Während man bei der EZB zuletzt zumindest recht auffällig andeutete, dass in der nächsten Sitzung im Juni eine erste Leitzinssenkung erfolgen könnte, erwartet man das bei der US-Notenbank nicht mehr. Das müsste eigentlich den Euro drücken – aber noch passiert da wenig.
Wenn Sie sich den längerfristigen Euro/US-Dollar-Chart auf Wochenbasis ansehen, finden Sie dort den massiven Abriss des Euro zum US-Dollar im Herbst 2022. Die Charts zeigen, wie viel US-Dollar man für einen Euro bezahlen muss, d.h. ein fallender Kurs bedeutet: Euro schwach, US-Dollar stark.
Dass es im Herbst 2022 deutlich unter die Parität 1:1 ging, basierte auf der vermeintlich sicheren Entstehung einer erheblichen Leitzins-Differenz zwischen den USA und der Eurozone. Diese Differenz würde, so waren sich viele sicher, deswegen entstehen, weil die EZB es nicht wagen könne, den Leitzins so schnell und stark anzuheben, wie die „Fed“, weil die europäische Wirtschaft dafür zu schwach sei. Und man auf jeden Fall eine Rezession vermeiden will. Heute wissen wir angesichts eines US-Leitzinses bei 5,25-5,50 und einem EZB-Leitzins bei 4,50 Prozent:
Da lag man falsch. Als das deutlich wurde, wurde diese überzogene Euro-Schwäche am Devisenmarkt zum Teil zurückgenommen. Das Währungspaar etablierte sich in einer zwischen 1,0450 und 1,1275 US-Dollar pro Euro liegenden Seitwärtsspanne, weil man jetzt wiederum sicher war: EZB und „Fed“ werden in etwa Hand in Hand anheben und senken. Aber so, wie sich das derzeit darstellt, lag die Glaskugel damit schon wieder falsch.
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Denn die Inflationsrate in den USA liegt mit zuletzt 3,5 Prozent für Zinssenkungen noch zu hoch, zog in den vergangenen drei Monaten stärker an als erwartet. Zudem ist der Arbeitsmarkt stark, sodass das Risiko besteht, dass man so erst einmal nicht an die Zielzone einer Jahres-Teuerungsrate von zwei Prozent herankommt. In der Eurozone ist man mit zuletzt 2,4 Prozent Inflationsrate deutlich näher am Ziel und sieht sich einer stagnierenden bis nur marginal wachsenden Konjunktur gegenüber, die ein Aufflackern der Inflation nicht gerade befördern würde. Was hieße: Die EZB könnte im Juni senken und ggf. noch ein paar Zinsschritte folgen lassen, die „Fed“ muss noch warten. Und das heißt:
Der Zinsvorsprung der USA, bei den Leitzinsen ebenso wie am Anleihemarkt, wird tendenziell steigen, die starke Wirtschaft dort wird eher internationales Kapital anziehen, der US-Dollar müsste gegenüber dem Euro also eigentlich stärker werden, was in die Charts übersetzt hieße:
Der Euro/US-Dollar-Kurs müsste sinken. Was er aber in den letzten Wochen nur geringfügig tat, das Währungspaar bewegt sich immer noch innerhalb dieser Handelsspanne zwischen 1,0450 und 1,1275 US-Dollar. Zwar tendenziell an deren unterem Ende, zumal sich im Chart auf Tagesbasis eine Toppbildung erkennen ließe, aber wirkliche Ambitionen für einen Ausbruch sieht man bislang nicht. Der Euro könnte also eigentlich tiefer notieren. Aber solange dies nicht der Fall ist, wäre es riskant, einen Ausbruch nach unten vorwegzunehmen. Denn wenn die Trader bislang nicht massiver auf einen schwachen Euro spekulieren, gibt es keinen Grund einfach davon auszugehen, dass sie es in Kürze doch noch tun.
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