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Über den Erwartungen – Expedia meldet unerwarteten Gewinn im ersten Quartal. Nähern sich die guten Zeiten trotzdem dem Ende?
Bitterer Beigeschmack: Expedia-Aktie stürzt trotz Gewinnsprung ab
Das erste Quartal ist für Reiseportale wie Expedia aufgrund der Saisonalität sehr schwierig. In der Regel schreibt man keine schwarzen Zahlen.
Im Geschäftsjahr 2019 lag das Ergebnis beispielsweise bei -0,27 USD je Aktie und 2018 bei -0,36 USD je Aktie.
Daher war es naheliegend, anzunehmen, dass Expedia auch in diesem Auftaktquartal wieder einen Verlust einfahren würde.
Doch das ist nicht geschehen. Der Gewinn lag mit +0,21 je Aktie weit über den Erwartungen von -0,35 USD. Der Umsatz übertraf mit 2,89 Mrd. die Analystenschätzungen von 2,82 Mrd. USD ebenfalls.
Die Aktie ist nachbörslich trotzdem um mehr als 8 % auf 124,48 USD abgestürzt. Auf den ersten Blick ergibt die Kursreaktion keinen Sinn, auf den zweiten Blick wird jedoch klar, wo es hakt.
Das erste Quartal ist zwar erstaunlich gut verlaufen, aber die Buchungstrends sind schwach. Das war vor allem auf eine schwache Entwicklung beim Online-Marktplatz für Mietwohnungen Vrbo (hierzu gehört u. a. FeWo-direkt) zurückzuführen.
Das führt dazu, dass das Buchungsvolumen nur um 3 % auf 30,16 Mrd. USD gesteigert werden konnte.
Der freie Cashflow, der ein gutes Abbild der in der Zukunft liegenden Buchungen liefert, war sogar um 8 % auf 2,70 Mrd. USD rückläufig.
Sind die guten Zeiten vorerst vorbei?
Das nährt die Sorge, dass das Geschäft zwar derzeit gut läuft, aber die Wachstumsdynamik nachlassen könnte.
Für die Bullen ist das keine gute Nachricht, denn leider ist das nicht von der Hand zu weisen.
Ob das allerdings einen Abverkauf rechtfertigt, vor allem, nachdem die Aktie zuvor schon korrigiert hat, ist fraglich.
Doch dieses Problem löst sich mittelfristig von selbst.
Expedia kauft in gigantischem Umfang eigene Aktien zurück, die sinkenden Kurse kommen den Anlegern also langfristig zugute.
Wir berichteten:
Es ist ein absoluter Paukenschlag: Expedia will ein Drittel aller ausstehenden Aktien einziehen. (Link)
Auf die Ankündigungen hat man Taten folgen lassen. Auf Jahressicht wurde die Zahl der ausstehenden Aktien von 152,5 auf 135,5 Millionen Stück reduziert. Im ersten Quartal hat man 5,7 Millionen eigene Aktien eingezogen.
Expedia finanziert Mega-Buybacks aus dem Cashflow
In ähnlicher Weise wird sich das fortsetzen. Das Erstaunlichste daran ist, dass Expedia trotz der gigantischen Buybacks noch immer 7,6 Mrd. USD Cash besitzt und sich die Barmittel auf Jahressicht auch nur um etwa 800 Mio. USD reduziert haben. Aktuell entsprechen die Cash-Reserven in etwa 46 % des Börsenwerts.
Vermutlich wird Expedia die Geschwindigkeit der Buybacks jetzt sogar erhöhen. Im letzten Jahr konnte man beobachten, dass das Unternehmen die Aktienrückkäufe verlangsamt hatte, nachdem der Kurs bereits gestiegen war.
Und nachdem der Kurs im ersten Quartal wieder gesunken ist, hat man das Tempo wieder erhöht.
Genau so soll es sein.
Auf dem aktuellen Bewertungsniveau und in Anbetracht der Barmittel könnte oder sollte Expedia sogar über beschleunigte Rückkauf-Verfahren wie einen Tender nachdenken.
Man könnte den Anlegern beispielsweise 130 USD bieten und bis zu einer gewissen Summe alle Aktien zurückkaufen, die unter diesem Preis angeboten werden.
Wir rechnen nach
Die Rückkäufe werden jedenfalls dazu führen, dass der Gewinn und Cashflow je Aktie erheblich steigen werden, obwohl die Wachstumsdynamik aktuell eher verhalten ist.
Derzeit erwartet Expedia ein Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Der Konzerngewinn dürfte in einem ähnlichen Umfang steigen. Gehen wir von einem Plus von 7 % aus, würde Expedia in diesem Jahr einen Gewinn von 1,52 Mrd. USD einfahren.
Die Zahl der ausstehenden Aktien lag zuletzt bei 135 Millionen Stück. Wird Expedia im Jahresverlauf weiter in dem Tempo Aktien zurückkaufen wie im letzten Jahr und in Q1, dürfte die Zahl in etwa auf 120 Millionen sinken.
Der Gewinn je Aktie würde in diesem Szenario um 31 % von 9,69 auf 12,67 USD je Aktie steigen.
Die Konsensschätzungen liegen derzeit bei einem Plus von 27 % auf 12,30 USD je Aktie.
In beiden Szenarien würde es zu erheblichen Gewinnsteigerungen kommen, die auch eine entsprechende Bewertung rechtfertigen.
Selbst bei einer P/E von 15 würde sich ein Kursziel von 184,50 USD ergeben.
Expedia ist zur Unterstützungszone bei 118 – 122 USD zurückgekommen. Sollte dieser Bereich nicht durchbrochen werden, könnte der Spuk schon wieder zu Ende sein.
Fällt die Aktie jedoch unter 118 USD, muss mit einer Ausdehnung der Korrektur in Richtung 110 oder 100 – 103 USD gerechnet werden.
Gelingt hingegen eine Rückkehr über 130 USD, wären die Bullen wieder im Rennen und eine Erholung in Richtung 138 – 140 USD denkbar.
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