Mercedes-Benz Group Aktie Prognose Mercedes-Benz Group: Neue DAX-Rekorde … ohne diese Aktie?

News: Aktuelle Analyse der Mercedes-Benz Group Aktie

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Mercedes-Benz Group
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Zur Mercedes-Benz Group Aktie

Dass der DAX neue Hochs erreicht, während Aktien der Automobilbranche wie die Mercedes-Benz Group am Boden liegen, ist definitiv nicht normal. Aber ist es auch ein Warnsignal? Und wie steht die Chance, dass die Aktie dreht und der DAX-Rallye dadurch weiter Nahrung gibt?

Dass es auch ohne die Autobauer geht, sieht man ja. Außer Daimler Truck, die marginal in der Gewinnzone notieren, weist keine Aktie aus dem Automobilsektor in der bisherigen 2024er-Bilanz ein Plus auf. Trotzdem sollte man das als Warnung verstehen. Denn die Autobranche läuft, wenn das Wachstum passt, die Konsumenten zuversichtlich sind und die Perspektiven gut genug sind, um beim Neuwagenkauf nicht allzu sehr zu zögern. Doch das Gegenteil ist der Fall.

EY (die Unternehmensberatung Ernst & Young) hat unlängst errechnet, dass der operative Gewinn der „Großen Drei‘“ VW, BMW und Mercedes-Benz im dritten Quartal um nahezu die Hälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken ist. Ein DAX auf stabiler Rekordjagd in einem bärischen Wirtschaftsumfeld? Knifflig. Und Aktien wie die der Mercedes-Benz Group zeigen klar, dass die Rahmenbedingungen in der Tat keine sind, die man normalerweise mit einer DAX-Hausse in Verbindung bringen würde.

Und es sind Rahmenbedingungen, die wacklig genug sind um mit der Erwartung vorsichtig zu sein, dass die Mercedes-Benz-Aktie die Supportzone, die sie jetzt erreicht hat, zwingend halten müsste.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Mercedes-Benz Group Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Das sehen auch die ersten Analysten so. Erst gestern senkte die UBS ihr Kursziel für die Mercedes-Benz Group von 72 auf 55 Euro, jetzt mit der Beurteilung „Halten“. Und bei Barclays ging man sogar von 65 auf 48,50 Euro herunter und vergab eine „Verkaufen“-Einstufung. Die erste seit langer Zeit.

Das Problem ist, dass sich momentan keine Argumente dafür finden, dass Absatzzahlen und Gewinnmargen schnell den Turnaround schaffen. Im Gegenteil besteht das Risiko, dass die Talsohle noch ein gutes Stück entfernt ist. Einerseits mit Blick auf den schwachen heimischen Markt, in dem die Verbraucher immer vorsichtiger werden. Andererseits in Bezug auf China, wo im Konjunkturpaket nichts für die Exporteure dabei war. Und zuletzt hinsichtlich der USA, denn dass die Trump-Administration ausgerechnet die deutschen Autobauer von möglichen Strafzöllen ausnimmt, ist unwahrscheinlich.

So gesehen ist die Chance zwar vorhanden, dass die Aktie die seit vier Wochen belagerte Unterstützungszone 50,19 zu 50,75 Euro hält, zwar vorhanden. Aber schon der Umstand, dass der DAX davonzieht und sich der Kurs trotzdem nicht von dieser Zone lösen kann, macht klar, dass es nicht gerade eine allzu große Chance ist. Bricht dieser Bereich, wäre das nächste Kursziel das Zwischenhoch aus dem Herbst 2019 bei 45,75 Euro. Und wenn man bedenkt, wie schnell und weit die Gewinne bei konjunktursensiblen Unternehmen wie diesem nach oben ebenso wie nach unten sausen können, wäre selbst diese Supportlinie nicht zwingend das Ende der Talfahrt, wenn sich die vorgenannten drei Belastungsfaktoren weiter verschärfen. Die Aktie auf aktuellem Niveau als Schnäppchen einzustufen, wäre daher gewagt.

Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 03.12.2024, Kurs 52,00 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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Vorherige Analysen der Mercedes-Benz Group Aktie

Vergleicht man die am Freitagmorgen gemeldeten Ergebnisse der Mercedes-Benz Group mit denen der Porsche AG vom Freitagabend, wird recht deutlich, wer da die größeren Probleme hat. Die Mercedes-Aktie holte zwar ein Gutteil der Verluste wieder auf. Aber ob das so bleibt?

Am Tagestief hatte die Aktie der Mercedes-Benz Group als Reaktion auf die Ergebnisse des dritten Quartals knapp 3,9 Prozent im Minus notiert, zum Handelsende waren es dann aber nur noch -0,98 Prozent. Es gab also nicht wenige, die die Aktie in die Schwäche hinein einsammelten. Wird das am Ende die richtige Entscheidung gewesen sein?

Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 25.10.2024, Kurs 57,79 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 25.10.2024, Kurs 57,79 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS

Das ist unsicher, denn die Ergebnisse, die der Konzern für das Sommerquartal vorlegte, waren nicht nur erheblich schwächer als die des Vorjahreszeitraums, sie lagen auch noch unter den durchschnittlichen Prognosen der Analysten:

Der Umsatz fiel um 6,7 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro (Prognose 36,4 Milliarden). Im entscheidenden Segment Pkw sackte die operative Gewinnmarge von 12,7 auf 4,7 Prozent weg (Prognose 6,3 Prozent). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel dadurch um 48 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro (Prognose 2,7 Milliarden). Das Nettoergebnis kam um knapp 54 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro zurück, der Gewinn pro Aktie rutschte auf 1,81 Euro nach 3,44 Euro im Vorjahreszeitraum. Zwar hielt der Konzern an der bisherigen 2024er-Prognose fest. Aber die war ja auch erst im September spürbar nach unten korrigiert worden.

Als sich die Aktie als Reaktion auf diese Ergebnisse am Freitag dem nach der Prognose-Senkung markierten, bisherigen Jahrestief bei 54,05 Euro näherte, begannen Käufer, die Aktie einzusammeln und das Minus am Ende, wie eingangs geschrieben, auf knapp ein Prozent einzugrenzen. Welche Motivation kann dahinter stecken?

Expertenmeinung: Ein „hätte schlimmer kommen können“ ließe sich hier kaum anführen, immerhin waren die Prognosen klar verfehlt worden und die Abschläge beim Gewinn immens. Dass der Konzern trotzdem weiter Aktien zurückkaufen will, zeigt zudem, dass man den Umstand eventuell nicht allzu ernst nimmt, dass man sich in einer „Fahrstuhl-Branche“ bewegt, in der Margen und Gewinn sehr konjunktursensibel reagieren und ebenso schnell nach unten wie nach oben sausen können. Und derzeit ist man eben Richtung Keller unterwegs.

Nun ließe sich einwenden, dass die Luft nach unten für die Aktie dünn sei, weil die Gründe, die zu diesen schwachen Ergebnissen führten, nur höchst kurzzeitiger Natur seien. Aber ist das denn so?

Dass die Käufer in Europa angesichts der drastisch höheren Preise für Neufahrzeuge äußerst zurückhaltend agieren, dürfte sich auch bei weiteren Zinssenkungen er EZB vorerst nicht ändern. Denn wenn die Kreditzinsen schnell und weit sinken, dann nur, weil eine wegbrechende Konsumneigung deflationäre Tendenzen auslöst: Ein äußerst ungünstiges Umfeld für Fahrzeughersteller.

Und dass die Versuche, Chinas Wirtschaft zu befeuern, indem man die Verbraucher zu mehr Konsum animiert, bei hochpreisigen Fahrzeugen der Mercedes-Benz Group entscheidendes verändern, ist fraglich.

Das Risiko, dass diese Quartalsbilanz noch nicht das Ende des Abstiegs darstellt, ist nicht zu unterschätzen, daher wirken diese Käufe in fallende Kurse hinein innerhalb einer dem Jahrestief nahen Seitwärtsbewegung sehr gewagt.

Quellenangaben: Ergebnis 3. Quartal, 25.10.2024: https://media.mercedes-benz.com/article/e88bf198-dc43-413b-a759-070d7e7b0bb4

Eigentlich ist die größte Überraschung in Sachen Mercedes Benz-Aktie, dass offenbar viele von der Prognosesenkung überrascht waren. Immerhin hatten VW und BMW längst Probleme eingeräumt. Aber jetzt stellt sich die Frage: Was fängt man mit der Aktie auf diesem Level an?

Diese gesenkte Prognose hatte es schon in sich. Wenngleich der Konzern davon ausgeht, dass man rein vom Absatz her und über die einzelnen Bereiche hinweg auf dem Vorjahresniveau landen wird, wird der operative Gewinn wegen deutlich gesunkener Margen fallen.

Die mit der bisherigen Schätzung von 10 bis 11 Prozent ohnehin schon unter dem 2023er-Niveau liegende, operative Gewinnmarge sieht Mercedes-Benz jetzt nur noch bei 7,5 bis 8,5 Prozent – das ist ein Wort. Dass man den Ausblick für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) daraufhin von „leicht unter Vorjahr“ auf „deutlich unter Vorjahr“ senken musste, wundert da nicht.

Aber eigentlich ist ja die Bewertung so niedrig gewesen – das Kurs/Gewinn-Verhältnis lag vor der Prognosesenkung unter sechs – dass ein geringerer Gewinn die Aktie immer noch nicht „teuer“ machen würde. Also, warum überhaupt über den Ausstieg nachdenken, statt das Minus von 6,81 Prozent, mit dem man diese neue Guidance quittierte, zum Einstieg zu nutzen? Zumal ja einige offenbar am Freitag schon die Hand aufgehalten hatten, die Aktie schloss gut anderthalb Prozent über dem Tagestief von 54,05 Euro.

Expertenmeinung: Da gäbe es so einiges, dass es wert wäre, über den Gedanken eines direkten Einstiegs zweimal nachzudenken. Zunächst fällt auf, dass die adhoc-Meldung über die Senkung des Ausblicks keine Maßnahmen beinhaltete, um sofort gegenzusteuern. Zudem sollte man sich erinnern, dass die höhere Gewinnarge von 10 bis 11 Prozent keine zwei Monate zuvor, Ende Juli, im Rahmen der Halbjahreszahlen bestätigt wurde. Das wirkt, als sei man von Faktoren, die bei anderen Unternehmen längst operative Hektik ausgelöst haben, überrascht worden, so zum Beispiel vom angegebenen Hauptgrund der Prognosesenkung, einem schwachen Absatz in China.

Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 20.09.2024, Kurs 54,99 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 20.09.2024, Kurs 54,99 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS

Zweitens könnte man sich zwar unter der Prämisse eines zu 2023 stabilen Absatzes und der niedrigeren Marge ausrechnen, dass der 2024er-Gewinn irgendwo zwischen knapp 20 und gut 25 Prozent unter dem des Vorjahres hereinkommen könnte. Aber womöglich ist das mit dem Absatz ebenso sicher, wie es die Marge bis zu dieser Prognosesenkung scheinbar auch war, nämlich gar nicht.

Zwar mögen die Anleger Auto-Aktien, so dass man vermuten darf, dass diese, die Mercedes-Aktie ebenso wie der Rest der Branche, immer wieder Hoffnungs-Kaufwellen sehen könnten. Vielleicht sogar kurzfristig, immerhin ist der Kurs noch nicht signifikant aus der die Aktie seit November 2022 führenden Handelsspanne herausgefallen. Aber wenn solche gerne gekauften Aktien zu oft enttäuschen, kann das Pendel auch heftig umschlagen.

Grundsätzlich wäre jetzt ein weiterer Abstieg an die nächste Supportzone im Bereich 50,19 zu 50,65 Euro, die Tiefs vom Sommer und Herbst 2022, denkbar. Aber angenommen, es ginge dorthin, an diese runde 50-Euro-Marke, wäre die Aktie dann ein „Schnäppchen“?

Aus meiner Sicht nicht, alleine, weil die Aktie auf eine Meldung, die einen so deutlich niedrigeren Gewinn auf Basis eines Problems (China) ankündigt, das sicher nicht in ein paar Quartalen vom Tisch ist, bislang noch ziemlich mäßig reagiert hat. Und es deshalb keineswegs sicher ist, dass dies das letzte Mal sein wird, dass man die Prognose senken muss. Ein Touchdown auf der 50er-Marke wäre eine denkbare Trading-Chance für risikofreudige Akteure, die kein Problem damit haben, sofort konsequent auszusteigen, wenn klar wird, dass sie sich zu früh vorgewagt haben. Aber ein Schnäppchen, das muss die Aktie auch bei 50 Euro noch nicht sein.

Quellenangaben: Anpassung der 2024er-Prognose, 19.09.2024:
https://group.mercedes-benz.com/investoren/berichte-news/ad-hoc/ad-hoc-meldung-427712.html

Nicht nur bei der heute auch besprochenen K+S-Aktie, sondern auch bei der Mercedes-Benz Group war es eine ebenso drastische wie schwer nachvollziehbare Kurszielsenkung der Bank of America, die die Aktie markant unter Druck setzte. Was ist davon zu halten?

Die Bank of America hat derzeit offenbar einen Hang zu drastischen Kursziel-Anpassungen. Bisweilen auch nach oben, aber im Fall Mercedes ging es am Dienstag runter mit dem Ziel. Und das nicht zu knapp: Das Kursziel wurde von bislang 76 Euro mit der Einstufung „Neutral“ auf 60 Euro mit der Einstufung „Underperform“ gesenkt. Die Argumentation: Die laufende Modellreihe ist insgesamt älter als die der Konkurrenten, das könnte den Absatz in nächster Zeit unter Druck setzen. Wie bei K+S, siehe der heutige Artikel zu dieser Aktie, sind das aber Dinge, die keinem entgehen und damit grundsätzlich bereits im Kurs drin sind. In einem Kurs, der ohnehin schon seit Anfang April in einer Abwärtsbewegung unterwegs ist.

Hinzu kommt, dass gestern noch weitere Neueinschätzungen kamen. So senkte HSBC das Kursziel, aber von 87 auf 82 Euro (weiter „Kaufen“), die Citigroup nahm ihr Ziel von 72 auf 68 herunter (Einstufung „Neutral“). Diese massive Kursziel-Senkung der Bank of America um 21 Prozent ist also keineswegs so etwas wie ein Konsens unter den Analysten, im Gegenteil: Damit hat die Bank of America, wiederum wie bei K+S, das mit Abstand niedrigste aller Kursziele ausgerufen. Die Spanne aller anderen Ziele liegt zwischen 76,50 und 100 Euro, Ausreißer nach oben ist, aber auch das ist ein Kursziel, das einsam im Nichts steht, die Deutsche Bank mit 125 Euro.

Wobei letztere dieses Ziel gerade erst vor gut einer Woche bestätigt hatte. 125 Euro … oder doch 60? Wer so etwas sieht, täte gut daran, es zu machen wie bei so mancher Zahlenreihe: Den tiefsten und den höchsten Wert als „Ausreißer“ streichen und sich den Rest ansehen. Und dieser „Rest“ bewegt sich, wie gesagt, zwischen 76,50 und 100 Euro, Durchschnitt aktuell: 85,90 Euro. Da müsste man dann zwar den üblichen „Optimismus-Aufschlag“ abziehen. Aber alles zusammen genommen ließe sich festhalten:

Expertenmeinung: Auch, wenn sich die Lage für die Autobauer eingetrübt hat: Erstens war das zu erwarten gewesen, zweitens wissen das längst alle, so dass die Aktie zwar durch die Reaktion auf diese massive Kursziel-Senkung droht, den Support bei 62,73 Euro zu unterbieten, was dann aus rein charttechnischer Sicht Spielraum bis zum bisherigen Jahres-Verlaufstief vom Januar bei 58,84 Euro offerieren würde. Aber das wäre nur ein Potenzial für gezielt kurzfristige Trader.

Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 09.07.2024, Kurs 63,15 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 09.07.2024, Kurs 63,15 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS

Wirklich bullisch kann man für die Mercedes-Benz-Aktie zwar nicht sein. Nicht auf Basis des Umfelds und nicht auf Basis des Charts. Immerhin wurde der Bodenbildungs- und Wendeversuch, den wir zuletzt gesehen hatten, vergangene Woche publikumswirksam an der 200-Tage-Linie abgewiesen, was unterstreicht, dass die Käuferseite hier noch kein Bein auf den Boden bekommt. Aber wenn, sollte man hier aus eigener Beurteilung der Lage Short sein und nicht, weil jemand sein Kursziel auf einmal dermaßen stark kappt, dass man, begründet mit Argumenten, die jeder längst kennt, mit seinem Kursziel aus der Masse heraussticht. Auf mich wirkt das zu bemüht spektakulär, um es als Grundlage für eigene Aktivitäten zu sehen.

Die Mercedes-Benz-Aktie hat zuletzt eine immens massive Kreuzunterstützung angelaufen und verteidigt. Das wäre eine perfekte Basis für einen neuen Aufwärtsimpuls. Aber „liefern“ die Bullen nicht, wird diese Zone zu der Klippe, über die die Bären sie stoßen. Noch ist alles offen!

Gelangt eine Aktie an eine charttechnische Schlüsselzone, wäre es ideal, wenn neue Fakten auf den Tisch kämen, um den Weg in die eine oder andere Richtung vorzugeben. Damit ist aber hier nicht zu rechnen. Die Quartalsbilanz der Mercedes-Benz Group liegt längst auf dem Tisch, bis zu der für das laufende zweite Quartal ist es noch lange hin. Und ansonsten hat man nicht viel zu erwarten:

Die Konjunkturlage in Europa, den USA und China bewegt sich irgendwo im Bereich zwischen mies und mittelprächtig. Und ob die EZB kommende Woche den Leitzins um 0,25 oder 0,50 Prozent senkt oder nicht, ändert in Sachen Verkaufsperspektiven und Margen für Mercedes eher nichts. Also muss man sich auf das beschränken, was man hat, wenn es darum geht zu entscheiden, ob man an diesem charttechnisch so wichtigen Bereich zu den Bullen oder den Bären gehören will:

Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 28.05.2024, Kurs 66,38 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 28.05.2024, Kurs 66,38 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS

Auf das Chartbild. Sie sehen im Chart sofort, worum es jetzt geht. Die Mercedes-Benz-Aktie hat auf der unteren Begrenzungslinie des im Februar nach oben durchbrochenen Aufwärtstrendkanals aufgesetzt, in den sie im Mai wieder hinein gerutscht war. Diese Linie liegt auf engstem Raum mit der 200-Tage-Linie und der Supportzone 64,51 zu 65,32 Euro, das Ganze bildet somit eine ungewöhnlich massive Kreuzunterstützung. Damit ist allen klar: Hier heißt es jetzt „Sekt oder Selters“.

Expertenmeinung: Das Problem dabei ist: Da die meisten so denken, schauen alle, was die anderen machen, also passiert erst einmal eher wenig, die Umsätze bleiben dadurch überschaubar. Das wiederum gäbe den Weg für größere Adressen frei, um hier im Handstreich für vollendete Tatsachen zu sorgen, indem sie die Aktie entweder deutlicher von der Schlüsselzone nach oben weg ziehen oder mit Schwung nach unten herausdrücken. Denn dann hätten die Beobachter eine Vorgabe und würden vermutlich folgen.

Doch wofür entscheiden sich die großen Trader? Entscheiden sie sich überhaupt? Angenommen, ein großer Hedgefonds will hier massiv zugreifen und mit der dadurch als Support zementierten Kreuzunterstützung als Basis einen größeren Hausse-Schub lostreten, weiß man dort nicht, ob nicht ein anderer großer Hedgefonds mit noch mehr Kapitaleinsatz das genaue Gegenteil vorhat. Oder ein Handelsprogramm das auslöst. Genau das kann dazu führen, dass genau dort, an einer Schlüsselzone, bei der man meinen könnte, dass jetzt doch eigentlich alle aktiv werden müssten, entweder nichts passiert oder sich Bullen- und Bärenfallen die Klinke in die Hand geben. Also, was tun?

Man sollte vor allem nicht glauben, dass man „die“ Chance verpassen würde, wenn man jetzt in operative Hektik verfällt und einer Trendentscheidung vorgreift, indem man die Ausbruchsrichtung aus dem Bauch heraus erahnen will. Besser wäre abzuwarten, bis die Aktie diese Schlüsselzone wirklich deutlich verlassen hätte. Was hieße: Ein Ausbruch nach unten mit einem Schlusskurs mindestens zwei Prozent unterhalb der Zone (also unter 63,20 Euro) oder aber ein Closing, das zumindest die nächstliegende, horizontale Widerstandszone 70,41 zu 71,06 Euro überbietet und damit indiziert, dass die Bären nicht gleich an der nächsten Ecke zurückschlagen. Gerade dann, wenn etwas dringlich wirkt, ist es das oft nicht. Man sollte das hier jetzt im Auge behalten … aber besonnene Trader lassen andere die Kohlen aus dem Feuer holen.

Die Mercedes-Benz Group gehört zu den Unternehmen, die gerne auch mal Vorab-Ergebnisse liefern, sofern die über den Prognosen der Analysten liegen. Diesmal kamen solche vorläufigen Zahlen nicht … und die am Dienstag vorgelegte Quartalsbilanz macht klar, wieso.

Die Headline über den Quartalsergebnissen drehte sich um einen soliden Free Cash Flow und eine positive Entwicklung des „Working Capital“. Der Umsatz oder der Gewinn schafften es indes nicht in die Titelleiste. Was bei den Ergebnissen auch nicht überrascht, denn:

Der Umsatz ging gegenüber dem ersten Quartal 2023 um gut 4,2 Prozent zurück, der Gewinn vor Zinsen um Steuern (EBIT) fiel um 29,8 Prozent, der Nettogewinn um 24,4 Prozent. Und in der Pkw-Sparte rutschte die operative Gewinnmarge markant von 14,8 auf nur noch 9,0 Prozent ab. Einerseits überraschte es da nicht, dass die Aktie am Dienstag mit -5,15 Prozent der größte Verlierer im DAX wurde … andererseits aber schon, denn:

Expertenmeinung: Das Unternehmen führte gleich mehrere Aspekte an, mit denen das bullische Lager hätte konstatieren können: Ja, die Zahlen sind nicht gut, aber …:

Erstens lagen die Ergebnisse trotzdem etwas über den Analystenerwartungen, man konnte hier also eigentlich nicht aus allen Wolken gefallen sein. Zweitens erklärte der Konzern das schwache Ergebnis u.a. mit Lieferengpässen und Modellwechseln. Drittens will man bei den ohnehin recht umfänglichen Aktienrückkäufen ab sofort noch einmal eine Schippe in der Größenordnung von drei weiteren Milliarden obendrauf legen. Wäre die Grundstimmung am Markt so optimistisch wie noch im Januar oder Februar, hätte die Aktie vermutlich ein deutlich kleineres oder gar kein Minus kassiert. Jetzt aber schon … woran kann das liegen?

Mehrere Aspekte wären denkbar. Zunächst fällt auf, dass so ziemlich alle deutschen Autobauer momentan Modellwechsel als Argument anführen, warum das erste Quartal oder gar das gesamte Jahr schwierig werden würde. Nur gibt es aber keine Sicherheit dahingehend, dass die Fahrzeugkäufer wirklich nur auf die neuen Modelle gewartet haben. Dann meldete Mercedes-Benz, dass zwar weniger Geld in Investitionen sowie in Forschung und Entwicklung floss als im Vorjahresquartal, dafür aber neue Milliarden in Aktienrückkäufe gehen. Dadurch verringert sich zwar die Zahl der Aktien, durch die sich der Unternehmensgewinn teilt. Aber andererseits ließe sich fragen, ob der Konzern das Geld nicht sinnvoll in den operativen Bereich stecken könnte und wenn nicht … warum nicht?

Zweifel haben den Optimismus abgelöst. Und damit wird es jetzt, nach dem satten Minus des Dienstags, auch charttechnisch eng. Nachdem Anfang April der Versuch, die Widerstandszone 75,83 zu 76,10 Euro aus dem Vorjahr zu bezwingen, als Bullenfalle endete, ist die Mercedes-Aktie jetzt wieder in den Ende Oktober 2023 etablierten Aufwärtstrendkanal zurückgefallen, den sie im Februar mit einer großen Aufwärtskurslücke als Reaktion auf die 2023er-Bilanz nebst Ausblick überboten hatte. Jetzt geht es um die obere Begrenzung dieser Kurslücke:

Sollte die Mercedes-Benz Group-Aktie in dieses zwischen 68,66 und 70,36 Euro gelegene „Gap“ rutschen, ist dessen untere Begrenzung das unmittelbar nächste Kursziel. Und da mit fallenden Kursen gemeinhin auch die Stimmung abrutscht, wäre ein Test der unteren Begrenzung des Trendkanals bei momentan 63,70 Euro dann keineswegs aus der Welt!

Mercedes-Benz Group Aktie: Chart vom 30.04.2024, Kurs 70,94 Euro, Kürzel: MBG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Ergebnis 1. Quartal, 30.04.2024:
https://group.mercedes-benz.com/investoren/berichte-news/zwischenberichte/q1-2024/