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Nach den am Morgen vorgelegten Ergebnissen für 2022 und dem Ausblick auf 2023 fuhr die Aktie des französischen Luxusgüterkonzerns Kering gestern Achterbahn. Am Ende stand zwar ein Plus von drei Prozent zu Buche – aber ging die Sache wirklich zu Gunsten der Bullen aus?
Am Tageshoch notierte Kering 6,2 Prozent im Plus, am Tagestief 4,8 Prozent im Minus: Die Aktie war gestern, wie US-Trader sagen würden, „all over the map“. Dabei startete sie schwach, drehte aber bereits gegen 10 Uhr ins Plus, sah dann kurz vor Mittag ihr Tageshoch und lief dann nach moderatem, erneuten Abgabedruck seitwärts, um am Ende etwa drei Prozent im Plus zu schließen. Auslöser dieses wilden Auf und Ab war die 2022er-Bilanz. Aber wieso war man sich da so uneins, wie die Zahlen zu interpretieren sind?
Kering hatte 2022 zwar bei Umsatz und Gewinn zugelegt, blieb da aber mit der Wachstumsrate von neun Prozent beim Umsatz und elf Prozent beim Gewinn hinter den Konkurrenten LVMH und Hermès zurück. Andererseits hatte Kering im Vorjahr auch deutlich weniger gut performt als die anderen beiden, so gesehen hatte man ein schwächeres Wachstum bereits eingepreist.
Was indes nicht erwartet wurde, war eine auffällige Schwäche beim Paradepferd Gucci, wo es im vierten Quartal zu einem Umsatzrückgang von 14 Prozent kam, das Unternehmen insgesamt lag im vierten Quartal beim Umsatz sieben Prozent unter Vorjahr. Zwar wies man darauf hin, dass bereits „hohe Investitionen für das zukünftige Wachstum“ bei Gucci auf den Weg gebracht seien und man für 2023 insgesamt zuversichtlich sei, profitabel zu wachsen. Aber dass Kering dabei „trotz des herausfordernden Jahresendes 2022“ schrieb, war nicht gerade motivierend. Vor allem eines dürfte am Anfang des Tages für Druck gesorgt haben:
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Expertenmeinung: Die Analysten hatten mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Und auch bei der Aufstockung der Dividende auf 14 Euro lag die durchschnittliche Erwartung etwas höher. Dass man bei den Experten eher nicht begeistert sein dürfte, zeigte die erste Reaktion von zwei Analysten noch am Mittwoch: Die DZ Bank stufte Kering von „Kaufen“ auf „Halten“ ab und senkte das Kursziel von 600 auf 580 Euro, Goldman Sachs nahm das Kursziel von 660 auf 650 Euro zurück und bleib bei „Kaufen“. Würde man sich am höheren der Kursziele orientieren, wäre noch Luft nach oben, aber dazu sollte man hinterfragen, warum es trotz dieser mageren Ergebnisse zu einem derart fulminanten Anstieg zurück ins Plus kam.
Denn zum einen ist die Aktie zwar im Vergleich zur Konkurrenz günstig bewertet. Aber das fällt einem Trader ja nicht ausgerechnet an einem Tag ein, an dem eher magere Zahlen auf den Tisch kommen. Und weder Hermès noch LVMH stiegen vergleichbar kräftig an, wenngleich auch sie den Tag im Plus beendeten. Daher kann es durchaus sein, dass hier größere Akteure am Terminmarkt versuchten, eine Schieflage von Options-Positionen kurz vor der morgen anstehenden Abrechnung zu verhindern, indem sie die Aktie wieder aus ihrer persönlichen Gefahrenzone zogen. Das ist zwar nie zu belegen, wäre aber aufgrund dieser Kombination aus naher Abrechnung, mageren Zahlen und plötzlicher Kaufwelle denkbar.
Zusammengefasst wäre es damit zumindest fraglich genug, dass die Aktie mit einem Anstieg über das bisherige Monatshoch (598 Euro) und die obere Begrenzung des Trendkanals (616 Euro) einen Befreiungsschlag schafft, um einem solchen Signal nicht vorzugreifen!

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