Siemens Energy hat eine beachtliche Rallye hingelegt. Sollte man die nächste Chance zum Einstieg nutzen, oder sieht es eher schlecht aus?
Das nächste Spin-Off von Siemens
Seit Ende September vergangenen Jahres ist Siemens Energy eigenständig an der Börse.
Siemens-Aktionäre erhielten für jedes Papier eine halbe Aktie der nun abgespaltenen Energiesparte.
Bisher dürfen sie sich freuen, denn der Kurs liegt weit über der Erstnotiz.
Stellt sich nur die Frage, ob auf diesem Niveau noch nennenswertes Potenzial vorhanden ist, oder eher die Risiken überwiegen.
Ein neuer Gigant
Die ehemalige Konzernsparte von Siemens ist wahrlich kein Fliegengewicht. Derzeit liegt der Börsenwert bei 23,75 Mrd. Euro.
Damit ist man mehr Wert als 12 der 30 Dax-Unternehmen.
Ob das angemessen ist, werden wir sehen. Wie immer liegt die Wahrheit in den Zahlen.
Siemens Energy erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 28,8 Mrd. Euro. Die Bruttomarge ist mit 14,5% aber niedrig, selbst für diese Branche.
Zum Vergleich: E.On kommt auf 22% und RWE auf 27%. Das ist kein guter Anfang, denn auch diese Aktien sind alles andere als langfristige Outperformer.
Sie alle haben es schwierig, denn Stromerzeug und -Übertragung usw. ist kein einfaches Geschäft.
Der Wettbewerbsdruck ist hoch, ebenso der Kapitalbedarf. Die Renditen und Margen sind hingegen niedrig.
Darüber hinaus ist die Branche massiv reguliert.
Daher ist es sehr selten, dass Aktien aus diesem Sektor langfristige Outperformer sind.
Das muss man wissen
In gewissem Maß gilt das auch für den Bau von Gasturbinen, Dampfturbinen, Generatoren, Transformatoren und Kompressoren. Auch in diesem Sektor ist man tätig, wie auch im Bereich erneuerbare Energie.
Siemens Energy wird erst noch beweisen müssen, dass man überhaupt nachhaltig profitabel arbeiten kann.
Bisher ist das nicht überzeugend gelungen.
Seit 2017 ist der Umsatz von 30,09 auf 28,80 Mrd. Euro gesunken und das Ergebnis ist von 910 auf 158 Mio. Euro eingebrochen.
Freudenstürme dürfte das bei keinem Anleger auslösen.
Läuft es aktuell besser?
Die Aktie wird aber trotzdem gekauft und steigt. Womöglich konnte das Unternehmen ja in der jüngeren Vergangenheit, also den letzten Quartalen überzeugen.
Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr sank der Umsatz um 5% auf 27,46 Mrd. Euro.
Das Ergebnis implodierte von +0,22 auf -2,21 Euro je Aktie.
Ein Großteil der Verluste ist zwar auf Sondereffekte zurückzuführen, aber auch ohne das wäre man Defizitär gewesen.
Der freie Cashflow vor Steuern war von 1,16 Mrd. auf 0,98 Mrd. Euro ebenfalls rückläufig.
Einzig positiv ist der anhaltend hohe Auftragsbestand von 79 Mrd. Euro. Das hat bisher aber auch nicht geholfen.
Tendenz und Ausblick
Darüber hinaus hat sich die Lage im vierten Quartal weiter verschlechtert.
Der Umsatz sank um 8% auf 6,99 Mrd. Euro. Das Ergebnis ist von 0,07 auf -0,51 Euro je Aktie eingebrochen.
Der freie Cashflow gab um 67% nach und der Auftragseingang um 24%.
Mir fällt es daher ziemlich schwer, den Enthusiasmus der Anleger zu teilen.
Hier wird ausschließlich Hoffnung gekauft. Die Hoffnung, dass alles besser wird.
Doch selbst wenn man zeitnah wieder so viel verdient, wie im besten uns bekannten Jahr (2017), läge das KGV noch bei 26.
In dieser Branche ist das außerordentlich viel.
Tatsächlich wird für das angebrochene Geschäftsjahr aber nicht viel mehr als eine schwarze Null erwartet. Im Folgejahr soll das Ergebnis dann hoffentlich wenigstens bei 0,80 Euro je Aktie liegen – das entspräche aktuell einem KGV von 38.
Kein Wunder, dass Siemens an diesem Spin-Off nur 35,1% der Anteile behalten wollte. Bei Healthineers waren es knapp 80%.
Das sagt wohl genug.
Chart
Aus technischer Sicht ist die Aktie ebenfalls angeschlagen. Nachdem die Aktie über Wochen hinweg im Widerstandsbereich bei 34 Euro gescheitert ist, kommt es nun zu Verkaufsdruck.
Mögliche Anlaufstellen auf der Unterseite liegen bei 30 sowie 28,75 Euro.
Rutscht die Aktie unter den noch intakten Aufwärtstrend, also unter 28,75 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Verkaufssignal.

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