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Mit dem gestrigen Plus von immerhin 222 Punkten gelang dem Dow Jones zwar ein weiterer Schritt aus einer am vergangenen Freitag noch zementiert wirkenden, charttechnischen Bredouille. Aber ob das die Grundlage einer großen Rallye ist, ist zumindest sehr fraglich.
Der gestrige Handelsverlauf des Dow Jones, aber auch des US-Aktienmarkts an sich, war eher keiner, der zweifelnde Trader in überzeugte Bullen verwandeln könnte. Im Vorfeld der gestrigen US-Notenbankentscheidung hatte der Index schon mal kräftig zugelegt. Aber unmittelbar vor der Zinsentscheidung um 19 Uhr unserer Zeit (in den USA gilt noch bis zum Wochenende Sommerzeit) lag das US-Flaggschiff dann fast wieder auf der Nulllinie zum Vortag, wankte und schwankte sich dann knapp im Plus durch die Pressekonferenz von „Fed“-Chef Jerome Powell und drehte erst kurz vor Beginn der letzten Handelsstunde richtig auf. Das wirkte bemüht. Und das war es auch, alleine deshalb, weil das, was die Notenbank entschied und kommunizierte, keine Argumente für eine neue Sicht auf die Lage barg.
Dass die „Fed“ die Leitzinsen nicht verändern würde, war erwartet worden. Und das Statement zur Entscheidung ebenso wie die Pressekonferenz von Jerome Powell waren geprägt vom Bemühen, sich vorsichtig auszudrücken, um keine extremen Reaktionen an den Börsen auszulösen. Einerseits, so hieß es, zeige sich die Konjunktur stärker als erwartet. Andererseits sei die Geldpolitik jetzt schon restriktiv. Wiederum andererseits habe die Reduzierung der Inflation auf den Ziellevel noch einen weiten Weg vor sich. Aber ob die Leitzinsen noch angehoben werden oder nicht, werde man von Sitzung zu Sitzung neu prüfen. Nur über Zinssenkungen habe man nicht gesprochen.
Nichts anderes als solche vorsichtigen Statements konnte man erwarten. Damit war diese Notenbanksitzung kein Grund, sondern bestenfalls ein Aufhänger, um die Kurse der Aktienindizes in Marsch zu setzen. Die Motivation dahinter fand sich auch im Anleihemarkt, wo man ebenfalls bemüht war, etwas nicht Aufrüttelndes positiv aussehen zu lassen. Dort kamen die Renditen der US-Staatsanleihen zurück, das motivierte die Aktienmärkte, was wiederum die Renditen drückte. Man schaute hin und her … und das, was die US-Notenbank zu sagen hatte, spielte dabei eine Nebenrolle. Aber warum waren die Bullen so bemüht, einen Fuß in die Tür zu stellen?
Expertenmeinung: Die Antwort findet sich im Chartbild des Dow Jones. Hier sehen wir, dass der Index am vergangenen Freitag durch die Supportzone 32.500/32.600 Punkte gerutscht war, nachdem er Mitte Oktober beim Versuch scheiterte, die 200-Tage-Linie zurückzuerobern. Dadurch tat sich aus charttechnischer Sicht weiteres Abwärtspotenzial bis an das im März markierte Jahres-Verlaufstief bei 31,430 Punkte auf. Um das zu verhindern, waren die Bullen am Montag umgehend angetreten, zogen den Index sofort zurück über die Zone 32.500/32.600 Punkte, holten zeitweise fallende Kurse am Dienstag auf und mussten, um das Momentum und die daraus resultierende Sogwirkung auf die Akteure aufrechtzuerhalten, gestern zwingend weiter Boden gutmachen. Ihr Vorteil dabei:
So gelang es auch schon, das Anfang Oktober bei 32.847 Punkten ausgebildete Zwischentief zurückzuerobern und, wichtiger noch: Dadurch hat sich eine positive Divergenz beim RSI ausgebildet. Das heißt, dass der Index zuletzt zwar ein neues Tief ausbildete, der im Chart unten mit eingeblendete RSI-Indikator aber nicht. Das ist ein positives Signal, das nicht unbemerkt bleiben dürfte. Aber wie weit kann das den Dow nach oben befördern?
Die Rallye kann zwar bis in die Zone zwischen der 200-Tage-Linie (33.815 Punkte) und der August-Abwärtstrendlinie (34.250 Punkte) führen … muss es aber nicht. Und dass es dort dann nach oben hinausgeht, ist zumindest aus aktueller Sicht sehr zu bezweifeln.
Denn selten gab es in den vergangenen Jahren so viele „missed expectations“ bei den Quartalsbilanzen wie derzeit. Obwohl die Analysten normalerweise schon so schätzen, dass ihre Erwartungen übertroffen werden. Und auch Unternehmen, die diese Prognosen übertreffen, müssen nicht gut dastehen. So hatte z.B. Qualcomm gestern Abend die Analystenprognose von im Schnitt 1,91 US-Dollar Gewinn pro Aktie mit 2,06 US-Dollar überboten. Aber im Vorjahresquartal hatte Qualcomm 3,13 US-Dollar pro Aktie verdient … und der Kurs notiert kaum höher als vor einem Jahr.
Die Probleme, die aus Inflation und hohen Zinsen entstehen, sind bei sehr vielen Unternehmen jetzt angekommen. Und so etwas ist kein Nährboden für eine nachhaltige Aufwärtswende, so gesehen bleibt der Anstieg des Dow Jones seit Montag eine Hoffnungsrallye, die, wie alle Vertreter dieser Art, ein gutes Stück nach oben führen könnte, aber dennoch immer eine auf Abruf ist.
Quellenangaben: Statement der US-Notenbank zur Entscheidung des 01.11.2023:

Quellenangaben: Statement der US-Notenbank zur Entscheidung des 01.11.2023: https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/files/monetary20231101a1.pdf
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