Carl Zeiss Meditec Aktie Prognose Carl Zeiss Meditec: Durchgefallen!

News: Aktuelle Analyse der Carl Zeiss Meditec Aktie

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Carl Zeiss Meditec
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Der Umsatz stieg, die Marge fiel, der Gewinn damit dann auch: So wie die Anfang Mai vorgelegten Halbjahreszahlen von Carl Zeiss Meditec sehen derzeit die Bilanzen vieler Unternehmen aus. Trotzdem hielt die Aktie eine entscheidende Supportzone … bis gestern.

Die letzte Bilanz war keine gute. Und dass da einige auf dem falschen Fuß erwischt wurden, zeigte sich bei deren Vorlage am 9. Mai: Die Carl Zeiss Meditec-Aktie beendete diesen Tag satte 8,4 Prozent tiefer. Da rang man noch mit der Supportlinie bei 111,30 Euro. Die hielt zwar am Ende nicht, aber da war ja noch die immens massiv wirkende Zone 101,75/104,70 Euro, die zwischen Mai und September 2022 dreimal angelaufen wurde … und dreimal hielt. Und in der Tat gelang es, diesen Bereich Ende Mai zu halten. In der Folge kam es zu einer kleinen Gegenbewegung … die indes schnell versandete. Die Aktie fiel erneut an, in und jetzt auch noch unter die Zone 101,75/104,70 Euro. Was ist passiert?

Zunächst einmal blieb die Gewinnwarnung bei Sartorius nicht ohne Wirkung auf die anderen Aktien der Branche. Man erkannte, dass die Überzeugung, die Medizintechnik-Unternehmen würden einer schwachen Konjunktur widerstehen, zu optimistisch war. Aber den „Todesstoß“ für die Unterstützungszone dürfte das neue Kursziel des Bankhauses Metzler gewesen sein. Dort nahm man das Kursziel gestern nämlich gleich „mit der großen Kelle“ zurück, von zuvor 177 auf 100 Euro. Dass man die Aktie nach zuvor „Kaufen“ immerhin noch mit „Halten“ einstufte, half nichts. Was nicht wundert, denn:

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Carl Zeiss Meditec Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Durch dieses neue Kursziel erkannten viele Trader, dass da in der Branche wirklich etwas anbrennen könnte. Vor allem eines könnte einigen aufgefallen sein: Metzler hatte eine Woche zuvor auch das Kursziel für die Sartorius-Aktie gesenkt, aber das zum einen deutlich weniger, zum anderen hielt man bei Sartorius, wo es wie gesagt zu einer Gewinnwarnung gekommen war, an der Einschätzung „Kaufen“ fest. Hier nicht. Ob das bedeutet, dass die Ergebnisse des 3. Quartals fatal ausfallen (Geschäftsjahresende ist hier immer der 30.9., die Zahlen werden am 4.8. erwartet), bleibt zwar offen. Aber solche massiv veränderten Einschätzungen rütteln natürlich auf. Und eines dürfte vielen klar sein:

Auch, wenn die Carl Zeiss-Aktie auf Basis der momentanen Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2022/2023 mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 35 weit niedriger bewertet ist, also noch vor knapp zwei Jahren, als hier Kurs/Gewinn-Verhältnisse nahe dem dreistelligen Bereich erreicht wurden:

Wenn die momentan noch verbreitete Erwartung von ab 2024 wieder deutlich steigenden Unternehmensgewinnen platzen sollte, wäre auch diese Bewertung noch viel zu hoch. Kein Wunder also, dass das neue Kursziel für viele den Griff zur Reißleine bedeutete.

Zwar könnte man hoffen, dass der Durchmarsch unter diese Supportzone 101,75/104,70 Euro nur durch ausgelöste Stop Loss-Verkaufsorders so massiv ausfiel und die Aktie jetzt, da diese Orders abgearbeitet sind, erst einmal wieder in und vielleicht auch über diese Zone läuft. Aber selbst wenn, wackelt das Bild, das sich viele Anleger von der Aktie und den Perspektiven gemacht haben. Daher wäre man auf der sichereren Seite, wenn man sich die Frage, ob man womöglich zugreifen sollte, weniger von einer Rückeroberung dieser Zone 101,75/104,70 Euro als von überzeugenden Bilanzdaten am 4. August beantworten ließe.

Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 27.06.2023, Kurs: 96,72 Euro, Kürzel: AFX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 27.06.2023, Kurs: 96,72 Euro, Kürzel: AFX | Quelle: TWS

Quellenangaben: Halbjahresergebnis 2022/2023, 09.05.2023: https://www.zeiss.de/meditec-ag/presse-und-aktuelles/pressemitteilungen/2023/halbjahreskommunikation-geschaeftsjahr-2022-23.html

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Vorherige Analysen der Carl Zeiss Meditec Aktie

Carl Zeiss Meditec ist eine bahnbrechende Verbesserung der Lasik-Augen-OP gelungen. Das könnte auf Jahre hinweg zu einem beschleunigten Wachstum führen.

Maßstab der Augenheilkunde

Carl Zeiss Meditec ist weltweit führend in der Behandlung von Augenkrankheiten, am bekanntesten ist man für Augenlaser Lasik.

Carl Zeiss Meditec ist die einzige börsennotierte Tochter der Zeiss Gruppe, die auch in anderen Bereichen der Optik und Optoelektronik weltweit führend ist.
Die einzelnen Unternehmen sollten jedoch nicht verwechselt werden.

Was alle Sparten eint, ist die Tatsache, dass Zeiss bei einer ganzen Reihe von Themen technologisch weltweit führend ist – und das mit Abstand.

Carl Zeiss Meditec ist bis heute der klare Marktführer im Bereich Augenlaser, obwohl das System seit den 90er Jahren nur geringfügig verbessert wurde. Jetzt steht man allerdings vor einem wahren Umbruch.

Der Erfolg von Lasik ist zwar beeindruckend und es wurden Millionen von Eingriffen damit durchgeführt, damit hat man aber bestenfalls an der Oberfläche des globalen Potenzials gekratzt. Weltweit haben weit mehr als eine Milliarde Menschen eine operable Fehlsichtigkeit.

Quantensprung: Das neue SMILE System

Die Hauptgründe für die Lücke sind Geographie und Kosten. Bisher wurde Lasik aufgrund der Kosten fast nur in Europa und Nordamerika verwendet. Ein weiterer Punkt sind die möglichen Nebenwirkungen, die vor allem Patienten mit leichter Fehlsichtigkeit vor einer Operation zurückschrecken lassen.

Mit dem neuen SMILE System dürfte sich das nachhaltig ändern. Dadurch verkleinert sich die Schnittlänge in die Hornhautschicht des Auges von 20mm auf 2-4mm (Link).

Der Eingriff ist also wesentlich kleiner, geht schneller, die Chance einer Infektion sinkt rapide, die Heilungsdauer verkürzt sich von etwa einem Monat auf wenige Tage und trockene Augen treten wesentlich seltener auf. Es handelt sich also wahrlich um einen Quantensprung.

Man ist der Konkurrenz bei Johnson & Johnson sowie Alcon um Jahre voraus, wenn nicht mehr. Im Endeffekt haben die Rivalen in einigen Bereichen schlichtweg aufgegeben und die Ausgaben für Forschung & Entwicklung zusammengestrichen.

Durchbruch in Asien und beschleunigtes Wachstum

Smile wird Lasik in den bisherigen Märkten mit der Zeit ersetzen und die Expansion in andere Regionen steckt noch in den Kinderschuhen. Lasik/Smile finden beispielsweise in Asien gerade erst Einzug.

Carl Zeiss könnte demnach vor mehreren Jahren des beschleunigten Wachstums stehen.

Dabei wäre keine großartige Beschleunigung notwendig, um das Investorenherz höherschlagen zu lassen.

Carl Zeiss konnte den Umsatz in den zurückliegenden zehn Jahren von 906 Mio. auf 1,90 Mrd. Euro mehr als verdoppeln.

Gleichzeitig hat sich die operative Marge von etwa 15 auf 21% deutlich verbessert und dementsprechend konnte der Gewinn von 1,15 auf 3,29 überproportional gesteigert werden.

Dass die Aktie ein langfristiger Outperformer ist, dürfte sich von selbst verstehen. Zuletzt ist Carl Zeiss trotzdem gehörig unter Druck gekommen, von den Höchstständen bei 200 Euro sind wir weit entfernt.

Aktuell läuft es mittelprächtig, aber…

Die Gründe dafür dürften vor allem zweierlei sein. Am Hoch lag das KGV bei über 70 und war damit so hoch wie nie zuvor, was entsprechenden Korrekturbedarf mit sich brachte.

Doch das Geschäft läuft aktuell auch nicht optimal. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz zwar um 14% auf 974,5 Mio. Euro gesteigert werden.

Da man aber massenhaft Mitarbeiter eingestellt hat, die Zahl der Mitarbeiter stieg in nur einem Jahr von 3.752 auf 4.624, und der Auftragsbestand langsam sinkt, war die Profitabilität rückläufig. Das Ergebnis ist von 1,44 auf 1,26 Euro je Aktie gesunken.

Für das Gesamtjahr stellt man derzeit einen Anstieg des Umsatzes von 1,90 auf 2,1 Mrd. Euro in Aussicht, die EBIT-Marge soll allerdings von 21% auf 17-20% sinken.

Das bedeutet, dass der Gewinn den aktuellen Konsensschätzungen zufolge um 11% auf 2,98 Euro je Aktie sinken dürfte.
Das erschwert neue Höhenflüge der Aktie erheblich, das gilt umso mehr, da das KGVe derzeit bei 37,4 liegt.

Das ist nicht das erste Mal

Das ist trotz der enormen Qualität des Unternehmens eine fragwürdig hohe Bewertung.
Das ist zumindest eine Sichtweise auf die derzeitige Lage.

Die Bullen könnten hingegen argumentieren, dass das Geschäftsjahr von Carl Zeiss bereits im September endet und im kommenden Jahr bereits ein Rekordgewinn von 3,55 Euro je Aktie erzielt werden soll.
Dadurch würde das KGVe auf 30,1 sinken. Auch das ist nicht wenig, allerdings war Carl Zeiss seit 2017 nie günstiger.

Man sollte den Gewinnrückgang in einem einzelnen Jahr auch nicht überbewerten. Bei Carl Zeiss ist das seit 2014 das vierte Jahr mit einem rückläufigen Ergebnis.
Am langfristigen Erfolg hat es wenig geändert.
Carl Zeiss stellt nicht massenhaft Mitarbeiter ein, weil man eine schlechte Geschäftsentwicklung erwartet.

Wie Sie sehen, haben beide Seiten gute Argumente.
Doch bei Unternehmen mit diesen Zukunftsaussichten stellt sich für langfristige Investoren eigentlich nur die Frage nach dem Timing.

Wer heute einsteigt, dürfte sich trotz der relativ hohen Bewertung in einigen Jahren darüber freuen. Qualität hat eben ihren Preis.
Wenn die Aktie jetzt noch eine Etage absackt, wird das Chance-Risiko-Verhältnis noch deutlich besser.

Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 20.06.2023, Kurs: 106,85 - Kürzel: AFX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 20.06.2023, Kurs: 106,85 – Kürzel: AFX | Quelle: TWS

Aus technischer Sicht könnte das zeitnah passieren, der Verkaufsdruck scheint anhaltend hoch zu sein.
Fällt Carl Zeiss Meditec jetzt nachhaltig unter 105 Euro, könnte das zu weiteren Verlusten in Richtung 97 Euro führen.
Auf diesem Niveau wäre die Aktie günstiger als zu jedem Zeitpunkt seit 2016.

Die Halbjahreszahlen von Carl Zeiss Meditec waren zwar recht schwach, aber durch Vorab-Zahlen seit April bekannt. Trotzdem fiel die Aktie deutlich und rutschte in eine charttechnische Gefahrenzone. Im April konnte sich die Aktie dort fangen. Gelingt das auch diesmal?

Der Umsatz stieg, der Gewinn hingegen fiel in den ersten sechs Monaten des am 30.9. endenden Geschäftsjahres 2022/2023. Ein Bild, das man mittlerweile kennt, insbesondere von der Medizintechnikbranche. Der zuvor immens hohe Auftragsbestand baut sich ab, zugleich kommen die Gewinnmargen zurück. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) fiel in diesem ersten Geschäftsjahreshalbjahr um knapp 19 Prozent, basierend auf einer markant von 20,7 Prozent im Vorjahreszeitraum auf jetzt 14,8 Prozent gefallenen EBIT-Marge.

Aber da Carl Zeiss Meditec die vorläufigen Ergebnisse des Winterquartals bereits im April vorgelegt hatte, konnte man sich diese Zahlen längst ausrechnen. Und als das Unternehmen am 19. April die vorläufigen Daten präsentierte, rutschte die Aktie zwar genauso ab wie gestern. Aber da trafen die Abgaben umgehend auf Käufe. Käufe, die diesmal ausblieben. Warum?

Expertenmeinung: Das ist alleine deshalb eine gute Frage, weil der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte bzw. das Gesamt-Geschäftsjahr eigentlich keine Argumente lieferte, die Aktie jetzt durch diese mit dem gestrigen Minus erneut angesteuerte Unterstützungszone zwischen 101,75 und 111,30 Euro zu drücken. Denn Carl Zeiss plant für 2022/2023 insgesamt mit einem Umsatzplus auf 2,1 Milliarden Euro (2021/2022 waren es 1,9 Milliarden) und einer EBIT-Marge zwischen 17 und 20 Prozent.  Basis dieser Zuversicht in Bezug auf die Marge ist vor allem die erwartete Belebung des chinesischen Markts.

Bedenkt man, dass die EBIT-Marge in den beiden vorherigen Geschäftsjahren um 21 Prozent lag, wäre dieser Ausblick kein wirklich schlechter. Der Haken ist: Auf China hoffen viele, auch im Chemiesektor wird immer wieder auf China verwiesen … aber noch ist die erwartete Belebung eben nicht da. Hier trifft also Optimismus auf ein gewisses Misstrauen gegenüber den letztlich eben nicht vorhersehbaren Perspektiven. Zumindest so lange nicht vorhersehbar, bis aus Asien wieder deutlich mehr Dynamik gemeldet wird.

Es mag dieser Hinweis auf die Bedeutung Chinas für das Eintreffen des Ausblicks gewesen sein, der diesmal die Käufer fernhielt. Ob das indes so bleibt, wird so noch weisen. Diese Supportzone 101,75/111,30 Euro ist eine massive. Und dass diejenigen Analysten, die auf diese Halbjahreszahlen hin bereits am Dienstag reagierten, Kursziele zwischen 138 und 175 Euro für die Carl Zeiss Meditec-Aktie ausgaben, könnte durchaus dazu beitragen, dass diese Auffangzone ein weiteres Mal hält. Dem Bruch dieser Zone vorzugreifen, erscheint somit riskant.

Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 09.05.2023, Kurs: 110,00 Euro, Kürzel: AFX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 09.05.2023, Kurs: 110,00 Euro, Kürzel: AFX | Quelle: TWS

Quellenangaben: Halbjahresfinanzbericht 2022/2023, 09.05.2023: https://www.zeiss.de/content/dam/meditec-ag/financial-communication/6m2223/afx_quartalsbericht_6m2223.pdf

Analysten-Kursziele: https://www.finanzen.net/kursziele/carl_zeiss_meditec

Vergangene Woche hat die Carl Zeiss Meditec-Aktie die mittelfristige Abwärtstrendlinie überwunden. Aber noch liegen massive Charthürden über dem Kurs. Hat dieser Ausbruch also die Aufwärtswende eingeleitet oder wird die Aktie an den nächsten Widerständen scheitern?

In den vergangenen Wochen hat sich ein kurzfristiger Aufwärtstrend etabliert, die 200-Tage-Linie wurde überwunden, der Trendfolgeindikator MACD hat ein Kaufsignal generiert. Außerdem sehen wir, dass Carl Zeiss Meditec zusammen mit der Medizintechnikbranche insgesamt seit Jahresbeginn gesucht ist, einige große Adressen scheinen die Branche gezielt überzugewichten. Das sieht gut aus. Aber ist das auch gut genug für die Wende?

Aus charttechnischer Sicht ist bislang nur ein erster Schritt getan, denn hier ließe sich sagen: Nach der Hürde ist vor der Hürde. Die Aktie müsste mindestens über 156 Euro, idealerweise über 161 Euro laufen, um die breite Seitwärtsspanne nach oben zu verlassen, die den Kurs seit vergangenem Frühjahr gefangen hält. Und da stellt sich vielen zweifellos die Frage: Wäre die Aktie dann nicht so hoch bewertet, dass die Luft danach oben so dünn ist, dass es dann nicht mehr lohnt, einzusteigen?

Expertenmeinung: Da beginnt ein kniffliges „einerseits, andererseits“. Denn einerseits ist es schon richtig, dass Carl Zeiss Meditec auf Basis der durchschnittlichen Analysten-Gewinnprognose für das am 30.9. endende Geschäftsjahr 2022/2023 schon jetzt ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von gut 40 hat. Und das ist, wenn die derzeitigen Erwartungen, dass der Gewinn im laufenden und im kommenden Jahr zusammen gerade einmal um zehn Prozent zulegen wird, schon sehr teuer. Würde die Aktie über 156/161 Euro laufen, wäre das Kurs/Gewinn-Verhältnis bereits bei 50. Zu teuer. Eigentlich.

Andererseits ist der Medizintechnik-Sektor ein Wachstumsmarkt. Käme es zu einer nennenswerten Rezession, wären Branchen, die sich bei Umsatz und Gewinn behaupten können, so dünn gesät, dass man Aktien wie Carl Zeiss Meditec als eine Art „sicheren Hafen“ einstufen könnte, dann würde man womöglich auch solche hohen Bewertungen hinnehmen. Zumal die Aktie vor ihrem Hoch im Herbst 2021, als man noch dachte, hier würden die Gewinne wie mit dem Lineal gezogen im hohen Tempo immer weiter steigen, noch viel höhere Bewertungen gesehen hatte, da ging es beim Kurs/Gewinn-Verhältnis bis auf 80 nach oben. Also?

In Fällen, in denen man nicht abschätzen kann, in welchem Meinungs-Lager sich mehr Trader versammeln werden, wäre es riskant, sich einfach einem Lager zuzugesellen. Besser wäre, gerade wegen dieses „einerseits, andererseits“ stur den charttechnischen Vorgaben zu folgen. Und die sind klar: Kurzfristig hat die Aktie bullische Signale generiert. Aber um die auf die mittelfristige Ebene zu heben und damit über die Trading-Ebene hinaus, muss Carl Zeiss Meditec erst aus dieser großen Seitwärtsspanne nach oben hinaus!

Carl Zeiss Meditec Aktie: Chart vom 16.01.2023, Kurs 136,70 Euro, Kürzel AFX | Online Broker LYNX

Gewaltige Schwankungen, außergewöhnlich hohe Umsätze und am Ende ein Minus, das zeitweise noch viel größer war: Das war die Reaktion auf die Jahresbilanz nebst Ausblick von Carl Zeiss Meditec. Ist mit dieser Achterbahnfahrt bereits eine Trendentscheidung gefallen?

Nein, aber ein Punkt für die Bären war das allemal, wenn auch noch nicht der Sieg im ewigen Ringen mit den Bullen. Der wäre dann eingefahren, wenn die Tiefs des Jahres fallen, sprich Carl Zeiss Meditec durch die Supportzone 101,75/104,72 Euro fällt. Auf diesen Bereich trudelte die Aktie am Freitag zwar zu, wurde dann aber bei 111,30 Euro erst einmal abgefangen und wieder eingesammelt. Für ein Plus reichte es zwar nicht, am Ende bleiben nach in der Spitze -11,4 Prozent noch -3,18 Prozent übrig. Aber wenn eine Aktie auf eine Bilanz bzw. den da mitgelieferten Ausblick negativ reagiert, ist das immer problematisch.

Was war an diesen Zahlen denn so negativ? Das, was das Medizintechnikunternehmen im am 30.9. beendeten Geschäftsjahr 2021/2022 geschafft hat, war es nicht. Umsatz + 15,3 Prozent, Gewinn je Aktie 3,29 Euro nach 2,64 Euro im vorangegangenen Geschäftsjahr und damit um 24,6 Prozent gesteigert. Auftragseingang mit 2,25 Milliarden um 30 Prozent über Vorjahr und solide über dem Umsatz von 1,9 Milliarden – was will man mehr? Man wollte mehr, was das jetzt angelaufene Geschäftsjahr angeht.

Expertenmeinung: Carl Zeiss Meditec avisierte, dass man 2022/2023 mindestens in der Größenordnung der Branche wachsen wolle, was den Umsatz angeht. Und in Bezug auf die Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen (EBIT-Marge) sieht man 19 bis 21 Prozent, was zwar gegenüber früheren Jahren sehr stark wäre, aber 2021/2022 lag sie mit 20,9 Prozent auf einem Level, den man für die kommenden Quartale als oberes Ende ansieht. Mal angenommen, Carl Zeiss wächst mit der Branche mit, der man momentan für 2023 einen Umsatzzuwachs um fünf Prozent zutraut, die EBIT-Marge läge aber bei 19 Prozent und damit knapp zehn Prozent niedriger als 2021/2022 … dann käme am Ende ein niedrigerer Gewinn dabei heraus als der jetzt berichtete. Das Problem:

Die Aktie ist vom Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) zwar nicht mehr so absurd überbewertet wie vor einem Jahr, mit einem KGV von 37 auf Basis des jetzt gemeldeten Gewinns aber immer noch ziemlich teuer. Nicht zu teuer, wenn der Gewinn des Unternehmens dynamisch weiter wachsen würde, ein Gewinnanstieg von um die 20 Prozent in den kommenden Jahren zu erwarten wäre. Aber mit diesem Ausblick ist er das eben nicht. Das war es, was den Bullen am Freitag quer im Magen lag und zu diesen Abgaben führte.

Und auch, wenn es gelang, das Minus deutlich einzugrenzen: Die Grundausrichtung des Chartbilds ist weiterhin bärisch. Es wirkte zwar wie ein Befreiungsschlag, als die Aktie im November mit Schwung über die 200-Tage-Linie lief, an der Carl Zeiss Meditec im August noch scharf nach unten abdrehte. Aber dann kam eben nichts nach, die zu Jahresbeginn etablierte Abwärtstrendlinie wurde nicht einmal ernsthaft attackiert. Jetzt ist der Kurs wieder unter die 200-Tage-Linie zurückgefallen. Damit haben die Bullen diesen gleitenden Durchschnitt und den übergeordneten Abwärtstrend über und auch noch einen hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Ausblick auf das neue Geschäftsjahr gegen sich. Das ist keine Situation, in der man Long sein möchte.

Carl Zeiss Meditec-Aktie: Chart vom 09.12.2022, Kurs 121,65 Euro, Kürzel AFX | Online Broker LYNX

Carl Zeiss Meditec könnte vor mehreren Jahren beschleunigten Wachstums stehen. Kann man den derzeitigen Preis auf den Tisch legen?

Carl Zeiss, Carl Zeiss Meditec, Carl Zeiss SMT…

Innerhalb der Carl Zeiss Meditec AG werden grundsätzlich zwei Hauptbereiche unterschieden, in denen das Unternehmen tätig ist: Ophthalmologie und Mikrochirurgie.

In der Ophthalmologie bietet die Gesellschaft im wesentlichen Produkte und Lösungen zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten sowie Systeme und Verbrauchsmaterialien für die Katarakt-, Retina- und Refraktive Chirurgie an. In Mikrochirurgie ist die Carl Zeiss Meditec Gruppe Anbieter von Visualisierungslösungen für minimalinvasive chirurgische Behandlungen.

Um es mit einfachen Worten auszudrücken: Carl Zeiss Meditec ist weltweit führend in der Behandlung von Augenkrankheiten, am bekanntesten ist man für Augenlaser Lasik.

Car Zeiss Meditec ist die einzige börsennotierte Tochter der Zeiss Gruppe, die auch in anderen Bereichen der Optik und Optoelektronik weltweit führend ist.

Für die deutschen Anleger ist es ein bedauernswerter Zustand, dass der Gesamtkonzern oder Carl Zeiss SMT nicht börsennotiert sind.
Zeiss SMT ist beispielsweise der faktische Monopolist für Ausrüstung, die beim Bau von EUV-Lithographiesystemen verwendet werden.
Daher hat ASML vor einigen Jahren auch eine Beteiligung von 24,9% am Unternehmen erworben. Aber das soll heute nicht das Thema sein, es soll vielmehr aufzeigen, dass Zeiss bei einer ganzen Reihe von Themen technologisch weit über der Konkurrenz steht.

Lasik 2.0

Und das trifft auch auf Carl Zeiss Meditec zu. Mit Lasik ist man bis heute der klare Marktführer im Bereich Augenlaser, obwohl das System seit den 90er Jahren nur leicht verbessert wurde.
Jetzt steht man allerdings vor einem wahren Umbruch.

Der Erfolg von Lasik ist zwar beeindruckend und es wurden Millionen von Eingriffen damit durchgeführt, damit hat man aber bestenfalls an der Oberfläche des globalen Potenzials gekratzt.
Weltweit haben weit mehr als eine Milliarde Menschen eine operable Fehlsichtigkeit.

Die Hauptgründe für die Lücke sind Geographie und Kosten. Bisher wurde Lasik fast nur in Europa und Nordamerika verwendet. Ein weiterer Punkt sind die möglichen Nebenwirkungen, die vor allem Patienten mit leichter Fehlsichtigkeit vor einer Operation zurückschrecken lassen.

Mit dem neuen SMILE System dürfte sich das nachhaltig ändern. Dadurch verkleinert sich die Schnittlänge in die Hornhautschicht des Auges von 20mm auf 2-4mm (Link).
Der Eingriff ist also wesentlich kleiner, geht schneller, die Chance einer Infektion sinkt rapide, die Heilungsdauer sinkt von etwa einem Monat auf wenige Tage und trockene Augen treten wesentlich seltener auf.
Es handelt sich also wahrlich um einen Quantensprung.

Man ist der Konkurrenz bei Johnson Johnson sowie Alcon um Jahre voraus, wenn nicht mehr. Im Endeffekt haben die Rivalen in einigen Bereichen schlichtweg aufgegeben und die Ausgaben für Forschung & Entwicklung zusammengestrichen.

Dadurch nehmen die Anwendungsfelder zu, des Weiteren steckt die Expansion in Asien noch in den Kinderschuhen. Lasik/Smile finden dort gerade erst Einzug.

Eine Welle

Das bedeutet, dass die meisten Augenärzte und Kliniken zeitnah auf die neuen Systeme umstellen werden und gleichzeitig neue Kunden in Asien entstehen.
Das dürfte das ohnehin gut laufende Geschäft auf Jahre hinweg zusätzlich befeuern.

Um die Entwicklung neuer Märkte an einem Beispiel zu illustrieren: Als SMILE Anfang 2020 in Taiwan eingeführt wurde, hatte man dort mit Lasik nur einen Marktanteil von 5%, heute liegt er bei über 50%.
Gleichzeitig wachsen diese Märkte in enormer Geschwindigkeit.

Die neuen Lasik/Smile Maschinen kosten etwa 300.000 Euro pro Stück, hinzu kommen für jeden Einsatz rund 200 Euro für Material sowie eine Lizenzgebühr. Carl Zeiss kann also zukünftig mit hochprofitablen und wiederkehrenden Einnahmen rechnen.
Lizenzgebühren sind faktischer Reingewinn, beim Material dürften die Bruttomargen bei 80-90% liegen.

Ausblick und Bewertung

Wer meine Artikel schon etwas länger erfolgt, weiß aber, dass ich keine schönen Worte kaufe.
Es gibt viele „Storys“, die sich wunderbar anhören, aber mehr auch nicht.

Carl Zeiss Meditec hat jedoch einen bewiesenen Trackrecord der Erfolge. Der Umsatz konnte den letzten zehn Jahren von 862 auf 1,65 Mrd. Euro gesteigert werden.
Der Gewinn kletterte im selben Zeitraum von 0,88 auf 2,64 Euro je Aktie, wobei die Dynamik in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen hat.

Carl Zeiss dürfte am Beginn von einem mehrjährigen und beschleunigten Wachstumszyklus stehen.
Der Auftragseingang lag zuletzt 36% über dem Vorjahresniveau.

Im laufenden Geschäftsjahr, welches kalendarisch bereits im September geendet hat, dürfte Carl Zeiss einen Gewinn von 2,82 Euro je Aktie erzielen.
Im neuen Geschäftsjahr sollen es dann 3,20 Euro je Aktie werden.

Je nachdem, was man heranzieht, kommt Carl Zeiss Meditec auf ein KGVe von 40,5 oder 35,5.
Die Bewertung ist grenzwertig, das muss man klar sagen.
In den letzten fünf Jahren lag das KGV im Durchschnitt bei 58,8 und am Tief bei 33.

Vielleicht ist ein Vergleich mit Unternehmen, die eine ähnlich dominante Stellung in der Medizintechnik-Branche haben, hilfreich.
Intuitive Surgical kommt beispielsweise auf ein KGVe von 40 und Dexcom auf 90.

Chart vom 25.10.2022 – Kurs: 116,40 Kürzel: AFX - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 25.10.2022 – Kurs: 116,40 Kürzel: AFX – Wochenkerzen

Carl Zeiss ist übergeordnet bullisch. Zwischen 112 und 100 Euro verlaufen mehrere relevante Aufwärtstrends. Des Weiteren entfalten die Supports bei 105 sowie 97-100 Euro eine stützende Wirkung.
Es wäre daher gut möglich, dass auf diesem Niveau ein Boden ausgebildet wird.

Fällt Car Zeiss jedoch unter 97 Euro, haben die Bullen ihre Chance vertan. In diesem Szenario muss mit einer Fortsetzung der Korrektur in Richtung 90 oder 85 gerechnet werden.