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Disney hat Zahlen vorgelegt und ist abgestürzt. Bei den Schlagzeilen kein Wunder. Wir zeigen Ihnen, worauf es wirklich ankommt.
Disney+ verzeichnet sinkende Abo-Zahlen
Disney hat Zahlen vorgelegt und ist anschließend abgestürzt. Inzwischen dürfte das niemanden mehr überraschen, denn in dieser Berichtssaison sind Crashs zum Standard geworden.
Teilweise findet man kaum stichhaltige Gründe, die den Abverkauf rechtfertigen würden, bei Disney sieht das ein wenig anders aus.
Der Gewinn lag in Q2 mit 0,93 je Aktie über den Erwartungen von 0,88 USD. Der Umsatz lag mit 21,8 Mrd. im Rahmen der Schätzungen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 13 %, aber auch einem Gewinnrückgang um 14 %.
Auf den ersten Blick ist das nicht wirklich überzeugend und dürfte zum gestrigen Abverkauf beigetragen haben.
Schlagzeilen machte aber vor allem die Tatsache, dass die Zahl der Disney+ Abos von 161,8 auf 157,8 Millionen gesunken ist.
Vermutlich kommt es aufgrund der konjunkturellen Rahmenbedingungen und Preiserhöhungen zu Kündigungen, einige Nutzer werden nach einer gewissen Testzeit feststellen, dass sich der Streaming-Service für sie doch nicht lohnt.
Bei Netflix konnte man zuletzt eine ähnliche Entwicklung beobachten, dort stiegen die Nutzerzahlen zwar noch leicht an, die Umsatzentwicklung war jedoch niedriger als bei Disney.
Hauptsache eine Schlagzeile
Detaillierter dürften sich die meisten Anleger nicht mit der aktuellen Lage auseinandersetzen, denn statt Quartalsberichte werden vor allem Schlagzeilen gelesen und die sehen so aus:
„Walt Disney enttäuscht Erwartungen“, „Sinkende Abo-Zahlen“ oder „Disney vertreibt Anleger mit schwachen Kundenzahlen“.
Schaut man sich jedoch den Quartalsbericht an (Link), stellt man fest, dass es deutlich besser läuft als die Schlagzeilen vermuten lassen.
Das Konzernwachstum hat im zweiten Quartal zugenommen und das Nettoergebnis aus dem laufenden Geschäftsbetrieb hat sich auf 1,27 Mrd. USD mehr als verdoppelt.
Noch wichtiger ist aber, dass sich der freie Cashflow auf 1,99 Mrd. USD mehr als verdreifacht hat.
Die wichtigste Erkenntnis ist aber, dass der Umsatz je Disney+ Kunde deutlich gestiegen ist.
In den USA legte der Umsatz je Kunde von 5,95 auf 7,14 USD zu und international trotz negativer Währungseffekte von 5,62 auf 5,93 USD.
Das ist der wahre Grund
Das bedeutet, dass der Umsatz von Disney+ trotz des leichten Rückgangs bei den Abozahlen erheblich gestiegen ist.
Das Segment Direct-To-Consumer, welches die Streaming-Dienste umfasst, verzeichnete eine Umsatzsteigerung von 12 %.
Fazit:
Disney+ hat die Preise erhöht und nahezu alle Kunden gehalten. Als Investor kann ich daran wenig Schlechtes erkennen.
Diese Schritte sind notwendig, um die Profitabilität zu steigern und das Streaming-Geschäft in die Gewinnzone zu hieven.
Und in dieser Weise wird Disney weiter verfahren. Die nächste Preiserhöhung wurde bereits angekündigt.
In Europa will man dank einer werbegestützten Version wachsen. Darüber hinaus wird es ein Streaming-Kombo von Disney+ und Hulu geben.
Disney vor gewaltigem Gewinnsprung
Das Streaming-Geschäft hat bisher Milliarden verschluckt, was den Konzerngewinn erheblich gedrückt hat, doch man kommt der Gewinnzone immer näher.
Damit lässt der Druck nach und die Profitabilität des Kerngeschäfts abseits des Streamings dürfte immer offensichtlicher werden.
Im laufenden Geschäftsjahr soll der Gewinn um 14 % auf 4,02 USD je Aktie klettern. Im nächsten Geschäftsjahr, welches bereits im Oktober beginnt, wird ein Gewinnsprung um 35 % auf 5,42 USD je Aktie erwartet.
Disney kommt für 2023 auf eine forward P/E von 23,0 und für 2024 auf 17,0. Spätestens wenn die ersten größeren Gewinnsteigerungen gemeldet werden, dürfte das den Kurs beflügeln.
Erfahrungsgemäß reagieren die Kurse schon ein halbes Jahr vorher darauf. Das spricht dafür, dass Disney in den kommenden Monaten einen Boden ausbilden wird.

Aus technischer Sicht bewegt sich Disney im Niemandsland. Die Aktie hängt seit Monaten fest, Ausbruchsversuche zur Oberseite sind gescheitert.
Der mehr als zehnjährige Aufwärtstrend ist intakt, positive Signale würden sich über 103 USD ergeben. Fällt Disney hingegen unter 90 USD, könnte nochmal das Vorjahrestief bei 84 USD angesteuert werden oder möglicherweise sogar das Tief aus 2020 bei nahe 80 USD.
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