Momentan dominieren Aspekte die US-Aktienmärkte, die sonst selten oder nie Thema sind. Das Ringen um Trumps Steuergesetze, der Zoll-Streit, die Entwicklung bei den US-Bonds … all das ist für viele eine Art „Terra Incognita“. Das erhöht das Risiko für Bullen- und Bärenfallen.
Die Antwort der Trader auf den „Zoll-Crash“ Anfang April war eindrucksvoll. Der Dow Jones drehte direkt an der im Chart auf Monatsbasis zu sehenden 1.000-Tage-Linie, hielt damit auch das markante Hoch von Anfang 2022 und zog so stark an, dass der Großteil der Verluste im April wieder aufgeholt wurde. Stand gestern notiert das US-Index-Flaggschiff wieder in etwa da, wo es auch Ende März zu finden war. Die drastisch negative Reaktion auf Trumps „Liberation Day“ am 2. April ist also aufgekauft. Der Haken dabei:

Das Problem ist noch da. Außer mit Großbritannien … und auch da ist ja noch nichts unterschrieben … ist es ziemlich still um die 100 „Deals“, die man im Weißen Haus für die kommende Zeit angekündigt hatte. Und die Hälfte der 90 Tage Galgenfrist, den man dem Gros der betroffenen Länder eingeräumt hatte, ist um. Was wird Anfang Juli passieren, wenn die Frist verstrichen ist? Donald Trump würde sich blamieren, wenn er mangels Erfolg einfach noch einmal 90 Tage dranhängt. Tut er es aber nicht, wird es kritisch.
Hinzu kommt, dass man am Markt den Eindruck gewinnen könnte, dass die US-Regierung aktuell ein paar Kassen zu viel aufgemacht hat. Die bislang fruchtlosen Vermittlungsversuche in der Ukraine und im Nahostkonflikt, Iran und die Atomverhandlungen, die Zölle, das Steuerpaket, um das jetzt im Senat gerungen wird … es wirkt, als würde man sich verzetteln. Und das kann den Anlegern nicht gefallen. Sie wollen klare Perspektiven statt Versprechungen. Der schwache US-Dollar und die steigenden Renditen bei den US-Anleihen als Folge fallender Kurse dort zeigen, dass auch und gerade internationale Investoren dieser Entwicklung eher negativ gegenüberstehen. Der Dow Jones hingegen zeigt noch keine Schwäche … oder?
Expertenmeinung: Zumindest sind jetzt erste Anzeichen der Schwäche aufgetaucht, die man erkennen kann, wenn man in den „Mikrokosmos“ des Charts auf Tagesbasis wechselt. Hier sehen wir, dass der Dow ausgerechnet am oberen Ende des „Trump Gaps“, der am Tag nach der US-Wahl entstandenen und im Chart violett gehaltenen Aufwärts-Kurslücke, erst einmal nach unten gedreht hat. Am Mittwoch fiel er dann unter die nur für drei Tage überbotene 200-Tage-Linie: nicht gut. Dadurch notiert der Index aktuell an der Nackenlinie des großen Doppeltopps. Und der Versuch, sich am Donnerstag davon nach oben abzusetzen, schlug erst einmal fehl: auch nicht gut.

Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Für ein erneut markant bärisches Signal müsste der Dow Jones durch diese darunter wartende Phalanx an Supportlinien rutschen. Erst, wenn die mit Schlusskursen unter 40.660 Punkten unterboten wurde, ist wirklich etwas angebrannt. Aber man muss hier festhalten: Wehret den Anfängen.
Denn viele Marktteilnehmer kennen sich mit den momentan am Markt wichtigen Themenbereichen wenig bis gar nicht aus: Steuern, Geopolitik, die Zölle, die Bewegungen des Dollars und der US-Bonds … alles Dinge, die normalerweise kein Thema sind oder nur nebenbei mitlaufen, weil man sich auf Leitzinsen, Unternehmensbilanzen sowie Inflations- und Arbeitsmarktdaten konzentriert. Daher dürfte die Neigung, einfach dem kurzfristigen Trend zu folgen, aktuell größer sein als sonst, in der Hoffnung, dass die anderen am Markt schon wissen, was sie tun.
Das kann dazu führen, dass kurzfristiges Trading großer Adressen starke Impulse in Gang setzt, die bar jeder Logik sind, aber trotzdem intensiv ausfallen, weil viele einfach „blind“ mitziehen. Das erhöht aber auch das Risiko, dass eben diese großen Adressen die Orientierungslosigkeit der Masse ausnutzen und die Akteure in Bullen- und Bärenfallen locken, von denen vor allem diejenigen profitieren, die sie aufstellen.
Grundsätzlich ist die Chartvorlage klar: Gelingt es, mit Schlusskursen über 42.900 Punkten über dem jüngsten Zwischenhoch zu schließen, wäre der Weg nach oben erst einmal frei. Auf der Unterseite muss man auf die Bereiche 41.200/41.600 und darunter auf die Linie bei 40.660 Zählern achten. Aber das Risiko, dass diese Schlüsselmarken auf beiden Seiten nur kurz über-/unterschritten werden und es dann überraschend rasant in die Gegenrichtung geht, sprich dass Bullen- oder Bärenfallen auftauchen, ist in dieser aktuellen Situation höher als sonst. Daher sollte man hier unbedingt mit gebremstem Schaum unterwegs sein.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen