Vor einem Jahr lag der Schnitt der 2024er-Kursziele, die die Analysten für den S&P 500 abgaben, bei 4.900 Punkten: Viel traute man dem Index nicht zu. Wir wissen: Damit lag man falsch. Aber was genau hat sich anders entwickelt … und wie weit kann das den Index tragen?
Goldman Sachs und Morgan Stanley sehen den S&P 500 beide Ende 2025 bei 6.500 Punkten. 6.100 hatte er bereits am Freitag intraday erreicht, da wären also noch 400 Punkte Spiel … für knapp 13 Monate. Dabei erwartet Goldman Sachs einen Anstieg der Unternehmensgewinne von im Schnitt elf Prozent. Wieso soll der marktbreite S&P 500-Index weniger stark steigen als die Unternehmensgewinne? Die Antwort auf diese Frage führt zum einen zu dem Grund, warum die Experten vor einem Jahr zu niedrig gezielt haben. Und zum anderen zu einem Problem, das die Bullen hier momentan haben.
Denn laut der jüngsten Daten sind die Gewinne der US-Unternehmen im Schnitt im dritten Quartal nicht gestiegen. Für das zweite Quartal 2024 kam man auf +3,5 Prozent, aber für das erste auf -2,7 Prozent. Da geht also nahezu nichts vorwärts. Das betrifft große Unternehmen, wie sie im S&P 500 gelistet sind, zwar weniger. Aber dennoch ist der Index schneller gestiegen als die Gewinne, so dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) des Index auf Basis der 2024er-Gewinnschätzungen der Analysten bei sehr untypisch hohen 25,15 liegt. Vor einem Jahr lag die Bewertung noch bei 21,75. Und nimmt man die Zahlen der tatsächlich bereits vorliegenden letzten vier Quartale für die Berechnung des Gewinns, käme der Index jetzt auf ein KGV von 31. Selbst kurz vor dem Platzen der Internetblase im Frühjahr 2000 lag der S&P 500 nicht höher.
Das ist der Grund, warum die sonst immer so bullischen Analysten vorsichtig sind. Denn ja, das reine Wirtschaftswachstum war viel stärker als gedacht. Und die Anleger haben das im Aktienmarkt umgesetzt. Aber sie haben dabei Unternehmen mit stark steigenden Gewinnen noch stärker nach oben gezogen als die Gewinne zulegten, die Schwachen aber weniger stark verkauft. Das war nicht absehbar, deswegen lagen die Experten Ende 2023 mit ihren Schätzungen so sehr falsch. Aber die Bewertung des Index ist dadurch in die glühend rote Zone vorgestoßen. Was hieße: Rein fundamental ist der S&P 500 an „oben“ bereits vorbeigesaust. Aber was folgt daraus – dass es ab jetzt nur noch bergab gehen kann?
Expertenmeinung: Nicht zwingend. Ja, das Risiko ist mittlerweile immens. Aber letztlich zählt ja am Aktienmarkt nie die Realität. Es zählt, was diejenigen, die weiter kaufen, für real halten wollen. Und die Käufer dürften großenteils davon ausgehen, dass die anstehende Trump-Administration Wunder bewirken wird, dergestalt, dass eine US-Wirtschaft, die ohnehin schon, wenngleich auf Schuldenbasis und auf Kosten der kleineren Unternehmen, Wasser in Wein verwandelt hat, den Wein jetzt in Champagner verwandeln wird. Damit kann der Index nur in drei Fällen kippen:
Erstens, wenn die Realität diesen Träumen den Teppich unter den Füßen wegzieht, weil es eben nicht so läuft wie gedacht. Was durchaus wahrscheinlich ist, sich aber nicht vor dem Frühjahr manifestieren könnte. Bis dahin hätten die Bullen also noch Zeit.
Zweitens, wenn mehr potenzielle Verkäufer als gedacht auf ihre Chance warten, zu Rekordkursen Kasse machen zu können und dann, wenn sie sehen, dass den Bullen das Geld ausgeht, zuschlagen … damit dieses bullische Lager verunsichern und so ebenso zum Ausstieg bringen.
Und drittens, wenn Handelsprogramme und rein technisch agierende Trader einen Punkt erreicht sehen, wo der Index chart- und markttechnisch „oben“ wäre. Und Aspekt Nummer 3 sollte man jetzt im Auge behalten, denn:
Im langfristigen Bild auf Monatsbasis wäre der S&P 500 zwar schon markttechnisch überkauft. Aber er hätte noch ein bisschen Luft bis an die obere Begrenzung des Anfang 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals. Dessen obere Begrenzung liegt in diesem Monat bei 6.270, im Januar dann um 6.310 Punkte. Ein bisschen Luft. Und da ist durchaus fraglich, ob alle meinen, bis auf den letzten Punkt bis zur Begrenzungslinie noch einstiegen zu müssen. Wenn genug Trader diese Hürde sehen, kann es gut sein, dass die Käufe schon etwas tiefer abebben und die Verkäufe dann auch schon vor der Linie einsetzen.
Im Chart auf Tagesbasis wirkt das Bild noch „geordnet“. Der Index läuft wie auf einer Treppe nach oben, vorherige Hochs dienen als effektive Unterstützung. Und die Markttechnik ist überkauft, aber noch nicht massiv heißgelaufen, dafür fehlt es am letzten, großen Impuls durch die Käufer. Eigentlich.
Doch ebenso, wie eine Aufwärtswende nicht zwingend den finalen Selloff braucht, ist auch ein solcher „Buyout“ nicht zwingend. Und es gibt genug Faktoren, die den S&P 500 bereits jetzt in der Region „oben“ sehen, dass man hier tunlichst wie auf Eiern laufen sollte, falls man hier eine Trading-Position hält.
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