Euro-Bund Prognose Bund Future: Ein starkes Signal … mit einer Achillesferse

News: Aktuelle Analyse des Euro-Bund Futures

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Euro-Bund
ISIN: DE0009652644
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Ticker: GBL
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Währung: EUR

Der Bund Future, das Barometer des deutschen Anleihemarkts an der Terminbörse, ist mit Schwung über die 200-Tage-Linie gelaufen. Über eine Linie, an der er seit März 2022 ein ums andere Mal abgewiesen wurde. Das ist bullisch … aber die Sache hat eine Achillesferse.

Der Bund Future repräsentiert den Kurs deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit am Terminmarkt. Wir sehen: diese Kurse steigen. Was bedeutet: Die Zinsrendite der Anleihen geht zurück. Und das sogar ziemlich hurtig. Erst Anfang Oktober wurde bei der Rendite mit knapp drei Prozent der höchste Stand seit 2011 erreicht. Jetzt ist sie auf 2,25 Prozent gerutscht. Es wird also massiv gekauft. Das wirkt ungewöhnlich, denn:

Die Renditen sinken, während der Leitzins weiterhin bei 4,5 Prozent notiert. Damit nehmen die Käufer also sinkende Zinsen vorweg, unterstellen, dass die EZB nicht nur das Hoch bei den Leitzinsen erreicht hat, sondern diese recht bald und recht deutlich senken wird. Nur dann wäre eine solche Kaufwelle nachvollziehbar: Wenn man davon ausgeht, dass man bessere Renditen auf absehbare Zeit nicht erzielen kann. Denn eine völlige Abkoppelung von den Leitzinssätzen der Notenbank funktioniert nicht. Und da hätten wir die Achillesferse.

Expertenmeinung: Dass die Inflationsraten derzeit in den USA ebenso wie in Europa sinken, bestärkt die Käufer darin, dass die Notenbanken jetzt nichts weiter drauflegen werden. Dass eben diese Notenbanken immer wieder betonen, dass man gut daran täte, das nicht auszuschließen, bremst die Bullen offenkundig nicht. Sie gehen davon aus, dass die Geldpolitik sogar sehr bald auf dem Absatz kehrt machen wird, weil die Preise nicht nur nicht stärker steigen, sondern sogar, wie im November, sinken werden. Dann müsste man die Zinsen schnell nach unten führen, um den Konsum anzukurbeln und durch eine wieder steigende Nachfrage aus einer deflationären Tendenz von unten zurück in die Zwei-Prozent-Zielzone der Inflation zu kommen.

Möglich ist dieses Szenario derzeit durchaus, wenngleich es auffällt, dass man am Aktienmarkt die gegenteilige Karte spielt: Dort setzt man auf einen steigenden Konsum und wachsende Unternehmensgewinne, während das Szenario der Anleihemarkt-Bullen eine Nachfrage-Flaute einpreist, die entsteht, weil die Verbraucher abwarten, bis Preise und Kredite wirklich deutlich billiger werden, bevor sie wieder zugreifen. Nichtsdestotrotz könnten die Käufer am Anleihemarkt richtig liegen. Aber bislang spielen sie das Spiel eben ohne die Notenbanken. Und damit ohne „Geleitschutz“.

Wie lange kann man eine Abwärtswende der Leitzinsen vorwegnehmen? Ein Vorlauf von drei bis sechs Monaten ist nicht ungewöhnlich. Aber wenn es länger dauert? Es sind ja bislang vor allem die Inflations-Gesamtraten, die nahe ans Zwei-Prozent-Ziel herangelaufen sind, nicht die Inflations-Kernraten. Und auf die kommt es den Notenbanken an. Aktuell preist man bereits mehrere Zinssenkungen ein, die alle 2024 auch wirklich kommen müssten. Wenn man so weit vorausgreift, darf nichts schiefgehen … und dass etwas schiefgeht, ist denkbar genug, um hier mit größter Vorsicht zu agieren.

Ja, der Anstieg über die 200-Tage-Linie, die zwischen März 2022 und Juli 2023 viermal attackiert wurde und an der die Bullen jedes Mal scheiterten, ist aus rein charttechnischer Sicht ein starkes Signal, das den Weg an die „ultimative“ Widerstandszone zwischen 138 und 141 Prozent freigibt, deren Überwinden ein mittel- bis langfristig bullisches Signal bedeuten würde. Aber solange man hier nicht mit, sondern wenn nicht gegen, dann doch ohne die Notenbanken agiert, sollte man noch nicht allzu viel Kapital ins Rennen schicken und Stop Loss-Absicherungen regelmäßig nachziehen!

Bund Future Mar24: Chart vom 05.12.2023, Kurs 134,90 Prozent, Kürzel: GBL | Online Broker LYNX
Bund Future Mar24: Chart vom 05.12.2023, Kurs 134,90 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS
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Vorherige Analysen des Euro-Bund Futures

Die Renditen am deutschen Anleihemarkt geben nach, deren Barometer am Futures-Markt, der Bund Future, steigt. Der ist jetzt weit in eine charttechnische Entscheidungszone gelaufen, deren Überwinden die Aufwärts-Wende bedeuten würde. Ob man damit richtig liegt?

Steigende Anleihekurse bedeuten vice versa fallende Anleiherenditen. Wenn der Bund Future als „Kursanzeiger“ deutscher Bundesanleihen mit Laufzeit zehn Jahre am Futures-Markt also zulegt, reflektiert das fallende Zinsen. Und die gehen nur dann zurück, wenn die Mehrheit des aktiv handelnden Kapitals von Akteuren bewegt wird, die sicher sind: Die EZB hat das Hoch der Leitzinsen jetzt erreicht. Ist das so?

Da die europäische Wirtschaft derzeit schwach daherkommt und es nicht allzu viele gute Gründe gibt, warum sich das in nächster Zeit zum Positiven wenden sollte, ist es zumindest wahrscheinlich. Wahrscheinlicher als in den USA, wo das Wachstum immer noch, zumindest auf Basis offizieller Daten, sehr stark ist und dadurch das Risiko besteht, dass die Teuerung aufgrund der weiterhin starken Nachfrage nicht nachlässt. In der Eurozone hilft die Flaute, genau das zu erreichen: Wenn die Verbraucher ihre Ausgaben beschneiden, sind Preiserhöhungen nicht mehr durchsetzbar. Allerdings gäbe es dann dennoch zwei Szenarien, die für die Chancen des Bund Future nach oben entscheidend sind:

Expertenmeinung: Entweder belässt die EZB den Leitzins längere Zeit auf dem aktuellen Niveau, um sicherzugehen, dass die Inflation wirklich eindeutig in der Zielregion um zwei Prozent ankommt, bevor sie dann die Zinsen senkt. Das würde zwar das Aufwärtspotenzial der Renditen am Anleihemarkt und damit das Abwärtspotenzial des Bund Future beschneiden, aber erst einmal auch einen starken Aufwärtstrend der Anleihekurse verhindern.

Oder die EZB, die derzeit Variante 1 kommuniziert, letztlich aber immer abhängig von der unvorhersehbaren Entwicklung der Gesamtsituation entscheiden muss und wird, disponiert um und senkt den Leitzins schnell und weitreichend, weil die Konjunktur der Eurozone so schwach wird, dass die Preise nicht nur stagnieren, sondern sogar sinken. Dann wäre ein deflationäres Umfeld gegeben, das ein Gegensteuern durch zügige Zinssenkungen erfordert. Käme es zu Variante 2, wäre der Weg für immense Kursgewinne im Bund Future frei.

Aber was wird denn nun? Das weiß die EZB nicht, das wissen die Marktteilnehmer auch nicht. Die EZB schaut sich die Daten an, die Trader hingegen setzen auf die eine oder die andere Karte. Derzeit versucht man sich, bislang erfolgreich, an Version 2, wie man im Chart sieht:

Der Bund Future bildete im Oktober ein Doppeltief aus, vollendete es Anfang November und überwand dabei die mittelfristige Abwärtstrendlinie. Jetzt stünde als nächste, wichtige Hürde die aktuell bei 132,0 Prozent verlaufende 200-Tage-Linie an. Der Leitfaden des bärischen Lagers also, die Linie, an welcher das Anleihe-Barometer im März und Juni nach unten abgewiesen wurde. Gelingt es, diese Hürde zu nehmen, wäre das ein starkes Signal. Aber solange die EZB nicht zumindest Andeutungen in Richtung Zinssenkungen macht, dürfte der Weg vorbei an den vielen, im Jahresverlauf entstandenen Zwischenhochs zumindest nicht ganz einfach werden.

Dennoch: Solange der Bund Future nicht wieder durch die jetzt zum Support gewordene Zone 129,17/130,08 Prozent rutscht, gibt es für die Bären erst einmal nichts mehr zu verdienen.

Bund Future Laufz. Dez23: Chart vom 16.11.2023, Kurs 131,05 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Bund Future Laufz. Dez23: Chart vom 16.11.2023, Kurs 131,05 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS

Die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit erreichte Anfang Oktober mit 2,96 Prozent den höchsten Stand seit 2011. Und die EZB deutete zuletzt an, dass der Leitzins sein Hoch erreicht hat. Das muss doch reichen für die Aufwärtswende des Bund Future?

Wer am Anleihemarkt aktiv tradet, nutzt dafür meist den Bund Future, das Barometer für zehnjährige deutsche Bundesanleihen am Futures-Markt. Dieser Bund Future bildet den Kurs solcher Anleihen ab, was wie bei den Anleihen selbst bedeutet: Steigen die Renditen der Anleihen, fällt der Kurs. Fallen diese Renditen, steigt der Bund Future.

Und eigentlich, dachten zumindest viele Anleger, müsste doch die Andeutung der EZB im Zuge ihrer jüngsten Sitzung Mitte September ausreichend gewesen sein, um eine Wende der schon so lange gestiegenen Renditen nach unten und damit des Bund Future nach oben zu bewirken. Aber es kam anders.

Bund Future: Chart vom 12.10.2023, Kurs 128,84 Prozent, Kürzel: GBL | Online Broker LYNX
Bund Future: Chart vom 12.10.2023, Kurs 128,84 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS

Der Bund Future stieg nur am 14. September, dem Tag der Zinsentscheidung, und begann gleich am Folgetag eine Abwärtsbewegung, die ihn durch die bis dahin massiv wirkende Unterstützungszone zwischen 129,17 und 130,08 Prozent auf ein neues Jahrestief drückte. Am 4. Oktober wurde mit 126,62 Prozent ein neues Tief im Abwärtszyklus erreicht, das dem oben genannten Hoch der Anleihe-Rendite von 2,96 Prozent entsprach.

Seither versucht man sich am Anleihemarkt an einer Bodenbildung des Futures. Aber in dem Moment, in dem die Käufer Charthürden zu bezwingen hatten, ging ihnen die Luft aus, der Bund Future scheiterte gestern an dieser Zone 129,17 zu 130,08 Prozent. Das – auf den Bund Future und damit die Kurse bezogen – bärische Lager scheint ein Ende der Baisse nicht zulassen zu wollen. Aber mit welchen Argumenten, wenn die EZB doch avisiert hat, man sei mit den Leitzinsen vermutlich „oben“?

Expertenmeinung: Weil die großen Akteure am Bondmarkt nicht daran glauben, dass die Leitzinsen ihr Hoch bereits erreicht haben, zumal der schnelle Abstieg der Geldmenge und das „Quantitative Tightening“ der Notenbanken Geld knapper machen. Was dazu führt dass, wer sich über Anleihen Geld besorgen will, höhere Zinsen bieten muss, um auch genug von diesem Geld zu bekommen.

Gerade gestern Abend wurde das deutlich, als das US-Finanzministerium bei einer Auktion neuer 30jähriger Staatsanleihen einen überraschend „teuren“ Zins von 4,837 Prozent zahlen musste. Eine derart hohe Rendite über sagenhaft lange 30 Jahre, das ist so hoch wie zuletzt im Sommer 2007.

Dabei macht man derzeit keinen großen Unterschied zwischen den USA und der Eurozone, denn das Problem ist dasselbe: Die Inflation ist bislang nicht im Griff und das Risiko, dass sie sich auf zu hohem Niveau festsetzt, wenn die Notenbanken nicht doch noch nachlegen, nicht zu unterschätzen. Und selbst, wenn der Leitzins nicht weiter steigen sollte, würde die Geldverknappung an sich erst einmal weitergehen. Das ist es, was den Bund Future zuletzt drückte und was das bärische Lager dazu animiert, Gegenbewegungen nach oben zu kontern.

Der Bund Future müsste über 133 Prozent schließen, erst dann ließe sich unterstellen, dass wir hier eine Aufwärtswende sehen. Das hieße deutlich niedrigere Anleiherenditen und bärische Trader, die sich zurückgezogen haben. Und in dem derzeitigen Umfeld wäre das ein eher steiniger Weg, während neue Tiefs im Bund Future bzw. neue Hochs bei der Rendite der ihm zugrunde liegenden zehnjährigen Bundesanleihe alles wären, aber nicht unmöglich.

Das gestrige EZB-Statement deutete an, dass der Leitzins jetzt sein Hoch erreicht haben könnte. Man würde meinen, dass dies das Signal zum Einstieg in Anleihen bedeutet, weil man mit noch höheren Renditen nicht rechnen kann. Aber die große Kaufwelle blieb aus … warum?

In der Stellungnahme der EZB zum Beschluss, die drei Leitzinssätze erneut um 0,25 Prozent anzuheben, so dass der Basis-Leitzins jetzt 4,50 Prozent beträgt, war zu lesen:

„Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass die EZB-Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird.“

Das deutet an, dass die EZB die Phase der Zinserhöhungen als beendet ansieht. Das wiederum ließe erwarten, dass man am Anleihemarkt keine allzu viel höheren Renditen mehr erreichen wird, denn warum sollten die weiter zulegen, wenn der Leitzins als Zugpferd steigender Renditen seinen Gipfel erreicht hat? Da ein Rendite-Hoch wiederum impliziert, dass die Kurse am Anleihemarkt, deren Abstieg zuvor die Renditen nach oben zog, nicht weiter fallen dürften, wäre das also ein Signal, um am Anleihemarkt kräftig zuzugreifen, denn:

Expertenmeinung: Steigende Anleihemarkt-Renditen als Spiegel steigender Leitzinsen haben fallende Kurse bei den Anleihen zur Folge. Umgekehrt bedeuten fallende Renditen also steigende Kurse. Wenn die Leitzinsen ihr Hoch erreicht haben, hat man somit als Anleihe-Käufer eine „Doppel-Chance“: Man sichert sich ideal hohe Renditen und kann während der Laufzeit dieser gut rentierenden Anleihen auch noch Kursgewinne erzielen. Damit hätte man die komfortable Wahl: Lange Jahre eine Verzinsung einstreichen, wie man sie vorerst so hoch nicht wiedersieht – oder vor Ende der Anleihelaufzeit mit gutem Kursgewinn verkaufen.

Bund Future: Chart vom 14.09.2023, Kurs 131,12 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Bund Future: Chart vom 14.09.2023, Kurs 131,12 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS

Das müsste den Bund Future als Spiegel der Kurse deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit doch eigentlich massiv nach oben katapultieren, weil jetzt alle auf einmal einsteigen wollen? Hat es aber nicht. Der Grund: Es hat keine Eile. Denn wie gesagt:

Die Kurse steigen erst dann richtig, wenn die Renditen deutlicher fallen. Was wiederum erst dann zu erwarten wäre, wenn die EZB nicht nur andeutet, dass die Leitzinsen „oben“ sind, sondern dass die Phase der Zinssenkungen beginnt. Und genau das deutete man nicht an, im Gegenteil hatte man kommuniziert, dass der jetzt erreichte Level dann geeignet ist, die Inflation in den Zielkorridor zu drücken, wenn er „lange genug aufrechterhalten wird“.

Es kann also noch dauern mit der großen Anleihe-Hausse. Der „Wecker“ hierfür wäre gestellt, wenn man die 200-Tage-Linie des Bund Future im Auge behält, die aktuell in der Dezember-Laufzeit bei 133,20 Prozent verläuft (im Chart dick schwarz hervorgehoben). Sie dient dem Anleihebarometer seit März als entscheidende Richtschnur. Es ist zwar jetzt möglich, dass der Future seine Tiefs auf längere, womöglich sogar sehr lange Zeit gesehen hat. Aber die eigentliche „Bullen-Party“ beginn erst, wenn die 200-Tage-Linie bezwungen wurde.

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Quellenangaben:
Statement zur EZB-Sitzung vom 14.09.2023:
https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2023/html/ecb.mp230914~aab39f8c21.de.html

Steigen die Leitzinsen, steigen die Anleihe-Renditen. Das heißt: Die Kurse der Anleihen und ihres Barometers am Terminmarkt, des Bund Future, fallen. Aber wenn die Zinswende da ist, warten immense Long-Gewinne. Welche Chartmarken würden das Signal dafür generieren?

Die Sache zieht sich. Wäre es nach einem großen Teil der Trader gegangen, wäre die Inflation lägst im Griff und man würde bereits auf erste Zinssenkungen der EZB spekulieren. Aber so schnell und einfach ist es eben nicht. Und ob die EZB im Verlauf des Jahres noch mehrere Zinserhöhungen vornehmen wird oder nicht: Leitzinssenkungen stehen definitiv erst einmal nicht an. Das wäre grundsätzlich zwar kein Grund, um die Wende am Anleihemarkt nicht trotzdem schon einmal Zug um Zug vorwegzunehmen, aber:

Gebranntes Kind scheut das Feuer. Im März waren die Anleiherenditen bereits in der Erwartung, die EZB werde ihre Geldpolitik in Kürze wieder lockern, rasant gefallen und die Anleihekurse nebst Bund Future im D-Zug-Tempo gestiegen. Doch man lag falsch, wer da vorzeitig auf die große Hausse gesetzt hatte, landete auf der Nase. Daher bleibt man jetzt erst einmal vorsichtig, aber:

Expertenmeinung: Vorsicht sollte nicht dazu führen, dieses Ziel, so nahe wie möglich am oberen Wendepunkt des Zinszyklus beim Bund Future auf den anfahrenden Hausse-Zug aufzuspringen, aus den Augen zu verlieren. Denn wer sich ansieht, wie viel höher der Bund Future (hier abgebildet die September-Laufzeit als aktueller „Frontmonat“) vor einem Jahr notiert hatte, obwohl die EZB da schon mit den Zinserhöhungen begonnen hatte, kann sich ausmalen: Hier im rechten Moment Long zu gehen, dürfte sich lohnen. Und so diffus dieses Abwärts-Schaukeln des Bund Future auf den ersten Blick wirken mag: Es finden sich zwei markante Chartmarken, deren Überwinden ein sehr starkes Signal in Sachen Hausse wäre:

Bund Future: Chart vom 16.08.2023, Kurs 130,99 Prozent, Kürzel: FGBL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Bund Future: Chart vom 16.08.2023, Kurs 130,99 Prozent, Kürzel: FGBL | Quelle: TWS

Zum einen fällt auf, dass die sukzessiv niedriger liegenden Zwischenhochs des Bund Future seit Monaten von der 200-Tage-Linie begrenzt werden, an welcher auch die Hoffnungsrallye im März abgewiesen wurde. Damit ist klar: Dort sitzen massive Verkaufsorders, die entsprechend des Verlaufs dieses wichtigen gleitenden Durchschnitts nachgezogen werden. Sollte der Bund Future diese momentan bei 134,55 Prozent verlaufende Linie bezwingen, wäre das daher ein wichtiges Signal für eine Aufwärtswende.

Deren zweite Stufe würde zünden, wenn das Anleihe-Barometer den übergeordneten, im vergangenen Herbst etablierten Abwärtstrendkanal nach oben verlassen würde, dessen obere Begrenzung momentan um 137,65 Prozent verläuft. Noch ist das zwar nicht unmittelbar greifbar. Aber auch, wenn es momentan nicht so aussieht, als würde die EZB von ihrer Politik abweichen: Da würde schon die kleinste Andeutung reichen, um den Bund Future in Schwung zu bringen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, den Anleihemarkt im Auge zu behalten!

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Wenn die Zinswende da ist, bieten Anleihen die Chance auf immense Kursgewinne. Und diese Wende wird vom Markt meist vorweggenommen. Bislang aber warten die Trader noch vergebens auf das Startsignal. Wo lägen die entscheidenden Ankerpunkte im Chartbild?

Dass der Anleihemarkt sich seit Monaten in einer Seitwärtsbewegung befindet, sprich die Renditen nicht mehr allzu weit zulegen, die Kurse vice versa nicht mehr deutlicher fallen, ist nicht überraschend. Man weiß, dass die EZB die Zinsen noch eine Zeitlang weiter anheben muss, geht aber andererseits nicht davon aus, dass die Schritte groß sein werden. Grund:

Würde die EZB den Leitzins jetzt wieder in mehreren 0,5 Prozent-Schritten anheben, würde das die Inflation zwar vermutlich schnell in eine Disinflation oder Deflation verwandeln, zugleich aber auch eine heftige Rezession auslösen, die selbst mit Zinssenkungen dann schwierig zu beenden wäre. Zudem würden hektische Veränderungen das Risiko einer noch intensiveren Lohn/Preis-Spirale mit sich bringen.

Aber in dieser Gemengelage aus einer sich bis zu den Dienstleistern „durchgebissenen“ Inflation, steigenden Löhnen vor allem bei großen Unternehmen und einem hartnäckig teuren Immobilienmarkt rechnet man andererseits nicht damit, dass die Währungshüter den Leitzins sehr bald und deutlich senken werden. Kurz: Was man momentan einpreist, ist eine Zeit von zwei bis drei Quartalen eines Zinsplateaus. Warum also sollte man bereits jetzt massiv in Anleihen einsteigen oder noch verkaufen? Das Ergebnis: Wassertreten. Aber:

Expertenmeinung: Die vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass man kaum imstande ist, die Entwicklung der für den Anleihemarkt relevanten Rahmenbedingungen tauglich vorherzusagen. Daher wäre es durchaus denkbar, dass es hier in den kommenden Monaten zu Überraschungen kommt, die auch ein Startsignal für Kursgewinne bei den Anleihen und ihrem Barometer am Terminmarkt, dem Bund Future, mit sich bringen.

Der würde dann einen Aufwärtstrend sehen, wenn die Renditen der Anleihen fallen, sprich wenn man am Markt erwarten würde, dass Zinssenkungen nahe sind. Was übrigens nicht der Zeitpunkt ist, an dem der Aktienmarkt zwingend durchstarten würde, im Gegenteil. Fallende Zinsen würden zwar eine gebannte Inflation indizieren. Aber die verschwindet ja nur dann, wenn die Unternehmen ihre Preise nicht weiter anheben können. Und das passiert gemeinhin nicht aus der Einsicht, dass es für die Wirtschaft besser wäre, eine Zeitlang nicht die eigene Gewinnmarge, sondern das „große Ganze“ im Blick zu haben, sondern weil die Umsätze einbrechen. Und mit ihnen die Unternehmensgewinne. Daher ist eine Zinswende oft der Moment, an dem große Adressen ihre Aktien-Exposition herunter- und die der Anleihen hochfahren.

Das sollte man, alleine weil das Motto „Unverhofft kommt oft“ gut als Leitspruch für die Börse taugt, immer im Auge behalten. Wo liegen die entscheidenden Marken, die einen neuen Aufwärtstrend im Bund Future unterstellen würden? Es kommt derzeit auf drei Zonen an:

Mit einem Ausbruch über die den Bund Future seit März nach oben deckelnden 200-Tage-Linie bei aktuell 135 Prozent wäre die erste Stufe gezündet. Die Bestätigung einer potenziellen Wende wären Schlusskurse über der Widerstandszone 138,10/138,30 Prozent. Und wirklich mit einem mittelfristig relevanten Aufwärts-Signal „durch“ wäre das Anleihebarometer, wenn mit Closings über 141,14 Prozent das markante Hoch vom Dezember bezwungen wäre (immer bezogen auf die aktuell entscheidende September-Laufzeit des Bund Futures).

Bund Future: Chart vom 03.07.2023, Kurs: 133,29 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Bund Future: Chart vom 03.07.2023, Kurs: 133,29 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS

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