In China dreht die Notenbank den Geldhahn erneut weiter auf, die BMW-Aktie machte umgehend einen Satz nach oben. Grundsätzlich ist das zwar nachvollziehbar, aber kann sich die Aktie auch über diese unmittelbare Reaktion hinaus wieder nach oben orientieren?
China ist für die europäischen Automobilhersteller ein Problem: Der Absatz dort läuft miserabel, die schon x-mal erwartete Belebung bleibt weiterhin aus. Da der Export nach China in den letzten Jahren für Konzerne wie BMW immer wichtiger wurde, drückt das erheblich auf den Gewinn, zumal Europa ebenfalls nicht zufriedenstellend läuft. Gerade erst hatte BMW die 2024er-Prognose gesenkt und dabei neben der teuren Rückrufaktion wegen fehlerhafter Bremssysteme auch China als Grund für den nach unten korrigierten Ausblick genannt.
Da ist es nicht unbedingt überraschend, wenn alles, was aus China kommend nach „good news“ klingt, als Argument gesehen wird, dass sich die Lage in Kürze deutlich verbessern wird. Aber wird es das wirklich?
Die People’s Bank of China, die chinesische Notenbank, senkte am Dienstag einen kurzfristigen Ausleihe-Zins für Banken und nahm den Mindestreservesatz, den Banken halten müssen, zurück. Zugleich wurde die Mindestanzahlung beim Kauf einer Zweitimmobilie von 25 auf 15 Prozent gesenkt. Dieses Maßnahmenpaket wird die Liquidität für die chinesische Wirtschaft spürbar erhöhen, das ist unstrittig. Und darüber hinaus deutete die Notenbank sogar an, dass weitere Schritte folgen könnten.
Das klingt gut, zumal viele reflexartig sinkende Zinsen und steigende Aktienkurse in einen Topf werfen. Aber die Frage ist, wie lange solche emotionalen Reaktionen vorhalten, wenn die Sache nicht so wirklich solide unterfüttert ist. Und in diesem Fall ist das Fundament eines Kurssprungs bei BMW als Reaktion auf diese Zinsmaßnahmen nicht gerade stabil.
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Expertenmeinung: Chinas Notenbank hat schon mehrfach im laufenden Jahr Lockerungen vorgenommen. Das, was wir jetzt sehen, ist eine Steigerung, die sehr nach operativer Hektik mangels anderer Lösungen aussieht. China droht das selbst gesetzte Wachstumsziel zu verfehlen. Das darf nicht sein, also wird der Geldhahn aufgedreht … ohne Rücksicht auf mittelfristige Folgen. Denn Wachstumsschwäche mit billigem Geld zu bekämpfen ist brandgefährlich, wenn die Schulden schon vorher zu hoch und der Grund für das zu geringe Wachstum waren.
Und eine sofortige Reaktion in Sachen Konsum ist, vor allem, wenn es um große Anschaffungen wie Neuwagen geht, mehr als fraglich. Vor allem die weiterhin nicht bereinigte Immobilienkrise bremst die chinesischen Verbraucher. Viele sind dem Immobilienboom auf den Leim gegangen und haben sich mit überteuerten Käufen massiv verschuldet, andere sehen das und werden immens vorsichtig. Daher ist es nicht logisch begründbar, weshalb diese beinahe panisch wirkenden Aktionen der Notenbank in China den Absatz und die Gewinnmargen von BMW befeuern sollten, zumindest nicht auf Sicht von ein, zwei Quartalen.
Diese unmittelbare Reaktion der Aktie ist typisch, ob sie vorhält, aber offen. Hoffnung kann einer Aktie durchaus Flügel verleihen, die weit tragen, bevor die Realität die Trader einholt. Aber erst, wenn die BMW-Aktie nicht nur das gestern Abend bereits leicht überschrittene Zwischentief vom August und die aktuell bei 80 Euro verlaufende April-Abwärtstrendlinie überboten hat, wäre hier mehr passiert als eine Gegenbewegung in einem intakten Abwärtstrend. Und da dieser Kurssprung mittlerweile den kompletten Selloff vom 10. September – d.h. die Reaktion auf die Prognosesenkung – egalisiert hat, obwohl neben China ja auch die Rückrufaktion im Raum steht, wäre hier bereits wieder so viel Hoffnung im Kurs drin, dass man, wollte man einem Ausbruch über die Abwärtstrendlinie folgen, mit größter Vorsicht und konsequenten Stop Loss agieren sollte.
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