HelloFresh Aktie Prognose HelloFresh: Rallye auf Bewährung

News: Aktuelle Analyse der HelloFresh Aktie

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Ist diese Nachricht für die Perspektive der HelloFresh-Aktie ein „Game Changer“ oder nicht? Am späten Mittwochabend wurde gemeldet, dass der Investor Active Ownership Capital einen Anteil am Unternehmen erworben habe. Die Aktie reagierte positiv. Aber bleibt das so?

Active Ownership Capital hält laut der am Mittwochabend vorgelegten Stimmrechtsmitteilung insgesamt per Ende der vergangenen Woche einen Anteil von 6,68 Prozent an HelloFresh, davon 4,71 Prozent in Aktien und den Rest in Optionen. Bislang war der Investor nicht in der Liste der Anteilseigner aufgetaucht, die Käufe dürften also erst vor kurzem erfolgt sein. Der Investor begründete den Einstieg damit, dass man hier ein attraktives Geschäftsmodell sehe und volles Vertrauen in den Vorstand habe, das Unternehmen durch die derzeitige Transformationsphase zu führen. Womit der Druck auf die Margen einerseits und HelloFreshs Gegenmaßnahme durch den Aufbau eines zweiten Standbeins in Form von Fertiggerichten gemeint ist. HelloFresh selbst begrüßte den Einstieg.

Grundsätzlich ist es ein positives Signal, wenn Großinvestoren sich an einem Unternehmen beteiligen, weil sie dort eine positive Perspektive erkennen. Aber hier ist zudem der Umstand spannend, dass Active Ownership Capital sich als „aktivistischer“ Investor sieht, also als einen, der sich aktiv in die Unternehmensstrategie einbringen will. Das kann den Prozess der Umstrukturierung positiv beeinflussen und wird daher von Anlegern grundsätzlich positiv gewertet. So auch bei HelloFresh, die Aktie legte am Donnerstag als Reaktion auf diese Meldung zu. Aber „durch“ ist die Sache noch nicht, denn:

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur HelloFresh Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Der Kurs ist auf dem Sprung, eine Bodenbildung zu vollenden, gesprungen ist er aber noch nicht. Und dass die Aktie genau an der Linie, auf die es ankommt, trotz der grundsätzlich ja positiven Nachricht gestern nicht vorbeikam, lässt aufmerken.

Es geht um die Widerstandslinie bei 7,798 Euro. Sie markiert den höchsten Kurs seit der großen Abwärts-Kurslücke, die im März als Reaktion auf eine deutlich unter den Erwartungen der Analysten und Anleger gelegenen 2024er-Prognose des Unternehmens entstand. Würde HelloFresh diese Linie klar und auf Schlusskursbasis überbieten, wäre der Weg frei, die Kurslücke zu schließen. Abgesehen von der bei 9,30 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie wäre der Weg dann aus charttechnischer Sicht bis in die Region 10,91/11,33 Euro frei.

Das ist eine äußerst lukrative Perspektive für bullische Trader. Und gestern hätte man, nachdem die Aktie gerade begonnen hatte, nach dem auf die weniger schlecht als befürchtet ausgefallenen Quartalszahlen folgenden Kurssprung auf der Stelle zu treten, mit der Nachricht über den Einstieg von Active Ownership Capital die Chance gehabt, die Hürde zu nehmen. Doch was wir sehen, ist zwar ein Plus. Aber die Aktie, die intraday schon über der Widerstandslinie notierte, schloss sogar leicht unter dem Eröffnungskurs. Noch ist das kein Beleg dafür, dass diese Nachrichten nicht ausreicht, um die Skepsis und das bärische Lager zu besiegen, aber bevor HelloFresh nicht über dem gestrigen Tageshoch von 7,95 Euro geschlossen und die Hürde damit dann doch noch genommen hat, wäre Vorsicht angezeigt.

HelloFresh Aktie: Chart vom 22.08.2024, Kurs 7,664 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Meldung über die neue Beteiligung von Active Ownership Capital:
https://www.wiwo.de/finanzen/boerse/active-ownership-aktivistischer-investor-kauft-sich-bei-hellofresh-ein/29955362.html

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Vorherige Analysen der HelloFresh Aktie

Plus 19,3 Prozent als Reaktion auf die Quartalsbilanz von HelloFresh, das erweckt den Eindruck, als seien die Zahlen eine Offenbarung gewesen. Das waren sie nicht, auch, wenn sie besser ausfielen als gedacht. Die Aktie aber zeigt sich jetzt potenziell bullisch – kann man dem trauen?

HelloFresh schaffte im 2. Quartal mit 1,95 Milliarden Euro einen marginal über dem Vorjahreszeitraum (1,92 Milliarden) liegenden Umsatz, der leicht unter der durchschnittlichen Analysten-Prognose lag (1,97 Milliarden). Das war schon mal kein Argument für einen derartigen Kurssprung.

Dass der operative, um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn (AEBITDA) trotz gut behauptetem Umsatz bei 146,4 Millionen Euro und damit satte 23,7 Prozent unter dem des 2. Quartals 2023 landete, was an einer deutlich von 10,0 auf 7,5 Prozent zurückgegangenen operativen Gewinnmarge lag, auch nicht. Eigentlich. Aber genau das war es dann eben doch, was die Käufe auslöste, denn:

Das war zwar schlecht, aber es war weniger schlecht als im Vorfeld von den Analysten erwartet. Beim bereinigten, operativen Gewinn hatten die Analysten im Schnitt nur 123 Millionen statt der „gelieferten“ 146,4 Millionen Euro gesehen. Die Zahlen fielen also besser als erwartet aus … aber eigentlich müsste man sagen:

Expertenmeinung: Weniger schlecht als befürchtet. Denn schlecht war die Bilanz trotzdem, zumal der Nettogewinn auf 8,9 Millionen Euro schrumpfte, nach 66,3 Millionen im Vorjahreszeitraum. Kann ein solches „hätte noch schlimmer kommen können“ für die Wende reichen?

HelloFresh Aktie: Chart vom 13.08.2024, Kurs 6,442 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 13.08.2024, Kurs 6,442 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Für eine nachhaltige Aufwärtswende, die den Kurs an und über den Level trägt, der vor dem Crash der Aktie im März galt, als man eine entsprechend den jetzt vorliegenden Zahlen schwache Prognose ausgab, wohl nicht. Für die ganz kurzfristige Ebene wäre indes einiges denkbar, falls die Aktie es schafft, die per Dienstagabend durch den Kurssprung erreichte, aber noch nicht sauber überbotene Abwärtstrendlinie, die die Zwischenhochs seit dem März-Crash verbindet sowie das Juli-Hoch bei 6,50 Euro zu überwinden. Die nächsten Kursziele lägen dann bei 7,40 und 7,80 Euro.

Das wäre deswegen möglich (wenngleich in keiner Weise sicher), weil derart „billig“ wirkende Aktien Scharen an kurzfristigen Tradern anlocken, die solche Kursziele lukrativ genug finden, um hier mitzumischen. Aber um die Gesamtsituation ebenso wie um langfristige Perspektiven des Unternehmens und das übergeordnete Chartbild scheren sich solche Akteure wenig bis gar nicht. Daher wäre es zwar denkbar, dass hier jetzt auf Trading-Ebene noch Luft nach oben ist, womöglich sogar die März-Kurslücke geschlossen würde. Aber für ein echtes Investment gilt: Nie gegen die Rahmenbedingungen. Und auch, wenn die Bilanz weniger schlecht war als befürchtet, sie zeigt, dass diese Rahmenbedingungen derzeit für Investoren nicht taugen.

Quellenangaben: Ergebnis 2. Quartal, 2024, 13.08.2024: https://assets.ctfassets.net/irplh84t0tdt/4xVg0gtn7mHM1sK4oy92fX/b456bfa308664b74f9ba521a9b4f434c/HelloFresh_Group_Pressemitteilung_Q2_2024_DE.pdf

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die Aktie des Anbieters von Kochboxen wurde auch in den letzten Monaten ordentlich in die Mangel genommen und der vorherrschende Abwärtstrend wurde abermals durch enttäuschende Unternehmensergebnisse beschleunigt. Seit dem Hoch von Ende des vorigen Jahres ist die HelloFresh Aktie mittlerweile um satte 86% eingebrochen. Vom bisherigen Allzeithoch gemessen sind es sogar rund 95% – dies kommt einem Totalverlust gleich.

Im gestrigen Handel gab es zumindest wieder ein Lebenszeichen. Das Papier stieg um mehr als +6% und begann die Börsenwoche mit positiven Vorzeichen.  

Expertenmeinung: Für den Trend bedeutet dies aber kaum eine Veränderung. Der technische Schaden im Chart ist enorm und es braucht wesentlich mehr, um hier eine Trendwende hinzubekommen.

Zunächst wäre der Sprung über die Widerstandsebene bei rund 6 EUR notwendig, wo sich mittlerweile auch die fallende 50-Tage-Linie eingefunden hat. Diese konnte seit Oktober des vorigen Jahres lediglich für einen einzigen Tag überwunden werden und ist ein guter Gradmesser für den aktiven Trendverlauf. Der positive Wochenauftakt ist somit noch kein Grund um euphorisch zu werden.

Aussicht: BÄRISCH

HelloFresh Aktie: Chart vom 01.07.2024, Kurs: 4.81 EUR, Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 01.07.2024, Kurs: 4.81 EUR, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Nach wie vor müssen sich Anleger, die bei HelloFresh long sind, über stetige Kursverluste ärgern. Die HelloFresh-Aktie befindet sich schon seit geraumer Zeit auf der Abschussliste und entwickelt sich zu einer Geldvernichtungsmaschine. Wann ist endlich wieder mit Anstiegen zu rechnen?

Hierzu müsste der Konzern wohl auf fundamentaler Ebene mit einer positiven Überraschung aufwarten. Die letzten Ergebnisse, welche im März veröffentlicht wurden, ergaben leider exakt das Gegenteil. Aktuell befinden sich die Kurse nachhaltig unter der 50-Tage Linie und der Trend zeigt deutlich nach Süden.

Expertenmeinung: Die nächsten Quartalsergebnisse werden am 13.08.2024 erwartet. Dies könnte mitunter einen Trendwechsel hervorrufen. Aus technischer Sicht müssten die Kurse zuerst über die 50-Tage-Linie klettern, bevor man hier wieder etwas Hoffnung auf mehr versprühen könnte.

Danach müsste das letzte Zwischenhoch von April gebrochen werden, um den nach wie vor intakten bärischen Tenor zu beenden. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten. Aktuell bleibt die Aktie jedoch im Abstiegskampf.

Aussicht: BÄRISCH

HelloFresh: Chart vom 04.06.2024, Kurs: 5.662, Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh: Chart vom 04.06.2024, Kurs: 5.662, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Der Kurs von HelloFresh ist komplett kollabiert. War das der finale Sell-Off, oder ist das Schicksal des Unternehmens besiegelt?

Auf dem Tiefpunkt

Bei HelloFresh ist in den letzten Jahren alles schiefgegangen, was man sich nur vorstellen kann.
Selbst als das Geschäft noch dynamisch wuchs, ging es mit dem Kurs steil bergab.

Die Aktie wurde als ehemaliger Corona-Profiteur und als Wachstumsaktie betrachtet, zwei Kategorien, die spätestens ab 2022 in Ungnade gefallen sind.

Zeitweise war die Nachfrage so hoch, dass man sie kaum mehr bedienen konnte. Es kam zu Logistikproblemen, zu Verzögerungen bei Lieferungen, oder zu Lieferungen von falschen oder beschädigten Produkten.

Darüber hinaus machte die Inflation dem Unternehmen das Leben schwer, die Preiserhöhungen kamen bei vielen Kunden nicht gut an.
Hinzu kam ein zunehmender Wettbewerb durch andere Lebensmittellieferdienste und Kochbox-Anbieter sowie operative Probleme beim Aufbau der neuen Anlagen in den USA.

All das führte zu nachlassenden Wachstumsraten. Daher musste man mehrfach die Prognosen kürzen.
Es ist nicht allzu lange her, da wurde für 2025 noch ein Unternehmensgewinn von mehr als 2 Euro je Aktie erwartet – heute liegen die Konsensschätzungen bei 0,44 Euro.

HelloFresh kassiert die mittelfristigen Ziele

Die einstiegen Ziele sind in weite Ferne gerückt und daher ist es kein Wunder, dass immer mehr Anleger die Reißleine gezogen haben.
Als man Anfang März auch noch die mittelfristigen Ziele kassierte, führte das zu einer regelrechten Panik. Obwohl die Aktie bereits seit Monaten unter Druck stand, halbierte sich der Kurs innerhalb von zwei Tagen nochmal.

Doch bei all den Problemen, sollte man einige Dinge nicht vergessen:
HelloFresh hat einen gigantischen Kundenstamm, erzielt einen Jahresumsatz von mehr als 7 Mrd. Euro, hat bedeutende Vermögenswerte und ist nach wie vor profitabel.

Es wäre gut möglich, dass das alles sehr viel mehr wert ist als der aktuelle Börsenwert in Höhe von 1,11 Mrd. Euro. Schauen wir uns die Sache gemeinsam an.

Substanzwert vs. Börsenwert: Eine kritische Betrachtung

Es gibt mehrere Wege, sich dieser Fragestellung zu nähern. Darunter beispielsweise das Substanzwertverfahren.
Der Vorteil davon ist, dass das äußerst einfach ist, jedoch die möglichen Erträge und die Zukunftserwartungen nicht berücksichtigt. Man könnte den Ansatz auch als Rettungsanker bezeichnen.

An der Börse nutzt man hierfür gerne den Buchwert. Der liegt aktuell bei etwa 6,00 Euro je Aktie, würde den Kurs also auch dann noch rechtfertigen, wenn es zu einer Liquidation kommen würde.

Das gilt zumindest theoretisch, denn was man im Falle eines Verkaufs in der Realität wirklich erzielt, weicht mitunter weit vom Buchwert ab.
Der niedrige KBV ist aber ein erster positiver Hinweis, man sollte sich die Sache aber immer etwas genauer anschauen.

Im Buchwert können beispielsweise in großem Umfang immaterielle Werte enthalten sein. Die werden beim Substanzwertverfahren normalerweise berücksichtigt, können aber auch wertlos sein, daher setzen wir sie mit null an.

Schaut man sich den letzten Geschäftsbericht an (Link), stellt man fest, dass HelloFresh den Wert der Sachanlagen auf 1,30 Mrd. Euro beziffert, hinzu kommen eine ganze Reihe „kleinerer“ Posten.
Besonders interessant sind jedoch die Zahlungsmittelbestände, also Cash, in Höhe von 433 Mio. Euro. Dem stehen 649,3 Mio. Euro an langfristigen Verpflichtungen entgegen.

Unter dem Strich landet man bei einem Substanzwert, der in etwa dem aktuellen Aktienkurs und auch dem Buchwert entspricht.

Was sind 13 Millionen Kunden und … wert?

Doch wie bereits angesprochen, darin sind keinerlei andere Werte enthalten. Der Tatsache, dass man einen Jahresumsatz von 7 Mrd. Euro erzielt, profitabel ist und 13,3 Millionen aktive Kunden hat, wurde bisher keinerlei Wert zugesprochen.

Man kann sich vortrefflich streiten, was das alles wert ist oder langfristig sein könnte, doch sicherlich ist es mehr als „null“.
Langsam aber sicher könnte man zu dem Schluss kommen, dass HelloFresh unterbewertet ist.

Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich die operativen Kennzahlen anschaut. Trotz all der Probleme, hat HelloFresh an dieser Front auch Fortschritte erzielt.
Der freie Cashflow hat sich im vergangenen Jahr von -104,0 auf +78,0 Mio. Euro verbessert, am stärksten war das Schlussquartal mit einem FCF von 33 Mio. Euro.

HelloFresh kommt demnach auf einen P/FCF von 14,2 und das mitten in der Krise. Man muss kaum eine Verbesserung der Lage und keinerlei Wachstum unterstellen, um das zu rechtfertigen.
Darüber hinaus zeigt der FCF in Höhe von 0,44 Euro je Aktie, dass der gemeldete Gewinn von 0,11 Euro je Aktie durch diverse nicht cash-wirksame Posten gemindert wurde.

Ich muss es an dieser Stelle klar sagen: Die Analyse ist bisher wesentlich optimistischer als ich es zu Beginn angenommen hätte.

Cashflow ist King

Am überzeugendsten ist der Cashflow aus der laufenden Tätigkeit. Der konnte im vergangenen Geschäftsjahr von 313,4 auf 383,8 Mio. Euro gesteigert werden.
Da perspektivisch geringere Investitionen, zum Beispiel in den Ausbau der Kapazitäten, notwendig sein werden, dürfte der FCF überproportional steigen.

Selbst bei weitgehender Stagnation, könnte der freie Cashflow durch Rationalisierungsmaßnahmen, sinkende Investitionen und den Wegfall von Earn-Out-Zahlungen erheblich gesteigert werden.
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr hat man die letzte Earn-Out-Zahlung in Höhe von 34,5 Mio. Euro an die ehemaligen Eigentümer von Factor75 beglichen. Auf Factor kommen wir später nochmal zurück.

Genau das stellt HelloFresh auch selbst in Aussicht:
„Trotz all dieser Investitionen haben wir im Jahr 2023 wieder einen positiven Free Cash Flow (FCF) erwirtschaftet und wollen den FCF pro Aktie mittelfristig deutlich steigern, da der Ausbau unserer Infrastruktur fast abgeschlossen ist.“

„Wir haben zwar strikte Disziplin bei der Entwicklung der allgemeinen Verwaltungskosten und des Personalbestands im Jahr 2023 walten lassen, doch sehen wir Möglichkeiten zur Vereinfachung unseres Geschäftsmodells und zur Erzielung zusätzlicher Einsparungen, die sich sowohl auf die Reduzierung der Kosten als auch auf die Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung auswirken werden.“

Aktienrückkäufe und Factor 75

Daher ist es folgerichtig, dass HelloFresh die liquiden Mittel in Höhe von 433 Mio. Euro (rund 40% des Börsenwerts) auch dazu verwenden will, um eigene Aktien einzuziehen.
Dazu hat man Buybacks in Höhe von 150 Mio. Euro beschlossen, was aktuell in etwa 13,5% des Börsenwerts entspricht.

Abschließend wäre noch Factor75 hervorzuheben. Dabei handelt es sich um fertige Mahlzeiten, die nur noch erhitzt werden müssen. Kochen und schnippeln, wie bei den Kochboxen, entfallen komplett.

Den Anbieter von fertigen Mahlzeiten („ready to eat“) hat man vor einigen Jahren für 277 Mio. USD übernommen.
Damals peilte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 100 Mio. USD an.

Seit der Übernahme hat sich der Umsatz von Factor verzehnfacht, im letzten Geschäftsjahr lag das Wachstum bei 60%.
Eigenständig könnte Factor heute mehr wert sein als HelloFresh als Ganzes. Vermutlich ist es auch das bessere Geschäftsmodell und könnte die Kochboxen zunehmend ersetzen.

HelloFresh Aktie: Chart vom 03.04.2024, Kurs: 6,33 - Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 03.04.2024, Kurs: 6,33 – Kürzel: HFG | Quelle: TWS

HelloFresh notiert wieder nahe des Allzeittiefs und bisher ist kein belastbarer Boden zu erkennen.
Da die Stimmung am absoluten Tiefpunkt angekommen ist und die meisten Anleger die Aktie innerlich bereits abgeschrieben haben, könnten geringfügige Verbesserungen der geschäftlichen Lage einen Kurssprung auslösen.

Die Aktie ist aber sicherlich nicht für jedermann geeignet, es muss mit einer erhöhten Volatilität gerechnet werden.

Das größte Problem ist aus meiner Sicht, dass HelloFresh in der Vergangenheit immer wieder zu optimistische Prognosen abgegeben und sie dann nicht erfüllt hat. Das hat das Vertrauen der Anleger zerstört und darf sich keinesfalls wiederholen.

Am Rekordhoch hatte HelloFresh im Jahr 2021 97,50 Euro erreicht. Im Zuge der Hoffnungs-Rallye im letzten Sommer ging es immerhin noch bis auf gut 34 Euro. Jetzt ist sie fast am Allzeittief, nach einem Minus von 42,1 Prozent am Freitag – und weiterhin kein „Schnäppchen“.

Auch diese Aktie war einmal Teil eines „Hypes“. Nämlich dem, der umging, als man darauf wettete, wer wohl während der Corona-Phase neue Größe erreichen und diese bei Rückkehr zur Normalität ausbauen werde. Eine Zeitlang sah es auch so aus, als würde das gelingen. Doch am Donnerstagabend nach Handelsende in Europa meldete das Unternehmen adhoc, dass der Umsatz 2023 zum Vorjahr nicht weiter zugelegt hat und der Gewinn auf bereinigter EBITDA-Basis sogar gefallen ist.

Wobei das nicht neu war, damit wurde nur die unerfreulich zeitnah nach der Prognose-Bestätigung im Rahmen der Q3-Ergebnisse doch noch gesenkte Prognose erreicht. Was den Kurs am Freitag beinahe halbierte, war der 2024er-Ausblick.

Man sieht beim Kochboxen-Hersteller einen bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes EBITDA) zwischen 350 und 400 Millionen Euro, also wesentlich weniger als die jetzt für 2023 gemeldeten 448 Millionen. Bislang lag die Erwartung der Analysten aber höher, nämlich im Schnitt bei 568 Millionen. Das ist eine dramatische Schere zwischen Erwartung und Realität, die nicht so ganz ohne eine tendenziell sehr optimistisch wirkende Berichterstattung seitens des Unternehmens zustande kam.

Expertenmeinung: Die so bald nach einer Bestätigung im Herbst doch noch gesenkte 2023er-Prognose war dahingehend ein Schuss vor den Bug, dieser Ausblick der Treffer, der den Optimismus vollends versenkte. Man habe mit der Wachstumseinschätzung falsch gelegen, hieß es vom Unternehmen. Die Analysten, die ebenso falsch lagen, handelten teils noch am selben Tag. Die Kursziele purzelten, das tiefste der neuen Ziele wurde von Jefferies mit 7,50 Euro angesetzt. (Mehr zu den Kurszielen von HelloFresh lesen Sie in unserer Kolumne Börse aktuell)

Insgesamt ist das durchschnittliche Kursziel von 32 Euro im Herbst auf jetzt knapp 19 Euro gefallen. Und die 19 Euro stehen auch nur im Raum, weil einige alte Kursziele noch in die Berechnung einfließen und nur wenige ihre bis zuletzt hoch gehaltenen Ziele so radikal senkten wie die Société Générale, die es gleich mal von 45 auf 12 Euro kappte.

HelloFresh Aktie: Chart vom 08.03.2024, Kurs 6,858 Euro, Kürzel: HFG | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 08.03.2024, Kurs 6,858 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Das bis dahin eher theoretisch wirkende charttechnische Kursziel in Form des bisherigen, Anfang 2019 markierten Rekord-Verlaufstiefs bei 5,825 Euro kommt damit in Reichweite. Im Tagestief war der Kurs schon bis 6,13 Euro gefallen, viel fehlte da also nicht mehr. Und trotzdem kann man die Aktie nicht als „Schnäppchen“ ansehen, auch, wenn die Bewertung jetzt, zumindest, wenn man den operativen Gewinn als Maßstab nehmen würde, nicht mehr hoch ist. Aber wenn ein Unternehmen so lange den Daumen hoch hält, bis man nicht mehr anders kann, als ihn zu senken, ist da einfach das ungute Gefühl, was wohl als nächstes kommt. Das ist hier, man sieht es an diesem Selloff von 42 Prozent, der Fall … und solange das so bleibt, kann man die Aktie als für die Bullen „gestorben“ ansehen.

Quellen:
adhoc-Meldung zur 2024er-Prognose, 07.03.2024 abends: https://ir.hellofreshgroup.com/websites/hellofresh/German/3900/news-detail.html?newsID=2720029
Analysten-Kursziele: https://www.finanzen.net/kursziele/hellofresh