Gestiegene Baukosten, hohe Refinanzierungskosten und die Sorge vor Mietausfällen: All das drückte die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia über die letzten zwei Jahre massiv. Aber mit der Bilanz des 3. Quartals meldete sich die Aktie wie ein Phönix aus der Asche zurück.
Die Bilanz des dritten Quartals 2023 bzw. die Neun-Monats-Zahlen wurden am Freitag mit einem beeindruckenden Kursplus von 7,78 Prozent quittiert. Und da die Vonovia-Aktie in den Tagen zuvor bereits rasant durchgestartet war, ist sie auf Tagesbasis markttechnisch schon kurz vor dem überkauften Level, wie der im Chart mit eingeblendete RSI-Indikator zeigt. Und trotzdem muss die Kaufwelle nicht zwingend zu Ende sein, denn jetzt könnten viele ihre vorherigen Bedenken und Zweifel gegen Zuversicht eintauschen.
Der Grund lag weniger im Blick zurück. Dass die ersten neun Monate 2023 nicht gerade grandios ausgefallen waren, konnte man schon vorher wissen. Der Umsatz fiel in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,2, das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um 4,7 Prozent. Die Leerstands-Quote indes blieb bei geringen 2,1 Prozent.
Ein Aspekt, der den Tradern gefiel, war der erfolgreiche Verkauf von Neubauprojekten, der die Verschuldung schnell verringert und die Marktexposition reduziert. Aber noch deutlich wichtiger war, dass Vonovia bereits – was bislang wenige Unternehmen tun – einen Blick auf das kommende Jahr wagte und avisierte, dass man da Umsatz und EBITDA auf dem 2023er-Level anpeilt. Sprich: Das Unternehmen erwartet, dass der Druck nicht weiter zunimmt und eine Stabilisierung beginnt.
Expertenmeinung: Natürlich wäre die Ankündigung, bereits 2024 wieder einen dynamischen Gewinnanstieg zu erreichen, noch schöner gewesen. Aber damit kann man nicht rechnen, das wird seine Zeit dauern. Alleine die Nachricht, dass der Boden bei Umsatz und Gewinn erreicht sein dürfte, ist da schon bullisch … und kann entscheidend dafür ein, dass auch die Aktie ihr Tief bereits gesehen hat und sich fürderhin sukzessiv nach oben orientiert.
Das Tief, das die Vonovia-Aktie im März bei 15,27 Euro erreicht hatte, war – fast – das Allzeittief. Als die Aktie im Sommer 2013 an die Börse kam, wurde damals bei 15,22 Euro ein Tief markiert, das jetzt, zehn Jahre später, getestet wurde und hielt. Das hat durchaus Symbolwirkung: Die Aktie beginnt wieder von vorne. Und wenn man bedenkt, dass der Kurs in einem noch positiven Umfeld niedrigster Zinsen und steigender Immobilienpreise im Jahr 2020 ein Rekordhoch von 56,52 Euro erzielt hatte, könnte jetzt, angesichts dieses ermutigenden 2024er-Ausblicks, so mancher schon davon träumen, diese alten Höhen wieder zu erreichen.
Zwar kann man nicht ernsthaft erwarten, dass ein solches, für Immobilienaktien perfektes Umfeld schnell wiederkehrt. Aber jetzt, nachdem die Zahlen erst einmal auf dem Tisch liegen und damit zunächst keine weiteren News anstehen, ist es der zuversichtlich stimmende Eindruck eines stabilen, kommenden Jahres, der in den Köpfen der Anleger hängenbleiben wird. Und damit könnte die Zuversicht jetzt an die Stelle der vorherigen Skepsis treten und den Kurs weiter befeuern.
Dass ein rasanter Anstieg Gewinnmitnahmen provoziert, muss man einkalkulieren. Aber es wäre zumindest keine allzu große Überraschung, wenn es gelänge, die markante Widerstandszone 28,38/28,72 Euro Richtung Jahresende zu testen und, im Idealfall, sogar zu überwinden.
Quellenangaben:
Bericht zum 3. Quartal, 03.11.2023:
https://report.vonovia.de/2022/q3/de/
Analysten-Kursziele:
https://www.vonovia.com/investoren/die-vonovia-aktie/analysten