Die großen DAX-Gewinner des 1. Halbjahrs kamen gestern, zum Start in die zweite Halbzeit, fast durchweg unter Druck. Rheinmetall landete dabei auf Platz 2 der Verliererliste. Man fragt sich, ob die Verkäufe zu diesem Zeitpunkt Zufall waren oder sich gerade eine Wende etabliert.
Der Bund will viel mehr für Verteidigung ausgeben als zuvor. Die NATO insgesamt auch. Und Rheinmetall ist ein Unternehmen aus diesem Sektor. So weit geht die Rechnung der Bullen ja auf. Aber auf Basis der durchschnittlichen Gewinnschätzung der Analysten für 2025 kommt Rheinmetall derzeit auf ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 62. Das ist für eine Aktie, die in früheren Jahren Bewertungen zwischen 15 und 20 sah, ziemlich „sportlich“.
Vor allem, wenn man sieht, dass diese Analysten zwar im Schnitt unterstellen, dass sich Rheinmetalls Gewinn pro Aktie bis 2027 mehr als verdoppeln wird, damit dann aber ein KGV von 27 zu Buche stünde, was unterstellt, dass der Gewinn in den Folgejahren immer noch dynamisch weiterwächst, denn sonst wäre auch das zu teuer. Und diese Berechnungen für die Zukunft basieren ja auf dem Kurs der Aktie von heute. Steigt der Kurs weiter, würde die Bewertung und damit auch das, was man an Gewinnwachstum vorwegnimmt, nur noch extremer.
Zwar heben die Analysten bislang mehrheitlich stur weiter den Daumen. Aber das ist bei Aktien, die einerseits in einem intakten Aufwärtstrend laufen und zugleich von großen Erwartungen getragen werden, normal. Der Schnitt der Kursziele liegt momentan bei 1.933 Euro, das höchste Ziel sogar bei atemberaubenden 2.300 Euro. Warum sollte die Aktie also nicht einfach immer weiter laufen mit dem Argument, dass man, wenn die Analysten bullisch sind, nicht aussteigen sollte?
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Expertenmeinung: Weil das, speziell bei Aktien, die gerade in aller Munde sind, gar nicht mal so selten schiefgeht. Denken wir z. B. an Delivery Hero, Sartorius, HelloFresh, Aixtron und andere, bei denen die Analysten die Ziele mit jedem neuen Hoch der Aktien immer höher schraubten und die Abwärtswende trotzdem kam. Große Erwartungen und intakte Aufwärtstrends bedingen einander. Kippt das eine, kippt das andere auch. Und dann sind ambitionierte Kursziele auf einmal Makulatur. Die Frage ist, ob das bei Rheinmetall passieren könnte.
Grundsätzlich ja, zum Beispiel, wenn der Auftragseingang für das zweite Quartal nicht überzeugt. Immerhin weiß man zwar, dass das Unternehmen wohl wachsen wird, das Umfeld bedingt es. Aber man weiß nicht, wie schnell und wie stark. Diese Quartalsergebnisse stehen aber erst am 7. August an … könnte die Aktie nicht zumindest bis dahin gegen eine Abwärtswende gefeit sein?
Nicht, wenn es kein Zufall war, dass zuerst vergangene Woche der Versuch, sich nach der Korrekturphase nach oben abzusetzen, abverkauft wurde und die Aktie danach ausgerechnet zum Start ins neue Quartal bzw. ins 2. Halbjahr kräftig unter Druck kam (-5,26 Prozent am Dienstag). Denn dass sich das um einen Quartalswechsel herum abspielt und andere, sehr teuer gewordene Überflieger des ersten Halbjahrs ebenso unter Druck standen, könnten reine Gewinnmitnahmen bei Fonds gewesen sein … aber auch eine Neuorientierung, indem man die teuren, stark gelaufenen Aktien untergewichtet und zurückgebliebene Aktien kauft. Und dann würde es für die Bullen bei Rheinmetall angesichts des hohen KGV leicht mal eng. Wo genau wird es kritisch?

Grundsätzlich wäre schon ein Schlusskurs unter dem Verlaufstief des Junis bei 1.649 Euro bärisch, weil damit dann ein kleines Topp vollendet wäre. Aber für ein mittelfristig relevantes Signal würde ich da auf der Unterseite noch etwas zugeben und die kritische Zone im Bereich 1.483 zu 1.500 Euro sehen, das sind die Hochs vom März und April. Das Problem, das das bullische Lager dann hätte:
Selbst dort wäre das KGV immer noch mit vielen Vorschusslorbeeren behaftet. Und angenommen, die großen Pläne der Bundesregierung würden auch nur ein wenig zusammengestrichen … was, wenn man auf das Thema Stromsteuer blickt, ja nicht unmöglich ist … wäre ein Test der charttechnischen Schlüsselzone um 1.000 Euro zwar aus aktueller Sicht ein überraschend starker Rücksetzer … aber auch einer, den man nicht völlig ausschließen sollte.
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