tonies Aktie Prognose Tonies: Vom Absturz zum Comeback? Die Chancen und Risiken der Tonies-Aktie

Die Tonies Aktie hat seit dem Börsengang rund zwei Drittel an Wert verloren. Ist das eine Gelegenheit für Investoren, oder verschwindet die Aktie im Erdboden?

tonies entwickelt und vertreibt tonies®, das innovative und preisgekrönte Audiosystem für Kinder. Bestehend aus dem Abspielgerät Toniebox und den dazu passenden Hörfiguren – Tonies genannt – macht das System Audioinhalte anfassbar und ermöglicht eine völlig neue Art von Hörerlebnis: das „Hörspielen”. Gestartet 2016 in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist tonies® mittlerweile in dreizehn verschiedenen Ländern auf drei Kontinenten verfügbar und bietet ein Portfolio aus über 700 Tonies. tonies beschäftigt über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist über die tonies SE seit dem Jahr 2021 in Frankfurt an der Börse gelistet.

Deutsche Börsengänge: Ein Trauerspiel

Bisher war der Börsengang für die Anleger jedoch nicht sonderlich erfreulich. Zeitweise lag der Kurs bei 15 Euro, heute bei 4,96 Euro.

In Deutschland haben erfolglose Börsengänge fast schon Tradition. In diesem Jahr gab es mit Ionos bisher ein größeres IPO, die Aktie ist 30 % im Minus.
Im vergangenen Jahr gab es neun, davon sind sechs im Minus und vier haben mehr als die Hälfte an Wert verloren.

Im Jahr 2021 drängten 22 Unternehmen aufs deutsche Parkett, davon notieren 19 unter dem Ausgabepreis.
Das Problem ist nicht nur, dass man mit dem absolut überwiegenden Teil der Börsengänge in Deutschland kein Geld verdienen konnte, sondern das Ausmaß der Kursverluste.
Etliche Aktien notieren 70-80 % unter dem Ausgabepreis.

In den Vorjahren sah es übrigens auch nicht viel besser aus, 2020 wurden wir beispielsweise mit Perlen wie Fashionette, Exasol und Siemens Energy beglückt. Wer seitdem investiert ist, hat Kursverluste von 84 %, 77 % und 29 % eingefahren.

Leider dürfte es kaum möglich sein, bei den meisten dieser Kleintitel beim Börsengang Aktien zum Leerverkauf zu bekommen, sonst könnte man eine schöne Short-Strategie daraus basteln.

Umsatzexplosion und internationale Expansion im Fokus

Eine Sache dürfte jedenfalls klar sein: Am besten lässt man die Finger von deutschen Börsengängen.
Doch kommen wir zurück zu Tonies. Nachdem die Aktie bereits erheblich an Wert verloren hat, könnte sie jetzt interessant sein.

Das Unternehmen hat rückwirkend Zahlen bis 2018 vorgelegt. In diesem Zeitraum ist der Umsatz von 61,3 auf 258,3 Mio. Euro massiv gestiegen.
Das Bruttoergebnis hat sich in dieser Zeit von 24,3 auf 108,3 Mio. Euro mehr als vervierfacht.
Profitabel war man bisher trotzdem nicht.

Dieser Umstand dürfte maßgeblich zu dem Absturz der Aktie beigetragen haben. Denn einerseits stellt sich natürlich die Frage, wann das Geschäft endlich einen Gewinn abwerfen soll und wie lange man sich danach halten wird, denn natürlich hat der Erfolg der Tonies Boxen eine ganze Reihe von Nachahmern und Konkurrenten auf den Plan gerufen.

Bisher scheint es der Konkurrenz aber nicht zu gelingen, Tonies das Wasser abzugraben. Das Wachstum ist weiterhin massiv und die internationale Expansion hat gerade erst begonnen.

Kampf gegen die Zeit: Wie langlebig ist das Tonies-Geschäftsmodell?

Der Punkt, der mich aber am stärksten von einem Investment in Tonies zurückschrecken lässt, ist nicht die unmittelbare Konkurrenz, sondern die Frage nach der Langlebigkeit des Unternehmens.
Wer kann schon sagen, ob Tonieboxen nicht in wenigen Jahren wieder „out“ sind. Eine Sache ist aber ohnehin sicher: Die Kunden von Tonies entwachsen dem Produkt irgendwann.
Fünfjährige begeistert Biene Maja aus der Box vielleicht, aber fünfzehnjährige sicherlich nicht.

Daher ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Das Unternehmen dürfte an der Box selbst auch perspektivisch nichts oder wenig verdienen, den wirklichen Gewinn können nur die Tonies selbst bringen (Link), also die Figuren mit Hörinhalten.

Tonies muss also schnell profitabel werden und die Kuh melken, solange sie noch Milch gibt. Vielleicht ist das eine zu pessimistische Einschätzung der Lage, aber wie viele Spielzeuge gibt es, die eine gewisse Zeit im Trend lagen und dann wieder in der Versenkung verschwunden sind?

Das gilt in der heutigen Zeit vielleicht noch mehr als früher, denn die Menge an Spielzeug, die Kinder besitzen ist massiv gestiegen. Im Umkehrschluss muss die Aufmerksamkeitsspanne je Spielzeug sinken, Kinder verlieren schneller das Interesse.
Früher oder später werden immer mehr Tonieboxen auf ebay Kleinanzeigen landen, bereits heute sind tausende Angebote online.

Tonies auf dem Vormarsch: USA als Wachstumstreiber

Doch wie gesagt, bisher hat das den Erfolg von Tonies nicht gestoppt. Im letzten Geschäftsjahr ist der Umsatz um 37,4 % gestiegen, das Bruttoergebnis kletterte um 54,2 %.
Die Richtung stimmt, vor allem außerhalb des bisherigen Kernmarktes DACH.

In der DACH – Region legte der Umsatz nur noch um 4,6 % auf 158,3 Mio. Euro zu. Zeigen sich hier bereits erste Zeichen einer Marktsättigung?
In den USA konnte der Umsatz jedoch um 223 % auf 65,6 Mio. Euro gesteigert werden und im Rest der Welt um 110 % auf 34,4 Mio. Euro.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 42 % auf 65 Mio. Euro gesteigert werden.
In der profitablen DACH-Region hat sich das Wachstum wieder auf 11,2 % beschleunigt, der Umsatz lag bei 39,2 Mio. Euro.

In den USA konnte der Umsatz um 221 % auf 19,0 Mio. Euro gesteigert werden, im Rest der Welt um 47 % auf 6,9 Mio. Euro.

Kann Tonies die hochgesteckten Erwartungen erfüllen?

Für das Gesamtjahr stellt man ein Umsatzplus um 37 % auf 354 Mio. Euro in Aussicht, davon soll etwa ein Drittel auf die USA entfallen.
Das bereinigte EBITDA soll erstmals positiv ausfallen, das ist allerdings nicht damit gleichzusetzen, dass Tonies auch profitabel sein wird.

Für 2023 wird noch ein kleiner Verlust erwartet, 2024 winkt ein kleiner Gewinn und 2025 soll Tonies laut den derzeitigen Schätzungen 0,24 Euro je Aktie verdienen.
Zeichnet es sich ab, dass diese hochgesteckten Erwartungen erfüllt werden können, hat die Aktie nennenswertes Aufwärtspotenzial.

Das beste Argument der Bullen dürfte die Zahl der in Summe verkauften Tonieboxen sein, die im letzten Jahr von 3,5 auf 4,9 Millionen Stück kletterte – und in den ersten 4,5 Jahren konnte man durchschnittlich rund 20 Tonies-Figuren pro Toniebox verkaufen.

Das zeigt, welches Umsatzpotenzial noch vorhanden ist.

Durch die höhere Produktauswahl und die Konsumfreudigeren Kunden in den USA, dürfte diese Zahl sogar noch weiter steigen.
Gehen wir vom UVP aus, generiert jede verkaufte Toniebox auch noch 340 Euro an Umsatz durch Tonies-Figuren.

Allerdings sollte man nicht verschweigen, dass der Umsatz mit Tonies-Figuren seit geraumer Zeit langsamer steigt als der mit den Boxen.

Wie sie sehen, haben sowohl Bullen als auch Bären gute Argumente für ihre jeweilige Einschätzung der Lage.
Tonies hat das Potenzial ein gutes Investment zu werden, doch sicher ist es keineswegs.

Noch befindet sich Tonies in einem klaren Abwärtstrend und fällt die Aktie unter 4,80 Euro, muss mi einem erneuten Rückfall in Richtung 4,25 oder sogar 3,50 Euro gerechnet werden.

Erste positive Signale ergeben sich hingegen im Falle eines Anstiegs über 5,15 Euro. In diesem Szenario wäre der Weg in Richtung 5,50 oder 5,75 Euro frei.

Gelingt ein Anstieg über 6,00 Euro und somit auch über den Abwärtstrend, hellt sich das Chartbild nachhaltig auf.