DAX Prognose DAX: Noch ist das keine Bullenfalle

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des DAX Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Seit fast zwei Monaten geht es mit dem DAX nirgendwohin. Das wird sich in der kommenden Woche wohl ändern, denn irgendeine Entscheidung zum Thema Zölle ist unvermeidbar. Aber dass die US-Börsen trotz dieser Ungewissheit laufen, der DAX aber nicht, ist auffällig.

DAX Index: Chart vom 03.07.2025, Kurs 23.934,13 Punkte, Kürzel: DAX | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart vom 03.07.2025, Kurs 23.934,13 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Deutlich höhere Zölle für Exporte zum immens wichtigen Handelspartner USA, das ist ein sehr problematisches Szenario. Und es müssen keinesfalls die zuletzt angedrohten und dann doch erst einmal wieder begrabenen 50 Prozent sein, um die EU in die Bredouille zu bringen. Dass der DAX zuletzt zwar die Vollendung einer Toppbildung im letzten Moment abwenden konnte, unter dem Strich aber seitwärts schaukelt, ist der Beleg dafür, dass den Marktteilnehmern das völlig klar ist.

Und dass der deutsche Leitindex zuvor im April und Mai stärker daherkam als die US-Indizes und neue Rekorde erzielte, die in den USA erst in den letzten zwei Wochen erreicht wurden, ist eben kein Indiz dafür, dass der Index alles, auch höhere Zölle, locker wegstecken könnte. Man kann den Umstand, dass der DAX seit dem April-Crash neue Bestmarken erreichte, sogar als seine Achillesferse interpretieren.

Expertenmeinung: Es sind auffallend wenige Aktien gewesen, die dem DAX zu seinen neuen Höhen verholfen haben. Seit Jahresbeginn bis gestern liefen gerade einmal 10 der 40 DAX-Aktien besser als der Index. Und 14 dieser 40 Aktien liegen im bisherigen Jahressaldo im Minus. Es waren die Aktien, die von dem neuen Schuldenberg profitieren würden, die den Index zogen: Infrastruktur. Rüstung, Banken.

Man klammerte sich an diese Aktien, weil es sonst nichts gab, das sich zum Einstieg angeboten hätte. Autos, Chemie, Pharma, Healthcare … alles dümpelt derzeit vor sich hin und hofft darauf, dass endlich die Nachfragebelebung kommt, auf die man schon so lange – und bislang vergebens – wartet. Da waren Aktien wie Heidelberg Materials, Siemens Energy oder Rheinmetall die Rettung für die Bullen. Da war auf einmal Phantasie drin, die musste man haben. Aber das dachten in den letzten Monaten mangels Alternativen im Index derart viele, dass diese Aktien heiß gelaufen und teuer bewertet sind.

Und das bedeutet: Die 30 DAX-Underperformer müssen nachziehen, je mehr, desto besser. Zwar würde ein „Deal“ mit den USA die Handelsbedingungen wohl kaum gegenüber dem, was war, verbessern. Aber man hätte zumindest die Hoffnung zurück, dass die Belebung der Nachfrage dann, wenn eine Einigung die Unsicherheit der Unternehmen und Verbraucher verringert, endlich kommt. Dann könnten Korrekturen bei den Überfliegern aufgefangen werden, idealerweise sogar überkompensiert werden. Aber wenn nicht, müsste man damit rechnen, dass die Toppbildung, die im Juni gerade noch abgefangen werden konnte, doch noch vollendet wird. Die Bullen brauchen diesen „Deal“ mit den USA also dringend … die kommende Woche wird somit zweifellos spannend!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Vor gut einer Woche hatte der DAX das vorherige Hoch von Ende Mai überboten, doch dieser Anstieg traf auf Gewinnmitnahmen, seither lassen sich die Käufer kaum noch blicken. Jetzt kommt es darauf an, dass die nächstliegenden Unterstützungen halten, sonst wird es hier eng.

Es ist seit ewigen Zeiten das gleiche Spiel: Solange das Momentum einer Aufwärtsbewegung hoch bleibt, kann das Fundament des Trends so marode sein, wie es will, es kümmert die Käufer nicht. Sie sehen weiter steigende Kurse nicht als Ergebnis ihres eigenen Handelns und das der „Masse“, sondern als Beweis dafür, dass der Trend berechtigt und fundiert ist. Erst wenn die Dynamik ausbleibt, beginnen die ersten, sich zu fragen, wann man vielleicht auch mal Kasse machen könnte. Und schauen dafür auf das, was sich außerhalb des Kursmonitors tut. Das Problem der DAX-Bullen aktuell ist dabei:

DAX: Wochen-Chart vom 12.06.2025, Kurs 23.771,45 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochen-Chart vom 12.06.2025, Kurs 23.771,45 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Es tut sich nicht allzu viel Gutes. Die steigenden Staatsausgaben in den Bereichen Infrastruktur und Verteidigung haben mehr als reichlich Eingang in die Kurse gefunden, wenn man an die immensen Kursgewinne von Aktien wie Rheinmetall, Siemens Energy oder Heidelberg Materials denkt. Hier könnten jederzeit auch große Korrekturen auftauchen, ohne dass diese Aktien zeitnah wieder als „billig“ eingeordnet werden könnten. Und in Bezug auf die andere große „Baustelle“ tut sich, wenn man sich nicht von den Headlines aus Washington blenden lässt, unerfreulich wenig:

Expertenmeinung: Auch in London ist man beim wichtigsten Element, den Handelsbeziehungen der USA zu China, offenbar nur marginal vorangekommen. Experten fürchten, dass es hier nicht um Wochen geht, was eine Einigung betrifft, sondern um Monate und womöglich sogar Jahre. Und direkt bezogen auf Deutschland und die EU erklärte der US-Handelsminister gerade erst am Donnerstag, dass eine Einigung da besonders kompliziert sei und sich hinziehen werde. Unterlegt wird dieses ernüchternde Szenario von neuen Drohungen des US-Präsidenten und seiner Überlegung, nach den Stahl- und Aluminium-Zöllen auch die im Automobilsektor weiter nach oben zu schrauben.

Doch erst, wenn die derzeit schwindende Dynamik des Aufwärtstrends einem Abwärtsimpuls weicht, der seinen Namen verdient, dürfte das die bullischen Trader ernsthaft nervös machen. Zwar ist mit der 20-Tage-Linie am Donnerstag ein Support gebrochen worden, der in den vergangenen Wochen gleich zweimal als Impulsgeber für erneute Käufe funktioniert hatte. Aber die wichtigere Unterstützungszone blieb bislang unangetastet:

DAX: Tages-Chart vom 12.06.2025, Kurs 23.771,45 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tages-Chart vom 12.06.2025, Kurs 23.771,45 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Es geht um den Unterstützungsbereich zwischen 23.275 und 23.476 Punkten. Eine Zone, die, wenn sie fallen sollte, als nächstes Kursziel die Linie bei 22.226 Punkten freigeben würde. Und es ist eine Zone, die auch psychologisch bedeutsam wäre. Denn zum einen geht es da um das alte, bis Mitte Mai das Rekordhoch stellende Hoch aus dem März, zum anderen um das Verlaufstief vom 23. Mai, als Trumps 50-Prozent-Zolldrohung gegenüber der EU den DAX zu Boden schickte, zum Handelsende aber das vorgenannte, alte Hoch vom März verteidigt wurde.

Würde ein zweiter Test der alten Hochs schiefgehen, indem dieses Verlaufstief des 23. Mai bei 23.275 Punkten auf Schlusskursbasis unterboten wird, kann das durchaus der Auslöser sein, um die jetzt eher noch verhalten aufkommende Nervosität in Angst zu verwandeln, denn Gründe gäbe es dafür auf diesem „luftigen“ Kursniveau grundsätzlich genug.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Long / Buy
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Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Bereits im März stellten sich viele Anleger die Frage, wie lange der deutsche Aktienindex noch in diesem Tempo weiter steigen könnte. Mit der aktuellen Wirtschaftslage hat dies nur wenig zu tun, aber solange die Kurse weiter in Richtung Norden laufen, bleibt dieser Umstand wohl hinzunehmen. Börsen neigen zu Übertreibungen – sowohl nach oben als auch nach unten. Dann folgte ein heftiger Rücksetzer, der durch die Zollankündigungen des amtierenden US-Präsidenten ausgelöst wurde. Doch ähnlich wie beim Corona-Crash kam es zu einer v-förmigen Erholung. Viele Anleger wurden auf dem falschen Fuß erwischt, und wer nicht schnell wieder vollständig investiert war, verpasste eine der kräftigsten Rallyes der letzten Jahre. Mittlerweile hat der DAX ein neues Allzeithoch erreicht. Die Bullen scheinen die Kontrolle zurückgewonnen zu haben.

Expertenmeinung: Zuletzt lag der Fokus der Anleger auf dem Widerstand bei rund 23.500 Punkten. Dieser wurde mittlerweile deutlich überschritten und bleibt weiterhin ein zentraler Faktor im aktuellen Chartbild. Solange sich der DAX oberhalb dieser Marke hält, bleibt der positive Grundton erhalten. Erst bei einem Rückfall darunter würde sich das Bild wieder eintrüben. Knapp unterhalb dieser Schwelle lagen die Zwischentiefs der letzten Wochen, die ebenfalls als potenzielle Unterstützungen gelten können. Hinzu kommt die 20-Tage-Linie, die bereits in der Aufwärtsbewegung von Januar bis März eine tragende Rolle spielte.

Aussicht: BULLISCH

DAX Aktie: Chart vom 04.06.2025, Kurs: 24.276,48, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Aktie: Chart vom 04.06.2025, Kurs: 24.276,48, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Stark angefangen und dann stark nachgelassen: Was am Morgen nach dem perfekten Tag für neue Rekorde aussah, endete im Minus. Der Grund: Aus großen Erwartungen wurde im Tagesverlauf Ernüchterung. Und solche Tage sind für das Bullen-Lager nicht ungefährlich.

Dass ein US-Bundesgericht das Gros der von Donald Trump in Eigenregie verhängten Zölle gegen andere Nationen als rechtswidrig einstuft, weil die Basis dieses Vorgangs, nämlich ein „nationaler Notstand“, nicht vorliege und daher allein das US-Repräsentantenhaus und der US-Senat solche Zölle auf regulärem Wege hätten verhängen dürfen, erweckte im ersten Moment den Eindruck:

Das war’s. Trump ist gescheitert, das Zollproblem hat sich erledigt und damit auch der Druck auf konjunktursensible Branchen wie die Autobauer oder den Technologiesektor. Das führte dazu, dass der DAX am Donnerstagmorgen mit einer Aufwärts-Kurslücke in den Handel startete … die er indes nicht nur umgehend schloss, sondern weiter abrutschte und gegenüber dem Vortag im Minus landete. Wo lag das Problem?

Es lag darin, dass dieses Damoklesschwert in Form das Wachstum tilgender US-Einfuhrzölle mit diesem Gerichtsurteil eben nicht vom Tisch ist. Zum einen geht die US-Regierung umgehend in Berufung, zum anderen will man schon heute den Supreme Court anrufen, um zu erreichen, dass die Anordnung, die Zölle umgehend zurückzunehmen und auch weiterhin nicht anzuwenden, vom Tisch kommt. Und selbst, wenn der Supreme Court das Ansinnen ablehnen sollte, blieben Donald Trump noch andere Wege im Wust der US-Gesetze, um die Zölle weiter einzusetzen. Was bedeutet:

Expertenmeinung: So bullisch die in der Nacht zum Donnerstag eingetrudelte Meldung über dieses Gerichtsurteil zunächst wirkte: Je mehr die Anleger darüber nachdachten, desto größer wurde die Ernüchterung. Hier ist noch gar nichts vom Tisch … und wer weiß, ob die dadurch animierte Suche nach neuen Schleichwegen, um ohne den US-Kongress eigene Vorstellungen durchzusetzen, nicht womöglich noch problematischere Situationen generiert. Die Folge: Der DAX erzielte gestern kein neues Verlaufshoch, sondern den zweiten Verlusttag in Folge.

DAX Index: Tageschart vom 29.05.2025, Kurs 23.933,23 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Tageschart vom 29.05.2025, Kurs 23.933,23 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Was rein von Chartbild her noch in keiner Weise kritisch ist, wie wir im Tageschart sehen: Zwar wurde der Versuch, sich weiter nach oben abzusetzen, erst einmal ausgebremst. Aber der deutsche Leitindex hält sich trotzdem noch stabil und relativ weit über dem alten Rekordhoch vom März bei 23.476 Zählern. Eine zumindest auf kurzfristiger Ebene bärische Vorlage wäre erst gegeben, wenn das Verlaufstief vom vergangenen Freitag bei 23.275 Punkten fiele, als Trump der EU zeitnahe 50 Prozent-Zölle androhte, und der DAX dadurch unter dem März-Hoch und der letzten Freitag getesteten und verteidigten 20-Tage-Linie landen würde. Alles noch nicht spruchreif … aber:

Die Bullen haben ihre Karten in den vergangenen Wochen ziemlich exzessiv ausgereizt. Man nahm die in den kommenden Jahren erwartet steigenden Unternehmensgewinne in Bezug auf Infrastrukturprogramm und steigende Verteidigungsausgaben vorweg. Man kaufte den DAX über das März-Hoch auf Basis des US/China-Deals, der keiner ist und dessen zeitweilige Zollsenkung die hiesigen Unternehmen nur am Rande betrifft. Und man setzte darauf, dass der Zollstreit USA/EU gütlich beigelegt wird … und das zügig.

DAX Index: Monatschart vom 29.05.2025, Kurs 23.933,23 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monatschart vom 29.05.2025, Kurs 23.933,23 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

All das sind quasi Wetten, die die Käufer eingegangen sind, indem sie schon mal in der Erwartung zu gewinnen das „Best Case-Szenario“ eingepreist haben. So etwas kann funktionieren, wenn sich dieses Szenario auch einigermaßen zügig einstellt. Aber hier sitzt man gleich an mehreren „Spieltischen“ … und Trumps, wenngleich zurück genommene, Zolldrohung vor einer Woche und die Erkenntnis, dass auch ein Gerichtsurteil dieses Problem vermutlich nicht beenden wird, sind genau die Art von Nachrichten, die die Bullen nervös machen, wenn sie gerade „all in“ spielen. Da wären statt wackligen Hoffnungen auch mal positive Fakten nötig, um die auf Rekordlevels so zwingende Gier der Trader nicht einschlafen zu lassen.

Ein Stop Loss Long knapp unter dieses Verlaufstief vom letzten Freitag bei 23.275 Zählern zu legen, wäre für Trader mit aggressiven, hoch gehebelten Positionen daher auf jeden Fall zu überlegen, denn ob dieses nötige „Bullenfutter“ kommt, ist zumindest offen.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Das alte Rekordhoch ist überboten, die nächste runde Marke auch, die 25.000 lockt. Beim DAX läuft’s. Und der Index ist nicht ohne Grund so stark, keine Frage. Was man sich indes fragen muss: Haben die derzeit abwartenden Bären womöglich auch ein paar Asse im Ärmel?

Was treibt die Anleger an, warum ist der DAX so stark? Der Euro Stoxx 50 nähert sich seinem im März markierten Rekordhoch, ist aber noch nicht dran. Die US-Börsen, sonst die Schrittmacher, notieren ebenfalls noch unter den bisherigen Hochs. Warum ist der DAX stärker?

Die Argumente der Bullen klingen logisch: Die Investitionspläne der neuen Bundesregierung werden zwar einerseits Schulden bringen (von denen aber direkt und indirekt Finanztitel profitieren könnten), andererseits aber Wachstum. Und davon werden Unternehmen aus den Bereichen Energie, Infrastruktur und Verteidigung profitieren. Und das dürfte in der Tat so sein.

Aber wie oft kann man auf den gleichen Geburtstag anstoßen und zugleich ignorieren, dass der unfreundliche Nachbar in Form der USA gerade versucht, die Party mit der Zoll-Brechstange zu beenden? Die Ankündigung des neuen Bundes-Schuldenbergs erfolgte Anfang März und hob den DAX letzten Endes an das alte Hoch bei 23.476 Punkten. Jetzt notiert er aber noch einmal ein gutes Stück höher. Welche neuen Argumente gibt es dafür?

Expertenmeinung: Selbst, wenn man glauben wollte, dass die US-Zölle vor Ende des 90-Tage-Moratoriums (von dem die Hälfte fast verstrichen ist) vom Tisch kommen, ohne dass die EU massive, das eigene Wachstum bremsende Zugeständnisse machen musste, könnte man sagen: Gut, wenn der Spuk dann vorbei ist, wäre der DAX da korrekt verortet, wo er vor diesem Trump’schen „Tag der Befreiung“ am 2. April notierte. Aber für höhere Kurse müsste irgendetwas neu hinzugekommen sein.

DAX: Tages-Chart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Ist es aber nicht. Der Schwung der Bewegung, dieses hohe Rallye-Momentum, „saugt“ Anleger in diese Hausse, nicht die Logik. Die Hausse nährt sich derzeit selbst, indem steigende Kurse Käufe anlocken, die Käufe für weiter steigende Kurse sorgen und damit ein scheinbar endloser Hausse-Kreislauf entsteht, bei dem Geopolitik, Wachstumsperspektiven, Verbraucherverhalten oder Bewertungen nicht mitspielen dürfen. Eine tolle Sache, die aber dummerweise nie für die Ewigkeit funktioniert.

Es wirkt zwar so, weil der DAX zuletzt ziemlich widerstandslos ein neues Hoch nach dem anderen erreichte und zuvor einen immensen Kursrutsch aufholte, als wäre der kein Ausdruck einer kritischen Gemengelage, sondern ein Trampolin. Aber da übersieht man gerne, dass der DAX nur abbildet, was diejenigen tun, die aktuell aktiv handeln.

Dass da die Käufe überwiegen, ist kein Garant dafür, dass das morgen auch noch so sein müsste. Denn niemand könnte wirklich abschätzen, wie viele Akteure der Ansicht sind, dass der DAX seinen „Deckel“ eher leichtfertig gelupft hat und ihm dieser schwer aufs Haupt fallen kann und wird. Diese Klientel wartet. Sie wartet auf einen Auslöser, um die erneuten Gewinne zu kassieren oder auf der Short-Seite aktiv zu werden, sei es ein Rücksetzer unter das alte Hoch, sei es etwas Negatives zum Thema Zölle oder Geopolitik oder, womöglich, beides.

DAX: Monats-Chart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dieser Ausbruch über das März-Hoch ist argumentativ instabil. Die Zugpferde im DAX sind zuletzt immer dieselben: die Titel, die bereits bei der ersten Infrastruktur/Verteidigungs-Schuldenparty dabei waren. Aber es gibt keine neuen Entwicklungen in dieser Hinsicht, ebenso, wie das Thema Zölle nicht vom Tisch ist, im Gegenteil, da ist nichts gelöst oder auch nur angegangen worden. Was zum Fazit führt:

Hier führt Bruder Leichtfuß das Zepter … und wer das erkennt weiß: So etwas kann lange gutgehen, muss es aber nicht. Der DAX könnte die 25.000 erreichen oder auch nicht. Daher: Short zu sein, ist in einem solchen Umfeld brandgefährlich. Ohne Stop Loss und klare Strategie Long zu sein aber nicht minder. Dem Trend folgen, aber mit Verstand und Stoppkursen anstatt mit Gier und hohen Hebeln, ist da die beste Lösung.

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