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Im Vorfeld vom 2023er-Ergebnis und Ausblick hatte die Aktie des Chemikalien-Großhändlers Brenntag das bisherige, 2021 bei 87,40 Euro markierte Allzeithoch fast erreicht. Nach den Zahlen ging es jedoch abwärts, der Ausbruch fiel flach. Ist jetzt die Zeit der Bären gekommen?
Brenntag verkündete im Rahmen seiner Bilanzvorlage das „zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte“. Da könnte man denken, dass es klar wäre, dass damit keine neuen Rekorde im Aktienkurs möglich sind, aber die Sache ist schon etwas komplexer. Denn das bisherige Rekordhoch kam 2021 zustande, das beste Ergebnis 2022. Es geht, was die Trendperspektive angeht, weniger um erreichte Ergebnisse, sondern um die erwarteten.
Grundsätzlich ist es schon beeindruckend, dass Brenntag 2023 überhaupt so stark abschnitt. Immerhin klagt die gesamte Chemiebranche über Nachfrageschwäche und Margendruck. Das schlug sich zwar auch bei der Brenntag in einem Umsatzminus von gut 13 Prozent und einem Rückgang des Nettogewinns um gut 19 Prozent nieder. Was übrigens beides unter den Prognosen der Analysten lag, wenngleich nicht allzu viel. Aber der Vergleich zum Vorjahr 2022 ist eben auch knifflig, weil das genau das Jahr war, in dem steigende Preise und eine hohe Nachfrage die Margen nach oben katapultierten, während 2023 dann das Jahr war, indem diese vorherige Extremsituation ins Gegenteil umschlug.
Wichtig war jetzt, wie Brenntag das angelaufene Jahr einordnet. Und so übel ist die Prognose nicht: Man peilt einen operativen Gewinn auf EBITDA-Basis zwischen 1,23 und 1,43 Milliarden Euro an, nach 1,26 Milliarden 2023 und 1,51 Milliarden im Jahr 2022. Man rechnet also tendenziell mit einem leichten Anziehen des Gewinns, der im Idealfall fast an den Rekord des Jahres 2022 heranreicht. Darüber hinaus hatten die Experten das EBITDA im Vorfeld durchschnittlich bei 1,33 Milliarden gesehen, das liegt somit genau in der Mitte der jetzt vorgelegten Planungs-Spanne.
Damit müsste man konstatieren: Allzu viel Abwärtspotenzial sollte da eigentlich nicht sein, da dürften die Short-Seller, sprich die Bären vermutlich eher abwinken … oder?
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Expertenmeinung: Dass es derzeit deutlich spannendere Short-Kandidaten geben dürfte, ist unstrittig. Hinzu kommt, dass die Analysten auf Ergebnis und Ausblick zwar höchst gemischt reagierten, die neu vergebenen Kursziele reichen von 70 bis 99 Euro, die Empfehlungen von „Verkaufen“ bis „Kaufen“. Aber das durchschnittliche Kursziel liegt derzeit mit gut 85 Euro immerhin über dem aktuellen Kurs. Dennoch, drei Aspekte sollte man bedenken, wollte man hier bestehende Positionen halten oder nach dem bisherigen Rücksetzer als Reaktion auf die Zahlen zukaufen:
Zum einen wurde das 2021er-Rekordhoch ja nicht als Reaktion auf das starke 2022-Ergebnis erreicht, sondern in der Erwartung eines noch extremeren Gewinnwachstums. Im Herbst 2021 hatte man die Inflation noch nicht ernst genommen und ahnte nicht, dass es ab Ende 2022 zu einem Loch in der Nachfrage kommen würde, weil die Lager der Abnehmer prallvoll waren. Aus dieser Warte heraus erscheint ein Kurs so nahe an diesem alten Hoch dennoch relativ ambitioniert.
Zweitens ist die Aktie, die wir hier im längerfristigen Zeitraster auf Wochenbasis sehen, so markant an dem alten Hoch abgewiesen worden, dass der Ausbruch aus dem 2023er Trendkanal zurückgenommen wurde und grundsätzlich Abwärtspotenzial bis in die massiv wirkende Supportzone zwischen 65 und 68 Euro bestünde, die sich aus der 2020er-Aufwärtstrendlinie und den Zwischentiefs vom Frühjahr, Sommer und Herbst 2023 zusammensetzt. Ein Spielraum, der groß genug wäre, um für Short-Seller interessant zu sein.
Und zuletzt ist es ja keineswegs sicher, dass die 2023 erhoffte und ausgebliebene Nachfragebelebung 2024 kommt … und wenn, dass sie so stark ausfällt, dass Brenntag seine EBITDA-Ziele erreichen und im Idealfall überbieten kann.
Vorsicht wäre da also durchaus angezeigt, denn auch, wenn die Lage momentan einen Bruch der Zone 65/68 Euro nicht hergeben würde: Bis dorthin „mitgeschleift“ zu werden, wenn die Aktie weiter nachgibt, muss man nicht riskieren.
Quellen:
Ergebnis 2023, 07.03.2024: https://corporate.brenntag.com/de/media/news/brenntag-erzielt-2023-das-zweitbeste-ergebnis-in-seiner-geschichte-und-beweist-damit-erneut-seine-resilienz-in-einem-schwierigen-marktumfeld.html
Analysten-Kursziele: https://www.finanzen.net/kursziele/brenntag
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