangen werden müssten.

In dem Moment, in dem das nicht passiert, würde im bullischen Lager sehr schnell Nervosität um sich greifen, denn dann wäre klar, dass man sich, gerade mit Blick auf die eigentlich keineswegs bullischen Rahmenbedingungen und die sehr selten wirklich zeitnah auf die Konjunktur belebend wirkenden Zinssenkungen, in zu dünne Luft begeben hat. Kommen die Käufer aber erneut genau da, wo sie müssen, so, wie das Anfang des Monats im Absturz des Index gelang, ist die Luft nach oben sicherlich dünn, aber eben noch nicht zu dünn.

Aus anfangs drastischen -3,55 Prozent wurden beim Euro Stoxx 50 gestern weit weniger drastische -1,45 Prozent. Dadurch gelang es, den Index an Supportmarken zurückzuziehen, die als Plattform einer kräftigen Gegenbewegung dienen können. Können, nicht müssen.

Rein aus chart- und markttechnischer Sicht wäre der extreme Verkaufsdruck der letzten drei Handelstage eine Übertreibung nach unten. So sehr, dass der RSI-Indikator auf Tagesbasis erstmals in diesem Jahr die überverkaufte Zone erreicht hat.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 05.08.2024, Kurs 4.571,60 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 05.08.2024, Kurs 4.571,60 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Rein aus dieser „technischen“ Warte heraus bietet der Umstand, dass die Akteure das Minus am Montag um über zwei Prozent reduzieren konnten, zugleich die Basis für eine Gegenreaktion nach oben oder sogar, im aus Sicht der Bullen optimalem Fall, für eine V-Formation, die diesen Abgabedruck einfach wegspült und den Weg nach oben wieder freigibt.

Denn diese Käufe in den abrutschenden Euro Stoxx 50 hinein führten dazu, dass dieser doch wieder in die am Vormittag klar verloren geglaubte Supportzone 4.569/4.593 Punkte zurücklief. Und es gelang dadurch, Sie sehen es im Chart auf Wochenbasis, den im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanal zu halten und nahe am alten Hoch des Jahres 2007 bei 4.573 Punkten zu schließen. Dieser letzten Hürde vor dem eigentlichen, im Jahr 2000 bei 5.464 Punkten markierten Schlusskurs-Rekord.

Euro Stoxx 50: Wochen-Chart vom 05.08.2024, Kurs 4.571,60 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Wochenchart vom 05.08.2024, Kurs 4.571,60 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Das wirkt wie ein Elfmeter für die Bullen, den sie nur noch entschlossen verwandeln müssten. Aber können sie das auch? Das ist fraglich genug, um diesen Montag nicht als Sieg der Bullen, sondern bestenfalls als ein Unentschieden einzuordnen, denn:

Expertenmeinung: Auf diese potenzielle Basis eines bullischen Gegenangriffs hin müssten Käufe, die stark genug sind, um die Verkäufer zurückziehen lassen, ja erst einmal wirklich kommen. Und da reicht es mit Blick auf den Chart auf Tagesbasis vermutlich noch nicht, sich wieder über die aktuell bei knapp 4.750 Punkten verlaufende 20-Tage-Linie zu retten. Der Euro Stoxx 50 müsste die Nackenlinien-Zone der vorangegangenen Toppbildung bei 4.820/4.888 Punkten zurückerobern. Was zwar der Fall wäre, wenn es gelingt, das Minus der letzten drei Handelstage auszubügeln. Aber die Dimension dieser Abgaben hatte es ja in sich, das ist schon ein ziemlicher Brocken, den die Bullen da bewegen müssten. Was zwar kein Hexenwerk wäre, wäre der Selloff nicht nur kurzfristig aus markttechnischer Sicht überzogen, sondern auch aus fundamentaler Sicht. Aber genau das ist er eher nicht.

Denn es ist zwar richtig, dass sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Tagen nicht plötzlich dramatisch verschlechtert haben. Aber das ist ja auch kein valider Maßstab. Den meisten Akteuren wird klar sein, dass man die ausgebliebene Rückkehr der wirtschaftlichen Dynamik monatelang einfach ignoriert hatte. Desgleichen die deutliche Eintrübung der Konjunktur in den USA und die weiterhin markante Schwäche des chinesischen Markts. Man hoffte, die Gesamtsituation würde sich schon noch zügig genug bessern, um den hohen Kursen nachträglich ein Fundament zu bieten und blieb investiert, weil die anderen auch nicht verkauften. Das birgt Risiken eines „sudden death“, in dem alle zugleich die Reißleine ziehen. Und Ansätze dessen haben wir jetzt gesehen.

Es ließe sich zwar trefflich darüber diskutieren, ob das jetzt erreichte Kurslevel bereits der wirtschaftlichen Realität bzw. der Lage, der im Euro Stoxx 50 gelisteten Unternehmen entspricht oder nicht. Aber da die Tendenz der Wirtschaft bislang noch abwärts weist und man am Montagabend auch an den US-Börsen keine dynamische Rückkehr der Bullen sehen konnte, sollte man eine ab hier startende Gegenreaktion besser als „möglich, aber unsicher“ einordnen. Und sollte der Euro Stoxx 50 entgegen den Hoffnungen vieler das gestrige Tagestief bei 4.471 Punkten unterbieten, wäre das Thema „Elfmeter für die Bullen“ vom Tisch. Wer also bereits jetzt auf der Schnäppchenjagd ist, sollte tunlichst wie auf Eiern laufen!

An den US-Börsen geht es rund … und in Europa macht das viele nervös. Was, wenn diese Volatilität auch den Euro Stoxx 50 erfasst – in welche Richtung wird es gehen? Von der Stärke des Dow Jones kann er bislang nicht profitieren, die Bullen stehen mit dem Rücken zur Wand.

Es ist ja eher die Regel als die Ausnahme, dass die Eurozone-Indizes den Vorlagen der US-Märkte folgen. Erstens, weil die US-Trader ihre Strategie weltweit zu spielen pflegen und auch in Europa einen großen Anteil am Gesamtumsatz haben. Zweitens, weil das, was sich in der US-Wirtschaft tut, meist mit ein paar Monaten Verzögerung auch in Europa passiert. Aber diesmal läuft es anders. Zumindest noch.

Davon abgesehen, dass die US-Konjunktur und die der Eurozone seit einigen Jahren nicht mehr allzu engmaschig gekoppelt daherkommen, weiß man offenbar nicht, was genau man von dem halten soll, was an Wall Street und Times Square (dem Sitz der Nasdaq) aktuell passiert. Das wirkt momentan dermaßen wirr, dass viele lieber erst einmal gar nichts tun, anstatt sich womöglich die Finger zu verbrennen. Dass aber einige unter Nichtstun auch den Abbau von zu großen und/oder zu riskanten Positionen verstehen, drückt den Euro Stoxx 50 aktuell erneut dorthin, wo die Bullen nervös werden müssen: in die Supportzone 4.820/4.888 Punkte.

Expertenmeinung: Das Problem des bullischen Lagers ist, dass sehr viele Marktteilnehmer ein Abwarten aufgrund einer unklaren Lage problemlos eine Zeitlang durchhalten, solange der Gesamtmarkt ohnehin gerade nirgendwohin läuft, sprich sich im Seitwärtstrend bewegt. Aber wenn das anders wird, wenn der europäische Leitindex nach unten ausbricht, ist es mit der Gelassenheit umgehend vorbei. Dann schaltet die Charttechnik auf Rot, dann ist Handeln angezeigt. Was es zwar in einem normalen Umfeld dann ohnehin wäre. Nur würden da dann manche trotzdem Long bleiben, weil sie davon ausgehen, dass sich die Kurse schon wieder fangen und erneut nach oben drehen. Sich dessen selbst zu versichern, fällt aber ganz erheblich schwerer, wenn es einen Grund für den Ausbruch nach unten gibt. Was hieße:

Euro Stoxx 50 Index: Wochenchart vom 18.07.2024, Kurs 4.870,12 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Wenn der Euro Stoxx 50 jetzt nach zwei vergeblichen Versuchen im Juli, sich in Richtung des oberen Endes der Trading-Range zu befreien, nach unten wegrutscht und die US-Börsen dafür die Vorlage liefern, kann es schnell in Richtung des nächsten Kursziels in Form der knapp über 4.700 Punkte verlaufenden 200-Tage-Linie gehen. Auch, wenn man nicht wirklich festmachen kann, was da in den USA genau vorgeht.

Das wäre umso wahrscheinlicher, wenn der Dow Jones seine Rallye abbrechen würde. Wenn also der Index, den man als eine Art Pendant zum Euro Stoxx 50 ansehen könnte, auch noch kippt und damit das Argument wackeln würde, dass man wenigstens die Euro Stoxx-Aktien halten oder sogar kaufen könnte, die wie die zuletzt eingesammelten US-Aktien zu den konservativen Branchen gehören.

Die Bullen sind in die Defensive gedrängt und schaffen bislang keinen Befreiungsschlag. Die heute anstehende Abrechnung am Terminmarkt half im Vorfeld auch nichts, die Nerven dürften also blank liegen, während das bärische Lager in einer solchen Ausgangslage zweifellos Zulauf hat. Solange der Euro Stoxx 50 nicht deutlich über 5.050 Punkte anzieht, bleibt die Unterseite für die Trader die lukrativere und leichtere Richtung. Das muss nicht, kann sich aber jederzeit in einen Selloff auswachsen, sollte die jetzt im Feuer stehende Supportzone 4.820/4.888 Punkte fallen. Hier sind konsequente Stop Loss für Long-Trades absolut zwingend!

Euro Stoxx 50 Index: Tageschart vom 18.07.2024, Kurs 4.870,12 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Bis zu 1,8 Prozent lief der Euro Stoxx 50 zum Start ins neue Quartal nach oben, als Reaktion auf eine vermeintlich glimpflich ausgegangene Wahl in Frankreich. Aber am Ende blieben nur noch +0,73 Prozent übrig. Charttechnisch nicht unproblematisch, psychologisch auch nicht.

Im Gegensatz zu den US-Börsen konnte der europäische Leitindex im zweiten Quartal kein Plus vorweisen, das die Anleger direkt hätte motivieren können, ordentlich Geld zum Start ins Sommerquartal nachzulegen. Und dass dieses Minus im Quartalsvergleich nicht nur auf einer weiterhin schwachen Konjunktur, sondern auch auf der zunehmenden Unruhe in der politischen Landschaft basierte, war sicherlich ein Hemmschuh, um unmittelbar zum Start in den Juli massiver zuzugreifen. Aber dennoch wurde es versucht … und man weiß ja:

Eine kräftige Rallye wiegt immer stärker in Bezug auf Kaufentscheidungen als rationale Bedenken. Doch um Letztere vom Tisch zu bekommen, hätte dieser Start ins neue Quartal besser laufen müssen. Wir sehen es in den Charts:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 01.07.2024, Kurs 4.929,81 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 01.07.2024, Kurs 4.929,81 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Auf Monatsbasis verfestigte sich das Bild einer Toppbildung im Anschluss an die beiden Hausse-Impulse, die im Herbst 2022 und 2023 losgetreten wurden. Zwar hielt sich der Index komfortabel über der jetzt als wichtiger Support dienenden Zone 4.415 zu 4.573 Punkte und damit auch deutlich über dem langfristigen Aufwärtstrendkanal. Aber die Gesamtsituation ist keine, in der sich das bullische Lager wünschen würde, diese Zone unbedingt zu testen … denn sie könnte auch brechen.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 01.07.2024, Kurs 4.929,81 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 01.07.2024, Kurs 4.929,81 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Im kurzfristigen Chartbild haben wir durch den Abverkauf von über der Hälfte der zeitweiligen Gewinne des Montags einen Schlusskurs unter der zeitweise schon bezwungenen 20-Tage-Linie als nächstliegendem Widerstand. Und zugleich den (erst einmal) misslungenen Versuch, sich mit einem Schlusskurs über dem Vorwochen-Hoch (4.976 Punkte) den Weg an das obere Ende der seit März dominierenden Handelsspanne frei zu räumen. Jetzt dürften sich die Akteure beider Lager die Frage stellen, ob es einen zweiten Versuch lohnt, nach oben frei zu kommen … oder ob schon diese eher magere Vorstellung reicht, um die Bären mutiger zu machen. Immerhin würde ein Schlusskurs unter dem Juni-Tief bei 4.820 Punkten als unmittelbares Kursziel die 200-Tage-Linie, derzeit bei 4.650 Punkten, bedeuten.

Expertenmeinung: Hier kommt man wieder zu dem oben schon erwähnten Erfahrungswert, dass ein starker Trend schwerer wiegt als starke Argumente. Würden die Bullen umgehend erneut antreten und würde es ihnen dann gelingen, die gestern abverkauften Punkte zurück zu erobern, kann es gut sein, dass so mancher Zweifler trotzdem auf der Long-Seite zugreift. Doch das kritische Element köchelt weiter, das erhöht das Risiko für die kommenden Tage.

Denn was einige als „glimpflichen Wahlausgang“ in Frankreich verkauften, ist ja keiner, weil das Wort „Ausgang“ falsch ist. Die eigentlich entscheidende Wahl steht erst am Sontag an, denn erst in dieser zweiten Runde, in der die Stichwahlen anstehen, wird das Gros der Sitze in der französischen Nationalversammlung verteilt. Dann erst wird man absehen können, wie eine neue Regierung in diesem für die Eurozone so entscheidenden Land aussehen könnte. Und dabei wäre dann das „politische Problem“ der Eurozone immer noch nicht vom Tisch, immerhin hatte die Europawahl in zahlreichen Mitgliedsstaaten für politische Beben gesorgt, die deutlich machen, dass Brüssel in Zukunft einen schweren Stand haben wird.

Wäre der Euro Stoxx auf Tageshoch aus dem Handel gegangen, würde es leichter fallen, diesen Aspekt vorerst wieder zu verdrängen. So ist dieser „Rohrkrepierer“ der Käufer ein Zeichen dafür, dass diese entweder umgehend und diesmal erfolgreicher nachsetzen müssen oder aber schnell in die Fänge der Bären geraten. Achten Sie auf das Juni-Tief bei 4.820 Zählern – das muss halten, sonst könnten die Deiche brechen.

Eine restriktive EZB, ein eher problematischer Ausgang der Europawahl und weiter mehr schlechte als rechte Konjunkturdaten führten dazu, dass der Euro Stoxx 50 das zweite Quartal wohl mit einem leichten Minus abschließen wird. Und wie wird das Sommerquartal laufen?

Ein Quartal als „Omen“ für das darauffolgende zu nutzen, ist meist keine gute Idee. Sicherlich würden Statistiken irgendwelche Tendenzen offerieren, aber es geht nie ohne gleich mehrere „aber nur, falls“ ab. Mit Logik ließe sich hingegen durchaus etwas machen, indem man die Frage in den Raum stellt:

Könnten die Faktoren, die den europäischen Leitindex im Frühjahresquartal ausgebremst haben, während die Indizes in den USA zulegen konnten, verschwinden und so den Weg für eine Aufholjagd freigeben? Oder bleibt das, was die zwischen November und März laufende Hausse ab April in eine Seitwärtsbewegung verwandelt hat, akut?

Expertenmeinung: Eine nennenswerte Aufhellung der Gesamtsituation im anstehenden Sommerquartal ist auf jeden Fall nicht zwingend. Der Faktor der politischen Unsicherheit kann sich nach der in zwei Wochen anstehenden, vorgezogenen Wahl in Frankreich beruhigen, muss es aber keineswegs. Und das wäre noch das kleinere der Probleme, die den Index bremsen.

Denn es wäre zwar möglich und nicht einmal überraschend, wenn die EZB ihre restriktive Haltung beendet und in diesem Jahr noch zwei oder drei Zinssenkungen nachschiebt. Doch die dafür nötige, deutlich gebremste Teuerung würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur zustande kommen, weil die Konjunktur noch mehr unter Druck gerät. Die unerwartet schwachen Juni-Zwischenstände der europäischen Einkaufsmanager-Indizes deuten eine solche Schwäche an.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 24.06.2024, Kurs 4.950,98 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 24.06.2024, Kurs 4.950,98 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Aber ob die Investoren sich dann nach einem solchen, vorangegangenen Höhenflug des Euro Stoxx 50 für das „Weiterkaufen“ entscheiden und so die Erwartung einer Belebung durch schnell sinkende Zinsen höher hängen als einen dann herrschenden, akuten Druck auf die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne, ist zumindest fraglich. Letztlich muss als Entscheidungsfinder also wieder einmal die Charttechnik herhalten. Wie sieht es da aus?

In den vergangenen Tagen war es gelungen, den Index wieder in die Seitwärtsspanne zwischen 4.888 und 5.121 Punkten zu ziehen, aus der er zur Monatsmitte kurzzeitig herausgerutscht war. Das dabei generierte Zwischentief bei 4.819,56 Zählern wäre jetzt die Marke, die, wenn unterboten, den Bären den Weg in Richtung der aktuell bei 4.637 Punkten verlaufenden 200-Tage-Linie als nächstgelegenes Kursziel freigeben würde. Noch sieht es aus, als könnten die Bullen das erst einmal verhindern. Aber solange der Euro Stoxx 50 diese Trading-Range nicht signifikant nach oben verlässt, ist es die Unterseite des Kursbandes, die in dieser Gesamtsituation nachgiebiger, sprich “weich“ wirkt.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 24.06.2024, Kurs 4.950,98 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 24.06.2024, Kurs 4.950,98 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS