Ende September war die Bayer-Aktie über eine wichtige Widerstandszone gestiegen. Die Anschlusskäufe blieben indes aus, der Kurs fiel zurück. Bis Mittwoch hätte das ein harmloser Pullback an den Ausbruchslevel sein können. Seit Mittwoch ist es eine Bullenfalle. Und jetzt?
Jetzt sollte man sich hüten, das kräftige Minus des Mittwochs von 6,79 Prozent als unverhoffte Einstiegschance zu sehen. Denn gerade weil die Gründe für die Verkäufe nicht so wirklich handfester Natur sind, wird dadurch deutlich, wie instabil die Sache trotz des so niedrigen Kurslevels der Aktie ist. Worum ging es?
Bayer hatte vor einiger Zeit ein Berufungsverfahren gewonnen, in dem drei Lehrer einer Schule im Bundesstaat Washington 185 Millionen US-Dollar Schadenersatz aufgrund gesundheitlicher Folgen durch das von der Bayer-Tochter Monsanto bis 1977 produzierte PCB zugesprochen bekamen. Dieses Urteil wurde von Berufungsgericht aufgehoben, jetzt aber nimmt der oberste Gerichtshof des Bundesstaates die Revision der Kläger an. Das klingt, als wäre dieser Sieg des Bayer-Konzerns doch keiner, aber:
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Expertenmeinung: Ob diese Revision die Aufhebung des Schadensersatz-Urteils bestätigen oder als falsch ansehen und eine Neuverhandlung anordnen wird, ist völlig offen, Bayer selbst äußerte sich zuversichtlich, dass es bei der Aufhebung bleiben würde. Daher wäre dies ebenso kein zwingender Grund für ein derartig markantes Minus in der Aktie, wie es aktuell wieder hochgekochte Fragen sein müssten, die schon lange im Raum stehen:
Zum einen, ob die Schadenersatzklagen wegen Gesundheitsschäden durch die glyphosathaltigen Unkrautvernichter, die einst auch von der Tochter Monsanto vertrieben wurden, zu einer Sammelklage zusammengefasst werden könnten. Und zum anderen, ob bei der Kennzeichnungspflicht gefährlicher Stoffe in den USA Bundesrecht über Bundesstaatenrecht steht oder nicht. Das ist ebenso ein Damoklesschwert wie die anstehenden Ergebnisse zum dritten Quartal, bei denen man in Sachen Margen nichts Gutes erwarten darf.
Aber all das wusste man auch schon Ende September, als Bayer die markante Nackenlinien-Zone der seit Februar laufenden Bodenbildung zwischen 29,35 und 30,40 Euro überwand. Dass man da hoffte, all das ausblenden und mit steigenden Kursen den Blick wieder auf die hohe Substanz des Konzerns lenken zu können. Und dass dieser Versuch scheiterte, ist ein markanter Hinweis, dass das bullische Lager hier weiter mit dem Rücken zur Wand steht.
Hier also die Hand aufzuhalten, wäre hoch riskant, trotz des Umstands, dass die Gründe für den Abstieg am Mittwoch nicht wirklich solide waren. Denn jetzt ist wieder die Unsicherheit im Spiel, immerhin könnten negative Gerichtsurteile aus den USA eine Aufwärtsbewegung der Aktie zu jedem Zeitpunkt „abschießen“ … und Unsicherheit ist Kraftfutter für das Bären-Lager. Solange es nicht erneut gelingt, diese jetzt wieder als Widerstand fungierende Zone 29,35/30,40 Euro zu überbieten und dann umgehende Anschlusskäufe den Ausbruch festigen, wäre ein Einstieg in diese Aktie eine Wette mit ziemlich wackligen Chancen.
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