Die Ergebnisse des zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2021/2022 wurden gestern zwar zunächst nicht gerade positiv aufgenommen. Aber sie waren besser, als sie auf den ersten Blick aussahen. Und die Aktie hat aktuell eine langfristige Supportzone erreicht. Kaufen?
Dass der Gewinn nach Steuern deutlich von 2,4 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf jetzt 1,2 Milliarden Euro einbrach, hatte zwei Gründe. Zum einen war der Gewinn vor einem Jahr durch den Verkaufserlös eines Unternehmensteils nach oben verzerrt, zum anderen drückte diesmal der Rückzug aus dem Russland-Geschäft auf die Bilanz, das machte 0,6 Milliarden Euro aus. Ohne diese Sondereffekte bleibt der Eindruck eines behaupteten Geschäfts … das auch weiterhin rund laufen könnte, denn:
Der Auftragseingang lag mit fast 21 Milliarden Euro weit über den 15,9 Milliarden des Vorjahresquartals und etwa zehn Prozent über der durchschnittlichen Analystenerwartung. Und den Großteil des Umsatzes des zweiten Halbjahres habe man bereits in den Auftragsbüchern, war von Siemens zu hören.

Damit könne man auch die bisherige Prognose bestätigen, die den Gewinn pro Aktie in einer Range zwischen 8,70 und 9,10 Euro sieht und damit zwischen 13 und 18 Prozent über dem des Geschäftsjahres 2020/2021. Daraus errechnet sich für Siemens derzeit ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) zwischen 12 und 13. Und das ist eher günstig. Natürlich bleibt ein Aspekt, dem man bedenken müsste:
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Expertenmeinung: Siemens ist ein riesiger Konzern mit unterschiedlichsten Sparten. Solche Großunternehmen haben oft Schwierigkeiten, auf negativer werdende Rahmenbedingungen schnell zu reagieren. Es könnte also sein, dass Siemens in den kommenden Monaten durch die insgesamt nun einmal negativen Rahmenbedingungen Margendruck verspürt und die Gewinnprognose doch nicht zu halten ist. Aber dafür ist die Bewertung ja auch entsprechend niedrig, ein KGV zwischen 12 und 13 preist dieses Risiko grundsätzlich bereits ein.
Die Frage ist, ob die Aktie deshalb jetzt mehr Luft nach oben als nach unten hat. Denn das Problem des Gesamtmarkts bleibt: Der ist derzeit in einem massiven Abwärtsstrudel gefangen. Und dem können sich auch Blue Chips wie Siemens nicht auf Dauer entziehen. Die Aktie ist zwar schon deutlich zurückgekommen. Aber es wäre dennoch ratsam, lieber nicht in das momentan noch fallende Messer zu greifen. Will man mit eingrenzbarem Risiko einsteigen, wäre es besser zu warten, bis die Aktie wichtige Charthürden bezwingt. Solange „nur“ Unterstützungen halten, könnten die Short-Seller beim Erreichen von Widerstandsmarken zurückkommen und solche gehaltenen Auffanglinien dann im zweiten Anlauf durchschlagen.
Siemens ist in eine aus Zwischenhochs der Jahre 2017 bis 2019 bestehende Supportzone zwischen 108,60 und 114,10 Euro eingetreten, die im März zwar kurz unterboten, auf Wochenschlusskursbasis aber gehalten wurde. Im März ging es kurz bis auf 105,92 Euro nach unten, das wäre der Ankerpunkt auf der Unterseite, der halten muss, wenn die Chancen nach oben erhalten bleiben sollen. Aber bullisch wäre die Aktie erst, wenn mehr gelingt, als nur Supportlinien zu verteidigen. Die Aktie müsste über die mittelfristige Abwärtstrendlinie hinaus, die derzeit bei 123,50 Euro verläuft, idealerweise auch das letzte Zwischenhoch durch Schlusskurse über 125 Euro überbieten. Auch, wenn die Bilanz besser war, als sie auf den ersten Blick aussah: Solange das nicht gelungen ist, bleibt der Trend bärisch!

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