Varta Aktie Prognose VARTA: Jetzt liegt das Kind im Brunnen. Und da bleibt es auch.

News: Aktuelle Analyse der Varta Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Varta Aktie

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Varta ist gerettet! Die Aktionäre werden enteignet. Kursziel Null. Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
Heute haben Sie noch die Wahl zwischen 2,53 Euro oder 0,00 Euro. Bald nicht mehr.

Das war‘s

Mit der Meldung vom Samstag wurde die letzte Hoffnung der Anleger zerschlagen. Wir hatten mehrfach davor gewarnt, dass es dazu kommen würde und die Aktie am Ende wertlos verfallen könnte.

Es wurde und wird dennoch mit diesen Papierschnipseln gezockt. Das ist absolut verantwortungslos und obendrein brandgefährlich.
Die Sache erinnert stark an Leoni. Die Aktie wurde damals auch wild gehandelt, obwohl bereits klar war, dass sie am Ende wertlos verfallen wird.

Man kann nur vermuten, dass es Anleger gibt, denen das gar nicht bewusst ist. Anders ist der Aktienkurs von 2,53 Euro nicht zu erklären.
Denn die Hoffnung, dass eine StaRUG (Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restukturierungsgesetz) abgewendet werden kann, ist dahin.

Sanierungskonzept steht, Aktionäre gehen leer aus

Am Wochenende gab Varta bekannt, dass man ein Sanierungskonzept mit nahezu allen Konsortialkreditgebern sowie gewissen Schuldscheindarlehensgläubigern erreicht hat. Das Sanierungskonzept wird das Unternehmen wesentlich entschulden und mit frischer Liquidität ausstatten.

Das Konzept sieht den Einstieg von einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitsaktionär der Gesellschaft DDr. Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft („MT InvestCo“) sowie von einer Beteiligungsgesellschaft der Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG („Porsche“) als die neuen Gesellschafter vor.

Die Umsetzung des Sanierungskonzepts wird die Finanzierung der Varta AG auf Basis der derzeitigen Unternehmensplanung bis Ende 2027 sicherstellen und soll im Rahmen des angezeigten Restrukturierungsvorhabens unter Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) erfolgen.

Hört sich doch super an!

Das Sanierungskonzept sieht eine deutliche Reduktion der bestehenden Schuldenlast von 485 Mio. Euro auf ca. 200 Mio. Euro durch einen Schuldenschnitt und eine Verlängerung der verbleibenden Kreditforderungen bis Ende 2027 vor.
Darüber hinaus hat man sich einen vorrangigen Kredit in Höhe von 60 Mio. Euro gesichert.

Varta ist demnach gerettet, der Fortbestand des Unternehmens ist gesichert. Das nützt den Aktionären aber herzlich wenig.
Wer investiert ist, sollte sich besser setzen. Stellen Sie am besten gleich Baldrian bereit.

Denn was hier geschieht, ist zwar vollkommen legal, gegenüber den Kleinanlegern aber eine unverfrorene Frechheit.
Wie in Deutschland mit Anlegern umgegangen wird, spottet jeder Beschreibung, und Varta ist nur eines von vielen Beispielen, die das belegen.

Bei Leoni sind die Kleinanleger leer ausgegangen, während sich ein Großinvestor einen einstigen Milliardenkonzern für Peanuts unter den Nagel gerissen hat.
Bei New Work führt der Mehrheitsaktionär ein Delisting durch und speist die Kleinanleger mit 66,25 Euro ab – am Hoch war die Aktie mehr als das Fünffache Wert.

Enteignung

Und bei Varta werden die Aktionäre schlichtweg enteignet. Natürlich alles höchst legal, keine Sorge.

Die Sache läuft wie folgt:

Das Sanierungskonzept sieht eine Herabsetzung des Grundkapitals auf 0 Euro vor, die zum kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre und zum Erlöschen der Börsennotierung der Varta-Aktien führt.

Das wäre für die bisherigen Aktionäre bereits ärgerlich genug. Das Sahnehäubchen kommt aber erst noch.

Unmittelbar im Anschluss an die Kapitalherabsetzung wird man eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe neuer Aktien der Varta AG durchführen.

Nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen soll der Kreditgeber des zuvor angesprochenen vorrangigen Kredits 36 % der Anteile halten, und „MT InvestCo“ sowie Porsche jeweils 32%.

Vor wenigen Jahren war Varta noch mehr als 6 Mrd. Euro wert, im Zuge der Sanierung bekommt ein Kreditgeber für 60 Mio. Euro satte 36 % des Unternehmens.

Nochmal zum Mitschreiben

Falls Sie Ihren Augen kaum trauen können, fasse ich die Lage nochmal für Sie zusammen:

Varta plant eine Kapitalherabsetzung auf 0 Euro, was zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre und zum Erlöschen der Börsennotierung führt.

Varta Aktie: Chart vom 19.08.2024, Kurs: 2,53 EUR - Kürzel: VAR1 | Online Broker LYNX
Varta Aktie: Chart vom 19.08.2024, Kurs: 2,53 EUR – Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Anschließend gibt Varta unmittelbar neue Aktien aus, die gehören dann aber nicht den bisherigen Aktionären, sondern drei Großinvestoren.

Chapeau! Da knallen die Champagnerkorken.

Das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz bzw. StaRUG) war sicherlich gut gemeint.
Das bedeutet jedoch nicht, dass durch dieses Gesetz mit über 100 Paragraphen am Ende nicht mehr Schaden angerichtet wird als abgewendet.

Leider trifft das auf so Vieles in unserem Land zu und bedauerlicherweise sind derartige Vorgänge auch nur ein Symptom einer viel größeren, grundlegenden Krankheit.
Ich bin bekennender Daueroptimist, aber die realwirtschaftlichen Entwicklungen sind seit vielen Jahren katastrophal.

Das BIP pro Kopf ist in den letzten 15 Jahren um lausige 7 % gestiegen. Die Lebenshaltungskosten, den offiziellen Daten zufolge, jedoch um 50 %. Gefühlt ist es noch wesentlich mehr. Wenn wir so weitermachen, wird es übel enden. Vielleicht ist es auch schon zu spät.

Ich war nie Aktionär von Varta und hatte bereits bei Kursen von über 100 Euro vor der Aktie gewarnt, doch was hier geschieht, halte ich für falsch.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

In Aktien von Unternehmen zu investieren, die massive Schwierigkeiten haben, ist hochriskant. Manchmal geht das gut, manchmal aber auch fatal schief. Bei VARTA dürfte Letzteres zutreffen, denn was das Unternehmen am Sonntag meldete, bedeutet für Anleger den K.O.

Es war ja längst bekannt, dass die bisherigen Restrukturierungspläne nicht ausreichen werden, diese Meldung führte zum bis gestern letzten Crash der Aktie im April. Dann kam zwar ein kurzer Hoffnungsschimmer als es hieß, Porsche würde erwägen, sich im Bereich V4Drive von VARTA einzukaufen. Aber dazu hatte ich am 8. Juli ja bereits geschrieben, dass es da um ein Projekt geht, das bislang noch nicht produziert und man den auf die Meldung folgenden Kurssprung besser nur als das sehen sollte, was er ist: Eine Hoffnungsrallye mit entsprechend dünnen Beinchen. Und nun kam für diejenigen, die darauf gesetzt hatten, dass der Turnaround schon irgendwie gelingen wird, die nächste, fatale Ernüchterung.

Man habe entschieden, so VARTA am Sonntag, kurzfristig die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (kurz: StaRUG) in die Wege zu leiten. Was harmlos klingt, es aber für die Aktionäre nicht ist, denn, Zitat aus dieser adhoc-Meldung des Unternehmens hinsichtlich der in diesem Rahmen möglichen zwei Vorgehensweisen:

“Beide Vorschläge sehen eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf 0 EUR verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und unter Ausgabe neuer Aktien vor. Dies würde zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus der Gesellschaft und zu einem Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der VARTA AG führen.”

Expertenmeinung: Anders ausgedrückt: Man fährt kurzfristig alles auf null, schüttelt so Aktionäre und Gläubiger ab und fährt dann wieder hoch … ohne die bisherigen Anteilseigner. Das mag das Unternehmen womöglich retten, aber wer hier und heute VARTA-Aktien hat, wäre dann aus dem Rennen. Entsprechend ungewöhnlich wie folgerichtig war das Urteil der ersten, auf diese Entwicklung reagierenden Analysten:

DZ Bank, Warburg und MWB setzten die Kursziele auf null und stuften, klar, mit „Verkaufen“ ein. Nun könnten sich diejenigen, die nach dem dramatischen Minus von 70,62 Prozent gestern noch immer investiert sind sagen: Jetzt kommt es auch nicht mehr darauf an. Aber erstens ist auch an der Börse ein Euro ein Euro. Zweitens wäre eine solche gelassene Haltung zwar nachvollziehbar, wenn man VARTA vor drei oder vier Jahren zu 100 oder mehr Euro gekauft hätte, nicht aber, wenn man sie erst in den vergangenen Wochen in der Hoffnung auf ein Schnäppchen eingesammelt hat. Dann wäre auch der gestrige Schlusskurs noch besser als das drohende Nichts.

VARTA Aktie: Chart vom 22.07.2024, Kurs 3,25 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
VARTA Aktie: Chart vom 22.07.2024, Kurs 3,25 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Aber ob man da jetzt noch aussteigen will oder nicht, eines ist noch weitaus entscheidender: nicht einzusteigen! Sie sehen im Chart, dass die VARTA-Aktie am Tagestief bei 2,10 Euro notierte und am Schluss mit 3,25 Euro aus dem Handel ging. Da haben also wirklich Marktteilnehmer die Hand aufgehalten. Und es muss einige geben, die zwischen Tagestief und Closing 50 Prozent Gewinn gemacht haben. Aber das ist eine vollkommen irrwitzige Zockerei für Leute, die keine Sekunde vom Kursmonitor weggehen und denen das Spielgeld, mit dem sie da hantieren, egal ist. Und wer so etwas schon mal versucht hat, weiß: Auch von diesen Zockern dürften die meisten am Tagesende kein Plus geschafft haben. Daher bin ich, was nicht allzu oft der Fall ist, mit den Analysten völlig einer Meinung: Nicht kaufen und wer die Aktie noch hat: weg damit!

Quellenangaben: Meldung über die Änderung der Vorgehensweise bei der Restrukturierung, 21.7.24: https://www.varta-ag.com/de/ueber-varta/news-presse/details/varta-ag-ag-kuendigt-finanzielle-neuaufstellung-mit-starug-verfahren-an

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.