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Warren Buffett hat nicht nur ein gigantisches Portfolio, sondern auch ein sehr konzentriertes und das war im Endeffekt schon immer so.
Über weite Strecken der 1990er Jahre steckte beispielsweise ein Drittel des Kapitals in Coca-Cola. Durch größere Käufe sank die Gewichtung mit der Zeit, lag aber auch kurz nach der Finanzkrise noch bei etwa 15 %.
Zu diesem Zeitpunkt stieg man bei Wells Fargo ein. Am Höhepunkt entfiel rund ein Viertel des Portfolios auf die US-Großbank.
Ab 2016 investierte man dann verstärkt in Apple. Rückblickend war das ein außerordentlich guter Zeitpunkt, denn seitdem hat sich der Kurs vervielfacht.
Dank dieser Kursgewinne ist die Aktie heute mit etwa 39 % gewichtet.
Auf dem zweiten Platz folgt mit 11,2 % Bank of America. Die Silbermedaille geht mit 9,8 % an Chevron, gefolgt Coca-Cola mit 8,5 % und American Express mit 7,5 %.
Das letztgenannte Unternehmen hat am Donnerstag Quartalszahlen vorgelegt und das ist nicht der einzige Grund, warum man sich die Aktie anschauen sollte.
Premium-Segment
American Express hat sich als Premium-Anbieter im Bereich der Kreditkarten positioniert.
Die verschiedenen Karten kosten vergleichsweise viel, kommen aber je nach Typ mitunter erheblichen Vorteilen, die sonst keiner der Konkurrenten anbieten kann.
Das wird vor allem am oberen Ende der Skala klar. Die Platin Amex kostet schwindelerregende 600 Euro pro Jahr. (Edit: Der Preis wurde kürzlich auf 720 Euro pro Jahr erhöht)
Im Gegenzug erhält man aber auch ein umfassendes Versicherungspaket, jährliches Reiseguthaben, kostenlosen Zugang zu weltweit 1.200 Flughafen-Lounges sowie eine bevorzugte Behandlung bei etlichen Airline-, Hotel-, Reise- und Mietwagen-Partnern sowie Restaurants. Das umfasst unter anderem auch kostenlose Zimmer-Upgrades in Hotels.
Das soll keine Werbung sein, sondern aufzeigen, dass Amex andere Kunden anspricht als bei Visa oder Mastercard.
Ferner ist das Geschäftsmodell auch ein anderes. American Express ist ein geschlossenes System und übernimmt die gesamte Zahlungsabwicklung sowie Ausgabe von Kreditkarten selbst, während bei Visa und Mastercard eine Vielzahl von anderen Unternehmen involviert sind.
Da geht noch was
Das macht die Expansion schwieriger, da man nicht auf die Services von Banken, Kreditkarten-Issuern usw. zugreifen kann, im Gegenzug hat man aber alles selbst in der Hand.
Das dürfte auch der Hauptgrund sein, warum American Express in vielen Ländern nicht genutzt werden kann.
Was sich zunächst wie ein Problem anhört, bietet gleichzeitig auch Möglichkeit zur geographischen Expansion. Hier ist American Express längst nicht am Ende angekommen.
Durch den Fokus auf ein Premium-Angebot hat man auch die entsprechenden Kunden gewonnen.
In den USA sind beispielsweise nur 7,5 % aller Kreditkarten von American Express, auf sie entfallen aber in etwa 20 % aller mit Kreditkarten getätigten Umsätze.
In Anbetracht dieser Tatsache ist es fast erstaunlich, dass die Margen nicht höher sind als die von Visa oder Mastercard.
Ausblick und Bewertung
American Express kann auf einen stattlichen Trackrecord zurückblicken. In den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 32,97 auf 52,86 Mrd. USD gesteigert werden.
Der Gewinn kletterte von 5,36 auf 7,51 Mrd. USD.
Die Zahl der ausstehenden Aktien wurde von 1,08 Milliarden auf 789 Millionen Stück reduziert.
Das Ergebnis stieg im Gegenzug von 4,91 auf 9,85 USD je Aktie. Die Dividende wurde von 0,87 auf 1,98 USD je Aktie erhöht.
Der Vollständigkeit halber sollte man allerdings erwähnen, dass der gemeldete Gewinn eher ein Understatement ist und die jeweiligen Referenzpunkte American Express vergleichsweise schlecht dastehen lassen.
Darüber hinaus hat man in dieser Zeit ein massives Deleveraging vollzogen. Die langfristigen Verpflichtungen wurden um etwa 12,3 Mrd. USD gesenkt und Cash-Reserven um 14,5 Mrd. USD erhöht.
Die Nettoverschuldung ist dadurch von 35,9 auf 9,0 Mrd. USD gesunken.
Das bedeutet, dass man zukünftig noch deutlich mehr Geld in die Dividende und Buybacks stecken kann.
Was aber ohnehin viel wichtiger ist, ist die aktuelle und zukünftige geschäftliche Entwicklung.
Am Donnerstag hat man einen ersten Eindruck davon erhalten.
Plötzlich bricht der Gewinn ein
Der Umsatz im Amex-Netzwerk kletterte im ersten Quartal um 14 % auf 398,9 Mrd. USD.
Der Umsatz von American Express stieg um 22 % auf 14,28 Mrd. USD.
Der Gewinn war von 2,10 auf 1,82 Mrd. USD rückläufig, was allerdings auf vorsorgliche Rückstellungen von 1,06 Mrd. USD zurückzuführen war.
Der operative Gewinn konnte demnach erheblich gesteigert werden und es wird sich erst noch zeigen müssen, ob die Rückstellungen überhaupt notwendig sein werden.
American Express agiert hier generell sehr vorsichtig und bildet eher mehr als zu wenig Reserven. So kommt es in manchen Quartalen dazu, dass hunderte an Millionen von zuvor gebildeten Rückstellungen doch nicht benötigt werden.
Am Ende des Tages gehören Kreditausfälle aber zum Geschäft, es ist wie Ebbe und Flut.
Unter dem Strich wird erwartet, dass American Express den Gewinn im laufenden und den kommenden beiden Geschäftsjahren jeweils um 13-16 % steigern kann.
Im Verhältnis dazu ist eine forward P/E von 14,6 wenig.

American Express ist übergeordnet bullisch und zum Aufwärtstrend zurückgekehrt. Solange der Aufwärtstrend nicht nachhaltig unterschritten wird, könnte er die Ausgangsbasis für die nächste Aufwärtsbewegung sein.
Über 166 USD käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurzsielen bei 170 sowie 190 USD.
Fällt American Express hingegen unter 154 USD, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. Für antizyklische Investoren würde es aber umso interessanter, denn möglicherweise wird dann die Unterstützung bei 144 oder sogar der Bereich zwischen 130 und 137 USD angesteuert.
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