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Antizyklisch Boeing kaufen oder doch besser bei Airbus aufspringen? Wir zeigen Ihnen, wo die Chancen besser stehen.
Vertrauen erschüttert: Die anhaltenden Probleme bei Boeing
Die Probleme bei Boeing nehmen kein Ende. Nachdem es in den Jahren 2018 und 2019 zu zwei Abstürzen von 737 Max 8 mit insgesamt 346 Todesopfern gekommen ist, wurde ein weltweites Flugverbot für das Modell verhängt.
Die Unfälle wurden durch ein fehlerhaftes System zur Steuerung der Flugzeugnase (“MCAS”) verursacht.
Seitdem ist es immer wieder zu Vorfällen gekommen, wenngleich auch nicht tödlich. Ganz offensichtlich ist eine ganze Reihe von Bauteilen betroffen.
Im Januar musste eine Maschine von Alaska Airlines notlanden, weil während des Flugs die Türe herausgerissen wurde.
Danach prüften andere Airlines ebenfalls ihre Maschinen, teilweise fehlten die Sicherheitsbolzen oder hatten sich gelockert.
Daraufhin verhängen die Europäische Agentur für Flugsicherheit und die US-Luftfahrtbehörde ein Flugverbot für die Boeing-Maschinen des Typs 737 Max 9.
Am Wochenende wurde dann bekannt, dass eine Boeing 737-800 von United Airlines auf dem Flug von San Francisco nach Medford eine Abdeckung am Rumpf verloren hatte.
Der Schaden wurde erst am Boden entdeckt, eine Gefahr bestand demnach wohl nicht.
Inzwischen durchleuchtet die FAA (Federal Aviation Administration) Boeing bis ins kleinste Detail und die Resultate sind erschreckend. Einem Artikel der New York Times zufolge wurden Dutzende Probleme gefunden (F.A.A. Audit of Boeing’s 737 Max Production Found Dozens of Issues), bei Boeing, aber auch beim Zulieferer Spirit Aerosystems.
Die nächste Hiobsbotschaft
Dass es jetzt wieder ein Modell der 737-Familie betrifft, ist eine echte Hiobsbotschaft. Denn die Boeing 737 ist die mit Abstand am meisten gebaute Verkehrsflugzeugfamilie der Welt. Es gibt verschiedene Varianten, die für Kurz- und Mittelstreckenflüge ausgelegt sind.
Für Boeing geht es um das Flaggschiff.
Das Vertrauen der Airlines und der Fluggäste hat erheblich gelitten. Darüber hinaus verzögert sich die Produktion, unter anderem durch die Maßnahmen der FAA – und das kostet richtig Geld.
Während der Gewinn von Airbus regelrecht explodiert, wäre man bei Boeing derzeit schon froh darüber, wenn man endlich wieder schwarze Zahlen schreiben würde.
Da es sich bei Boeing und Airbus um ein Duopol handelt, würde ich normalerweise dazu tendieren, beim Problemkandidaten auf Schnäppchenjagd zu gehen.
Sollte der Kurs noch weiter zurückkommen, könnte das auch eine gute Idee sein.
Boeing wird die technischen Probleme sicherlich irgendwann in den Griff bekommen und in einigen Jahren wird das Thema keinen mehr interessieren.
Es wurde jedoch auch dauerhafter Schaden angerichtet, und damit meine ich nicht das Image des Unternehmens.
Boeing ist seit 2019 durchweg unprofitabel und der Schuldenberg wird immer größer. Die US-Amerikaner haben inzwischen über 30 Mrd. USD an Nettoverpflichtungen.
Airbus hat hingegen 7 Mrd. Euro Netto-Cash.
Airbus wird die Preise diktieren können
Das wird Boeing auch über die derzeitige Krise hinaus schwächen. Das Unternehmen wird auf Jahre hinweg damit beschäftigt sein, die Schulden wieder in den Griff zu bekommen.
Hinzu kommen die Zinsen.
Airbus wird Milliarden in Forschung und Entwicklung stecken können, statt Zinsen zu zahlen und Schulden zu tilgen.
Und man wird das Kapital haben, um die Produktionskapazitäten auszubauen – und das ist dringend notwendig.
Im vergangenen Geschäftsjahr wurden bei Airbus 2.094 Flugzeuge bestellt, der Auftragsbestand schoss auf 8.598 Stück in die Höhe
Die Neubestellungen übersteigen die Produktionskapazität von 735 Flugzeugen bei weitem.
Langsam aber sicher steigen die Lieferzeiten auf ein Niveau, wie es zuvor wohl nur beim Trabbi der Fall war. Wenn man die Kapazitäten nicht massiv ausbaut, wird es ein Jahrzehnt dauern, bis man die Aufträge abgearbeitet hat.
Daher dürfte es niemanden überraschen, dass Airbus mit Hochdruck daran arbeitet, die Produktionskapazitäten auszubauen.
Derzeit entstehen in den USA, China und Indien neue Werke. Die bestehenden Niederlassungen werden ebenfalls erweitert.
Ausblick und Bewertung
Bis 2025 soll die Menge an hergestellten Flugzeugen der A320-Familie, also das Konkurrenzprodukt der 737-Familie von Boeing, um 50 % ausgebaut werden.
Selbst das dürfte nicht reichen, um die Nachfrage auch nur annähernd zu bedienen.
Airbus wird auf unabsehbare Zeit die Preise diktieren können, der Gewinn sollte daher stark überproportional steigen.
Das wird durch eine zunehmende Automatisierung und die Skalierungseffekte noch weiter verstärkt.
Im laufenden wie auch den kommenden beiden Geschäftsjahren dürfte der Gewinn jeweils um 20 % und mehr steigen.
Die Aktie hat mindestens dasselbe Potenzial und ist mit einem KGVe von 24,4 alles andere als hoch bewertet.
Mit den vorliegenden Wachstumsraten, der starken Position in der Branche und dem enormen Auftragsbestand, ließe sich problemlos auch ein KGV von 30 rechtfertigen.
Sollten die Prognosen richtig sein und Boeing verdient 2026 wirklich über 10 Euro je Aktie, könnte sich der Kurs in dieser Zeit verdoppeln.
Es gibt selten Aktien, die nach einer schnellen Vervielfachung noch attraktiv sind, aber hier haben wir es mit so einem Fall zu tun.
Der letzte ähnlich geartete Fall, an den ich mich erinnern kann, ist Nvidia. Im Januar notierte die Aktie bei 550 USD und hatte bereits eine 400 %-Rallye hinter sich. Die Bewertung war trotzdem nicht hoch (Link).
Es ist unwahrscheinlich, dass es bei Airbus zu einer ähnlichen Kursdynamik kommen wird, aber die Bullen werden wohl auf unabsehbare Zeit das Ruder in der Hand haben. Größere Rücksetzer dürften sich als Gelegenheit herausstellen.
In solchen Fällen, wenn die Bewertung attraktiv ist, obwohl die Aktie am Allzeithoch steht, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man springt ins kalte Wasser oder man lässt die Finger von der Aktie.
Wer auf diesem Niveau einsteigt, sollte es tranchenweise tun und einen möglichen Rücksetzer für sich nutzen.
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