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Goldrausch beim DAX, Wassertreten beim MDAX. Während der deutsche Leitindex neue Rekorde erreichte, tritt der „Index der zweiten Reihe“ auf der Stelle. Das ist ein Warn-, aber nicht zwingend ein Alarmsignal. Denn die beiden Indizes haben nicht die gleiche Kundschaft.
Es ist am deutschen Aktienmarkt wie überall das Gleiche: Die ganz großen Aktien, die Blue Chips, stehen im Mittelpunkt des Interesses. Dort werden mit Abstand die meisten Derivate gehandelt. Der Großteil der internationalen Investoren, kleine wie große, konzentriert sich auf diese Titel. Und die tummeln sich im DAX und nicht in der „zweiten Liga“ des MDAX, in dem diejenigen Aktien gelistet sind, die von der Marktkapitalisierung her direkt nach denen des DAX kommen. Was bedeutet:
Wenn der DAX läuft und der MDAX nicht mitzieht, kann das allein daran liegen, dass mehr Marktteilnehmer auf Stock Picking verzichten, nicht genauer hinsehen und es sich deswegen einfach machen, indem sie einfach den DAX kaufen, ob als Fonds, ETF oder über Derivate. Der MDAX erhält dadurch weniger Aufmerksamkeit, es fließt weniger Kapital dorthin und schon wird er zum Mauerblümchen mit einer bedeutend kleineren Klientel, die dort aktiv agiert.
So gesehen ist diese auffällige Schere zwischen DAX und MDAX nicht automatisch ein Spiegel einer riskant überzogenen DAX-Hausse, bei welcher der MDAX den Level andeutet, auf den der DAX zurückkommt, wenn die Sache schiefgeht. Aber ein Warnsignal ist es trotzdem, denn:
Expertenmeinung: Wenn sich zufließendes Kapital auf weniger Aktien konzentriert, die Marktbreite einer Aufwärtsbewegung also geringer wird, werden diese wenigen Titel, die das frische Geld anziehen, schnell überbewertet, vor allem, wenn nur ihre Eigenschaft als Blue Chips diese Attraktivität ausmacht und nicht starke, über den Erwartungen liegende Umsätze und Unternehmensgewinne. Was jedoch nur für den DAX ein Gefahrenmoment ist, während man im Umkehrschuss für den MDAX behaupten könnte, dass dieser dann ja grundsätzlich Aufholpotenzial haben müsste. Ist das so?
Nicht zwingend, weil die Zahl an wenig inspirierenden Quartalsergebnissen bei den MDAX-Titeln nicht unbedingt klein war. Der MDAX ist daher trotz seiner Underperformance insgesamt teurer bewertet als der DAX. Was auch daran liegt, dass sich im MDAX Unternehmen finden, die im Kielwasser einer prosperierenden Konjunktur zwar schnell und weit steigende Gewinne erreichen, die im Fall einer Konjunkturflaute aber auch ebenso schnell und weit zurückgehen. Daher fährt man besser, wenn man zwar dieses Seitwärts-Geschiebe des MDAX als Warnsignal für den DAX wahrnimmt, Trading-Entscheidungen in Sachen MDAX aber vom DAX abkoppelt und den Index pragmatisch auf Basis der Charttechnik handelt.
Und da wird im Chart deutlich, was passieren muss, damit der MDAX wieder auf Touren kommt und idealerweise dann sogar die Performance-Schere zum DAX verringert oder sogar schließt: Es muss gelingen, das Dezember-Hoch bei 27.371 Zählern klar und auf Schlusskursbasis zu überwinden, sprich da vorbeizukommen, wo der Index beim letzten Anfall von Dynamik Anfang April scheiterte und abdrehte.
Im Gegenzug wäre ein Schlusskurs unter dem April-Verlaufstief bei 25.825 Punkten ein markant bärisches Signal, das den Weg aus charttechnischer ebenso wie aus psychologischer Sicht nach unten freimachen würde und einen Test des Jahres-Verlaufstiefs bei 25.075 Punkten nach sich ziehen könnte. Aber ob das dann den DAX vergleichbar drücken würde, hängt davon ab, ob man das Mauerblümchen MDAX seitens der internationalen Investoren dann auch entsprechend wahrnehmen würde. Im Moment, das ist unverkennbar, tut man es nicht.
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