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Bis zu zehn Prozent war die Schaeffler-Aktie am Montagmorgen weggebrochen, nachdem der Konzern ein Übernahmeangebot veröffentlicht hatte. Doch die Aktie schaffte den Turnaround und schloss im Plus. Was hat die Aktie gedreht – und um wen geht es bei der Übernahme?
Ziel des Übernahmeangebots ist der Antriebsspezialist Vitesco. Ein Unternehmen, das vor fast genau zwei Jahren von Continental abgespalten, an die Börse gebracht wurde und seit einiger Zeit im MDAX notiert ist. Da Schaeffler ein Industriezulieferer ist, der zu einem recht großen Anteil für die Automobilindustrie fertigt, scheint Vitesco eine sinnvolle Ergänzung zu sein.
Der Schaeffler-Vorstand sieht Kostensynergien von bis zu 600 Millionen Euro pro Jahr beim Gelingen der angegangenen Verschmelzung, das Zusammengehen werde ein beschleunigtes Wachstum im Bereich E-Mobilität ermöglichen. Die nötige Finanzierung von 1,8 Milliarden Euro habe man bereits sichergestellt, das Angebot soll voraussichtlich Mitte November beginnen und bis Mitte Dezember andauern. Pro Vitesco-Aktie bietet Schaeffler den bestehenden Aktionären 91 Euro.
Wobei man sich nicht alles zusammenkaufen müsste, denn die IHO Holding hält bereits knapp 50 Prozent an Vitesco. Die IHO Holding ist eine sogenannte strategische Management-Holding der Schaeffler-Familie, die weiterhin im Besitz der Schaeffler Stammaktien ist, während an der Börse nur die Vorzugsaktien gehandelt werden. Das klingt also alles sinnvoll, aber warum ist die Schaeffler-Aktie dann zu Handelsbeginn so kräftig in die Knie gegangen?
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Schaeffler Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Das ist ein ganz normaler „Reflex“ des Marktes: Die Aktie des Übernehmenden fällt, die des zu Übernehmenden hingegen steigt. Und in diesem Fall konnte man argumentieren, dass 91 Euro für eine Vitesco-Aktie ein hoher und womöglich zu hoher Preis sei. Immerhin hatte Vitesco am Freitag bei 75,35 Euro geschlossen, nachdem sie zwei Tage zuvor kurzzeitig sogar unter 70 Euro zu haben war. Da stellt sich die Frage, ob 91 Euro für diese Aktie, deren bisheriger Rekordkurs im August bei 82,90 Euro gelegen hatte, nicht zu viel sind. Aber:

Das ist eigentlich eine „philosophische“ Frage, denn taugliche Aussagen lassen sich dazu noch nicht treffen. Erstens, weil man nicht wissen kann, ob ein „sparsameres“ Angebot womöglich nicht den gewünschten Erfolg haben würde und man dann sowieso nachlegen müsste. Zweitens, weil „teuer“ immer davon abhängt, wie viel Geld durch den Zusammenschluss auf der einen Seite eingespart und auf der anderen mehr verdient werden könnte. Und das wird sich erst in den kommenden Jahren abzeichnen, zumal dieses Zusammengehen laut Schaeffler-Fahrplan erst in etwa einem Jahr über die Bühne wäre.
Der Aufwärts-Turnaround zeigt: Nach dieser ersten, negativen Reaktion kamen einige Marktteilnehmer offenbar zu dem Schluss, dass eine solche Fusion Sinn ergeben würde. Genug Sinn, um auch diesen Aufschlag auf die Vitesco-Aktie zu rechtfertigen. Dadurch wurde aus dem anfänglichen Selloff eine Rallye, der die Schaeffler-Aktie von einem morgendlichen Jahrestief auf ein Zwei-Monats-Hoch katapultierte. Kann man auf den Zug noch aufspringen?
Rein chart- und markttechnisch ist das ein starkes, bullisches Signal, keine Frage. Aber man sollte im Hinterkopf haben, dass diejenigen Analysten, die am Montag umgehend auf diese Entwicklung reagierten, nicht gerade begeistert waren. Warburg behielt sein Kursziel von 8,00 Euro bei, JPMorgan seines von 7,70 Euro auch. Aber ODDO BHF senkte das Ziel von 7,15 auf 6,60 Euro, Kepler Cheuvreux von 7,50 auf 7,10 Euro, die DZ Bank von 8,00 auf 7,00 Euro.
All diese Kursziele liegen oberhalb des aktuellen Aktienkurses. Aber wenn man sich überlegt, dass diese zuvor mehrheitlich höheren Kursziele die Aktie in der Anlegergunst auch nicht attraktiv machten und der Grund, weshalb die Aktie gestern nach oben schwenkte, die Analysten nicht zu höheren Zielen veranlasste, wird klar:
So ganz stabil dürfte der jetzt so rasant angefahrene Zug nach oben eher nicht sein. Da wäre also in Sachen Long-Trades zumindest ein gerüttelt Maß Vorsicht angesagt, zumal da noch eine ganze Reihe an potenziellen Widerständen über dem gestrigen Schlusskurs warten.
Quellen:
Meldung über ein Übernahmeangebot von Vitesco, 09.10.2023:https://www.schaeffler.com/de/_global/_tech/pressworld/pressrelease-package-creator.jsp?zipgen_action=presspackage&id=87950336
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