Wir erleben turbulente Zeiten auf dem Ölmarkt. Nach einem Öl-Crash zu Beginn des Monats konnte sich der Preis für die Sorte WTI Crude Oil in den letzten Tagen um bemerkenswerte 15 Prozent erholen! Doch was steckt dahinter? Handelt es sich nur um eine vorübergehende technische Gegenreaktion oder könnte dies der Beginn einer großen Öl-Rallye sein, die uns bald in Richtung der Marke von 100 USD führt? Antworten auf diese spannende Frage erhalten Sie in dieser Ölpreis-Analyse. Erfahren Sie darüber hinaus, wie Sie anhand einer möglichen Trade-Idee von der aktuellen Situation auf dem Ölmarkt profitieren könnten.

Rückblick: Ölpreis mit starker Erholung

Im Zuge der Bankenkrise zu Beginn des Monats herrschte auf dem Ölmarkt Weltuntergangsstimmung. Das Ergebnis: Der Preis für ein Fass der Sorte WTI Crude Oil rauschte am Terminmarkt innerhalb weniger Tage um über 20 Prozent in den Keller. Doch bei Kursen um die 65 USD nutzten Käufer den enormen Preisabschlag zum Einstieg. In den folgenden Handelstagen konnte sich der Preis für das schwarze Gold immer weiter erholen.

Maßgeblich dazu beigetragen hat eine Kaufwelle, die in dieser Woche ihren bisherigen Höhepunkt hatte. Käufer haben den Preis für einen Ölkontrakt mit Laufzeit Mai 2023 (Kürzel: CLK3) in der Spitze auf 74,37 USD nach oben getrieben. Gerechnet vom letzten Verlaufstief bei 64,34 USD ist das ein Preisaufschlag von 10,03 USD oder 15,55 Prozent (vgl. Chart unten).

Chart vom 30.03.2023 Kurs 73,21 Kürzel: CL Stundenkerzen | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Kurs 73,21 Kürzel: CL Stundenkerzen | Quelle: TWS

Jetzt fragt man sich…

Ist das nur eine technische Gegenreaktion auf den 20-Prozent-Crash zu Beginn des Monats, oder der Startschuss für eine große Öl-Rallye?

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, zoomen wir erst ein wenig heraus und schauen, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große fundamentale und technische Bild einfügt.

Überblick: Ölpreis weiter im Aufwärtstrend

Chart vom 30.03.2023 Kurs: 77,65 Kürzel: CL∞ Monatskerzen | Quelle: tradingview.com | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Kurs: 77,65 Kürzel: CL∞ Monatskerzen | Quelle: tradingview.com

Bevor wir die fundamentalen Preistreiber genauer analysieren, schauen wir uns erstmal die technischen Faktoren an. Wir betrachten dazu den Monatschart in der logarithmischen Darstellung. Was können wir daraus erkennen?

WTI Crude Oil hat seit dem Corona-Tief, bei dem der Preis am Terminmarkt sogar negativ war, einen bemerkenswerten Aufwärtstrend gezeigt. Dieser dynamische Trend hat mit einem Mehrjahreshoch von 130,50 USD seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Der Aufwärtstrend basiert auf einer Reihe von höheren Hochs und höheren Tiefs, die im Chart grün markiert sind.

Ein besonderes Merkmal des Aufwärtstrends ist jedoch die abnehmende Qualität. Das ist dann der Fall, wenn die neuen Verlaufstiefs sich mit den vorherigen Verlaufshochs überschneiden.

Hält die technische Unterstützung?

Der rasante Anstieg des Ölpreises seit 2020 hatte ein Ende, als er die Höchststände aus dem Jahr 2011 bei 115,00 USD erreichte. Dieses Preisniveau konnte bisher nicht nachhaltig, also mit einem Monatsschlusskurs darüber, überwunden werden. Die langen Kerzendochte zeigen einen charttechnischen Widerstand. Verkäufer nutzten die Gelegenheit und verkauften bei Preisen über 115,00 USD, was zu einer deutlichen Korrektur und einem Rückgang unter das vorherige Hoch bei 85,41 USD führte. Im Dezember gab es sogar ein neues Tief bei 70,11 USD.

Dieses Tief wurde im Zuge der US-Bankenkrise Mitte März unterschritten. Damit wurde ein weiteres technisches Korrekturziel im Bereich 64 USD aktiviert und im Anschluss auch abgearbeitet. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist trotz der ausgedehnten Korrektur intakt und die technische Großwetterlage wird entsprechend als bullisch bewertet.

Ändern würde sich das bullische Szenario erst, wenn wir im Chart einen Schlusskurs auf Monatsbasis unter der Marke von 62,43 USD bekämen. Dann wäre der Aufwärtstrend in dieser Trendebene gebrochen. Bis dahin ist es aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten sinnvoller Kursschwäche zu kaufen, als Kursstärke zu verkaufen.

Jetzt stellt sich die Frage: Passt das technische Bild auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?

US-Rohöllagerbestände sind überraschend gefallen

Der letzte Bericht der US Energy Information Administration (eia) zeigt, dass in der Woche zum 24. März die US-Rohöllagerbestände um mehr als 7 Millionen Barrel gefallen sind. Das war der größte Rückgang seit November 2022 und hat die Marktteilnehmer überrascht. Denn der Markt hatte mit einem knappen Anstieg der Lagerbestände gerechnet. Die fallenden Lagerbestände signalisieren, dass die Nachfrage nach WTI Crude Oil anzieht.

Wie entwickelt sich die chinesische Ölnachfrage?

Die International Energy Agency (IEA) erwartet, dass 2023 die weltweite Ölnachfrage voraussichtlich um 2 Millionen Barrel pro Tag auf 101,9 Millionen Barrel pro Tag steigen wird. Der größte Teil des Wachstums wird in Asien-Pazifik erwartet, insbesondere in China. Nach der Wiedereröffnung Chinas wird der Flugverkehr in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt 2023 zum Schlüsselfaktor für die Ölnachfrage.

Seit Peking die strengen Regeln gegen Covid-19 vor zwei Monaten aufgehoben hat, gibt es immer noch nicht so viele Flüge wie vor der Pandemie. Am 16. März waren es gerade mal 22 Prozent des Vor-Pandemie Niveaus, wie der Luftverkehrsdaten-Tracker VariFlight berichtet. Die Erholung nach Covid ist damit im Vergleich zu anderen Ländern deutlich langsamer und entsprechend schwierig zu prognostizieren. So liegen die Schätzungen für die chinesische Ölnachfrage im Jahr 2023 doch recht weit auseinander (vgl. Grafik unten).

Chart vom 30.03.2023 Schätzungen Ölnachfrage China 2023 | Quelle: Bloomberg | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Schätzungen Ölnachfrage China 2023 | Quelle: Bloomberg

Für den Fall, dass die Flüge in China deutlich zunehmen, dürfte der chinesische Hunger nach Öl ansteigen und tendenziell den Ölpreis stützen.

Ölnachfrage zur schnellen Lieferung zieht an

An der amerikanischen Terminbörse Comex verdeutlichen die aktuellen „Time-Spreads“ die anziehende Nachfrage.

Dazu sollte man wissen, dass Öl-Kontrakte an der Terminbörse mit unterschiedlichen Laufzeiten gehandelt werden. Aufgrund von Lagerkosten kommt es in der Regel zu einem Preisaufschlag (Contango) bei späteren Lieferterminen. Derzeit ist nur noch ein minimaler Preisaufschlag für den Juni 2023 Kontrakt vorhanden. Für eine spätere Lieferung fallen die Preise deutlich ab. In diesem Fall befindet sich die Terminkurve, bei der die Preise aller Liefermonate abgebildet sind, in einer „Backwardation“ (vgl. linke Grafik unten).

Chart vom 30.03.2023 Terminkurvenvergleich WTI Crude Oil | Quelle: suricate-trading.de | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Terminkurvenvergleich WTI Crude Oil | Quelle: suricate-trading.de

Wenn Sie sich im Vergleich dazu die Terminkurve vom 17. März anschauen, dann sehen sie, dass sich die Preisaufschläge von Mitte März in eine Verfügbarkeitsprämie verwandelt haben.

Technisch ist die Großwetterlage bullisch. Fundamental trifft eine anziehende Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Entsprechend könnte man anhand eines Long-Trades auf einen steigenden Ölpreis setzten. Nur wie findet man das richtige Timing für den Einstieg? Antworten hierzu nun im Ausblick und Einblick.

Ausblick: Möglichen Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen?

Schauen wir uns im Tageschart (logarithmische Darstellung) an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen zuletzt auf den Ölpreis ausgewirkt haben. Was fällt auf?

Der Chart unten zeigt uns den angepassten Endloskontrakt im WTI Crude Oil. Sie sehen, dass der Ölpreis seit dem Verlaufshoch im Juni 2022 bei 115,90 USD in der Spitze um über 44 Prozent gefallen ist. Der Kursverlauf formte dabei einen Abwärtstrend.  Elementarer Bestandteil des Abwärtstrends ist die Abfolge von tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs (vgl. rote Kreise im Chart unten).

Chart vom 30.03.2023 Kurs: 73,28 Kürzel: CL∞ Tageskerzen | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Kurs: 73,28 Kürzel: CL∞ Tageskerzen | Quelle: TWS

Ölpreis weiter im Abwärtstrend – aber…

Zweifelsfrei befindet sich der Ölpreis auf einer mittelfristigen Trendebene weiter im intakten Abwärtstrend. Jedoch hat die impulsive Kurserholung der letzten Tage dazu geführt, dass sich in einer kurzfristigen Trendebene eine Aufwärtstrend gebildet hat. Zwar stellt dieser Trend bislang nur eine Korrektur des übergeordneten Abwärtstrends dar, könnte aber aufgrund seiner Dynamik ein erstes Signal für eine mögliche Bodenbildung im Bereich von 65 USD signalisieren. Daraus ergeben sich nun zwei Szenarien.

Im ersten Szenario nimmt der Ölpreis nach der kurzzeitigen Kurserholung seine übergeordnete Trendrichtung wieder auf. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass im ersten Schritt das bisherige Jahrestief im Bereich von 64 USD getestet wird. Ein erster Hinweis wäre ein Tagesschlusskurs unter der Marke von 66,82 USD. Fällt der Kurs darunter, ist das nächste Kursziel die untere Begrenzung des Abwärtstrendkanals im Bereich von 60,00 USD. Bis dahin besteht ein Abwärtspotenzial von 13,66 USD oder 18,5 Prozent.

Das zweite Szenario ist bullischer Natur. Hier führt der kurzfristige Aufwärtstrend zu einem Umkehrpunkt im Monatschart und könnte somit der Startschuss der nächsten großen Kursrallye gewesen sein. Unterstützt wird dieses Szenario von den saisonalen Daten.

Ölpreis ab April tendenziell stark

Werfen wir einen Blick auf den durchschnittlichen Kursverlauf von WTI Crude Oil am Terminmarkt bis Ende Juli. Was fällt auf?

Chart vom 30.03.2023 Saisonalität WTI Crude Oil | Quelle: insider-week.com | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Saisonalität WTI Crude Oil | Quelle: insider-week.com

Die Grafik oben zeigt eine statistische Auswertung des Öl-Futures für die vergangenen 5, 10 und 15 Jahre in Abhängigkeit der Jahreszeit.

Es fällt auf, dass der Ölpreis kurzzeitig noch Korrekturpotenzial besitzt. Weitet man den Betrachtungszeitraum auf zwei bis drei Monate aus, dann kann tendenziell mit Kursgewinnen gerechnet werden. Bis Anfang Juli durchschnittlich sogar mit gut 16 Prozent.

Mit einem nüchternen Blick auf die Statistik kann daher ab Anfang April tendenziell mit weiteren Kursgewinnen im Öl gerechnet werden. Kursrücksetzer könnten aufgrund der anstehenden saisonalen Stärke entsprechend zum Einstieg genutzt werden.

Diese technischen Kaufsignale sollten Sie auf dem Radar haben

Für Trendtrader ist die Trendampel in einer kurzfristigen Trendebene auf grün gesprungen. Spekulative Anleger könnten damit auf eine frühzeitige Trendumkehr und somit auf eine weitere Kurserholung setzen.

Sollte der Ölpreis seine Verluste in den kommenden Tagen ausbauen, könnten an der nächsten technischen Unterstützung im Bereich des letzten Verlaufstiefs erneut Käufer in den Markt kommen.

Zusätzlich wird innerhalb dieser Unterstützungszone ein Harmonisches Kursmuster vervollständigt. Diese Muster signalisieren mögliche Umkehrpunkte im Chart und werden von mir gerne als Einstiegssignal genutzt.

Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 1,79 für einen Long-Einstieg in den Öl-Future

Ein möglicher Test der oben aufgezeigten technischen Unterstützungszone könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Long-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Aufwärtsbewegung im WTI Crude Oil profitieren (vgl. Chart unten).

Chart vom 30.03.2023 Kurs: 73,20 Kürzel: CL Stundenkerzen | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Chart vom 30.03.2023 Kurs: 73,20 Kürzel: CL Stundenkerzen | Quelle: TWS

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen. Basierend auf über 1.000 Echtgeld-Trades weiß ich, dass ich mit den Harmonischen Preismustern über eine große Anzahl von Trades in ca. 56 Prozent der Fälle zu den Gewinnern gehöre. Gepaart mit einem Chance-Risiko-Verhältnis wie in diesem Fall von 1,79 zu 1, liefern diese Kennzahlen mir einen statistischen Gewinnvorteil.

Sollten Sie sich für einen Long-Trade entscheiden, könnten Sie bei 66,50 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 63,05 USD, also unter dem letzten Verlaufstief absichern. Damit berücksichtigen wir auch die aktuelle Volatilität im Öl-Future.

Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 72,69 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 1,66. Natürlich könnten Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Ein weiteres Kursziel wäre im Bereich von 80,50 USD.

Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 69,50 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.

Fazit der WTI Crude Oil-Analyse:

Die aktuelle Analyse des Öl-Futures zeigt: Technisch gibt es erste Anzeichen für eine weitere Kurserholung. Ab April genießt der Ölpreis saisonalen Rückenwind. Fundamental könnte eine steigende Nachfrage aus China tendenziell die Preise stützen. Entsprechend könnten Kursrücksetzer zum Long-Einstieg genutzt werden.

Falls der Ölpreis wieder steigt, könnten Sie von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro ca. 1,79 Euro zurückerhalten.

Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher sehr wichtig. Da der Ölpreis sich oft sehr schnell ändert, ist es ratsam die Positionsgröße entsprechend anzupassen.

Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte-Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den CL-Future (Symbol: CLK3), den kleineren QM-Future (Symbol: QMK3) oder den Mikro-Future (Symbol: MCLK3) mit Laufzeit Mai 2023 dafür einsetzen. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.

Alternativ können Sie auch in Öl Aktien investieren, um von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Öl Aktien.

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