Während zuerst der MDAX (Anfang Dezember) und dann bald darauf auch der DAX (Ende Dezember) neue Rekordhochs markierten, hinkte ausgerechnet der sonst so dynamische TecDAX deutlich hinterher. Nimmt man die Zeit aus, in der der TecDAX noch Nemax hieß und der „Neue Markt“ Menschen zuerst reich und dann arm machte, war das Tageshoch vom 20. Februar 2020 bei 3.302,94 Punkten der bisherige Verlaufsrekord. Bereits Anfang Juni war der Index diesem Punkt sehr nahegekommen. Aber dann war auf einmal jeglicher Schwung dahin.
Zuerst war es die unentschlossene Phase des Abwartens, die auch die anderen Indizes über den Sommer in eine Seitwärtsrange zwang. Dann folgten „Einzelschicksale“ in Form von Kurseinbrüchen einzelner, im TecDAX notierter Aktien wie 1&1 Drillisch und United Internet, dann von SAP und zuletzt der Abverkauf der im TecDAX stark vertretenen „Corona-Gewinner“ Anfang November. Aber der Sog der immer weiter steigenden Nasdaq als Vorlagengeber in den USA und der Umstand, dass die im November abgestoßenen Aktien langsam hinreichend „auskorrigiert“ waren, machte die Akteure wieder mutiger. In den letzten Tagen, vor allem aber am gestrigen Dienstag, wurde bei Aktien, die langsam wieder günstig erscheinen oder positive Nachrichten zu vermelden hatten, kräftig zugegriffen. Das Ziel: ein Befreiungsschlag.

Der auch gelang … zumindest fast. Richtig ist, dass der TecDAX mit 3.311,64 Punkten über dem Verlaufshoch vom Februar 2020 schloss. Nicht richtig ist, dass man das bereits als signifikanten Ausbruch ansehen könnte. 8,7 Punkte oder ein Viertelprozent über diesem markanten Widerstand, das ist noch zu mager, um eindeutig zu sein. Man kann diese Hürde als erreicht ansehen, keine Frage, aber da trifft ein alter Spruch aus dem Automobilrennsport den Punkt: Rankommen ist eine Sache, vorbeikommen eine ganz andere. Das heißt:
Die Bullen müssen jetzt zeigen, dass sie das Ruder in der Hand haben und dafür sorgen, dass diese alte Bestmarke von 3.302,94 Zählern um mindestens ein Prozent überboten wird. Gelingt ihnen das, wäre nach oben wohl einiges möglich, immerhin könnte man angesichts der vorangelaufenen Indizes DAX und MDAX Aufholpotenzial unterstellen. Zudem sehen viele der gestrigen Gewinner im TecDAX charttechnisch spannend aus, so z.B. Eckert & Ziegler, Carl Zeiss oder VARTA, so dass es denkbar wäre, dass die gestrigen Käufe auf Anschlusskäufe treffen. Die Voraussetzung dafür?
Das dürften vor allem zwei Aspekte sein, welche die Marktteilnehmer indes beide nicht beeinflussen können: Zum einen die heutige Amtseinführung von Joe Biden. Da muss es friedlich bleiben. Es muss glaubhaft werden, dass die befürchteten Unruhen ausbleiben, auch über diesen Tag hinaus, so dass die Versuche, die US-Wirtschaft wieder zum weltweiten Wachstumsmotor zu machen und zugleich die Pandemie effektiv einzudämmen, nicht in einer Atmosphäre der Angst untergehen. Und in Europa muss es gelingen, die bislang nicht erfolgreiche „Corona-Strategie“ so zu gestalten, dass Erfolge statt eines Schreckens ohne Ende für Verbraucher und Unternehmen die Schlagzeilen prägen.
Wenn hüben, wie drüben eine Atmosphäre des „Ärmelhochkrempelns“ entsteht, wäre das zwar eigentlich nur das, was die Optimisten längst in die Kurse eingepreist haben. Aber nachdem man derart lange darauf wartete, dass aus der Hoffnung Realität wird, würde es mich nicht wundern, wenn die Wiederbelebung des Optimismus das bisherige „Stellung halten“ in neue Kauflust verwandeln würde, zumal der TecDAX jetzt ja auf dem Sprung wäre, auch charttechnisch durch neue Hochs Zeichen zu setzen. Solange der Index nicht mit Schlusskursen unter 3.184 Punkten wieder aus dieser fast bezwungenen, breiten Widerstandszone der Hochs des Jahres 2020 nach unten herausrutscht, haben die Bullen es selbst in der Hand, diesen Aufwärtstrend zu verlängern und das nächste Kursziel in Form der oberen Begrenzung des großen, nach rechts offenen Dreiecks bei 3.460 Punkten anzusteuern. Siehe der Chart auf Monatsbasis:

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