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Deutsche Aktien wurden in den letzten Handelstagen verkauft wie sauer Bier … aber nicht deutsche Anleihen. Die waren heiß begehrt, der Bund Future als Anleihe-Barometer am Terminmarkt lieferte zum Wochenschluss ein massiv bullisches Signal ab. Aber warum?
Der Bund Future bildet die Kursbewegungen von deutschen Bundesanleihen ab, und zwar die einer fiktiven Anleihe mit einer stets zehn Jahre betragenden Laufzeit. Steigt der Bund Future, steigen also die Kurse solcher Anleihen, ihre Renditen fallen vice versa. Wir sehen im Chart: Die Kurse sind in den vergangenen vier Handelstagen gestiegen, am Freitag kam es dadurch zu einem eigentlich überraschenden Befreiungsschlag:
![Bund Future: Chart vom 14.06.2024, Kurs 133,05 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX Bund Future: Chart vom 14.06.2024, Kurs 133,05 Prozent, Kürzel: GBL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.de/app/uploads/2024/06/20240617-bund-future-chart-was-ist-denn-hier-auf-einmal-los.jpg)
Der Bund Future überwand die seit Anfang Februar geltende Abwärtstrend-Zone und direkt im selben Aufwasch die wichtige, im Chart dick schwarz hervorgehobene 200-Tage-Linie. Da kann man sich schon mal wundern, immerhin ist der Future gerade erst unter diese Linie zurückgefallen und steuerte auf die Herbst-Tiefs 2023 zu, weil sich die Zinssenkungsphantasie in Luft auflöste. Insbesondere, als die EZB in der vorvergangenen Woche unterstrich, dass dem ersten, kleinen Schritt nach unten erst weitere folgen würden, wenn die Gesamtsituation das hergeben würde … was sie bislang eben nicht tut.
So gesehen wirkt es, als sei der Bund Future bzw. diejenigen, die da massiv deutsche Bundesanleihen einsammelten, in der falschen Richtung unterwegs. Aber die Motivation war auch eine andere.
Expertenmeinung: Durch die Europawahl wurden viele Investoren nervös. Wie geht das weiter, von wem wird Frankreich als eine der Achsen der EU in Zukunft regiert, wie verändert sich das Bild der EU insgesamt? Aber diese Frage stellten sich nicht nur international agierende, große Adressen, auch viele aus dem Euroraum und davon viele, die große Positionen in französischen Anleihen halten. Und diese französischen Anleihen wurden vergleichbar stark gegeben wie die Aktien des französischen CAC 40. Da aussteigen … ja, aber wohin mit dem Geld?
Ein Teil dieses Geldes war es, das diesen markanten Anstieg der deutschen Anleihen und mit ihnen des Bund Future auslöste. Und auch, wenn man gerne behauptet, dass politische Börsen „kurze Beine“ haben, also nicht lange vorhalten: Es ist kurzfristig nicht sehr wahrscheinlich, dass dieses jetzt dem deutschen Anleihemarkt zugute gekommene Geld umgehend wieder abfließt. Deutschland hat weiter eine Top-Bonität … und so vermeidet man ein Währungsrisiko, weil man sein Kapital innerhalb des Euroraums umschichtet.
Doch die Basis des Ausbruchs ist trotzdem eine andere, als hätte die EZB jetzt die Zinsbremse gelöst. Die charttechnische Relevanz dieses Anstiegs kann zwar Anschlusskäufe technisch orientierter Trader hervorrufen, aber die haben am Anleihemarkt ein geringeres Gewicht als bei den Aktien. Bevor die EZB den Deckel in Sachen Zinssenkungen nicht wegnimmt, sollte man sich daher darauf einstellen, dass das mittelfristige Aufwärtspotenzial des Bund Future trotz dieses so massiv wirkenden, bullischen Signals eher begrenzt ist. Auch wenn kurzfristig noch Kapital aus Eurozone-Aktien hierhin fließen und für Rückenwind sorgen könnte.
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