MDAX Prognose MDAX: Nachzügler mit Schub- oder mit Bremswirkung?

News: Aktuelle Analyse des MDAX Index

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Während der DAX gerade neue Rekordstände erreicht, wäre man beim MDAX froh, wenn man wenigstens über die 200-Tage-Linie hinauskäme. Und das Rekordhoch ist so weit entfernt, dass darüber kaum jemand nachdenkt. Wie wirkt dieser Nachzügler auf den Gesamtmarkt?

Es war im September 2021, als der MDAX, der sogenannte „Index der zweiten Reihe“, mit 36.429 Punkten seinen bisherigen Verlaufsrekord markierte. Derzeit notiert der Index fast 10.000 Punkte tiefer, während man beim DAX neue Allzeithochs feiert. Nimmt man sich beide Charts im direkten Vergleich seit dem MDAX-Rekord vom 2.9.2021 vor, ergibt sich folgendes Bild: MDAX – 26,6 Prozent, DAX + 5,1 Prozent. Das muss sich schon die Frage stellen: Wie ist das möglich?

Die 50 MDAX-Unternehmen agieren ja nicht in einem völlig anderen Wirtschaftsraum, exportieren nicht in andere Länder, unterliegen der gleichen Gesetzgebung und Besteuerung. Dass die 30 DAX-Unternehmen größer sind und damit tendenziell besser imstande sind, zu Gunsten des eigenen Gewinns mit den Ellenbogen zu arbeiten, mag ja sein. Aber eine so extreme Schere ist dann doch äußerst ungewöhnlich. Und da drängt sich die Frage auf:

Den aktuellen Kurs und Chart des MDAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Könnte der so stark zurückgebliebene MDAX den Sturmlauf der DAX-Bullen bremsen, eben weil diese große Schere die Sorge aufkommen lassen könnte, dass man beim DAX gerade ein wenig überzieht? Oder könnte es andersherum laufen, indem die Marktteilnehmer dem MDAX massives Nachholpotenzial zubilligen und ein schnell hinterher ziehender MDAX den DAX nur noch mehr befeuert?

MDAX: Tageschart vom 06.12.2023, Kurs 26.737,58 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 06.12.2023, Kurs 26.737,58 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Die zweite Variante ist, wie alles an der Börse, zwar nicht unmöglich. Aber momentan wäre sie die weniger wahrscheinliche. Denn wäre es so, hätte er MDAX nicht schon längst durchstarten müssen? Warum sollte man warten, bis diese Schere über 30 Prozent groß ist, um dann auf einmal zu bemerken, dass der MDAX „billig“ ist … was er ohnehin nicht wäre, da sein Kurs/Gewinn-Verhältnis derzeit mit 17 in der Mitte der langjährigen Spanne liegt?

Wie der so relativ schwach daher kommende MDAX auf den Gesamtmarkt wirkt, ist vor allem Kopfsache, keine Frage. Ob jemand diese auffällige Schwäche als Bremsklotz oder Chance sieht, ist in erster Linie eine emotional/unbewusste Entscheidung. Aber man darf vermuten, dass der eingangs erwähnten 200-Tage-Linie dabei eine wichtige Rolle zukommt, denn:

In dem Augenblick, in dem es gelungen ist, diese momentan bei 26.948 Punkten verlaufende und mit den August-Tiefs einen Kreuzwiderstand bildende Linie zu überwinden, dürfte bei vielen vor allem das Empfinden der Chance, der Aufholjagd im Vordergrund stehen. Aber angenommen, der MDAX würde an oder sogar schon unterhalb dieser Linie mit Schwung nach unten abdrehen, dann könnte das auch die Akteure beim DAX unruhig werden lassen, weil dann die immens unterschiedliche Entwicklung dieser beiden Indizes noch deutlicher hervortritt. Was vor allem schwer wiegen würde, weil sie so unterschiedlich eben gar nicht sind. Achten Sie daher auf diese 200-Tage-Linie, sie könnte nicht nur für den MDAX, sondern für den Gesamtmarkt wichtig werden!

MDAX: Wochenchart vom 06.12.2023, Kurs 26.737,58 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Wochenchart vom 06.12.2023, Kurs 26.737,58 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des MDAX Index

Neuer Monat, neues Glück: August, September und Oktober liefen schlecht, aber kaum hatte der November begonnen, begann die Bullen-Stampede. Aber ab hier wird das Terrain für die Bullen schwieriger, jetzt erst wird sich zeigen, wie viel Kraft in der MDAX-Rallye steckt.

Die Bullen zeigen Steher-Qualitäten, wie man sieht. Die Bilanzen des dritten Quartals boten Licht und Schatten … aber mehr Schatten als üblich. Das hatten offenbar viele so nicht erwartet, aber da sich die Tiefschläge durch Vorab-Zahlen und Gewinnwarnungen über einen längeren Zeitraum verteilten und die Quartalsbilanzen jetzt auf dem Tisch liegen, passiert, was oft passiert, wenn die Hoffnung nicht unterzukriegen ist:

Die Käufer heben vorsichtig den Kopf, stellen fest, dass sie nicht alleine sind und legen los. Ob das klug ist oder nicht, spielt da eine höchst untergeordnete Rolle. Wenn die ersten anfangen zu kaufen, ziehen andere mit – die Hausse nährt die Hausse, heißt es nicht umsonst. Zumal die Käufer einen Vorteil haben:

Die nächsten Bilanzen sind mehrheitlich deutlich weiter entfernt als sonst, weil jetzt der Jahresabschluss ansteht. Da kommen Ende Januar nur wenige Zahlen, die Masse der Jahresabschlüsse nebst Ausblick auf 2024 wird erst im Februar, teilweise sogar erst im März kommen. Viel Zeit für Hoffnungsrallyes also, die nicht durch negative Fakten gestört werden. Auch ein Grund, warum die Aktienmärkte um die Jahreswende herum tendenziell gut laufen. Was indes oft, aber keineswegs immer so ist.

Die Frage, ob es diesmal ebenfalls gut laufen wird, der MDAX also erst einen kleinen Teil des Weges nach oben absolviert hat, könnte entscheidend davon abhängen, wann wie viele Investoren den nächsten Schritt denken. Den Schritt, mit dem sie erkennen, dass ein Rückgang der Inflationsraten und schwache Konjunkturdaten als Argument für die EZB, den Zins nicht mehr anzutasten, eventuell sogar erste Zinssenkungen anzudeuten, für Aktien nicht bullisch sind.

Denn wenn Verbraucher und Unternehmen sinkende Zinsen erwarten, ggf. sogar eine deflationäre Tendenz entsteht, warten sie logischerweise auf noch niedrigere Zinsen und Preise, bevor sie nicht zwingende Käufe und Investitionen tätigen. Sprich: Dann erst wird es für die Unternehmensgewinne als Leitstrahl des Aktienmarkts richtig eng. Zwar hätte die Käuferseite den Vorteil, dass Anleger die Zukunft zwar grundsätzlich gerne vorwegnehmen, aber nur, wenn sie davon ausgehen, dass sie positiv ist, aber:

Expertenmeinung: Wie viele Bären derzeit nur darauf warten, dass die Stampede der Bullen an Kraft verliert … man weiß es nicht. Das wird sich an den entsprechenden, charttechnischen Ankerpunkten weisen, an denen Gegenwehr des bärischen Lagers wahrscheinlich wäre. Um welche Bereiche geht es da? Der erste ist gerade erreicht:

Der Kreuzwiderstand aus der mittelfristigen Abwärtstrendlinie und einer Reihe unterer und oberer Wendepunkte seit September 2022 im Bereich 26.110/26.414 Punkte. Da ist der MDAX jetzt angekommen, bislang aber noch nicht durchgebrochen. Zugleich wurden jetzt um die 50 Prozent der vorherigen Abwärtsbewegung korrigiert, die reagibleren markttechnischen Indikatoren auf Tagesbasis nähern sich der überkauften Zone. Der Boden wird also langsam schwerer, jetzt müssen die Bullen zeigen, dass auch weiter mit ihnen zu rechnen ist.

MDAX: Tageschart vom 20.11.2023, Kurs 26.394,86 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 20.11.2023, Kurs 26.394,86 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Gelingt es, diese Zone zu überwinden, wäre die nächste Station die 200-Tage-Linie bei aktuell 27.093 Punkten. Darüber stünde die Nackenlinien-Zone des Topps vom Jahresbeginn um 28.100/28.225 an, dann das Juli-Hoch bei 28.890 Zählern.

Aber auch, wenn der Index weiter Boden gutmacht und dadurch deutlich wird, dass die Bullen imstande sind, auch wichtige Hürden zu überwinden: Solange das Umfeld eine dauerhafte Aufwärtsbewegung nicht unterstützt, ist jeder kleine Sieg der Bullen einer auf Abruf. Wer mit der voran preschenden Herde mitläuft, sollte daher auf der Hut sein.

MDAX: Monatschart vom 20.11.2023, Kurs 26.394,86 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 20.11.2023, Kurs 26.394,86 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Die Hoffnung, dass das vierte Quartal die Bullen zurück ins Spiel bringt, ist groß. Doch zumindest der erste Handelstag des Oktobers wurde beim MDAX ein Rohrkrepierer. Der Index startete stark, um dann aber stark nachzulassen. Muss man das schon als Fehlstart werten?

Der MDAX startete mit einer kleinen Aufwärts-Kurslücke in den neuen Börsenmonat, schaffte im Tageshoch ein Plus von knapp einem Prozent … aber dann blieb er am Freitags-Verlaufshoch hängen, rutschte ab und schloss 1,16 Prozent im Minus. Womit der MDAX nicht alleine stand: Quer durch Europa endete der erste Handelstag des statistisch gesehen meist positiv verlaufenden vierten Quartals im Minus. Ein böses Omen?

Noch ist es zu früh, um die Bullen abzuschreiben. Es ist in einem eher seit- bis abwärts laufenden Markt eher normal, dass die großen Akteure das Terrain erst einmal sondieren, die Sache vorsichtig angehen und erst dann mit großen Summen antreten, wenn sich abzeichnet, dass steigende Kurse wirklich durchsetzbar und tragfähig sind. Was indes eines voraussetzt:

Expertenmeinung: Dass jetzt genug Marktteilnehmer imstande und bereit sind, mit frischem Kapital aktiv zu werden, statt nur an der Seitenlinie stehend zu hoffen, dass andere den Index nach oben bewegen. Dass das gestern erst einmal nicht der Fall war, ist, wie gesagt, noch nicht wegweisend. Ein Warnsignal ist es jedoch allemal, denn:

Allzu viele gute Argumente, um jetzt auf Basis der Rahmenbedingungen einzusteigen, finden sich nicht. Wenngleich es bis zu den Quartalsbilanzen noch einige Wochen hin ist, mutmaßen viele zu Recht, dass sich positive Überraschungen dort rarmachen werden. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen ist vom Tisch. Und auch die Chance, dass China oder die USA durchstarten und Umsatz und Gewinn bei den MDAX-Unternehmen mitziehen, ist aktuell nicht gerade überwältigend. Hinzu kommt die charttechnische Ausgangslage:

MDAX Index: Monatschart vom 02.10.2023, Kurs 25.773,43 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX Index: Monatschart vom 02.10.2023, Kurs 25.773,43 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der MDAX ist durch den schwachen September zum zweiten Mal in diesem Jahr an der Widerstandszone 27.525 zu 29.438 Punkte gescheitert und hat dabei auch noch an der im Chart auf Monatsbasis abgebildeten 1.000-Tage-Linie abgedreht. Sollte die aktuell umkämpfte Unterstützung nicht halten, wäre das nächste charttechnische Ziel die steilere der beiden langfristigen Aufwärtstrendlinien bei 24.700 Punkten … wobei diese Linie derzeit in etwa auf einer Höhe mit dem Dezember-Verlaufstief 2022 liegt. Das ist eine Gemengelage, die das bärische Lager in eine vorteilhafte Position bringt. Zumal der gestrige Handelstag für die „Shorties“ durchaus schon ein erster Punktsieg war, wie wir im Chart auf Tagesbasis sehen.

MDAX Index: Tageschart vom 02.10.2023, Kurs 25.773,43 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX Index: Monatschart vom 02.10.2023, Kurs 25.773,43 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Es gelang zwar am vergangenen Freitag, das zuvor nur marginal unterbotene März-Tief (25.723 Punkte) zurückzuerobern, aber dabei kam man erst einmal nicht an der Widerstandszone bei 26.300/26.450 Punkten vorbei. Das hätte man am Montag „nachbessern“ können, aber das Gegenteil war der Fall und der MDAX scheiterte erneut an dieser Zone und ist dadurch bereits wieder in Schlagdistanz, um das März-Tief erneut zu brechen.

Wenn, müsste das bullische Lager also schnell und entschlossen handeln, um das Risiko zu bannen, dass der Start in den Oktober tatsächlich ein Fehlstart wird. Denn würde dieses März-Tief signifikant unterboten, würde es immens schwer, genügend „Kaufwillige“ zu finden, um das Ruder dann noch herumzureißen.

Am Donnerstag machte zwar auch der MDAX im Anschluss an die EZB-Entscheidung einen Satz nach oben. Aber zum gestrigen Handelsende war dieses Plus wieder dahin. Da der Index an entscheidenden Charthürden abgedreht hat, heißt es aktuell für die Bullen: Jetzt … oder nie!

Es hätte so schön laufen können: Rallye nach dem Verkünden des Endes der Zinserhöhungen durch die EZB, danach eine weitere Rallye zur Abrechnung an der Terminbörse und in dieser Woche dann ein zügiger Anstieg in Richtung des letzten Zwischenhochs von Ende Juli. Das hätte denen, die der Statistik folgen, nach der der September in der Tat der im langfristigen Zeitraster schwächste aller Börsenmonate ist, den Wind aus den Segeln genommen.

Aber so lief es eben nicht. Im Gegenteil wurden die vergangenen drei Handelstage zu einer Steilvorlage für das bärische Lager. Jetzt ist für die Käuferseite nicht Offensive angezeigt, sondern Defensive. Jetzt muss man zusehen, dass die Unterstützungszone 26.330 zu 26.450 Punkte hält. Denn wenn nicht, könnte der September 2023 eine Trophäe mehr an der Wand der Bären werden. Wie stellt sich die Lage charttechnisch dar?

Expertenmeinung: Wir sehen im langfristigen Chart auf Monatsbasis, dass der MDAX droht, erneut aus der gerade erst zurückeroberten, bis ins Jahr 2018 zurückreichenden Widerstandszone 27.550 zu 29.440 Punkte herauszurutschen. Und, das zeigt der Chart ebenso, dabei genau an der 1.000-Tage-Linie, auf Monatsbasis als 48-Monats-Linie dargestellt, abzudrehen. Das war im Frühjahr zwar schon einmal passiert.

MDAX: Monatschart vom 18.09.2023, Kurs 26.915,10 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 18.09.2023, Kurs 26.915,10 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Und da konnte sich der Index relativ bald fangen. Aber jetzt droht eben der zweite Anlauf zu scheitern. Ob diejenigen, die im Juni und Juli zugegriffen und den MDAX wieder in diese Zone hinein gekauft haben, jetzt noch einmal antreten, nachdem sie mit den damaligen Käufen am Ende doch nichts bewirkt hatten, ist fraglich.

Im „Mikrokosmos“ auf Tagesbasis sehen wir, dass auch und gerade auf dieser wichtigsten aller Zeitebenen jetzt wenige Argumente für Käufe zu finden wären. Der MDAX produzierte am Tag nach den Kursgewinnen des Donnerstags prompt eine rote Kerze.

MDAX: Tages-Chart vom 18.09.2023, Kurs 26.915,10 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tages-Chart vom 18.09.2023, Kurs 26.915,10 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Zwar war der Index am Freitag im Plus gestartet, drehte dann aber knapp unter der Ende Juli etablierten, kurzfristigen Abwärtstrendlinie ab und unterbot dadurch auch die im Chart dick schwarz hervorgehobene 200-Tage-Linie wieder, die am Tageshoch des Freitags schon überwunden schien. Am Montag dann kam es zu einem Start-Ziel-Sieg der Verkäuferseite, der dazu führte, dass der komplette Anstieg des EZB-Tages abverkauft ist.

Bedenkt man, dass diese EZB-Entscheidung auch Schattenseiten hat, weil man avisierte, die Leitzinsen so lange auf diesem immens hohen Niveau zu halten, bis man mit der Inflation wieder im Bereich der Zielzone um zwei Prozent liegt, ist eine entschlossene Verteidigung der Bullen nicht gerade zwingend. Schaut man auf den zuletzt wie auf Schienen steigenden, inflationstreibenden Ölpreis und sieht man sich die jüngsten Konjunkturdaten quer durch Europa an, die belegen, dass die „Wirkphase“ der hohen Zinsen jetzt erst richtig zu beginnen scheint, so hat man als bullischer Trader den Eindruck, mit dem Rücken zur Wand kämpfen zu müssen.

Der Weg an die Unterstützungszone 26.330 zu 26.450 Punkte wäre mit diesem schwachen Wochenstart frei. Spätestens dort müssten die Käufer entschlossen dagegenhalten, ansonsten wäre ein schneller Abstieg an das März-Verlaufstief bei 25.723 Zählern als dem nächsten, darunter wartenden Support hochwahrscheinlich. Sekt … oder Selters? Das könnte sich bereits in dieser Woche, womöglich als Reaktion auf die US-Notenbanksitzung am Mittwoch, entscheiden!

Dreimal binnen sechs Wochen testete der MDAX die erstmals schon im März getestete 200-Tage-Linie, dreimal hielt sie. Diesmal zieht der Index dynamischer an als zuvor, hat die letzten Zwischenhochs jetzt überboten. Bedeutet das „freie Bahn“ für die Bullen oder trügt der Schein?

Nachdem der MDAX diese wichtige, im Chart dick schwarz hervorgehobene 200-Tage-Linie im Zuge der kurzen „Banken-Panik“ vom März gerade noch hatte halten können, ist der „Index der zweiten Reihe“ in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Deren untere Begrenzung im Bereich 26.300/26.400 Punkte wurde dabei prominent durch diese 200-Tage-Linie verstärkt, die sich mittlerweile aber mit gut 26.800 Punkten von dieser Zone nach oben abgesetzt hat. An diese Linie war der MDAX Anfang Juli zum dritten Mal in kurzer Zeit zurückgefallen … und wieder setzten umgehend Käufe ein.

Käufe, die diesmal indes weiter reichen als nach den beiden vorherigen Tests, denn diesmal ist der Index in die Nackenlinien-Zone der Toppbildung des ersten Quartals und den Bereich der markanten Zwischenhochs vom Sommer 2022 vorgedrungen. Ein erster Schritt in Richtung des bei 29.815 Punkten liegenden Jahreshochs? Im Idealfall womöglich sogar das Sprungbrett für einen Anstieg darüber hinaus?

Expertenmeinung: Möglich wäre das zwar, aber es gäbe zwei Voraussetzungen, die zu erfüllen wären. Zum einen müsste der MDAX diesen Level auch in der kommenden Woche halten, idealerweise sogar ausbauen. Was deswegen zumindest offen ist, weil wir heute wieder einmal eine Abrechnung an der Terminbörse sehen. Und diese Termine hatten zuletzt nicht nur bei DAX und Euro Stoxx 50, sondern auch beim MDAX kurstreibend gewirkt, danach war dann in Sachen Käufe umgehend nicht mehr viel geboten gewesen. Erst, wenn das diesmal anders liefe, wäre die Chance, dass sich der Anstieg nennenswert fortsetzt, gut.

Zum anderen stehen jetzt die Quartals- bzw. Halbjahreszahlen der Unternehmen an. Und ob diese die Anleger zum Einstieg animieren, ist zumindest offen. Immerhin gab es bereits die eine oder andere Gewinnwarnung. Und die oft heftigen Reaktionen darauf deuteten an, dass viele bislang sehr sicher waren, dass diese Kombination aus Nullwachstum, Inflation und hohen Kreditkosten an den Unternehmensgewinnen spurlos vorbeigehen würde. Damit könnten die in den kommenden drei Wochen vermehrt einlaufenden Bilanzen für die Bullen zum Problem werden, sollten die „good news“ dabei zu spärlich ausfallen.

Fazit: Die Chance, sich in den Bereich der runden 30.000 Punkte-Marke vorzuarbeiten, hätte der MDAX; das indes als bereits beschlossene Sache anzusehen, wäre hochriskant. Was aber andererseits nicht heißt, dass der Weg nach oben zugestellt wäre oder man gar an der jetzt angelaufenen Widerstandszone Short gehen könnte. Für ein glaubwürdiges, bärisches Signal müsste der Index aus dieser Seitwärtsrange nach unten herausfallen, sprich diese nach vier erfolgreichen Tests jetzt wegweisende 200-Tage-Linie bei einem erneuten Test brechen und die Supportzone 26.300/26.400 Punkte durchschlagen. Oberhalb dieser Zone bleibe für die Bullen noch alles möglich.

MDAX: Chart vom 20.07.2023, Kurs: 28.231,01 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Chart vom 20.07.2023, Kurs: 28.231,01 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Zum vierten Mal innerhalb von knapp vier Monaten testete der MDAX vergangene Woche seine 200-Tage-Linie … und zum vierten Mal mobilisierte dieser Test die Käufer. Aber kann man diesen wichtigen gleitenden Durchschnitt wirklich bereits als verteidigt ansehen?

Wenn wichtige Unterstützungen mehrfach angesteuert und gehalten werden, kommt gern das Wort „Beton-Unterstützung“ auf. Beton hält, also kann man da unbesorgt zugreifen … sagen die einen. Aber, so sagen die anderen: Wenn dieser Beton dann doch mal reißt, brennt es dafür umso mehr. Und diese Skepsis hat durchaus ihre Berechtigung.

Dabei sollte man sich nicht zu sehr auf die Fundamentals stützen, wenn man die Tragfähigkeit dieses Tests der Linie vom Freitag beurteilen will, der ja rein charttechnisch in der Tat perfekt daherkommt, indem das Tagestief nur eine Winzigkeit unter der 200-Tage-Linie lag, was klar macht: Es war in der Tat diese Linie, die das Bullen-Lager in Marsch setzte. Denn die Rahmenbedingungen präsentieren sich seit Monaten bärisch. Argumente, auf deren Basis man im Herbst und zu Jahresbeginn beherzt zugegriffen hatte, sind allesamt vom Tisch:

Die Inflation ist noch da, die Rezession mittlerweile da und die Leitzinsen noch nicht „oben“. Doch das führte bislang nicht zu einer Abwärtswende, weil viele diese Aspekte einfach ignorieren. Das könnten sie aber auch weiterhin, so gesehen ist das kein Grund, warum die 200-Tage-Linie diesmal womöglich am Ende doch noch brechen könnte. Zumindest noch nicht.

Expertenmeinung: Denn angenommen, die Linie würde fallen, wäre für jeden mit Händen zu greifen: Da brennt offenbar was an. Und das ist die offene Flanke einer solchen „Beton-Unterstützung“, die umso weiter aufklafft, je öfter ein solcher Support bereits in einer relativ kurzen Zeitspanne getestet wurde. Grund:

Wer da seit März zugegriffen hatte, hat seine Stop Loss natürlich nicht irgendwohin gelegt, sondern knapp unter diese Linie bzw. unter das Zwischentief, an dem gekauft wurde. Damit hätten wir hier eine Zone zwischen 25.723 (das März-Tief) und 26.580 Punkten (wo die 200-Tage-Linie selbst aktuell verläuft), in der sich sehr viele Stop Loss-Verkaufsorders befinden dürften. Was bedeutet:

MDAX: Monatschart vom 07.07.2023, Kurs: 27.015,19 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 07.07.2023, Kurs: 27.015,19 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Wenn es gelingen würde, den MDAX ein gutes Stück unter diese am Freitag so sauber verteidigte Linie zu drücken, ließe sich mit einer Lawine rechnen, in der die Stop Loss-Orders eine nach der anderen durch den Druck der gerade zuvor kauf knapp höherem Level ausgelösten Stop Loss-Verkäufe greifen. Verkäufe generieren weitere Verkäufe … das bärische Lager müsste also nur „anschubsen“, der Rest könnte durchaus von alleine laufen.

Und gerade weil so viele zwar die bärischen Fakten verdrängen, im Hinterkopf aber durchaus um diese wissen, kann man in einer Situation, in der sich die Bullen nach diesem einen Tag, der durch den Aufwärtsschwenk an der Linie eine „Rettung“ verheißt, eine immense Wirkung erzielen, wenn diese Linie dann doch durchbrochen werden sollte.

Eine Wirkung, die den MDAX dann sogar nach dem Auslaufen der Stop Loss-Verkäufe durch Anschlussverkäufe von Long ausgerichteten Tradern, die aus allen Wolken fallen und sich dann auch der ja eigentlich bärischen Rahmenbedingungen erinnern, schnell weiter drücken könnte.

Kommt es so? So etwas weiß man nie im Voraus, denn auch dem Bären-Lager kann man nicht in die Köpfe schauen. Aber es wäre wohl keine schlechte Idee, sich im Fall bestehender Long-Trades mit Stoppkursen für diesen „Fall der Fälle“ abzusichern.

MDAX: Tageschart vom 07.07.2023, Kurs: 27.015,19 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 07.07.2023, Kurs: 27.015,19 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS