Auf Sonne folgt Regen. An der Börse kann das schneller gehen als man denkt. Gestern noch Prügelknabe, heute Überflieger: Asos.
Das ist noch eine Untertreibung
Kürzlich hatte ich eine Analyse zu Asos veröffentlicht. Damals war die Stimmung beim Zalando-Konkurrenten nicht gerade rosig.
Eine schlechte Nachricht nach der anderen verhagelte den Anlegern gehörig die Laune.
Der Kurs kollabierte kurzerhand von 6.000 auf 2.250 GBp.
Die Belebung des Geschäfts durch Corona hatte sich in Luft aufgelöst. Es folgte eine Gewinnwarnung und der Chef räumte sogar seinen Sessel.
Erfreulich ist das alles nicht und das rechtfertigt natürlich auch fallende Kurse. Wenn kurstechnisch allerdings 8 Jahre ausgelöscht werden, obwohl das Unternehmen den Umsatz in dieser Zeit verfünffacht und das Ergebnis je Aktie nahezu verdreifacht hat, sollte man die ganze Geschichte hinterfragen.
Genau das haben wir getan:
Zalando-Konkurrent Asos: Der Corona-Boom ist vorbei. Gewinnwarnung, Chef tritt ab
An der Börse kommt es eben ständig zu Übertreibungen – in beide Richtungen. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich bei Asos zu engagieren, sollten sie erste und ausführliche Analyse zum Unternehmen dringend lesen.
Was ist seitdem passiert?
Aus fundamentaler Sicht muss man gar klar sagen: Nichts. Asos hat seitdem keine Mittelung veröffentlicht, geschweige denn Zahlen vorgelegt (Link). Der Kurs ist allerdings um 25% gestiegen.
Genau aus diesem Grund hatte ich in der ersten Analyse auch so ausführlich über die „Wankelmütigkeit der Börse“ gesprochen.
Inzwischen hat sich das Sentiment also wieder verbessert. Anleger haben erkannt, dass der Abverkauf zu weit geführt hat. Plötzlich sind die Trader wieder zu Stelle, denn jetzt sieht der Chart plötzlich wieder aussichtsreich aus.
Das ist eben die Crux daran, wenn man ausschließlich auf technischer Basis arbeitet. Charts sehen direkt am Hoch maximal bullisch und direkt am Tief maximal bärisch aus.
Daher kann ich jedem Anleger nur raten, sich mit Fundamentalanalyse zu beschäftigen. Wer erfolgreich investieren will, muss die wichtigsten Kennzahlen kennen und sie interpretieren können.
Ausblick und Bewertung
Versuchen wir es am Beispiel Asos. Zunächst muss festgestellt werden, ob sich die Kennzahlen in die richtige Richtung entwickeln.
Der Umsatz von Asos hat sich in den letzten zehn Jahren verachtfacht und das Ergebnis verfünffacht.
Es gab kein Jahr ohne Umsatzwachstum, der Gewinn ist zwar volatil, entwickelt sich aber tendenziell zur Oberseite.
Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr legte der Umsatz um 20% von 3,26 auf 3,91 Mrd. GBP zu.
Das Ergebnis stagnierte bei 1,25 GBP pro Aktie jedoch, wenngleich aber auf einem Rekordniveau.
Die geschäftliche Entwicklung kann sich langfristig also sehen lassen und die zugrundeliegenden Trends sind auch intakt.
Derzeit kommt Asos auf ein KGV von 22,5. Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, bei dem anhaltend hohen Umsatzwachstum aber sicherlich nicht ausufernd viel.
Das gilt vor allem mit Blick auf die langfristige Prognose des Unternehmens selbst. Asos erwartet in den kommenden 3-4 Jahren eine Verdopplung des Umsatzes.
Gleichzeitig sind wir mit einem KUV von 0,8 derzeit am unteren Ende von dem, was für Asos in der Vergangenheit gezahlt wurde.
Das bedeutet, dass sich der Kurs selbst in einem Szenario, in dem das KUV auf dem derzeit niedrigen Niveau bleibt, in dieser Zeit verdoppeln könnte.
Im Mittel musste man für Asos in den letzten fünf Jahren aber ein KUV von 1,7 auf den Tisch legen. Wird dieses Niveau wieder erreicht, entspräche das einer Vervierfachung der Aktie.

Daher bleibe ich bei dem Fazit aus der letzten Analyse, auch wenn der Kurs seitdem um 25% gestiegen ist:
Der Boden ist definitiv näher als die relevanten Kursziele auf der Oberseite. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Aktie eher früher als später wieder deutlich höher notieren wird.
Damals stellt sich vor allem die Frage, wann und von welchem Niveau die nächste Rallye starten würde.
Inzwischen kennen wir die Antwort auf diese Frage. Die Antwort war: Genau zum Zeitpunkt und auf dem Niveau der damaligen Analyse.
Der erste relevante Abwärtstrend wurde auch schon überwunden. Über 2.780 GBp wurde ein prozyklisches Kaufsignal mit Kurszielen bei 3.000 sowie 3.333 und 3.500 GBp ausgelöst.
Antizyklische Anleger müssen hingegen auf einen Rücksetzer zur Unterstützung bei 2.780 oder zum kurzfristigen Aufwärtstrend, welcher derzeit bei 2.600 GBp verläuft, hoffen.
Fällt die Aktie hingegen unter den Aufwärtstrend zurück, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen