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So schwach der Nasdaq 100 im Vorjahr auch war: Unmittelbar zu Jahresbeginn startete der technologielastige Index durch und ließ bei dieser Rallye wie in alten Zeiten alles hinter sich. Aber der Verlauf der vergangenen Woche war hochbrisant, die Geschichte dahinter ebenso.
Am leichtesten dürfte man die Lage erfassen, wenn man die Rahmenbedingungen und die Chart- und Markttechnik getrennt darstellt. Was den argumentativen Hintergrund der Rallye angeht, die den Index seit dem Closing des Jahres 2022 in der Spitze fast 18 Prozent nach oben zog, so sagte man sich, dass die großen Hightech-Unternehmen im Vorjahr deutlich zu weit gefallen und damit jetzt günstig bewertet seien.
Und das unter der Prämisse, dass die sogenannten „Mega-Techs“ wie Apple, Alphabet, Microsoft etc. imstande sein würden, auch bei einer Schwächephase der Wirtschaft weiter zu wachsen und diese Schwäche womöglich ohnehin weit weniger massiv ausfallen werde als noch im Herbst befürchtet. Hinzu kam die Unterstellung, dass die Phase steigender Leitzinsen und damit steigender Refinanzierungskosten bald vorbei sein würde, was die Technologieunternehmen, die gemeinhin weit mehr Fremdkapital benötigen, entlasten werde. Doch dabei baut man durch die Bank auf das Prinzip Hoffnung. Und in die immer rasanter steigenden Kurse hinein kamen die ersten Ernüchterungen.
Ob Microsoft, Apple, Amazon, Meta Platforms oder Alphabet: Bei vielen Schwergewichten des Nasdaq 100 waren entweder schon die Ergebnisse des vierten Quartals enttäuschend oder der Ausblick schwach. Doch noch am Freitag versuchte man, diese kalte Dusche einfach „wegzukaufen“. Anfangs negative Reaktionen auf Bilanzen und Ausblicke wurden in den letzten Tagen oft aufgekauft und nach positiven Aspekten gesucht. Microsoft und Apple schafften Aufwärts-Turnarounds, Meta Platforms haussierten trotz fataler Zahlen nur wegen eines riesigen Aktienrückkauf-Programms. Aber der Verlauf des Freitags macht deutlich:
Es könnte gut sein, dass man da etwas übersehen hat. Nämlich, was diejenigen denken und vorhaben, die zuletzt nicht massiv gekauft hatten. Und das führt zu einem Chartbild, zu dem man eigentlich nur eines sagen kann: oh, oh …
Expertenmeinung: Im Chart auf Wochenbasis sieht die Sache noch harmlos aus. Der Nasdaq 100 ist zwar in eine Widerstandszone gelaufen und noch nicht darüber hinaus, aber was nicht ist, könnte ja noch werden. Aber wenn man sich den Chart auf Tagesbasis anschaut, wird es brenzlig:

Wir sehen hier, dass der Index über das Zwischenhoch des Dezembers gelaufen war und am Donnerstag dann über den vorherigen, flachen Aufwärtstrendkanals hinaus ausbrach. Am Mittwoch war das die Reaktion auf eine US-Notenbanksitzung, die man aber nur dann als bullisch interpretieren würde, wenn man es unbedingt will.
Am Donnerstag zog dann das eigentlich ein Armutszeugnis darstellende Aktienrückkauf-Programm von Meta Platforms den Index höher, immerhin darf man sich fragen, ob Zuckerberg & Co. bei einbrechenden Gewinnen nichts Besseres mit 40 Milliarden anzufangen wissen, als eigene Aktien zurückzukaufen. Aber besonders kritisch war, dass man derart euphorisch unterwegs war, dass die großen drei „A“ Apple, Alphabet und Amazon, die am Donnerstagabend ihre Bilanzen vorlegten, im Vorfeld ebenfalls massiv gekauft wurden. Und dann, im nachbörslichen Handel, kam der Katzenjammer, alle großen drei „A“ kamen unter die Räder.
Und der Freitag wurde dann erst recht interessant. Die US-Arbeitsmarktdaten fielen extrem stark aus, ein Freibrief für die US-Notenbank, Kurs zu halten. Das unterhöhlte die Erwartung eines baldigen Endes des Zinsanstiegs. Trotzdem wurde der Nasdaq 100, der deutlich im Minus startete, im Handelsverlauf kurzzeitig ins Plus gekauft. Auch, weil man immerhin bei Apple die schwachen Zahlen einfach wegkaufte. Was aber weder bei Amazon, noch bei Alphabet gelang. Und dann wurde es in der zweiten Sitzungshälfte unangenehm für die Bullen:
Der Versuch eines Aufwärts-Turnaround scheiterte, es setzten kräftige Abgaben ein, die dazu führten, dass der Nasdaq 100 nahe am Tagestief schloss. Rein vom Chartbild her folgte damit ein potenziell bärischer „Gravestone Doji“ auf eine „Exhausting Candle“ bei zugleich überkaufter Markttechnik unterhalb einer Widerstandszone. Vom Hintergrund her zeigte das:
Da sind nicht wenige, die ganz genau erkennen, wie dünn das Eis dieser Rallye ist. Und dass es mit schwachen Konjunkturdaten, bei denen aber genau die Daten, auf die es der US-Notenbank ankommt, stark bleiben (der Arbeitsmarkt und die Lohnsteigerungen) stark bleiben, immer dünner wird. Die haben in diese Rallye, mit der man versuchte, mit steigenden Kursen negative Fakten zu übertünchen, verkauft. Und gerade dann, wenn das Fundament einer Rallye bröckelig ist, kann so etwas ganz leicht zur Lawine werden.
Will das bullische Lager das verhindern, müsste es sofort massiv dagegenhalten, den „Gravestone Doji“ überrennen und über die Widerstandszone 12.900/13.020 Punkte hinaus. Gelingt das nicht, könnte dieser Freitag der Anfang vom Ende der Hoffnungsrallye gewesen sein.

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