Die TUI-Aktie hat eine wilde Achterbahnfahrt hinter sich. Im Jahresverlauf ist die Aktie von über 11 auf unter 3 Euro eingebrochen. Jetzt steigen private Geldgeber ein. Sollten Sie auch?
Wird der Konzern die Pandemie überstehen und wie geht es danach weiter?
Die Nummer Eins
Seit der Pleite von Thomas Cook ist TUI der größte Touristikkonzern Europas. Manch ein Anleger konnte da zu dem Schluss kommen, dass es sich um einen Aufsteiger handelt.
Leider ist das Gegenteil der Fall. TUI ist ein echter Branchenverlierer und das bereits seit etlichen Jahren.
Die großen Zeiten des Unternehmens waren bereits lange vor Corona vorbei.
Man muss es sich nur vor Augen führen:
Die Tourismusbranche gehörte nach der Finanzkrise zu den weltweit an schnellsten wachsenden Branchen.
Bei TUI ist davon leider kaum etwas angekommen. Der Umsatz stagnierte in diesem Zeitraum weitgehend, man hatte Probleme mit der Profitabilität, rückläufige Margen und einen schwachen Cashflow.
TUI ist also ohne jeden Zweifel ein Branchenverlierer. Das Wachstum fand bei der besser aufgestellten Konkurrenz statt, vor allem im Online-Segment.
Unternehmen wie Booking haben sich einen immer größeren Teil des Kuchens einverleibt, während TUI nur an der Seitenlinie stand.
Daher hatte ich in den letzten Jahren auch immer wieder vor dem Unternehmen gewarnt.
Das rächt sich
All das rächt sich jetzt. Man ist schwach in die Krise gegangen und wurde dann auch noch hart getroffen. In kürzester Zeit war man in Schieflage.
Inzwischen musste der Touristikkonzern in diesem Jahr gleich dreimal gerettet werden.
Die Allgemeinheit hat TUI fast 5 Milliarden Euro an Hilfsgeldern zukommen lassen – ungefähr das doppelte des Börsenwerts und auch wesentlich mehr als der Unternehmensgewinn der letzten zehn Jahre.
Einige Gedanken
Ich möchte nicht zu weit vom Thema abkommen, aber bei aller Liebe und Verständnis für die aktuelle Situation, muss man sich als Steuerzahler fragen, ob in vielen Fällen nur Geld zum Fenster hinausgeworfen wird.
Wäre es nicht besser gewesen, den Bürgern all die Milliarden zukommen zu lassen?
Dann hätten wir durch unsere täglichen Kaufentscheidungen die Unternehmen am Leben gehalten, für die auch wirklich Nachfrage besteht.
Stattdessen wirft man maroden Konzernen Geld in den Rachen, die dann trotzdem tausende von Menschen entlassen.
Und wie wir gleich sehen werden, bereichern sich am Ende dann noch Großinvestoren.
Wir werden nur verar…
Eine Sache dürfte also feststehen: TUI wird die staatlichen Hilfskredite nicht zurückzahlen können.
Bund und Länder werden das Geld abschreiben müssen.
(Die Corona-Hilfen wie die Überbrückungshilfe muss das Unternehmen ohnehin nicht zurückzahlen.)
Genau aus diesem Grund fand das Unternehmen auch keine privaten Geldgeber. Jedem ist klar, dass man nichts davon wiedersehen würde – es sei denn, der Staat garantiert dafür.
Das ist beim dritten Hilfspaket vor wenigen Tagen geschehen.
KfW und Wirtschaftsstabilisierungsfonds stellen hunderte Millionen zur Verfügung und obendrein hat TUI noch eine Staatsgarantie über 400 Mio. Euro erhalten.
Im Gegenzug wird eine Kapitalerhöhung durchgeführt und neue Aktien mit einem Bezugspreis von 1,07 Euro ausgegeben.
Der größte Einzelaktionär „Unifirm“, hinter dem der russischen Milliardär Alexej Mordaschow steht, will das Bezugsrecht voll auszuüben.
Plötzlich hat man also doch auch einen privaten Geldgeber gefunden – Staatsgarantien und hunderten Millionen Euro von KfW und Wirtschaftsstabilisierungsfonds sei Dank.
Man könnte also durchaus argumentieren, dass die öffentliche Hand die Gewinne des Großinvestors zahlt und die bisherigen Aktionäre über das Hintertürchen teil-enteignet werden.
Bürger und Kleinanleger zahlen die Zeche.
Was kommt nach der Krise?
TUI hatte schon vor Corona einige Probleme. Zum Beispiel, dass die operative Marge in den letzten Jahren nur bei 2 bis 4% lag. Das ist für die Branche und auch grundsätzlich sehr wenig.
Nur zum Vergleich: Booking kam zuletzt auf 35%.
Der Cashflow von TUI deutet darauf hin, dass der reale Gewinn im Unternehmen sogar noch niedriger war. Faktisch hat man kaum mehr etwas verdient.
Im besten Fall kann man wieder an diese Situation anknüpfen. Wahrscheinlich wird es zukünftig aber schlechter laufen. Der Tourismus wird nicht von heute auf morgen wieder auf das Vorkrisenniveau steigen.
Und in der Krise hat sich die Verschiebung in Richtung Onlinegeschäft weiter beschleunigt. Für den Touristikkonzern bedeutet das nichts Gutes, denn gerade dort ist man schwach aufgestellt.
(K)eine Perspektive
Wie man es auch dreht und wendet, ein wirklich optimistisches Szenario will mir nicht in den Sinn kommen.
Die Risiken sind auf der anderen Seite enorm. Vielleicht wird man TUI am Ende doch noch abwickeln müssen.
Selbst wenn man wieder an das operative Ergebnis von vor der Krise anknüpft, wird nach Kreditkosten nicht mehr viel übrigbleiben.
Im Mittel hat TUI in der letzten Dekade 355 Mio. Euro pro Jahr verdient. Zukünftig dürfte es weniger werden. Nimmt man diese Zahlen und den Börsenwert inklusive der Kapitalerhöhung als Grundlage, kommt man schnell auf ein KGV von 12 bis 15 – wohlgemerkt in einem eher optimistischen Szenario.
Das ist zu viel.
Chart
TUI befindet sich in einem mehrjährigen Abwärtstrend, übergeordnet ist die Aktie klar bärisch.
Kurzfristig bestehen dennoch Chancen auf eine Erholung. Ein mögliches Ende der Pandemie könnte die Hoffnung der Anleger befeuern, auch wenn sich das später als Trugschluss herausstellen wird.
Mögliche Kursziele auf der Oberseite liegen bei 5,00 sowie 5,75 und 6,25 Euro.
Unter 4,25 Euro könnte hingegen das Jahrestief angesteuert werden. Darunter wird es brandgefährlich.

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