Online-Lotterien stehen hoch im Kurs. Ist die Zeal Aktie ein Corona-Profiteur oder ist die Rallye vorbei? Wir zeigen Ihnen, wie das Geschäft läuft und wie es charttechnisch aussieht.
Nicht verwechseln
Zeal Network betreibt mehrere Lotterieplattformen in Deutschland und Spanien. Darunter auch Lotto24.de, Tipp24.com.
Vorab ist es sehr wichtig, sich den Unterschied zwischen dem staatlichen Lotto und Anbietern wie Zeal klarzumachen.
Der Staat schüttet bei den Lotterien rund die Hälfte aller Einsätze aus und kassiert den Rest.
Es ist das einfachste Geschäftsmodell der Welt und es bringt dem Staatssäckel jedes Jahr Milliarden.
Bei Anbietern wie Lotto24 sieht das allerdings anders aus. Sie vermitteln lediglich Lotterie-Angebote oder bilden sie nach und kommen aus allerlei Gründen auf eine sehr viel geringere Profitabilität wie das große Vorbild.
Mit am meisten verschlingt die Werbung. Tatsächlich kostet Zeal jeder Neukunde mehr als 27 Euro.
Das muss man anschließend erst wieder erwirtschaften.
Probleme
Genau aus diesem Grund hat das Unternehmen auch Probleme mit der Profitabilität. Unter dem Strich läuft der Umsatz seit mehr als zehn Jahren seitwärts.
Der Gewinn pendelte in diesem Zeitraum zwischen 1 und 41 Mio. Euro. Tendenz abwärts (klick).
Daran änderte auch die Abspaltung und die kürzlich erfolgte Wieder-Übernahme von Lotto24 nichts – ganz im Gegenteil.
Die Mittel, die man durch die Abspaltung 2012 eingenommen hat, sind längst weg. Durch die neuerliche Eingliederung von Lotto24 hat sich die Zahl der ausstehenden Aktien allerdings mehr als verdoppelt.
Wirtschaftlich steht man heute also da, wo man vor acht Jahren bereits stand – allerdings wurden die Aktionäre massiv verwässert.
Bestenfalls sind die Papiere heute die Hälfte Wert wie damals, denn der Gewinn ist zwischenzeitlich sogar weiter gesunken.
Die Integration scheint auch gewisse Probleme mit sich zu bringen. Zeal selbst spricht von „Umsatz-Dissynergien“.
Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden
„ZEAL wächst auch im dritten Quartal 2020 schneller als erwartet und hebt die Jahresprognose erneut an.“
So lautete vor einigen Wochen der Titel einer Ad-Hoc Meldung des Unternehmens. Vielleicht wäre es aber besser, wenn man sich selbst einen Eindruck verschafft. Hier finden Sie die Quartalsberichte.
Auch in den Veröffentlichungen lobt sich das Unternehmen gerne selbst. So ist auf Seite 3 des Q3-Bereichts die Rede von „starken neun Monaten, einem gestiegenen Transaktionsvolumen, vielen Neukunden und einer erhöhten Prognose“.
An sich ist das auch richtig, aber was bringt das, wenn die faktischen Zahlen am Ende so aussehen:
Der Umsatz ist um 31% auf 63,8 Mio. Euro eingebrochen und das EBIT von 12,8 auf 2,9 Mio. Euro kollabiert.
Das Geschäft läuft also miserabel. Trotz oder gerade wegen den vielen Neukunden, die man nur über massive Marketingmaßnahmen akquirieren konnte und die das Geld dann aber nicht wieder einspielen.
Ausblick und Bewertung
Warum die Aktie trotzdem seit Monaten im Rallye-Modus ist, lässt sich rational also kaum erklären. Es sei denn, Anleger lesen nur die Überschriften der Mitteilungen von Zeal.
Wie zum Beispiel die Aussage, dass man die Prognose erhöht hat.
Zeal hat die Prognose für das bereinigte EBITDA von 7-10 Mio. auf 8-10 Mio. Euro „angehoben“.
Im Kern stimmt die Aussage also. Das Problem ist nur, dass das einem Einbruch des EBITDA um mehr als zwei Drittel entspricht, denn im Vorjahr erzielte man ein bereinigtes EBITDA von 29,4 Mio. Euro.
Am Ende ist das aber ohnehin eine Frankenstein-Kennzahl. Das Nettoergebnis lag im Vorjahr nur bei 1,7 Mio. Euro.
Die harte Realität
Die Chancen stehen also ziemlich gut, dass Zeal in diesem Jahr nichts verdienen wird. Der operative Cashflow war in den letzten Monaten bereits negativ.
In den ersten neun Monaten verzeichnete der Konzern Mittelabflüsse von -56,96 Mio. Euro.
Ein sinnvolles KGV lässt sich nicht berechnen, wir müssen uns mit dem KUV behelfen. Das liegt derzeit bei 11,7. Abgesehen von der aktuellen Rallye lag das KUV zuvor nie über 3,7.
Von dieser Warte aus gesehen ist die Aktie erheblich überbewertet.
Das ist erstaunlich. Mehr Neukunden wie zu Zeiten von Corona wird ein Anbieter von Internet-Lotterien wohl nie mehr gewinnen können.
Was wird es erst danach laufen?
Chart
Das Ende einer Rallye zeitlich exakt vorherzusagen, ist äußerst schwierig. Bei Zeal mehren sich allerdings die Zeichen der Schwäche. Die Aufwärtsbewegung verliert zunehmend an Dynamik.
Fällt die Aktie unter 40 Euro, kommt es zu einem Verkaufssignal mit Kurszielen bei 37 und 35 Euro.
Das heutige Reversal spricht allerdings dafür, dass die Bullen noch nicht aufgegeben haben. Über 42 Euro ist der Weg in Richtung 45-46 Euro frei.
Ein prozyklisches Kaufsignal ergibt sich allerdings erst über 46 Euro.

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