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Wäre man auf der Suche nach etwas, das perfekt zu dem Begriff „Fehlstart“ passen würde, wäre man bei Sartorius richtig: Umsatz und Gewinn lagen im 1. Quartal nicht nur unter dem Vorjahr, sondern auch unter den Prognosen. Aber musste die Aktie deswegen so einbrechen?
Das war unstrittig nicht das, was man als Investor gerne hätte, was der Medizin- und Labortechnikspezialist Sartorius am Donnerstagmorgen vorlegte. Der Umsatz war gegenüber dem ersten Quartal 2023 um 9,3 Prozent auf 819,6 Millionen Euro gefallen, die Analysten-Prognose sah im Schnitt 859 Millionen. Das ist für sich genommen schon eine Hausnummer, wiegt aber umso schwerer, als der Umsatz dieses Vergleichszeitraums bereits um nominal 11,9 Prozent unter dem des ersten Quartals 2022 gelegen hatte.
Der operative Gewinn, gerechnet als ein um Sonderfaktoren bereinigtes EBITDA (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), lag bei 234 Millionen (Prognose 240 Millionen, Vorjahr 272 Millionen), die EBITDA-Gewinnmarge fand sich bei 28,6 Prozent (1. Quartal 2023: 30,1 Prozent, 1. Quartal 2022: 34,1 Prozent) wieder.
Dabei hatten viele gedacht, dass das, was das Unternehmen vor einem Jahr in der Bilanz des ersten Quartals 2023 noch als „Nachfragenormalisierung“ bezeichnete, endlich vorbei sei. Letztes Jahr hoffte man darauf, dass die Nachfrage und mit ihr die Preise im so entscheidenden Markt China im zweiten Halbjahr 2023 anziehen werden. Die Zahlen zeigen, nicht nur bei Sartorius, sondern auch in anderen Unternehmen und Branchen: Das passierte nicht. Jetzt hofft man auf das zweite Halbjahr dieses Jahres. Man kann nur hoffen, dass das nicht endet wie das Warten auf Godot. Aber rechtfertigte dieses Zahlenwerk ernstlich einen derartigen Kursrutsch, wie wir ihn gestern gesehen haben?
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Expertenmeinung: Rein von den Zahlen und Aussagen her eher nicht. Denn neben dem fraglos ernüchternden Blick zurück warf Sartorius auch einen nach vorne … und der hätte den Optimismus, zumindest auf kleinerer Flamme, allemal erhalten können. Denn man sprach von einer belebten Nachfrage, sieht diese im zweiten Halbjahr dann auch und gerade in China und hielt an der bisherigen Jahresprognose, die einen moderaten bis ordentlichen Anstieg bei Umsatz und EBITDA-Marge avisiert, fest. Unterfüttert wurde diese Erwartung, die Jahresziele weiterhin erreichen zu können, von einem Auftragseingang, der im ersten Quartal immerhin acht Prozent über dem des ersten Quartals 2023 lag.
Zwingend nachvollziehbar ist dieser Abriss der Aktie also nicht … wenn man sich nur auf die Bilanz und die darum herum getroffenen Aussagen reduziert. Aber es gibt ja auch noch die Charttechnik. Und da ließe sich durchaus eine Erklärung für die Dimension dieser Kursverluste finden: der Domino-Effekt.
Wir sehen im Chart, dass die Ende Oktober 2023 etablierte Aufwärtstrendlinie bereits zu Monatsbeginn gebrochen wurde. Das dürfte viele bullische Akteure, die zuvor hofften, die Aktie würde die Widerstandszone 368/383 Euro bezwingen, vorsichtig gestimmt haben. Da nimmt dann natürlich die Zahl an sicherheitshalber unter wichtige Chartmarken gelegten Stop Loss-Verkaufsorders zu. Und die griffen heute … und das eine nach der anderen: ein Effekt wie bei umfallenden Dominosteinen.
Zuerst wurde bereits zu Handelsbeginn die im Chart dick schwarz markierte 200-Tage-Linie „gerissen“. Das sorgte für ausgelöste Stop Loss-Orders, die die Aktie weiter drückten … und zwar in die Supportzone 293/311 Euro. Da fehlte schon nach der Eröffnung mit einer großen Abwärtskurslücke nicht viel Druck, um auch die zu unterbieten und dadurch weitere Stop Loss-Verkaufsorders auszulösen. Und die Sache dürfte zusätzlich durch den Umstand intensiviert worden sein, dass das alles unmittelbar vor der heutigen Options-Abrechnung an der Terminbörse passierte. Das lässt vermuten, dass sich einige Akteure dort in großer Eile durch Short-Positionen absichern mussten, auch das erhöht den Druck.
Fazit: Wären Zeitpunkt und Chartkonstellation andere gewesen, wäre die Aktie vermutlich deutlich weniger stark in die Knie gegangen. Da wir jetzt aber ein markant bärisches Signal im Chart sehen und vorerst keine Supportlinien von Bedeutung in der Nähe sind, wäre es dennoch verwegen, hier einfach die Hand aufzuhalten. Die Sartorius Vorzugsaktie sollte zumindest über der jetzt wieder als Widerstand fungierenden Zone 293 zu 311 Euro schließen, bevor man Käufe erwägen könnte.
Quellenangaben: Ergebnis 1. Quartal 2024, 18.04.2024:
https://www.sartorius.com/en/company-de/newsroom-de/corporate-news-de/2024-geschaeftszahlen-erstes-quartal-sartorius-ag-1549624#clickedSearchResult=search-result-1549624&clickedSearchResultOffset=169
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