An den Börsen ist man in eine Wartestellung übergegangen. Bei Rohöl, dem Euro/US-Dollar-Kurs, bei Gold … und bei Aktien. Der Versuch des DAX, sich nach oben abzusetzen, schlug dadurch zwar erst einmal fehl. Aber noch ist offen, ob am Ende eine Bullenfalle daraus wird.
Das Wachstum lässt weiter auf sich warten, eine endgültige Entscheidung, wie sich die Handelsbedingungen mit den USA als wichtigstem EU-Handelspartner zukünftig darstellen werden, ebenfalls. Doch man feierte sogar, dass das Ende der 90-Tage-Frist in Sachen Zölle in eine weitere überging. Obwohl die nur bis zum 1. August reicht.
Und der Abgabedruck nach der „vorläufigen Verhängung“ von 30 Prozent Einfuhrzoll auf alles außerhalb der bereits geltenden höheren Zölle z.B. für Autos, Stahl und Aluminium, die am Wochenende erfolgte, erschöpfte sich am Montag mit einem geringfügigen Minus von 0,4 Prozent beim DAX. Dass der deutsche Leitindex momentan leicht unter dem vorherigen Rekordhoch vom Juni (24.479 Punkte) notiert, ist also noch lange kein Grund, hier bereits einen Fehlausbruch zu unterstellen.
Der könnte zwar tatsächlich erfolgen, aber dazu muss im Chartbild mehr zu sehen sein als ein kleiner Rücksetzer. Und in der Nachrichtenlage etwas, womit viele Akteure offensichtlich nicht rechnen: dass Trump Ernst macht.
Expertenmeinung: Durch diese erneute Mini-Frist, von der noch 16 Tage verbleiben, fühlen sich diejenigen bestätigt, die sicher sind: Das macht der doch nicht, immerhin drücken derart hohe Zölle gegenüber den wichtigsten Handelspartnern die eigene Wirtschaft mit. Vielleicht bekommt diese Klientel recht, aber ich würde mir da angesichts eines emotional entscheidenden Präsidenten, der immens auf seine Außenwahrnehmung bedacht ist, keine Prognose zutrauen. Diejenigen, die in den vergangenen Wochen beim DAX immer weiter gekauft haben und das auch an vielen anderen Märkten tun, trauen es sich offenbar zu. Das ist, vorsichtig formuliert, riskant. Aber eben nicht automatisch zum Scheitern verurteilt. Man muss es abwarten … aber:

Abseits davon, dass der DAX auf Monatsbasis markttechnisch immer noch drastisch heiß gelaufen ist und der RSI-Indikator auf Tagesbasis das Warnsignal einer negativen Divergenz zeigt (das neue Hoch des Index wurde nicht durch ein neues Hoch des Indikators bestätigt), ist das große Risiko der Bullen hier ebenso wie z.B. an den US-Börsen, dass ein „Alles wird gut“ inklusive allseits robustem Wachstum der Unternehmensgewinne damit bereits eingepreist ist. Wenn der DAX weiter steigen soll, dann müssen es die Aktien der Branchen richten, die derzeit noch am Boden liegen: Automobile, Chemie, Medizintechnik, Pharma. Das Bemerkenswerte daran:
Genau diese Branchen müssten in einer Hausse eigentlich voranlaufen, weil sie konjunktursensibel sind und dort die steigenden Unternehmensgewinne die Kurse ziehen. Stattdessen laufen die wenigen Titel (nur 10 der 40 DAX-Aktien sind seit Jahresanfang besser gelaufen als der Index selbst), die auf Sondersituationen ausgerichtet sind: Verteidigung, steigende Kreditaufnahme und Infrastruktur. Und die haben, das ist die Krux, bereits ihr Best Case-Szenario für zwei bis drei Jahre eingepreist.
Diese Sache mit der großen Zoll-Wette darf also nicht schiefgehen. Aber wenn es doch schiefgeht und zugleich noch die Trump-Drohung real würde, Länder, die mit Russland Handel treiben, mit 100 Prozent US-Einfuhrzoll zu belegen, falls es nicht binnen 50 Tagen zu einer Waffenruhe in der Ukraine kommt, die Weltwirtschaft aus der Spur wirft, wird es ungemütlich. Nur: Das weiß man alles ja noch nicht. Wie soll man da vernünftig traden?
Indem man fernab von Wetten, Hoffnungen, Vermutungen und Phantasien den Signalen folgt, die der Index selbst abliefert. Sicher, in einer emotionalen Börse, wie wir sie jetzt sehen, sind gleitende Durchschnitte, Trendlinien und Wendepunkte als Widerstand oder Unterstützung weniger zuverlässig als in einem „normalen“ Umfeld. Aber will man nicht blind und unkoordiniert vor sich hin zocken, muss man nehmen, was man bekommt und ggf. eben hinnehmen, dass man eine Position auch mal wieder zurückkauft, wenn eine Stoppmarke nicht hielt, was sie hätte halten sollen.
Dabei ist die Oberseite nicht das Thema – solange der Trend nach oben weist, gilt es nicht, nach Einstiegspunkten zu suchen, denn wer trendkonform agiert, ist längst auf der Long-Seite dabei. Die Frage ist, wann man das besser nicht mehr sein sollte.

Aktuell ist dahingehend noch nichts angebrannt, bislang hat der DAX ja noch nicht einmal seine 20-Tage-Linie unterboten. Dass er leicht unter dem letzten Hoch notiert, ist nicht dramatisch. Solange der Index nicht unter dem Juni-Verlaufstief bei 23.052 Punkten schließt, wäre immer noch die Chance da, dass irgendeine hingeworfene Bemerkung in Washington die Bullen wieder in Marsch setzt. Erst wenn diese und die darüberliegende Auffanglinien keine Käufe auslösen, ist etwas faul.
Aber eingedenk des Umstands, dass man seit Anfang April ein Szenario tradet, das der Realität in keiner Weise entspricht, kann eine solche, dahingeworfene Bemerkung aus dem Weißen Haus auch das gesamte „Goldilocks-Szenario“, das man derzeit spielt, mit einem Schlag eliminieren, wenn man z.B. in gut zwei Wochen zu hören bekommt, dass diese 30-Prozent-Zölle ab jetzt tatsächlich gelten. Die Regel zu befolgen, dass man dann besonders vorsichtig agieren sollte, wenn zu viele andere es nicht tun, kann aktuell nicht schaden.
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