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Die Bullen haben das Ruder fest in der Hand. Wo liegen die nächsten Kursziele und wie wahrscheinlich sind steigende Kurse?
Alle Werkzeuge, die einem zur Verfügung stehen
In der letzten Analyse hatten wir die Frage erörtert, ob Autodesk endlich ausbrechen wird oder nicht. Inzwischen ist die Entscheidung gefallen, die Bullen haben wie erwartet das Ruder übernommen.
Mit Überschreiten der Abwärtstrends sowie dem Widerstand bei 234 USD ist es zu prozyklischen Kaufsignalen gekommen.
Jetzt stellt sich die Frage, wie lange die Rallye noch weitergehen könnte und das hängt vor allem von drei Faktoren ab:
Sind Newsflow und Charttechnik positiv und bietet die Bewertung noch Spielraum.
Kurzfristig sind vor allem die ersten beiden Themen wichtig, langfristig wird der Kurs aber immer den Fundamentaldaten folgen.
Außerdem sind die Wahrscheinlichkeiten für Long-Trades und Investments am besten, wenn alle Faktoren bullisch sind.
Das war dereinst der Grund, warum ich in meinen Trading-Zeiten angefangen habe, mich immer intensiver mit fundamentaler Analyse zu beschäftigen.
An der Börse sollte man alle Werkzeuge nutzen, die einem zur Verfügung stehen und dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeiten auf Erfolg zu erhöhen.
Von dogmatischen Ansätzen kann ich nur abraten.
Punkt 1: Der Newsflow
Autodesk hat am Mittwoch nachbörslich starke Quartalszahlen vorgelegt. Der Gewinn lag in Q4 mit 2,09 je Aktie weit über den Erwartungen von 1,95 USD. Der Umsatz übertraf mit 1,47 Mrd. die Analystenschätzungen von 1,44 Mrd. USD ebenfalls.
Die Headlines sehen demnach gut aus, der Newsflow stimmt auf den ersten Blick. Es gibt jedoch auch einige Details, die mir nicht so gut gefallen.
Umsatz und Gewinn kletterten um 11 %. Die Wachstumsraten waren also nicht sonderlich hoch und die Margen konnten nicht gesteigert werden.
Teilweise lässt sich das durch die Umstellung der Vertragspraktiken zurückführen. In den letzten Analysen sind wir ausführlich auf dieses Thema eingegangen.
Autodesk bietet zukünftig keine mehrjährigen und rabattierten Verträge mehr an.
Das belastet das Auftragsvolumen, kurzfristig auch den Gewinn und vor allem den Cashflow.
Langfristig sollte sich diese Entscheidung jedoch auszahlen, das war einer der Gründe, warum wir in den letzten Analysen zu einem positiven Ergebnis gekommen sind.
Vorläufiges Fazit zum Newsflow:
Oberflächlich betrachtet sieht es gut aus, wenn man in die Details eintaucht, ergibt sich jedoch ein gemischtes Bild.
Zwischen Oberfläche und Details
Zukünftig könnte der Newsflow weniger unterstützend wirken, denn die Prognose, die man vorgelegt hat, ist eher dürftig.
Für das neue Geschäftsjahr stellt man lediglich einen Umsatz von 5,81 – 5,96 Mrd. in Aussicht. Die bisherigen Konsensschätzungen lagen bei 5,95 Mrd. USD.
Das entspricht selbst im Idealfall nur einem Umsatzplus von etwa 8 %. Die Wachstumsdynamik nimmt demnach ab.
Beim Ergebnis sieht es ähnlich aus. Hier stellt man 8,00 USD je Aktie in Aussicht. Das entspricht zwar exakt den Konsensschätzungen, aber auch nur Anstieg des Gewinns um 5 %.
Was uns das Unternehmen hier sagen will, hat es in sich. Man erwartet nicht nur eine nachlassende Wachstumsdynamik, sondern auch eine nachlassende Profitabilität.
Die Autodesk-Aktie hat nachbörslich trotzdem um 8,84 % auf 281 USD zugelegt. Als ich mit der Analyse begonnen habe, habe ich nicht damit gerechnet, dass es am Ende eher darum gehen wird, wann und ob man Gewinne mitnehmen sollte.
Fazit:
Aktuell ist der Newsflow noch positiv, es ist jedoch fraglich, ob das so bleiben wird.
Die einzige Möglichkeit wäre, dass Autodesk absichtlich tief gestapelt hat, um die Erwartungen am Ende doch noch deutlich übertreffen zu können.
Aber bisher ist der Ausblick wirklich mager.
Punkt 2: Charttechnik
Bisher sitzen die Bullen fest im Sattel. Sollte der nachbörsliche Anstieg über 281 USD im regulären Handel bestätigt werden, würde dadurch das nächste prozyklische Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 283 – 285 USD und 300 USD ausgelöst.
Fällt die Aktie jedoch unter 275 USD zurück, haben die Bullen ihre Chance vertan. Sobald der Markt etwas mehr Zeit dazu hatte, sich die Quartalszahlen im Detail anzusehen, könnte das durchaus passieren.
Es wäre nicht der erste Fall, in dem aufgrund von starken Headlines erst gekauft wurde und bei dem die Aktie dann im Handelsverlauf nach unten dreht.
Punkt 3: Fundamentale Bewertung
Bei diesem Thema kommt es bei Autodesk sehr stark auf die Perspektive an. Derzeit kommt Autodesk auf eine forward P/E von 35.
Das ist bei der nachlassenden Wachstumsdynamik, trotz der vielen wünschenswerten Eigenschaften des Geschäftsmodells, kaum vertretbar.
Die Bullen könnten hingegen argumentieren, dass die Aktie in der Vergangenheit meistens teurer war. Es ist nur wenige Monate her, dass Autodesk auf eine P/E von über 60 kam. In den letzten Jahren war das nicht unüblich, sondern die Normalität.
Allerdings verzeichnete man in dieser Zeit auch enorme Gewinnsteigerungen, das ist aktuell nicht mehr der Fall.
Ein weitaus besseres Argument liefert der freie Cashflow. Nachdem die Umstellung auf die neuen Verträge vollzogen wurde, dürfte er stark überproportional zulegen.
Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr wurde ein FCF von 1,28 Mrd. USD erzielt und im laufenden sollen es 1,43 – 1,50 Mrd. USD werden. Im kommenden Geschäftsjahr wären sogar 2,0 Mrd. USD denkbar.
Gesamtfazit:
Autodesk sammelt bei einem von drei Themen Pluspunkte, bei den anderen beiden ist das Bild gemischt. Knapper Punktsieg für die Bullen.
Geschäftsmodell
Autodesk ist ein weltweit führender Anbieter von Software für CAD und Computeranimation. Die computergestützten 3D-Design Programme kommen in zahlreichen Branchen zum Einsatz.
Beispielsweise in den Bereichen Architektur, Gebäudetechnik, Hoch- und Tiefbau, Automotive, Transportwesen, Mechanik, Maschinenbau, Medien und Unterhaltung sowie Versorgung, Medizintechnik und Telekommunikation.
Mit den Softwarelösungen von Autodesk lassen sich digitale Modelle und Abläufe von Projekten zeichnen und konstruieren und dadurch visualisieren, simulieren und analysieren. So lassen sich Pläne, Ideen und Konzepte am PC vor der Umsetzung virtuell erstellen, planen, testen und optimieren.
Die Anwendungsfelder der Autodesk-Produkte sind äußerst vielfältig, hier finden Sie eine Übersicht (Link).
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