Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Bislang konnte Amazon nicht so richtig im Konzert der derzeitigen Gewinner wie Nvidia, Microsoft oder Apple mitmischen. Nun aber scheint die Amazon-Aktie immer besser in Schwung zu kommen. Zuletzt gelang dem Papier der wichtige Sprung über die Marke von 110 USD.
Somit konnte das Pivot-Hoch von April und gleichzeitig auch die 200-Tage-Linie recht deutlich und vor allem nachhaltig gebrochen werden. Gleichzeitig zeigen sich die gleitenden Durchschnitte der Perioden 20 und 50 recht bullisch und unterstützen den an der Börse aktuell intakten Aufwärtstrend.
Expertenmeinung: Zum Ende der vorigen Woche gelang es der Aktie, ein neues Kaufsignal zu erzeugen. Eine Bullenflagge, welche sich Tage zuvor gebildet hatte, wurde nach oben verlassen. Das Handelsvolumen war groß und die Kurse schlossen nahe dem Hoch des Tages. Gute Chancen also, dass sich die Aufwärtsbewegung von hier aus weiter fortsetzen dürfte.
Wo liegen die nächsten möglichen Kursziele? Der erste klare Widerstand ist recht nahe. Wir blicken hierbei auf das Pivot-Hoch von Oktober, welches bei 121.32 USD gebildet wurde. Sollte diese Ebene gebrochen werden, ist der Aktie ein Sprung auf bis zu 146 USD zuzutrauen. Knapp darüber hat sich im August des vorigen Jahres ebenfalls ein hartnäckiger Widerstand gebildet. Vorerst stufe ich die Aktie von neutral auf bullisch auf.
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Im letzten Quartal haben etliche US-Großinvestoren bei Amazon zugeschlagen, sollten Sie es auch? Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Kaufmarken und Kursziele.
Eine Goldgrube
Wie Sie vielleicht wissen, müssen Großinvestoren in den USA jedes Quartal ihre Beteiligungen offenlegen. Für mich gehören diese Filings zur Pflichtlektüre, denn was wirklich in den Portfolios der Branchengrößen vor sich geht, ist sehr viel aussagekräftiger als jedes Interview oder Kommentar zur aktuellen Lage es jemals sein könnte.
Das gilt vor allem für die Fonds, die den Markt seit etlichen Jahren schlagen. Was könnte besser sein, als ein kostenloser Einblick in die Depots der erfolgreichsten Investoren?
Besonders interessant wird es, wenn gleich mehrere Outperformer-Fonds gleichzeitig zuschlagen. Dazu ist es im ersten Quartal bei Amazon gekommen.
Unter den von mir beobachteteten Fonds kam es zu einem Dutzend Käufen, in vielen Fällen waren sie substanziell. Dem standen nur wenige Verkäufe gegenüber. Im Bullenlager befand sich in Q1 beispielsweise AltaRock, David Tepper, Stephen Mandel und Bill Miller.
Allesamt geschätzte und äußerst erfolgreiche Investoren. Der AltaRock Fonds hat beispielsweise in den letzten zehn Jahren eine Performance von etwa 255 % verzeichnet, der S&P500 legte in diesem Zeitraum um etwa 154 % zu. Oder nehmen wir Bill Miller, er ist bis heute der einzige Fondsmanager, der jemals den S&P500 fünfzehn Jahre in Folge geschlagen hat.
Da muss man überzeugt sein
Im ersten Quartal kommt bei Amazon noch ein weiterer Punkt hinzu. Mehrere Fonds, die bereits erheblich engagiert waren, haben weiter aufgestockt. Tiger Global hat seine Position um 12,7 % erhöht und gewichtet Amazon jetzt mit 9,1 %. Triple Frond hat die Beteiligung um etwa ein Viertel aufgestockt, wodurch die Gewichtung auf 10,9 % gestiegen ist.
David Tepper hat seine Position um ein Drittel erhöht und gewichtet Amazon jetzt mit 11,2 %. Polen Capital hat um etwas mehr als ein Viertel aufgestockt, dadurch entfallen jetzt 12,2 % auf die Aktie.
Die größte Aufstockung hat AltaRock durchgeführt, dort hat man die Positionierung um mehr als zwei Drittel auf 14,9 % erhöht. Schaut man sich im Portfolio von AltaRock um (Link), macht es den Anschein, dass AltaRock dazu bereit war Aktien von Transdigm, Microsoft, Alphabet und anderen zu verkaufen, um Amazon aufzustocken.
Die Zukunft wird zeigen, ob sich die Kaufentscheidungen als richtig herausstellen werden, doch in den meisten Fällen haben diese Großinvestoren Recht und ich kann mich ihrer Meinung nur anschließen. Wir hatten in den letzten Monaten mehrfach auf die aussichtsreiche Gesamtsituation von Amazon hingewiesen, zuletzt hier: Amazon: Was für eine Kursreaktion!
Das sind die Kursziele
Bei Amazon läuft nicht alles rund, vor allem die sonst so starke Cloud-Sparte schwächelt aktuell, dafür sind die Verluste in den anderen Bereichen deutlich gesunken und der Cashflow zeigt sich stark.
Der Kurs von Amazon entwickelt sich seit über zwanzig Jahren Hand in Hand mit dem operativen Cashflow. Im Durchschnitt lag der P/OCF bei etwa 25, was derzeit einem Börsenwert von 1.357,5 Mrd. USD entsprechen würde. Das impliziert aktuell eine Unterbewertung von 17 % respektive ein Kursziel von 130 USD.
Darin sind die Fortschritte, die im Jahresverlauf erwartet werden, noch nicht enthalten. Darf man den Prognosen Glauben schenken, wird der OCF 2023 bei über 7 USD je Aktie liegen. Da ich keine übertriebenen Erwartungen wecken möchte, überlasse ich es Ihnen, das Kursziel zu berechnen, welches sich daraus ergeben würde.
Mit dem Ausbruch über 107 USD ist es zu einem Kaufsignal gekommen. Über 113 USD wäre der Weg in Richtung 120-122 USD frei.
Fällt Amazon jedoch unter 106 USD zurück, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. In diesem Szenario muss mit einem erneuten Rücksetzer in Richtung 100 USD gerechnet werden.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Vorige Woche meldete auch der US-amerikanische Online-Versandhändler seine Zahlen zum abgelaufenen Quartal. Diese waren in Summe leicht besser als erwartet, lösten jedoch bei Anlegern keine größeren Begeisterungsstürme aus. Kurzfristig versuchte die Amazon-Aktie die Nase über die nach wie vor fallende 200-Tage-Linie zu stecken. Vorerst blieb es aber beim Versuch. Obwohl wir eine Serie von höheren Hochs und höheren Tiefs sehen, scheint der genannte Indikator die aktuell wohl wichtigste Hürde zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Kurse diese Hürde bald meistern werden.
Expertenmeinung: Die Entscheidung über den weiteren Verlauf der Aktie wird wohl zwischen der 200- und der 50-Tage-Linie fallen. Sollten die Kurse nachhaltig über das Niveau von 110 USD ausbrechen, könnte eine Rückkehr in den Rallye-Modus denkbar sein. Anders sieht es hingegen aus, falls der Support bei rund 100 USD und gleichzeitig die psychologisch wichtige Marke nach unten verletzt werden würde. Zwischen diesen beiden Niveaus dürfte die weitere Reise von Amazon entschieden werden. Solange es hier zu keinen klaren richtungsweisenden Signalen kommt, bleibe ich vorerst bei einer neutralen Gesamtbewertung.
Die Quartalszahlen von Amazon haben eine Achterbahnfahrt ausgelöst. Zeitweise notierte die Aktie nachbörslich 10% im Plus, jetzt 2% im Minus. Was ist da los und wie könnte es im regulären Handel weitergehen?
Dass Quartalszahlen heftige Kursbewegungen auslösen, ist nichts Neues, dass das Pendel jedoch so stark von einer in die andere Richtung umschlägt, kommt eher selten vor.
Aktuell notiert Amazon vorbörslich 2,09% im Minus bei 107,53 USD. Aus technischer Sicht ist dieser Rücksetzer kaum von Bedeutung. Tatsächlich wäre der laufende Ausbruch noch intakt, solange die Aktie nicht nachhaltig unter 106,66 USD rutscht.
Kommt es jedoch dazu, könnten die Kurse weiter bröckeln. Ein mögliches Kursziel auf der Unterseite läge dann bei 98 – 100 USD. Wirklich problematisch wird es für die Bullen erst unter 98 USD.
Solange der Kurs zuvor wieder zur Oberseite dreht, stehen die Chancen für einen finalen Boden weiterhin gut.
Kehren die Bullen im regulären Handel zurück und es gelingt ein Ausbruch über 100 USD, wäre Platz bis 120 USD.
Läuft doch super
Schauen wir also gemeinsam die Quartalszahlen an (Link) und was den Kurssprung ausgelöst haben könnte.
Amazon konnte den Umsatz im ersten Quartal um 9% auf 127,4 Mrd. USD steigern, ohne negative Währungseffekte hätte das Plus bei 11% gelegen. Das operative Ergebnis konnte sogar um 30% auf 4,8 Mrd. USD gesteigert werden, erwartet wurden lediglich 3,0 Mrd. USD.
Die Steigerung der Profitabilität ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Verluste abseits von AWS gesunken sind. Damit nimmt man den Kritikern von Amazon eines der wichtigsten Argumente.
Der Umsatz von AWS konnte um 16% auf 21,4 Mrd. USD gesteigert werden, erwartet wurden 21,0 Mrd. USD.
Der Gewinn lag mit 0,31 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,25 USD. Der Umsatz übertraf mit 127,4 Mrd. die Analystenschätzungen von 124,4 Mrd. USD ebenfalls.
Für das zweite Quartal stellt man einen Umsatz von 127 – 133 Mrd. USD in Aussicht, die bisherige Konsensschätzung liegt bei 129,5 Mrd. USD. Das operative Ergebnis soll bei 2,0 – 5,5 Mrd. USD liegen, die Prognostiker sind zuvor von 4,7 Mrd. USD ausgegangen.
Wer sich schon länger mit Amazon auseinandersetzt, den hätte wohl vor allem folgender Punkt überzeugt: Der operative Cashflow konnte um 38% auf 54,3 Mrd. USD gesteigert werden (TTM).
Warum ist das so wichtig? Weil sich der Kurs von Amazon seit über zwanzig Jahren Hand in Hand mit dem operativen Cashflow entwickelt. Im Durchschnitt lag der P/OCF bei etwa 25, was derzeit einem Börsenwert von 1.357,5 Mrd. USD entsprechen würde. Das impliziert aktuell eine Unterbewertung von 26%.
Es knirscht im Getriebe
Bisher ließt sich der Quartalsbericht von Amazon erfreulich, der Kurssprung kam also sicherlich nicht grundlos zustande. Dass er nicht gehalten werden konnte, hat aber auch seine Gründe.
Bei der Vorzeige-Tochter AWS hakt es zunehmend. Die Wachstumsgeschwindigkeit lässt immer weiter nach. Im ersten Quartal vergangenen Jahres lag das Umsatzplus noch bei 36%, in Q2 waren es 34%, im dritten Quartal 27% und in Q4 nur noch 20%.
Im ersten Quartal 2023 lag der Umsatz von AWS mit 21,4 Mrd. USD zwar über den Erwartungen von 21,0 Mrd. USD, das Wachstum lag aber nur noch bei 16%. Obendrein war das operative Ergebnis von 6,5 auf 5,1 Mrd. USD rückläufig.
Für das zweite Quartal stellt man für AWS nur noch ein Umsatzplus von 11% in Aussicht. Das ist schon harter Tobak.
Die Gründe dafür sieht man vor allem darin, dass die Unternehmenskunden von Amazon versuchen, ihre Cloud-Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Das ist in Anbetracht der derzeitigen konjunkturellen Rahmenbedingungen nachzuvollziehen, die wirkliche Sorge ist allerdings, dass Amazon im Wettkampf um das Cloudgeschäft an Boden verliert.
Microsoft Azure
Diese Sorge ist nicht unberechtigt. Microsoft hat zwar auch mit einer nachlassenden Dynamik zu kämpfen, allerdings nicht in diesem Umfang und vor allem nicht bei Azure.
In dem Zeitraum, in dem das Wachstum bei AWS von 36% auf 16% eingebrochen ist, ist es bei Microsoft von 26% auf 18% gesunken.
Auf den ersten Blick steht Amazon also gar nicht da. Bei Azure läuft es jedoch deutlich besser. Im letzten Quartal lag das Umsatzplus bei 31% und für das zweite Quartal stellt man einen Anstieg von 26-27% in Aussicht.
Das Cloudgeschäft von Microsoft (Azure) wächst derzeit mehr als doppelt so schnell wie das von AWS.
Die sonst so erfolgsverwöhnten Aktionäre von Amazon haben eine heftige Durststrecke hinter sich. Ist das jetzt endlich der finale Boden? Aktuell notiert die Aktie ungefähr auf dem Niveau von 2018 und vom Hoch sind wir weit entfernt.
Dazu hat eine Vielzahl von Faktoren beigetragen. Amazon war am Hoch von 2021 hoch bewertet, hinzu kam die allgemeine Marktschwäche, konjunkturelle Sorgen und die Tatsache, dass Corona-Profiteure bei den Anlegern in Ungnade gefallen sind.
Mehrfach wurden die Erwartungen nicht erfüllt, die Quartalszahlen waren teilweise ernüchternd, selbst im Schlussquartal. Gründe für fallende Kurse gab es also genug. Das Sentiment in Bezug auf Amazon dürfte den absoluten Tiefpunkt erreicht und durchschritten haben.
Dasselbe gilt womöglich für den Kurs. Die Panik ist längst verflogen und es mehren sich die positiven Zeichen. Amazon hat eine Abfolge von steigenden Tiefs ausgebildet. Es wäre gut möglich, dass endlich der finale Boden ausgebildet wurde.
Der eingezeichnete Aufwärtstrend bedarf zwar weiterer Bestätigung, der kurzfristige Abwärtstrend wurde aber bereits überwunden. Gelingt jetzt ein nachhaltiger Anstieg über 107 USD, kommt es zu einem Kaufsignal mit möglichen Kurszielen auf der Oberseite liegen bei 112 und 120-125 USD.
Jetzt Stellung beziehen?
Am 27. April wird Amazon nachbörslich die Zahlen zum ersten Quartal 2023 vorlegen. Nachdem die Erwartungen in den letzten Monaten sukzessive nach unten geschraubt wurden, ist die Chance jetzt entsprechend groß, dass sie übertroffen werden.
Amazon hat auch selbst alles dafür getan, möglichst tief zu stapeln. Man will die Prognosen nicht wieder verfehlen. Um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln, in welchem Umfang die Prognostiker ihre Schätzungen gesenkt haben, hier einige Datenpunkte.
Beim Umsatz wurden die Prognosen für 2023 in den letzten sechs Monaten von 58,05 auf 54,31 USD je Aktie gesenkt. Konkret bedeutet das, dass Amazon in diesem Jahr 40 Milliarden US-Dollar weniger Umsatz zugetraut wird als es kürzlich noch der Fall war.
Beim operativen Cashflow sind die Prognostiker von 8,97 auf 7,40 USD je Aktie zurückgerudert. Bei anderen Kennzahlen sieht es ähnlich auch, dasselbe gilt für die kommenden beiden Geschäftsjahre. Umsatz, Gewinn, Cashflow, Wachstumsraten – auf jeder erdenklichen Ebene wurden die bisherigen Schätzungen zusammengestrichen.
Wir werden sehen, ob der Pessimismus nicht zu weit geführt hat. Einen ersten Eindruck davon werden wir am 27. April nachbörslich erhalten.
Ausblick und Bewertung
Es besteht also die berechtigte Hoffnung darauf, dass es zu positiven Überraschungen kommen wird. Doch am Ende benötigen wir sie überhaupt nicht.
Die Amazon-Aktie bewegt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten Hand in Hand mit dem operativen Cashflow und pendelt um einen P/OCF von etwa 26. Es gab immer wieder Zeiten, in denen die Aktie höher bewertet war und darauf folgte stets eine Phase schwacher Performance.
Und es gab immer wieder Zeiten, in denen die Aktie niedriger bewertet war und darauf folgte meist eine Phase starker Performance. Aktuell kommt Amazon auf einen P/OCF von 23,3 und wäre demnach leicht unterbewertet.
Für das laufende Geschäftsjahr wird allerdings ein starker Anstieg des operativen Cashflows erwartet, daher liegt der forward P/OCF bei 14,5. Können diese Prognosen erfüllt werden, hätte die Amazon-Aktie erhebliches Potenzial. Tatsächlich wäre in diesem Szenario eine Rückkehr zum Allzeithoch wahrscheinlich.
Diese Einschätzung bestätigt sich, wenn man in die einzelnen Geschäftsbereiche des Unternehmens eintaucht.
Die Summe der Teile
Ferner sollte man nie vergessen, was sich unter dem Konzerndach von Amazon alles verbirgt. Man könnte problemlos eine Rechnung aufmachen, wonach AWS für sich genommen bereits den gesamten Börsenwert rechtfertigt.
Im letzten Geschäftsjahr konnte der Umsatz von AWS um 29% auf 80,1 Mrd. USD gesteigert werden. Operativ hat AWS einen Gewinn von 22,8 Mrd. USD erwirtschaftet, 23% mehr als im Vorjahr.
Nun darf und kann jeder die Rechnung aufmachen, was AWS eigenständig wert wäre.
Das Wachstum ist enorm, die Profitabilität ist es ebenso. Welche Bewertung würde die Börse dem Marktführer im Cloud-Segment also zugestehen? Welchen Multiplikator?
Unterstellt man ein KUV von 15 und das fünfzigfache des operativen Gewinns, wäre AWS mehr wert als derzeit der ganze Konzern. Selbstverständlich ist das eine ambitionierte Bewertung und man kann gerne deutlich weniger als Berechnungsgrundlage ansetzen.
Dass Cloud-Geschäft mindestens ein KGV von 25 verdient, dem dürfte so ziemlich jeder zustimmen und selbst das deckt bereits mehr als die Hälfte des Börsenwerts von Amazon. Denn AWS ist nicht nur der klare Marktführer, sondern auch mit Abstand am profitabelsten.
Unterschätzt
Und man hat ja auch noch ein Geschäft abseits von AWS, welches immerhin einen Jahresumsatz von mehr als 400 Mrd. USD erzielt und unterschätzt werden könnte.
Gemeinhin vertreten Anleger die Meinung, dass dieses Geschäft mit seinen 400 Mrd. USD Jahresumsatz kaum einen Gewinn abwirft.
Ein Blick in den Cashflow malt ein anderes Bild, doch darum soll es jetzt nicht gehen. Die Fehleinschätzung liegt andernorts. Was Amazon in den Quartalsberichten unter „Retail“ meldet, ist viel mehr als das Handelsgeschäft.
Zu diesem Segment gehören zum Beispiel auch die Hardware-Sparte (Fire, Kindle, Echo usw.), die eigene Roboter-Plattform, Alexa, Twitch, Whole Foods, Technologieplattformen wie Just-Walk-Out und Amazon Ines, das Entertainment-Geschäft Prime Video, ein B2B-Marktplatz, Amazon Logistics und auch Advertising.
Jeder dieser Geschäftszweige würde eine eigene Analyse rechtfertigen.
Bereits 2020 wurde der Wert des Entertainment-Geschäfts auf 500 Mrd. USD beziffert (Link). Man kann dieser Einschätzung folgen oder nicht, es zeigt aber, welche Werte der Konzern geschaffen hat.
Werbung.
Um ein weiteres Beispiel herauszupicken: Mit Advertising hat Amazon zuletzt einen Jahresumsatz von 37,7 Mrd. USD erzielt. Damit ist man im Werbegeschäft weltweit die Nummer Drei, direkt nach Alphabet und Meta.
Gesteht man dem Ad-Business eine Bewertung wie diesen Konkurrenten zu, ist der Geschäftszweig in etwa 176,8 – 180,2 Mrd. USD wert. Besonders interessant daran ist vielleicht die Tatsache, dass das KUV von Meta und Alphabet aktuell fast identisch ist.
Wir könnten noch eine ganze Weile fortfahren und noch etliche andere Unternehmensteile bewerten, aber die Message sollte längst klar sein.
Seit Anfang des Jahres laufen viele Schwergewichte des Nasdaq 100 wieder. Viele, nicht alle. Die amazon.com-Aktie gehört nicht dazu. Die Aktie bleibt charttechnisch bärisch – und gerade weil einige vorschnell dachten, das ließe sich ändern, kann das noch eine Zeit lang so bleiben.
In drei der letzten vier Quartale verfehlte der Online-Handelsriese amazon.com die Prognosen der Analysten beim Gewinn. Zwar wächst das Cloud-Geschäft AWS, aber der klassische Online-Handel erwirtschaftete zuletzt rote Zahlen. Sogar in den USA war man da im vierten Quartal in die Miesen geraten. Aber wenn man beim Online-Handel die Preise erhöht, um den Gewinn zu stützen, spielt das der Konkurrenz in die Karten. Die Lage ist knifflig. Und auch für das gerade laufende, erste Quartal hatte amazon.com im Zuge der Vorlage der Ergebnisse des vierten Quartals nichts Erfreuliches zu bieten. Die Umsatzprognose lag unter dem Schnitt der Analysten-Schätzungen, die Gewinnprognose erst recht.
Wenn sich das Konsumumfeld in diesem Jahr weiter eintrübt, was momentan noch das wahrscheinlichere Szenario ist, wird Amazon große Probleme haben, profitabel zu bleiben. Noch gehen die meisten Analysten davon aus, dass sich die Probleme spätestens 2024 von alleine erledigen und der Gewinn pro Aktie des Online-Händlers dann wieder in Richtung der Rekordgewinne des Jahres 2021 durchstartet, aber:
Expertenmeinung: Nüchtern betrachtet lässt sich das eben nicht vorhersagen. Und das ist einer zunehmenden Zahl an Anlegern offenkundig völlig klar, denn die Aktie macht keine Anstalten, sich in Richtung des derzeitigen, durchschnittlichen Kursziels der Experten von 133 US-Dollar in Marsch zu setzen.
Im Gegenteil, die Aktie, die 2022 sogar im Vergleich zum ohnehin schwachen Nasdaq 100 ein Underperformer war, liegt auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2023 hinter dem Index zurück, wenngleich nur leicht. Ein entscheidender Grund dafür dürfte vor allem gewesen sein, dass einige Trader die Amazon-Aktie im Zuge der für sich genommen schon kaum fundierten Hoffnungen, die man sich nach den Notenbankentscheidungen in Europa, Großbritannien und den USA für machte, am Handelstag der Quartalsbilanz massiv nach oben kauften. Wobei man da auch ungeschminkt „zocken“ schreiben könnte.
Nachdem die in den Tagen zuvor schon stark gelaufene Aktie unmittelbar vor der Quartalsbilanz um 7,4 Prozent nach oben getrieben wurde, bekamen die Bullen die Quittung: Die Bilanz war enttäuschend, der Ausblick war enttäuschend … und die Aktie brach am Folgetag um 8,4 Prozent ein. Doch das war noch nicht alles.
Dadurch, dass man leichtsinnig dachte, jetzt würde alles steigen, hatte man die Amazon-Aktie in den Bereich des doppelten Baisse-Leitstrahls aus 200-Tage-Linie und mittelfristiger Abwärtstrendlinie nach oben getrieben. Durch die Konsequenz dieses Übermuts wurde dieser Abwärtstrend ein weiteres Mal bestätigt. Dies in Verbindung mit dem trüben Ausblick und der offenen Frage, wie sich amazon.com aus dieser problematischen Situation wird befreien können, macht die Aktie weiterhin klar bärisch. Seither trauen sich die Käufer hier nicht mehr heran, so dass ein Test der Unterstützungszone 81,43/85,87 US-Dollar durchaus denkbar … und deren Verteidigung zumindest offen … wäre.
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