VW hat schon seit mehreren Jahren mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen. Der Absatz läuft schleppend, die Konkurrenz drückt auf die Margen, die Kosten für die Umstellung auf Elektro sind enorm.
VW kämpft an allen Fronten
Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten ist bei VW in etwa anderthalbmal so hoch wie bei BMW oder Mercedes.
Das mündete im vergangenen Jahr in Verhandlungen über Werksschließungen, ein Ende jahrzehntelanger Betriebsvereinbarungen und Stellenabbau – etwa bis zu 5.000 Stellen in Deutschland durch Frühverrentung und Einstellungsstopps.
Am Ende einigte man sich mit den Gewerkschaften. Doch in Wirklichkeit ist der Konflikt damit nur aufgeschoben und die zugrundeliegenden Probleme nicht gelöst. Dem hätte man bereits vor Jahren durch weniger Einstellungen und eine stärkere Automatisierung begegnen sollen.
Die direkten Wettbewerber haben diese strategischen Fehler nicht oder nicht in diesem Umfang begangen.
Doch auch abseits vom operativen Geschäft wurden Fehler gemacht. Die Pleite von Northvolt könnte VW mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die genaue Schadenshöhe hängt vom Ausgang des Insolvenzverfahrens und einer möglichen Rückzahlung ab.
Geringe Ambitionen
Aber auch ohne sich tiefgehend mit VW zu beschäftigen, ist es offensichtlich, dass das Unternehmen mit Herausforderungen zu kämpfen hat.
Im letzten Geschäftsjahr ist die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 3,5 % auf 9,0 Millionen Stück gesunken. Das operative Ergebnis ist von 22,5 auf 19,1 Mrd. Euro und der gemeldete Gewinn um 33 % auf 21,36 Euro je Aktie eingebrochen.
Der gemeldete Gewinn ist aber ohnehin Makulatur. Der Netto-Cashflow im Automobilgeschäft hat sich von 10,7 auf 5,0 Mrd. Euro mehr als halbiert.
Für 2025 hatte man ein Umsatzplus von 5 % und eine operative Umsatzrendite von 5,5 – 6,5 % in Aussicht gestellt. Ambitionierte Ziele sehen anders aus, denn selbst im Krisenjahr 2024 lag die operative Umsatzrendite noch bei 5,9 %.
Die jüngsten Halbjahreszahlen sprechen jedoch dafür, dass selbst das noch zu hoch gegriffen war.
Prognose gekappt
Vergangenen Freitag hat der Volkswagen-Konzern die Halbjahresergebnisse vorgelegt. Der Umsatz ist auf Jahressicht um 0,3 % auf 158 Mrd. Euro marginal gesunken.
Das operative Ergebnis ist jedoch um 33 % auf 6,7 Mrd. Euro eingebrochen.
Daher musste man die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von +5 % auf 0 senken. Bei der operativen Rendite hat VW von 5,5 – 6,5 % auf 4 – 5 % zurückgerudert.
Der Netto-Cashflow im Automobilgeschäft soll statt auf 2 – 5 auf 1 – 3 Mrd. Euro sinken.
VW dürfte in diesem Jahr kaum noch Geld verdienen, was zunehmend die Frage nach der Dividende aufwirft. Die Aktionäre freuen sich zwar über üppige Dividenden, wenn sie jedoch auf Kosten der Substanz gezahlt werden, hilft das langfristig niemandem.
Bei Audi läuft es besonders schlecht
Am Montag hat Audi nachgelegt. In der ersten Hälfte des Jahres hat die Premiummarke einen dramatischen Gewinneinbruch erlebt. Das operative Ergebnis ist von 3,40 auf 1,10 Milliarden Euro gesunken. Selbst im Premiumsegment knirscht es im Getriebe.
2022 hatte das Unternehmen aus Ingolstadt noch ein operatives Ergebnis von 4,9 Milliarden Euro erzielt, was den aktuellen Einbruch umso bemerkenswerter macht. Damals lag die operative Rendite noch bei 16,5 %, heute sind es nur noch 3,3 %. Mit Audi geht es das dritte Jahr infolge bergab.
Die Rückschläge sind auf eine Kombination aus externen und internen Faktoren zurückzuführen, darunter Zölle, hohe Kosten für den Konzernumbau und ein schwächelndes Geschäft in China.
Die von Trump eingeführten Zölle haben die Exportkosten für Audi in die USA erheblich erhöht. Anders als der Konkurrent BMW, der über ein Werk in den Vereinigten Staaten verfügt, produziert Audi nicht vor Ort.
Wie geht es jetzt weiter?
Bisher hat man die Zollkosten nicht an die Kunden weitergegeben, ewig wird das aber nicht möglich sein. Finanzvorstand Jürgen Rittersberger betonte, dass diese Entscheidung kostspielig sei, und deutete an, dass Audi nach einem Kompromiss zwischen Preisgestaltung und Verkaufsvolumen suchen müsse. Preiserhöhungen in den USA seien nicht ausgeschlossen, doch die endgültige Strategie stehe noch nicht fest.
Wir werden sehen, wie VW, Audi und Co. mit den nun vereinbarten Zöllen in Höhe von 15 % zurechtkommen werden. Aus meiner Sicht ist der Deal nachteilig für die EU und ich frage mich ernsthaft, wie man dem zustimmen konnte.
Nach aktuellem Kenntnisstand werden EU-Exporte in die USA zukünftig mit einem Zoll von 15 % belegt, umgekehrt ist das aber nicht der Fall.
Den aktuellen Schätzungen zufolge soll der gemeldete Konzerngewinn von VW in diesem Jahr um 20 % auf 17,19 Euro je Aktie sinken.
Der Netto-Cashflow aus dem Automobilgeschäft soll jedoch von 5 auf 1 – 3 Mrd. Euro sinken, was etwa 2 – 6 Euro je Aktie entspricht. Eigentlich kann man sich die für 2025 erwartete Dividende in Höhe von 5,56 Euro je Aktie kaum leisten.

Aus technischer Sicht ist die Lage in Anbetracht dieser Nachrichtenlage erstaunlich entspannt. Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 100 Euro, würde es sogar zu einem Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 110 Euro kommen.
Solange der Ausbruch jedoch nicht gelingt, kann es jederzeit wieder zu einem Kursverlauf in Richtung 90 – 93 und 80 Euro kommen.
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