Da war ein Hauch von Panik zu spüren, als der MDAX am Vormittag kurzzeitig an der 31.000 Punkte-Marke kratzte und damit über drei Prozent gegenüber dem Vortages-Closing verlor. Zum Handelsende wurde zwar einiges von den Verlusten wieder aufgeholt. Aber aus dem Schneider sind die Bullen damit nicht – das Gespenst einer großen Korrektur hängt im Raum.
Was vielen dabei besonders zu schaffen machen dürfte ist, dass es keinen unmittelbaren, zwingenden Grund für diesen steigenden Abgabedruck gibt, den man mit einem „ja, aber“ niederreden könnte. Es ist einfach die „Schwerkraft“, die jetzt auf die Kurse einwirkt.

Viele Aktien im MDAX sind seit Anfang November ungewöhnlich weit gestiegen und haben dabei markant wachsende Unternehmensgewinne vorweggenommen. Jetzt laufen erste Perspektiven der Unternehmen für 2021 ein, die deutlich verhaltener sind als das, was viele Anleger und Analysten sich zuvor vorgestellt hatten. Und das drückt, je mehr von solchen defensiven Prognosen einlaufen, eben nicht mehr nur die Aktien der betroffenen Unternehmen selbst. Man erkennt, dass man den Bogen überspannt hat und verkauft auch dort, wo solche subjektiv als „bad news“ gesehenen Prognosen nicht oder noch nicht auftauchen.
Es läuft also, was die Entwicklung der Wirtschaft angeht, nichts schief. Dass die Rückkehr zum Wachstum nicht rasant vonstattengeht, dass dieser Weg ein steiniger sein würde, hätte sich jeder ausrechnen können. Nur wollten das viele nicht sehen, weil diese Rallye sie glauben ließ, dass die Kurse auch dann einfach weiter steigen, wenn die Realität nicht hinterherkommt. Das funktioniert zwar – und oft auch lange – aber nie ewig. Jetzt ist offenbar in den Köpfen vieler Akteure ein Punkt erreicht, wo man nicht nur weiß, dass der Bogen eigentlich überspannt war, sondern zugleich realisiert, dass er zu brechen droht. Und da gilt nun einmal die Plattitüde: Wer zuerst verkauft, bekommt noch die besten Kurse.
Gesetzt den Fall, die Verkäufe würden unmittelbar weitergehen, wäre daher ein Test der 200-Tage-Linie, die sich im Sommer und Herbst 2020 dreimal als entscheidende Unterstützung bewährt hatte, eigentlich ganz normal. Dass der MDAX sich seit Anfang November untypisch weit von diesem gleitenden Durchschnitt entfernt hatte, ist dafür kein Hinderungsgrund. Immerhin würde ein Test dieser aktuell bei 28.130 Punkten verlaufenden Linie trotzdem nur etwa ein Drittel der Super-Hausse zwischen Ende März 2020 und Anfang Februar korrigieren. Zudem finden sich dort die markanten Zwischenhochs vom September und Oktober und bilden mit der 200-Tage-Linie eine Kreuzunterstützung, die sich ohne Zweifel so mancher potenzielle Short-Trader als mögliches Ziel ausgeguckt hat. Aber: Noch ist das nur ein denkbares, nicht aber das wahrscheinlichste Szenario. Dass der MDAX am Dienstag einiges seiner Verluste hat aufholen können zeigt, dass die Käuferseite bislang aktive und effektive Gegenwehr leistet. Die negative Divergenz des im Chart auf Tagesbasis mit eingeblendeten RSI-Indikators und der überkaufte Level des Stochastik-Oszillators auf Monatsbasis zeigt zwar, dass der Index heiß gelaufen und angeschlagen ist. Aber er ist auch relativ gut unterstützt. Erst, wenn die gestern zum Handelsende verteidigte kurzfristige Aufwärtstrendlinie klar fiele, indem der Index unter dem Dienstags-Verlaufstief von 31.017 Punkten schließt, würde die Lage kritisch. Dann läge als markantere Auffanglinie nur noch das „alte“ Rekordhoch vom Februar 2020 bei 29.438 Zählern zwischen dem Index und einem solchen Test der Zone um 28.000 Punkte. Dann, unter 31.017 Punkten, würde aus einen solchen „Worst Case“ eben doch ein Szenario, mit dem zu rechnen wäre.

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