Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die Aktie des deutschen Windturbinenherstellers befindet sich schon seit geraumer Zeit in der Krise. Jüngst gab es Nachrichten, wonach der Konzern Staatsgarantien in Höhe von 7.5 Milliarden EUR erhält, was dem Kurs der Siemens Energy-Aktie zumindest vorübergehend wieder etwas Auftrieb gab.
Nach wie vor haben wir es hier mit einem eklatanten und starken Abwärtstrend zu tun. Seit Mitte des Jahres scheint das Papier zum Abschuss frei, und immer mehr Anleger warfen in den letzten Monaten das berühmte Handtuch. An der Börse aktuell steht ein Abschlag seit Juni von immerhin mehr als 60% zu Buche und das obwohl die Aktie in den letzten Wochen um mehr als 50% zulegen konnte.
Expertenmeinung: Es stelltsich die Frage, ob sich diese technische Erholung fortsetzen kann oder nicht? Vorerst bin ich etwas skeptisch, denn nach wie vor sehen wir weder ein höheres Tief noch ein höheres Hoch im Chart. Dies wäre zumindest die Grundvoraussetzung, um eine mögliche Bodenbildungsphase einzuleiten.
Von einem Trendwechsel sind wir also noch weit entfernt und solange sich die Kurse unter der fallenden 50-Tage-Linie befinden, hier in Blau eingezeichnet, sollten sich Anleger hüten, das fallende Messer greifen zu wollen. Vorerst heißt es also noch zuwarten, bis Großanleger beginnen, sich wieder nachhaltig zu platzieren.
Aussicht: BÄRISCH
Siemens Energy Aktie: Chart vom 13.11.2023, Kurs: 21.42 EUR Kürzel: ENR | Quelle: TWS
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Bei Siemens Energy scheinen die Probleme kein Ende zu nehmen. Man verdient einfach kein Geld. Besteht noch Hoffnung?
Könnte besser laufen
Börsengänge sind statistisch gesehen ein schlechter Zeitpunkt für Investments. Siemens Energy ist keine Ausnahme. Die erste Euphorie ist längst verflogen, die Aktie abgestürzt.
Heute könnte man die Aktie fast für die Hälfte des Ausgabepreises bekommen. Für Anleger ist es ein Debakel, so wie nahezu alle Börsengänge in Deutschland.
Doch ab einem gewissen Punkt muss man sich natürlich die Frage stellen, ob der Abverkauf nicht zu weit geht. Das letzte markante Tief hat sich bei knapp über 10 Euro ausgebildet und anschließend kam es zu einer Kursverdopplung.
Das könnte durchaus wieder passieren, möglich ist schließlich alles. Selbst die Aktien von miserablen Unternehmen vollziehen von Zeit zu Zeit größere Rallyes.
Das passiert meistens dann, wenn es gerade mal wieder etwas besser läuft. Dann keimt bei den Anlegern Hoffnung auf und die Kurse steigen. Sobald sich dann jedoch herausstellt, dass sich an den grundlegenden Problemen nichts geändert hat und die Verbesserung der Geschäftszahlen ein vorübergehendes Phänomen war, lösen sich die Kursgewinne zügig wieder in Luft auf.
Das ist bei Siemens Energy 2021 nach der Rallye geschehen und in diesem Jahr war es nicht anders.
Das erste Fazit: Siemens Energy wird mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann eine Rallye vollziehen, vielleicht verdoppelt sich der Kurs sogar wieder. Die Frage ist nur, von welchem Niveau. Das eigentliche Problem ist aber, dass die Zeit gegen einen spielt – es sei denn, die Geschäftszahlen verbessern sich nachhaltig.
Nachhaltig steigende Kurse, die nicht wieder im nächsten Crash münden, sind nur dann möglich, wenn Umsatz, Gewinn und Cashflow auch nachhaltig steigen.
Bisher war das bei Siemens Energy aber nicht der Fall. Der Umsatz von Siemens Energy ist mindestens seit 2017 rückläufig. Das Ergebnis lag in dieser Zeit zwischen -1,61 Mrd. und +910 Mio. Euro, wobei das beste Jahr 2017 war.
Es geht also eher abwärts statt aufwärts. Kein Wunder, dass sich Siemens gerne von der Mehrheit an seiner ehemaligen Tochtergesellschaft getrennt hat und inzwischen nur 25,1 % der Anteile hält.
Ausblick und Bewertung
Daher habe ich mich seit dem Börsengang von Siemens Energy bereits vier Mal zur Aktie geäußert und das Votum war immer negativ. Zuletzt noch bei einem Kurs von 23,16 Euro (Link).
Seitdem hat Siemens Energy die Prognose gekürzt und Quartalszahlen vorgelegt.
Wie man im Juli mitteilte, musste man aufgrund von „deutlich erhöhten Ausfallraten“ bei Windturbinen-Komponenten eine erweiterte technische Überprüfung der installierten Flotte einleiten. Damals schätzte man, dass dadurch Kosten von „über 1 Milliarde Euro“ entstehen würden.
Das ist ein herber Schlag, vor allem für ein Unternehmen, das ohnehin Probleme mit der Profitabilität hat. Schließlich hat man seit dem Börsengang in keinem einzigen Jahr einen Gewinn erzielt. Wie absurd das ist, darauf kommen wir später noch zu sprechen.
Daraufhin musste Siemens Energy die „Gewinnprognose zurücknehmen“. Man könnte es auch anders formulieren: Statt einigen hundert Millionen Verlust, erwartete man plötzlich einen Milliardenverlust.
Ein Kuriosum
Das schließt sich nahtlos an das an, was wir in der letzten Analyse thematisiert hatten:
Und um dieser Devise treu zu bleiben, hat man die Prognose für das Umsatzwachstum 2023 von 3-7 % auf 10-12 % erhöht und gleichzeitig die Prognose für die Profitabilität gesenkt.
Siemens Energy geht nun davon aus, dass die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten aufgrund der schwachen Performance von Siemens Gamesa am unteren Ende der Prognosespanne liegen wird. Der Verlust nach Steuern könnte 100 Mio. Euro höher ausfallen als im Vorjahr („einen niedrigen dreistelligen Millionen-€-Betrag).
Damit ist die Story aber noch nicht zu Ende, denn Siemens Energy hat kürzlich neue Zahlen vorgelegt. Die erwarteten Kosten für die Behebung der Qualitätsprobleme schätzt man inzwischen auf 1,6 Milliarden Euro.
Der Auftragseingang schoss im dritten Quartal um 54 % auf 14,9 Mrd. Euro in die Höhe, der Auftragsbestand summierte sich auf atemberaubende 109,0 Mrd. Euro.
Das Ergebnis lag jedoch bei minus 2,05 Mrd. Euro. Das bedeutet, dass man selbst ohne die Belastungen durch die Qualitätsprobleme nicht profitabel war.
Siemens Energy erinnert mich an einen uralten Witz, in dem ein Eiermann seine Eier günstiger verkauft als er selbst im Einkauf bezahlt hat.
Siemens Energy scheint dasselbe Geschäftsmodell zu haben. Vielleicht, aber nur vielleicht, wäre es besser, die Preise zu erhöhen und einen Gewinn zu erzielen.
Selbst 100 Mrd. Euro Auftragsbestand oder 100 Mrd. Euro Umsatz bringen einem überhaupt nichts, wenn man damit kein Geld verdient, ganz im Gegenteil.
Besteht noch Hoffnung?
Man hätte es kaum mehr erwartet, doch man findet auch einen ernstzunehmenden Lichtblick.
Im Gegensatz zu Siemens Gamesa, also dem Geschäft mit Windkraftanlagen, sind inzwischen alle anderen Unternehmensteile profitabel.
Die Sparte Gas Services erzielte im letzten Quartal einen Umsatz von 2,72 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 291 Mio. Euro. Der Bereich Grid Technologies erzielte einen Umsatz von 1,82 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 154 Mio. Euro. Das Segment Transformation of Industry erzielte einen Umsatz von 1,07 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 65 Mio. Euro.
In allen drei Bereichen verzeichnet man Wachstum im zweistelligen Prozentbereich, die Margen haben sich verbessert und die Auftragsbücher sind prall gefüllt.
Die drei Sparten wären mehr als genug, um den derzeitigen Börsenwert von Siemens Energy zu rechtfertigen. Doch die anhaltenden Probleme und Verluste von Gamesa zehren den gesamten Gewinn aller anderen Teilbereiche auf.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 26.09.2023, Kurs: 12,12 – Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Fällt die Aktie jetzt unter 12 Euro, kommt es zu einem Verkaufssignal, dass einen erneuten Abverkauf in Richtung 10,75 Euro einleiten könnte. Darunter trübt sich das Chartbild weiter ein.
Erste positive Signale würden sich über 13,25 und 13,50 Euro ergeben. Nennenswert aufhellen würde sich die Lage aber erst über 14,00 Euro.
Zeitweise hatte die Siemens Energy-Aktie am Montag gut fünf Prozent im Plus gelegen. Doch zum Handelsende stand ein Minus von 6,14 Prozent zu Buche. Auslöser der Achterbahnfahrt: die Quartalsbilanz nebst Korrektur der Gesamtjahresprognose. Was war passiert?
Einige Zahlen der am Montag vorgelegten Bilanz des dritten Geschäftsjahresquartals 2022/2023, das am 30.6. geendet hatte, lasen sich durchaus positiv. Der Umsatz hatte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 7,3 auf 7,5 Milliarden Euro zugelegt. Die Analysten hatten zwar im Schnitt mit 7,87 Milliarden gerechnet, aber immerhin war es ein Anstieg. Und der Auftragseingang stieg immens: In diesem abgelaufenen Quartal kamen für sagenhafte 14,89 Milliarden Euro neue Aufträge herein. Das sorgt für ein komfortabel dickes Auftragsbuch. Dass die Aktie dennoch kräftig fiel, lag an den anderen Zahlen dieser Bilanz.
Selbst um Sonderfaktoren bereinigt lag das operative Ergebnis nach -222 Millionen im Vorjahresquartal bei -2,05 Milliarden Euro. Netto, nach Steuern, war der Verlust mit -2,9 Milliarden noch größer. Und für das Gesamtjahr wurde die schon im Juni erstmals kassierte Prognose noch einmal finsterer. Nachdem man bislang einen Verlust von mindestens 0,8 Milliarden Euro im Betriebsergebnis avisiert hatte, sollen es jetzt etwa 4,5 Milliarden Euro werden. Da überrascht es, dass es überhaupt zeitweise einen Anstieg der Aktie gab, aber:
Expertenmeinung: Das war ein typischer Versuch, eine negative Nachricht durch Käufe „wegzukaufen“, indem man den Eindruck erweckt, dass man seitens der Anleger noch weit Schlimmeres erwartet hatte. So etwas funktioniert bisweilen sogar. Aber bei Siemens Energy funktionierte es nicht.
Und das, obgleich man hier durchaus mit einem „ja, aber“ kommen könnte. Denn in der Tat würde das Zahlenwerk erfreulich ausfallen, gäbe es die spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa nicht. Dort liegt die Basis aller Probleme … und stetig kommen neue negative Nachrichten von dort hinzu. Man könnte also sagen: „Ja, aber ohne Siemens Gamesa passt es doch!“ Schon. Aber das Problem-Kind ist nun einmal da und bleibt es auch. Das war denjenigen klar, die die Gelegenheit einer nach „bad news“ im Plus notierenden Aktie nutzten, um auszusteigen. Die Skeptiker setzten sich also am Ende des Tages durch … und das muss nicht, kann aber mit Blick auf das Chartbild Folgen haben.
Wir sehen, dass die Aktie dadurch mit dem Versuch scheiterte, die nach der Ende Juni kassierten Jahresprognose entstandene Seitwärtsspanne nach oben zu verlassen. Der Ausbruchsversuch nach oben wurde zum Bumerang, jetzt stehen das Crash-Tief vom Juni bei 13,77 Euro und die in den Sommer 2022 zurückreichende Unterstützungslinie bei 13,36 Euro im Fokus. Und auch, wenn letztlich offen ist, ob dieser Supportbereich halten wird: Hier die Hand aufzuhalten und darauf zu vertrauen, dass das Tief nahe ist, wäre verwegen. Immerhin wurde mit diesem Gesamtjahresausblick des Unternehmens deutlich, dass man definitiv nicht absehen kann, ob es mit den Hiobsbotschaften jetzt bereits vorbei ist oder nicht.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 07.08.2023, Kurs 14,60 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Quellenangaben: Ergebnis des 3. Geschäftsjahresquartals 2022/2023, 7.8.2023: https://assets.siemens-energy.com/siemens/assets/api/uuid:7b8b76b8-1081-4068-a6f9-a0373ca9d88b/2023-08-07-ergebnisveroffentlichung-q3-gj23-de.pdf?ste_sid=0c0e796b9411cff155896cc87b62abcb
Seit Siemens Energy 2020 vom Siemens-Konzern abgespalten und als eigenes Unternehmen an die Börse gebracht wurde, wartet man dort mit optimistischen Jahresprognosen auf. Am Ende stand aber bislang ein Minus unter dem Strich. Und auch diesmal kam etwas dazwischen
Ein Minus von 37,34 Prozent binnen eines Tages, so etwas sieht man wirklich nicht alle Tage. Dabei hatten offenbar diesmal viele fest daran geglaubt, dass es diesmal besser laufen würde. Zwar hatte das Unternehmen die Prognose für die operative Ergebnismarge im Zuge der Ergebnisse zum zweiten Geschäftsjahresquartal (Geschäftsjahresende wie bei Siemens immer am 30.9.) nach unten genommen, dafür aber die Prognose für das Umsatzwachstum angehoben. Nach Steuern werde zwar dennoch ein Verlust entstehen, der solle aber nur geringfügig über dem von 2021/2022 liegen, hieß es da Mitte Mai.
Doch das hielt die Käufer nicht ab, sie griffen einfach weiter zu, obwohl die Aktie sich bis dahin, vom Wendepunkt Mitte Oktober 2022 ausgerechnet, im Kurs schon mehr als verdoppelt hatte. Auch die Analysten ließen sich nicht beeindrucken und behielten den zuvor bereits hochgereckten Daumen oben. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt derzeit knapp über 27 Euro. Am Donnerstag war das noch in Reichweite. Am Freitag nicht mehr. Grund:
Wieder einmal ist die spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa schuld. Die restlichen Geschäftsbereiche von Siemens Energy würden nach Plan laufen, hieß es in der adhoc-Meldung, die am Donnerstagabend veröffentlicht wurde. Aber da die Qualität, der von Siemens Gamesa errichteten Windkraftanlagen Probleme macht, habe man entschieden, dass hier eine „erweiterte technische Überprüfung“ nötig sei. Was genau das ausmachen wird, will man im Zuge der regulären Quartalszahlen mitteilen, bis dahin zieht man die Gewinnprognose zurück. Dabei wurde in der Meldung zumindest eine Schätzung mitgeliefert: „Mögliche qualitätsbezogene Maßnahmen und die damit verbundenen Kosten werden derzeit noch bewertet und liegen voraussichtlich bei über 1 Milliarde Euro.“
Expertenmeinung: Die Frage ist: Ist das so gravierend, dass dieser Crash von über einem Drittel des Kurswertes gerechtfertigt ist? Die Antwort ist nicht unbedingt hilfreich: Kann man noch nicht sagen.
Und das birgt trotz des Umstands, dass der Kurs jetzt näher am 2022er Jahrestief als am 2023er-Hoch notiert, weiterhin Risiken. Zwar könnte man vermuten, dass das Durchschlagen einer wichtigen Supportlinie nach der anderen zu einer Lawine wurde, weil das eben eine Stop Loss-Order nach der anderen auslöste und die Abwärtsbewegung durch diese immer neu aufkommenden Verkaufsorders immer weiter ging. Zumal durch diese negative Überraschung und die Dynamik der Verkäufe wohl kaum viele auf Verdacht die Hand aufhalten wollten. Aber nur, wer sich völlig darüber im Klaren ist, dass die Aktie ohne weiteres noch deutlich weiter fallen könnte, sollte auch nur darüber nachdenken, hier einzusteigen. Denn was billig scheint, kann leicht noch viel billiger werden, wie eine alte Börsenregel sagt.
Siemens Energy Aktie: Tages-Chart vom 23.06.2023, Kurs: 14,65 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Quellenangaben: adhoc-Meldung: Siemens Energy zieht Gewinnprognose zurück, 22.06.2023 https://www.siemens-energy.com/de/de/unternehmen/investor-relations/veroeffentlichungen-ad-hoc.html#AdhocMitteilungen
Umsatz und Auftragseingang gehen durch die Decke, der Energiewende sei Dank. Sprudeln bei Siemens Energy bald die Gewinne?
Überreaktion oder berechtigte Sorgen? Der Umgang mit Kurseinbrüchen
Wie wir im letzten Artikel beschrieben haben, ist es in vielen Fällen die beste Strategie, stoisch an Aktien festzuhalten, auch wenn das Fahrwasser mal ruppiger wird. Handelt es sich um gute Unternehmen, werden sie die Probleme überwinden und die Aktie wird neue Hochs erklimmen.
Die meisten Kurseinbrüche stellen sich am Ende als Überreaktion heraus. Um das zu belegen, muss man sich eigentlich nur eine handvoll 10-Jahres-Charts anschauen. So gut wie jede Aktie hat in diesem Zeitraum einen oder mehrere schwere Kurseinbrüche vollzogen und die meisten haben irgendwann danach wieder neue Hochs erreicht oder zumindest massive Erholungen vollzogen.
Es gibt jedoch Aktien, bei denen ist jede Hoffnung vergebens. Man muss nur die eine von der anderen Sorte unterscheiden können, oder zumindest die Aktien identifizieren, die sich langfristig als Nieten herausstellen könnten.
Die Suche nach aussichtsreichen Unternehmen: Anforderungen erfüllt?
Eine Art und Weise das zu erreichen, ist möglichst hohe Ansprüche zu haben. Also fragen Sie sich einfach, was Sie von einem möglichen Investment gerne hätten. Möglicherweise ist Ihre Antwort darauf beispielsweise ordentliches Wachstum, keine ausufernden Schulden, ein hochprofitables Geschäftsmodell oder eine aussichtsreiche Branche. Ich denke, mit diesen Eigenschaften könnte sich die meisten Investoren anfreunden.
Jetzt stellen wir uns gemeinsam ein fiktives Unternehmen vor, zu dem ab 2017 Zahlen vorliegen. Der Umsatz stagnierte in dieser Zeit weitgehend und liegt am Ende wie auch zu Beginn bei 30,1 Mrd. Euro.
Das Ergebnis lag zwischen -1,61 Mrd. und +910 Mio. Euro, wobei das beste Jahr 2017 war. In den letzten drei Geschäftsjahren war man jeweils unprofitabel, ist es aktuell auch und selbst am Hoch war die operative Marge mit 4,7% mager.
Daher sind die langfristigen Verpflichtungen im selben Zeitraum von 500 Mio. auf 2,37 Mrd. Euro gestiegen.
Jetzt denken Sie an all die Dinge, die Ihnen vor anderthalb Minuten eingefallen sind, als sie darüber nachgedacht haben, welche Eigenschaften eine Aktie mitbringen sollte. Wurden sie erfüllt? Vermutlich nicht.
Siemens wollte sie nicht, aber Sie können sie gerne haben
Vermutlich ist Ihnen auch längst klar, dass es sich nicht um ein fiktives Unternehmen handelt, sondern um Siemens Energy.
Eigentlich sollten diese Fakten ausreichen, um die meisten Anleger von dieser Aktie abzuhalten. Doch irgendjemand muss dennoch für mehr als 16 Mrd. Euro Anteile von Siemens Energy besitzen. Siemens selbst hält nur 35% der Papiere, den Rest wollte man loshaben. Einen bedeutenden Teil davon besitzen jetzt Kleinanleger, die darauf hoffen, dass die Zukunft exorbitant besser aussieht als die Vergangenheit.
Denn schließlich sei Siemens Energy ein global etablierter Marktführer im Bereich der erneuerbaren Energie und ein führender Anbieter von Windenergieanlagen. Das stimmt, aber hat man damit bisher Geld verdient?
Wird man es in Zukunft? Vielleicht, aber merkwürdigerweise verschiebt sich der Zeitpunkt, zu dem das gelingen soll, immer weiter nach hinten. Vielleicht wird es ja nächstes Jahr was, in diesem jedenfalls nicht.
Umsatz und Auftragseingang gehen durch die Decke
Wie das Unternehmen heute bekannt gab, kletterte der Auftragseingang im zweiten Quartal um 56% auf 12,3 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand erreichte mit 102,0 Mrd. Euro einen neuen Rekordwert.
Der Umsatz konnte um 23,8% auf 8,0 Mrd. Euro gesteigert werden und man verzeichnete in allen Segmenten Zuwächse.
Man fragt sich ernsthaft, wie Siemens Energy in Anbetracht dieser Tatsache nicht hochprofitabel sein kann. Doch genau das ist der Fall.
Den Gewinn beziffert Siemens Energy auf magere 64 Mio. Euro, damit läge die Marge bei unter 1%. Das Nachsteuerergebnis lag bei -189 Mio. Euro und der freie Cashflow lag sogar bei -294 Mio. Euro.
Kann Siemens Energy von der Auftragslage profitieren?
Man fragt sich wie das in Anbetracht der Auftragslage möglich sein kann, doch Siemens Energy verdient einfach kein Geld.
Und um dieser Devise treu zu bleiben, hat man die Prognose für das Umsatzwachstum 2023 von 3-7% auf 10-12% erhöht und gleichzeitig die Prognose für die Profitabilität gesenkt. Siemens Energy geht nun davon aus, dass die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten aufgrund der schwachen Performance von Siemens Gamesa am unteren Ende der Prognosespanne liegen wird. Der Verlust nach Steuern könnte 100 Mio. Euro höher ausfallen als im Vorjahr („einen niedrigen dreistelligen Millionen-€-Betrag).
Nach einem Minus von 712 Mio. Euro im Vorjahr wird Siemens Energy in diesem Jahr also einen noch höheren Verlust einfahren.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 15.05.2023, Kurs: 23,16 – Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Die Aktie legte als Reaktion darauf zu. Aktuell notiert Siemens Energy 3,44% im Plus bei 23,16 Euro.
Aus technischer Sicht ist die Aktie in einen Bereich (24 – 26,50 Euro) eingetaucht, in dem sich die Widerstände geradezu aufreihen. Auf diesem Niveau ist mit vermehrtem Verkaufsinteresse zu rechnen und es dürfte schwierig sein, diese Widerstandszone im ersten Anlauf zu überwinden.
Fällt Siemens Energy unter 22 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Verkaufssignal mit Kurszielen bei 20 und 18 Euro.
Eigentlich ist das 1. Geschäftsjahresquartal 2022/2023 bei Siemens Energy gut gelaufen. Der Auftragseingang stieg, der Umsatz auch. Nur liegt die Betonung auf „eigentlich“, denn auch der Verlust stieg. Man sollte besser nicht darauf wetten, dass die Anleger das ewig mitmachen.
Bisweilen zeigen Investoren eine Engelsgeduld, wenn man ihnen ein ums andere Jahr mitteilt, dass die Gewinnschwelle zwar ganz sicher erreicht wird, nur eben doch ein Jahr später als zuvor avisiert. Bei amazon.com hatte man diese Geduld, bei Delivery Hero hat man sie aktuell offenbar auch noch … und das sind nur zwei Beispiele von nicht gerade wenigen. Aber wird man diese Geduld auch bei der Siemens-Tochter Siemens Energy haben, die ja als eine Art „Ausrüster“ für Energieversorger nicht gerade in einem Metier agiert, dass man als eine schnell wachsende Zukunftsbranche ansehen würde?
Die am Dienstagmorgen vorgelegten Ergebnisse wiesen einen deutlichen Anstieg des Auftragseingangs von 8,33 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 12,72 Milliarden für dieses erste, am 31.12. beendete Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 aus. Der Umsatz stieg von im Vorjahr 5,95 auf jetzt 7,06 Milliarden. Aber nach Steuern stand ein Ergebnis von -598 Millionen Euro zu Buche, mehr als doppelt so viel „Miese“ wie ein Jahr zuvor, als das Minus bei 246 Millionen lag. Schuld ist eigentlich nur eine Unternehmenstochter: der spanische Windkraftanlagenhersteller Siemens Gamesa. Aber ändert es etwas an der Enttäuschung, wenn man dafür einen Schuldigen benennen kann?
Expertenmeinung: Eher nicht, denn Siemens Gamesa ist nun einmal da, die Bewertung von Siemens Energy kann man sich nicht einfach schönrechnen, indem man so tut, als gäbe es den Verlustbringer nicht. Umso weniger, als Siemens Energy plant, eine Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Euro durchzuführen, um die letzten Aktien von Siemens Gamesa aufzukaufen und das Unternehmen dann vom Kurszettel der Börse zu nehmen. Das kostet viel, ändert aber am Problem an sich erstmal nichts.
Mit diesen Quartalszahlen avisierte Siemens Energy, dass man die Gewinnzone im Geschäftsjahr 2024/2025 erreichen werde. Doch noch im November hieß es, die schwarzen Zahlen werden man 2023/2024 erreichen. Derzeit läuft erst das Geschäftsjahr 2022/2023, die Sache zieht sich also immer weiter hin. Trotzdem hat sich der Aktienkurs seit seinem 2022er-Tief, das Mitte Oktober bei 10,25 Euro erreicht wurde, zuletzt beinahe verdoppelt.
Das ist ein Marsch auf dünnem Eis. Und auch, wenn es gelang, die negative Reaktion auf diese Meldung am Mittwoch ein wenig zu mildern, sehen wir im Chartbild dennoch ein potenzielles Topp, dessen Vollendung jetzt gerade noch verhindert werden konnte. Und auf einer Leiter ohne Sprossen steht man nicht gerade stabil, daher wäre es allemal zu überlegen, bestehende Positionen, sofern man sie halten will, mit einem Stoppkurs knapp unterhalb des bisherigen Wochen-Verlaufstiefs, am Dienstag bei 17,70 Euro markiert, abzusichern.
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