Die Commerzbank meldete am Freitag den höchsten Quartalsgewinn seit 2011. Die Aktie lief daraufhin an das bisherige Jahreshoch vom März, das ebenfalls zuletzt 2011 gesehen wurde. Damit bleibt das Chartbild bullisch. Heißt das automatisch, dass man weiter kaufen könnte?
Das Zahlenwerk war fraglos überzeugend. Der Umsatz stieg ebenso wie der Nettogewinn um etwa zwölf Prozent – beides übertraf damit die Prognosen – und der Gesamtjahresausblick wurde bestätigt. Mit diesen Ergebnissen im Rücken ist es zumindest ziemlich unwahrscheinlich, dass der Aktienkurs in Kürze in einen Abwärtsstrudel gerät. Aber das beantwortet nicht die Frage, ob noch unmittelbar weiteres Aufwärtspotenzial in einer Größenordnung zu erwarten wäre, das jetzt, nachdem die Zahlen auf dem Tisch liegen, noch den Einstieg lohnt und Gewinnmitnahmen zu einer Fehlentscheidung machen würde.
Dazu sollte man sich die Bewertung sowie die Analystenkurziele ansehen und über das Thema der UniCredit-Übernahmebestrebungen nachdenken und das mit dem Chartbild abgleichen.
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Expertenmeinung: Der Gewinn ist in den letzten Jahren zwar kräftig gestiegen, aber die Aktie stieg stärker. Dadurch liegt die Bewertung auf Basis der 2025er-Durchschnitts-Gewinnerwartung der Analysten derzeit bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis um 10,8. Acht bis zehn wäre normal, die Aktie ist also schon ein wenig teuer. Was zwar weniger ein Problem wäre, wenn man davon ausgehen könnte, dass die Gewinne des Geldhauses in den kommenden Jahren wie ein Strich und zügig weiter steigen. Aber selbst die Analysten lehnen sich da nicht so weit aus dem Fenster, deren durchschnittliches Kursziel liegt derzeit bei 24,90 Euro und wäre aktuell überschritten.
Hinzu kommt, dass das Argument, das die Aktie in den vergangenen Monaten zusätzlich befeuert hat, immer wackliger wird: eine mögliche Übernahme durch die italienische Großbank UniCredit. Denn die hat sich zwar nennenswerte Anteile an der Bank zusammengekauft, hat das aber zu weit niedrigeren Kursen getan. Wollte man jetzt mehr, müsste man ein offizielles, öffentliches Übernahmeangebot abgeben und dabei, damit da auch was vorangeht, noch etwas auf den aktuellen Kurs drauflegen. Das wäre dann aber kaum rentabel. Hinzu kommt, dass nicht nur die Commerzbank, sondern auch der Bund als Anteilseigner gegen eine solche Übernahme sind.
Auf der anderen Seite hält die UniCredit damit einen größeren Anteil an der Bank, der einerseits womöglich nicht mehr benötigt wird, wenn man die Übernahme erst einmal von der Agenda streicht, andererseits aber immense Gewinne bringen würde, wollte man diese Aktien und Derivate verkaufen. Das birgt ein latentes Risiko auf der Unterseite.
Rein charttechnisch ist die Aktie zwar weiter bullisch und die Chance, dass das am Freitag nur marginal überbotene bisherige Jahreshoch (25,19 Euro) auch deutlicher überboten wird, durchaus gegeben. Aber sollte ein signifikanter Ausbruch gelingen, wäre man wohl nicht schlecht beraten, einen Stoppkurs zwei, drei Prozent unter dieses alte Hoch zu legen. Auch Teilverkäufe bestehender Positionen sollte man dann in die Überlegung mit einbeziehen, denn allzu viel Luft nach oben ist kurzfristig eher nicht mehr, bevor eben diese Luft dann dünn wird.

Quellenangaben: Ergebnis des 1. Quartals 2025, 09.05.2025:
https://www.commerzbank.de/konzern/newsroom/pressemitteilungen/quartalszahlen-q1-2025.html
Analysten-Kursziele: https://finance.yahoo.com/quote/CBK.DE/analysis/
Offenlegung möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in dem besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.