Die Quartalszahlen des Onlinehändlers Zalando waren nicht gut. Daraufhin orientiert man sich dort jetzt am unteren Ende der bisherigen 2022er-Prognosespanne. Aber nichts davon hätte überraschen dürfen. Trotzdem crashte die Aktie, obwohl sie zuvor schon überverkauft war.
Mit dem gestrigen Minus von 10,61 Prozent hat die Zalando-Aktie jetzt eine Silbermedaille errungen, auf die die hier engagierten Akteure wohl gerne verzichten würden, sofern sie nicht trendkonform Short sind: Die Aktie ist jetzt noch vor HelloFresh und hinter dem Top-Verlierer Delivery Hero auf Platz 2 der DAX-Verlierer seit Jahresanfang vorgerückt. Wie lange soll dieser Ausverkauf noch weitergehen? Über 50 Prozent Kurswert sind, gerechnet ab dem 1. Januar, schon dahin. Und schon zur Jahreswende hatte Zalando bereits 33 Prozent unter dem im Juli 2021 markierten Rekordhoch von 105,90 Euro notiert.
Sicher, die Quartalsbilanz las sich gruselig. Der Umsatz konnte zwar gehalten werden, trotzdem krachte der Gewinn weg und wurde zu einem Verlust. Vor Steuern und Zinsen (EBIT) waren es -51,8 Millionen Euro, nachdem im Vorjahresquartal 93,3 Millionen Euro Gewinn erzielt wurden. Aber diese kalte Dusche kam andererseits nicht unerwartet. Denn die Analysten hatten im Schnitt ziemlich gut gelegen, hatten den Umsatz mit 2,2 Milliarden korrekt geschätzt, beim EBIT hatte man im Durchschnitt mit einem Verlust von 52,4 Millionen gerechnet. Trotzdem kam es zu diesem erneuten Selloff. Ist der nicht längst völlig überzogen?
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Expertenmeinung: Es kommt darauf an, wie sich das laufende Quartal darstellt. Zalando hatte ja bereits im Vorfeld der Zahlen eine Gewinnprognose ausgelobt, die auf EBIT-Basis zwischen 430 und 510 Millionen Euro angesetzt wurde. 2021 hatte man im EBIT 468,4 Millionen erreicht. Jetzt, nach der Bilanz, hieß es von Zalando, dass man nunmehr das untere Ende der Prognosespanne anpeile, also 430 Millionen Euro. Würde das so eintreffen, hieße das, der Gewinn vor Steuern und Zinsen würde in diesem Jahr gut acht Prozent unter dem des Vorjahres liegen. Das wäre kein Beinbruch, in einem Umfeld wie diesem. Käme es so, wäre der Abverkauf der Aktie also in der Tat längst überzogen. Aber kommt es auch so?

Genau das bezweifeln diejenigen, die hier immer weiter auf die Aktie drücken. Und damit dürften sie tendenziell auch Recht haben. Denn was hier auf die Gewinne drückt, sind Inflation, gestiegene Kosten, vorsichtig gewordene Verbraucher. Das kann sich allemal in den kommenden Quartalen noch intensivieren. Und dann wäre auch die untere Grenze der Prognosespanne schnell Makulatur und eine Zalando-Aktie, die gerade auf das Corona Crash-Tief vom März 2020 bei 27,33 Euro zu rutscht, immer noch nicht „billig“. Aber:
Wenn man sich einmal anschaut, dass der Kurs, gerechnet vom Hoch im Sommer 2021, bereits über 68 Prozent abgegeben hat und sogar in dem hier abgebildeten Wochen-Zeitraster seit Februar beim RSI-Indikator permanent in der überverkauften Zone notiert, könnte man Short-Trades hier zwar mit konsequent nachgezogenen Stop Loss halten. Aber jetzt noch neu Short zu gehen, wäre äußerst verwegen. Andererseits: Auch, wenn eine so überverkaufte Aktie allein durch die Eindeckungen von Leerverkäufen jederzeit eine kräftige Gegenbewegung nach oben sehen könnte: Hier auf Verdacht Long zu gehen, das kann, mit Blick auf die vorgenannten, kritischen Perspektiven für den Online-Handel, ganz leicht heftig daneben gehen.
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