Ein Plus von 2,45 Prozent nach Vorlage der Bilanz des ersten Quartals: Das liest sich, als sei man zufrieden mit dem gewesen, was der vor allem als Automobilzulieferer agierende Schaeffler-Konzern gemeldet hat. Wenn man sich indes den Chart ansieht, relativiert sich das.
Die Quartalszahlen wurden bereits am Montagabend nach Handelsende vorgelegt, so dass die Anleger Zeit hatten sich zu überlegen, was sie mit diesen neuen Informationen anfangen sollen. Und eines ließ sich nicht übersehen: Gut war das alles nicht.
Die Schaeffler-Gruppe steigerte zwar den Umsatz leicht um 5,6 Prozent, währungsbereinigt waren es indes nur 1,9 Prozent. Und der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) gab recht deutlich nach, fiel gegenüber dem Vorjahresquartal um 35 Prozent, weil die EBIT-Gewinnmarge deutlich zurückkam, von 11,2 Prozent im ersten Quartal 2021 auf jetzt 6,9 Prozent. Damit nicht genug, senkte Schaeffler auch noch die Gesamtjahresprognose:
Jetzt sieht man beim Umsatz noch ein Wachstum zwischen sechs und acht Prozent, zuvor lag der Ausblick bei sieben bis neun Prozent. Und bei der EBIT-Marge ging es ebenfalls einen Punkt nach unten, von bisher sechs bis acht auf jetzt fünf bis sieben Prozent. Schaeffler geht es also nicht anders als den meisten anderen Zulieferern der Automobilindustrie. Und hier wie dort stellt man sich natürlich die Frage, ob das in einem Umfeld wie diesem die letzte Prognose-Senkung in diesem Jahr war. Aber wieso ist die Aktie dann überhaupt gestiegen?
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Expertenmeinung: Das dürfte die Kombination aus Käufen derer gewesen sein, die Schlimmeres befürchtet hatten und denen, die versuchten, die entscheidende charttechnische Unterstützung zu verteidigen, auf der die Schaeffler-Aktie aufgesetzt hatte. Der Chart zeigt, dass der Kurs auf einen Level gerutscht war, der auf mehrere Zwischentiefs aus dem Herbst 2020 zurückgeht und den die Aktie zwar im Zuge des Ukraine-Selloffs im März kurz unterboten, aber gleich wieder zurückerobert hatte. An diesem Supportbereich, der bei 4,99/5,02 Euro liegt, hatte sich der Kurs zuvor festgesetzt. Es ging zwar nicht nach unten, aber eben auch nicht nach oben. Quartalszahlen, die man mit dem Zusatz „hätte ja schlimmer kommen können“ versehen konnte, waren da eine Chance, sich nach oben abzusetzen. Aber wirklich gelungen ist das eben nicht, denn:

Die Aktie hatte am Tageshoch bereits ganze 9,4 Prozent Gewinn erreicht. Zur Sitzungsmitte kam jedoch Abgabedruck auf. Akteure nutzten den höheren Kurslevel entweder zum Abbau bestehender Positionen oder zu Leerverkäufen. Am Ende war der Großteil des Gewinns dahin, die Schaeffler-Aktie schloss sogar leicht unter ihrem Eröffnungskurs. Ein solcher misslungener Befreiungsschlag muss eher als Punkt für die Bären gewertet werden … und die Supportzone 4,99/5,02 Euro ist dadurch noch nicht außer Reichweite.
Da diese Aktie ohnehin erst dann als bullisch zu werten wäre, wenn sie mit Schlusskursen über 6,10 Euro die mittelfristig immens wichtige Widerstandslinie bezwingt, die seit Ende Februar die obere Begrenzung ihrer Handelsspanne darstellt, sollte man es sich hier zwei- oder dreimal überlegen, bevor man dieses kleine, verbliebene Plus als Signal zum Einstieg wertet.
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