Eigentlich war die Bilanz ebenso wie die 2022er-Prognose, die Beiersdorf gestern präsentierte, grau in grau. Viel Wachstum ist da einfach nicht drin im Bereich Consumer Goods. Aber die Aktie stieg trotzdem. Denn Stabilität ist in einem Umfeld wie diesem, auf einmal höchst lukrativ.
2021 gelang es Beiersdorf, den Umsatz von 7,0 auf 7,6 Milliarden Euro zu steigern. Allerdings relativiert sich der Anstieg, wenn man zurückblickt und sieht, dass 2019 immerhin schon einmal 7,65 Millionen erreicht wurden. Und das um Sondereffekte bereinigte EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) lag mit 993 Millionen Euro knapp unter der durchschnittlichen Analystenprognose von 1,0 Milliarden. Nicht gerade umwerfend. Hinzu kam, dass sich Beiersdorf in Bezug auf den 2022er-Ausblick etwas zurücknahm. Man erwartet jetzt ein moderates Umsatzwachstum bei einer gleichbleibenden EBIT-Gewinnmarge. Da hatte man im Herbst noch eine leicht steigende Marge gesehen.
Alles also kein Grund zur Begeisterung. Und wenn man sich ansieht, dass andere Unternehmen, die gestern ihre Zahlen und Ausblicke vorlegten, bessere Prognosen ablieferten und viele dieser Aktien trotzdem unter die Räder kamen, fragt man sich, wieso ausgerechnet die Beiersdorf-Aktie zulegen konnte.
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Expertenmeinung: Der Grund dürfte in dem jetzt veränderten Blick vieler Investoren auf die Zukunft liegen. Hatte man im vergangenen Herbst noch die Erwartung, dass das Wirtschaftswachstum nach dem Abflauen der Corona-Problematik durchstarten und von der Inflation dabei nur marginal gebremst würde, sieht man das jetzt anders.
Die Inflation ist nicht im Griff. Und viele bezweifeln, dass es der EZB gelingen wird, die Teuerung zu stoppen bzw. auf erträgliche Levels zurückzuführen. So aber sieht man die Kaufkraft stetig sinken, da die Löhne der Inflation nicht hinterherkommen. Und man sieht, welche Risiken mit der Ukraine-Krise einhergehen. Daraus folgern viele Akteure, dass immer mehr Menschen nicht mehr willens oder überhaupt imstande sein könnten, im Konsumbereich über das Nötigste hinaus zu agieren. Daher traf es gestern z.B. Aktien wie Zalando oder HelloFresh. Beiersdorf aber, mit Marken wie Tesa oder Nivea, sieht man als Basisbedarf an, wo der Umsatz deutlich weniger gefährdet wäre als in den Sektoren, die über den Basiskonsum hinausgehen. Kurz:
Beiersdorf profitiert aktuell von einer Umschichtung hinein in die ansonsten „langweilig“ wirkenden Branchen, die wenig Wachstum, aber auch ein geringeres Risiko in Bezug auf Umsatz und Gewinn aufweisen. Sollte man auf diesen Zug noch aufspringen?
Es ist durchaus möglich, dass sich diese Umschichtungen noch intensivieren. Aber noch ist Beiersdorf aus charttechnischer Sicht nicht bullisch. Die gestrigen Kursgewinne haben die Aktie zwar aus der zuvor wankenden Supportzone im Bereich um 88/90 Euro nach oben getragen. Aber der Wochenchart zeigt es: Entscheidende Hürden, deren Bezwingen Kaufsignale bedeuten würden, liegen noch über dem gestrigen Kursniveau. Erst, wenn die Beiersdorf-Aktie über 99 Euro schließen sollte, wären hier neben der Idee eines „sicheren Hafens“ auch Kaufsignale als Einstiegsargument gegeben.

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