Vor genau einer Woche sah es so aus, als würde der TecDAX ohne Gegenwehr durch das bisherige, im März entstandene Jahrestief rutschen. Doch die Linie hielt, wurde vier Tage lang verteidigt. Am Freitag wagten die Bullen daraufhin eine Attacke. Kann man dem Braten trauen?
Diese Frage stellen sich momentan natürlich beide Lager … und ob Bullen oder Bären, solche Situationen erzeugen blanke Nerven. Und je weiter sich der TecDAX von diesem Jahrestief bei 2.895 Punkten entfernt, desto schwieriger wird es, Entscheidungen zu treffen. Wer jetzt Long geht, muss das immerhin über sechs Prozent über dieser Supportlinie tun. Der Index ist in so kurzer Zeit derart weit gelaufen, dass die Distanz zum März-Tief größer ist als die massive Widerstandszone, die zwischen 3.204 und 3.303 Punkten wartet. Daher wäre ein Stop Loss knapp unter dem März-Tief weiter entfernt als das erste, potenzielle Ziel der Rallye. Kein grandioses Chance/Risiko-Verhältnis. Zumal erfahrene Trader wissen:
In solchen Situationen wenden die Short-Seller meist die „Torero-Taktik“ an. Das heißt, dass sie eine Kaufwelle einfach durchwinken und erst dann dagegenhalten, wenn die Kauforders so abnehmen, dass Short-Trades wegen der schwächeren Gegenseite einen größeren Effekt haben. Was in der Regel im Bereich von charttechnischen Widerständen der Fall ist. Das heißt: Wer jetzt Long geht, muss fürchten, dass das Bären-Lager in Kürze schon konzertiert dagegenhält und den TecDAX wieder nach unten drückt. Gibt es ein „es sei denn“?
Expertenmeinung: Es sei denn, es gäbe positive Argumente seitens der Rahmenbedingungen. Aber da stellt sich die Frage, worauf man da realistisch hoffen könnte. Die Situation um den Ukraine-Konflikt scheint sich festgefahren zu haben. Die April-Inflationsdaten liegen jetzt auch für die USA auf dem Tisch und waren kein Kaufargument. In den kommenden zwei Wochen stehen keine Notenbankentscheidungen an. Und wäre es so, wäre es überraschend, wenn von dort „good news“ für den Aktienmarkt kämen. Der Ölpreis kommt nicht nach unten. Die Anleihezinsen fallen nicht.

Mittel- und langfristige Käufe in den TecDAX-Aktien bzw. im Index direkt wären daher zumindest nicht unter hohen Umsätzen zu erwarten. Aber warum sollte eine Rallye nicht trotzdem wenigstens so weit führen wie im März? Das ist nicht ausgeschlossen, keine Frage. Aber seither ist mehr Marktteilnehmern klar, dass die Notenbanken konsequent handeln werden, obwohl es möglich ist, dass sie die Lage dadurch auch verschlimmern. Und die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Ukraine-konflikts, die im März noch zum Kauf motivierte, ist mittlerweile dahin.
Rein aus charttechnischer Sicht ist dieses mehrtägige Testen der derzeit wichtigsten Unterstützung mit anschließendem Rallyeschub eine massiv bullische Vorlage. Nur muss man eben einkalkulieren, dass das keine große Reichweite aufbauen könnte, weil a) die Rahmenbedingungen bärisch bleiben und die Zahl der Käufer daher geringer sein wird als in einem positiveren Umfeld und b) die Gegenseite wohl erst im Bereich dieser bereits recht nahe gekommenen Widerstandszone zwischen 3.204 und 3.303 Punkten richtig dagegenhalten würde. Wer hier Long gehen wollte, müsste zudem einen weiten Stop Loss hinnehmen. Fazit: Das sieht bullisch aus, könnte Anschlusskäufe nach sich ziehen … aber man wäre gut beraten das Risiko einzurechnen, dass es anders kommen könnte.

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