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Netflix gewinnt schneller neue Kunden als man selbst erwartet hat. Die Zahl der werbebasierten Accounts hat sich im Jahresverlauf vervielfacht.
Totgesagte leben länger
Immer wieder werden Unternehmen an der Börse abgeschrieben, nur um danach wie der Phönix aus der Asche wieder emporzusteigen.
Jeder Börsianer kennt etliche Beispiele dafür und daher ist es umso erstaunlicher, dass sich das nicht ändert.
Doch es kann sich nicht ändern, es wird immer so sein.
Emotionen wie Angst, Gier, sowie Fluchtreflexe oder auch den Herdentrieb zu überwinden ist sehr schwierig.
Denn diese Funktionen werden nicht vom Neocortex gesteuert. Das ist der Teil unseres Gehirns, der für höhere kognitive Fähigkeiten wie Denken und Sprache zuständig ist.
Man könnte auch sagen, dort ist das Zuhause, was die meisten Menschen als „Ich“ empfinden.
Tatsächlich wird ein Großteil der Entscheidungen aber nicht dort getroffen. Studien zufolge werden Emotionen vor allem im limbischen System und vermutlich in der Amygdala verarbeitet.
Wer trifft hier eigentlich Entscheidungen?
Unter dem Strich bedeutet das, dass sehr viele Entscheidungen nicht bewusst getroffen werden, vor allem wenn es um Emotionen geht.
Wer sich also von Angst und Gier treiben lässt, ist nicht mehr Herr seiner Sinne. Das bewusste Ich trifft dann keine Entscheidungen mehr, es werden vielmehr vererbte Automatismen abgearbeitet.
Gehirnforscher und Experten auf diesem Gebiet mögen mir mein Laienwissen nachsehen.
Kommen wir also zurück zur Börse, einem Ort, an dem der emotionale Druck außerordentlich groß ist.
Das fängt bei steigenden oder fallenden Kursen an. Geht eine Aktie in die Knie, fragt man sich unweigerlich, was falsch an ihr ist.
Hinzu kommen schlechte News von Unternehmensseite, Downgrades durch Banken und so weiter.
In der Regel sinken Kurse, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlecht sind oder sich verschlechtern könnten. Das stimmt uns noch zusätzlich pessimistisch.
Im Extremfall führt das unter den Anlegern zu einer Panik, bei der jegliche Vernunft verloren geht.
Der Herdentrieb regiert und trifft Entscheidungen.
Das ist erlernbar
Es gibt sehr wenige Menschen, die von Natur aus dazu in der Lage sind, sich dem zu entziehen. In den meisten Fällen ist es eine erlernte Fähigkeit.
Je öfter man einen massiven Kurssturz mitgemacht hat und am Ende doch mit einem massiven Gewinn dasteht, desto einfacher wird es.
Netflix ist einer dieser Fälle. Letztes Jahr schien es die vorherrschende Meinung zu sein, dass die Erfolgsgeschichte der Streaming-Plattform für immer zu Ende sein würde.
Inzwischen wissen wir, dass das nicht der Fall ist. Die Geschehnisse waren sogar leicht zu erklären:
Nachdem man 2020 und 2021 massenhaft Neukunden gewonnen hatte, kam es danach zu einer Abkühlung.
Mehr ist damals nicht passiert. An den zugrundeliegenden Trends hatte sich nicht geändert. Das lineare Fernsehen ist weiterhin auf dem absteigenden Ast und Streaming auf dem Vormarsch.
Die Konkurrenz hat zwar zugenommen, doch die Welt ist groß genug für 2 oder auch 5 große Streaming-Services. Es gibt auch nicht nur ein Fernsehsender.
Die 100-Milliarden-Dollar Gelegenheit
Darüber hinaus hat die Monetarisierung im Streaming-Bereich erst begonnen. In diesem Jahr dürften weltweit in etwa 132,4 Mrd. USD für Fernsehwerbung ausgegeben werden.
Das Geld wäre aus Sicht der Werbetreibenden viel besser im Streaming-Segment aufgehoben, denn dort kann man gezielt und datenbasiert werben.
Fernsehwerbung ist im Gegensatz dazu unglaublich ineffizient.
Darüber hinaus schauen die jüngeren Generationen kein oder kaum noch TV.
Was wird mit den Werbebudgets perspektivisch also passieren?
Sie werden sich aufs Streaming verlagern und ein Teil davon wird bei Netflix hängenbleiben.
Daher ist es eine besonders erfreuliche Nachricht, dass die werbebasierten Streaming-Angebote von Netflix guten Anklang finden.
Im Jahresverlauf hat sich die Zahl der werbebasierten Nutzer auf 15 Millionen vervielfacht.
In den letzten sechs Monaten sind 10 Millionen neue Nutzer hinzugekommen, das hat Co-CEO Sarandos am Montag bekannt gegeben (Quelle).
Damit habe man die eigenen Erwartungen übertroffen.
Man darf gespannt sein, wie viele es in 1-2 Jahren sein werden. Vermutlich einige Dutzend Millionen mehr.
Ausblick und Bewertung
Aktuell bringen die 15 Millionen Kunden mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr an Abogebühren ein, hinzu kommen die Werbeeinnahmen.
Die Grenzkosten für diese Neukunden tendieren gegen null. Es spielt schließlich keine Rolle, ob man eine Serie produziert, die dann 200 oder 215 Millionen Nutzer ansehen können.
Das bedeutet, dass die Margen perspektivisch deutlich steigen dürften. Daher habe ich mich in den letzten anderthalb Jahren auch immer wieder positiv zu Netflix geäußert.
Daran wird sich heute nichts ändern. Größere Rücksetzer dürften sich als Kaufgelegenheiten herausstellen.
Im laufenden Geschäftsjahr dürfte der Gewinn von Netflix um 21% auf 12,07 USD je Aktie steigen. In den kommenden beiden Jahren werden jeweils auch Gewinnsteigerungen von 20% und mehr erwartet.
Damit wären wir bei Peter Lynch:
„I don’t think people understand there’s 100% correlation with what happens to a company’s earnings over several years and what happens to the stock.“

Wenn Peter Lynch recht hat und die Prognosen korrekt sind, ist die langfristige Kursentwicklung vorgezeichnet.
Kurzfristig entscheidet sich die Richtung bei 450 und 480 USD. Fällt die Aktie unter 450 USD, muss mit einem Rücksetzer bis 415 oder 400 USD gerechnet werden.
Gelingt hingegen ein Wochenschlosskurs über 480 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 540 und 565 USD.
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