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An diesem Donnerstag steht das Quartalsergebnis des Wafer-Herstellers Siltronic im Terminkalender. Wenn das Unternehmen da am Freitag, also nur wenige Tage vorher, die Gesamtjahresprognose senkte, konnte es nicht um „Peanuts“ gehen. Und die Aktie?
Die lag zum Handelsende 0,91 Prozent zum Vortag niedriger. Also doch „Peanuts“? Nein, denn erstens war diese Prognoseanpassung nicht ohne. Zweitens sehen Sie im Chart, dass das Minus, kurz nachdem die Meldung am Nachmittag auf dem Tisch lag, ganz anders ausgesehen hatte. Was kam da auf den Tisch?
Immer noch hohe Lagerbestände bei den Kunden, Lieferverschiebungen und die Unberechenbarkeit dieser Situation in Bezug auf Dauer und Dimension veranlasste Siltronic, die ursprüngliche 2024er-Prognose, die am 12.2. vorgelegt wurde, nach nur gut zehn Wochen zu kassieren und eine neue auszugeben:
Der Umsatz wird jetzt etwa zehn Prozent unter dem des Jahres 2023 gesehen, bislang rechnete man mit einem Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau. Die operative Marge (EBITDA-Marge) sieht Siltronic jetzt zwischen 21 und 25 Prozent (bislang 29 Prozent bzw. unter Berücksichtigung der Anlaufkosten einer neuen Fabrik bis zu drei Prozent weniger).
Was klar macht: Der Gewinn wird, wenn es bei dieser Gemengelage bleiben würde, sehr deutlich unter dem des Vorjahres liegen. Und 2023 hatte sich das EBIT schon gegenüber 2022 halbiert. Nicht gut. Wie kann es da sein, dass die Aktie am Ende so glimpflich davonkam?
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Siltronic Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Da an den Orders, die dazu führten, dass das zeitweise satte 10,4 Prozent ausmachende Minus zum Handelsende so klein wurde, kein Zettel dranhängt, auf dem steht, wer da warum gekauft hat, kann man das nur mutmaßen:
Die Möglichkeit, dass sehr viele trotz der zuvor ja besseren, jetzt kassierten Prognose mit viel Schlimmerem gerechnet hatten und daher Short-Positionen, die sie zuvor aufgebaut hatten, eindeckten, um den Gewinn, der ihnen in den Schoß fiel, mitzunehmen, ist eine Möglichkeit.
Zur Reduzierung des Minus kann auch beigetragen haben, dass bullische Trader versuchten, einen kompletten Selloff zu verhindern, indem sie den Kurs durch Käufe wieder über die im Tief bereits gefallene Supportlinie bei 70,80 zurück an die Auffanglinie bei 76,10 Euro zogen.
Aber Gewinne eindeckende Bären sind deswegen nicht bullisch, dürften also jetzt, nach dieser Chance, einen guten Short-Gewinn mitzunehmen, womöglich überlegen, erneut leer zu verkaufen. Und „Rettungskäufe“ sind eben keine aus Überzeugung, sondern Käufe aus Angst vor größeren Verlusten, sowas macht man nicht mehrmals nacheinander. Und diese niedrigere Prognose ist eben schlecht genug, um der Aktie Luft nach unten zu bieten, zumal Intels Bilanz am Donnerstagabend bewies, dass die Kundschaft, sprich die Halbleiterindustrie, nicht unmittelbar vor einem rasant anziehenden Bedarf an Wafern steht. Dieses Aufkaufen markanter Verluste als bullisches Signal zu interpretieren, wäre daher ziemlich verwegen.
Quellenangaben:
Anpassung der 2024er-Prognose, 26.04.2024, 13:25 Uhr:
https://www.siltronic.com/de/investoren/finanzmeldungen/ad-hoc-meldungen/siltronic-passt-die-prognose-fuer-das-geschaeftsjahr-2024-an-2753759-1714130734.html
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