Könnte das US-Geschäft größer werden als das in der EU? Die ersten 220 Filialen sind bereits in Betrieb. Wie viele können es noch werden?
Das Erfolgsmodell
Fielmann, mit über 900 Filialen in 16 europäischen Ländern und einem jährlichen Umsatz von über 2 Milliarden Euro, ist unbestritten der europäische Marktführer im Bereich der Augenoptik.
Das Unternehmen hat sich durch ein Geschäftsmodell etabliert, das auf einer einzigartigen Kombination aus hochwertigen Produkten, fairen Preisen und einem außergewöhnlich kundenorientierten Service basiert.
Zu den Kernprodukten von Fielmann zählen Korrektionsbrillen, Sonnenbrillen und Kontaktlinsen, ergänzt durch ein wachsendes Angebot an Pflegeprodukten für Kontaktlinsen sowie Hörgeräten in ausgewählten Filialen.
Durch die Produktion in unternehmenseigenen Fabriken kann Fielmann eine strenge Qualitätskontrolle gewährleisten und gleichzeitig die Kosten niedrig halten.
Dieser Kostenvorteil wird direkt an die Kunden weitergegeben, wodurch das Unternehmen hochwertige Sehhilfen zu Preisen anbietet, die häufig unter dem Marktdurchschnitt liegen. Die klare Preistransparenz stärkt zudem das Vertrauen der Kunden.
Effizienzprogramm: Ein voller Erfolg
Neben der Eigenproduktion vertreibt Fielmann auch Markenbrillen renommierter Hersteller, um eine breite Zielgruppe anzusprechen.
Trotz seiner starken Marktposition steht Fielmann vor Herausforderungen, insbesondere durch die wachsende Konkurrenz von Online-Optikern wie Mister Spex oder Brille24, die oft noch günstigere Alternativen anbieten.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Fielmann ein umfassendes „Cost Leadership Program“ initiiert, mit dem Ziel, bis 2025 die Kosten um 125 Millionen Euro zu senken. Dies entspricht etwa dem Gewinn des Jahres 2023 und über 5 % des Umsatzes – eine ambitionierte Zielsetzung für ein Unternehmen dieser Größe.
Die Einsparungen sollen durch Digitalisierung, Automatisierung und die Vereinheitlichung von Kernprozessen erreicht werden, um die Kostenführerschaft zurückzugewinnen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Der Abbau mehrerer hundert Stellen, insbesondere in der Konzernzentrale, ist ein weiterer Schritt in diese Richtung, auch wenn die Rationalisierung von Fachpersonal wie Augenoptikern und Hörakustikern in den Filialen schwierig bleibt.
Krempelt Fielmann den US-Markt um?
Parallel zu diesen Maßnahmen setzt Fielmann auf internationale Expansion, insbesondere in den USA, wo das Unternehmen eine große Marktchance sieht. Der US-amerikanische Augenoptikmarkt ist stark fragmentiert und oft durch veraltete Prozesse geprägt, was Fielmann die Möglichkeit bietet, mit dem in Europa bewährten System Fuß zu fassen.
In einem ersten Schritt wurden 2024 zwei größere Zukäufe getätigt und insgesamt 220 Filialen von Shopko Optical und SVS Vision übernommen.
In den USA ist das vermutlich die bessere Strategie als selbst neue Filialen zu eröffnen, da in den USA Brillen oft nur mit ärztlichem Rezept erhältlich sind und Optiker häufig eine enge Zusammenarbeit mit Augenärzten pflegen. In der Regel befinden sich Augenärzte und Optiker im selben Gebäude oder direkt nebeneinander.
Abseits davon kopiert Fielman das in Europa bewährte System, Online sowie Offline. Einheitliche Store-Designs, eine einfache Produktauswahl und digitale Tools vor Ort schaffen ein kundenorientiertes Einkaufserlebnis, das durch technologisch unterstützte Beratung und eine transparente Preisstruktur ergänzt wird. Die geringe Standardisierung der Prozesse bei der US-Konkurrenz bietet Fielmann hierbei einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Operative Erfolge
Darüber hinaus setzt man auf digitale App Innovationen wie Online-Sehtests und Terminvereinbarungen per App. Dadurch hebt man sich von kleineren Wettbewerbern ab, die keine digitalen Angebote anbieten können – geschweige denn eine eigene App.
Geschichten, in denen US-Unternehmen in Deutschland eine Branche aufrollen, gibt es einige. Umgekehrt ist es allerdings selten. Fielmann könnte es jedoch gelingen. Sollte das der Fall sein, ergibt sich daraus ein enormes Potenzial.
Doch auch abseits davon, läuft es bereits seit einiger Zeit wieder deutlich besser. Die strategische Neuausrichtung scheint Früchte zu tragen. Obwohl der Gewinn in den letzten beiden Jahren jeweils um etwa 20 % gestiegen war, trat die Aktie weitgehend auf der Stelle.
Darauf hatte ich bereits Ende Januar hingewiesen:
Fielmann: Trendwende geschafft und Potenzial zum Höhenflug?
Seitdem ist der Kurs von 42,40 auf 55,70 Euro gestiegen, ein Plus von etwa 30 %. Damit dürfte das Potenzial aber längst nicht ausgeschöpft sein. Das könnte erst der Anfang sein, denn operativ läuft es immer besser.
Ausblick und Bewertung
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 12,5 % auf 603 Mio. Euro gesteigert werden. Der Gewinn vor Steuern (EBT) verbesserte sich sogar um 27,8 % auf 78 Mio. Euro.
Die EBITDA-Marge ist von 21,2 auf 24,2 % gestiegen, wobei das Europa-Geschäft eine EBITDA-Marge von 25,6 % erreicht hat. Dem Geschäftsbericht zufolge schreitet die Integration sowie die Realisierung von Synergien in den USA gut voran.
Für 2025 stellt Fielmann einen Umsatz von 2,5 Mrd. Euro in Aussicht, nach 2,26 Mrd. Euro im Vorjahr. Darüber hinaus geht das Unternehmen davon aus, dass das gruppenweites Effizienzprogramm zu einer weiteren Steigerung der Profitabilität beitragen wird.
Die EBITDA-Marge soll von 21,7 auf 24,0 % und das EBITDA von 471 auf 580 Mio. Euro steigen.
Beim Gewinn vor Steuern (EBT) soll sich der positive Trend der Vorjahre fortsetzen.
Den Schätzungen zufolge soll das Ergebnis in diesem Jahr um 34 % auf 2,42 Euro je Aktie zulegen. Fielmann kommt demnach auf ein KGVe von 23. Im langjährigen Durchschnitt lag das KGV bei 26.

Fielmann ist wie erwartet zur Oberseite ausgebrochen. Gelingt jetzt ein Anstieg über 58,50 Euro, kommt es zu einem weiteren Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 62,50 und 67,00 Euro.
Fällt die Aktie jedoch unter 55 Euro, könnte das eine Korrektur in Richtung 50,00 – 52,00 Euro einleiten.
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