Die Lage ist nicht gerade rosig für die VW-Tochter TRATON, die vor allem aus den LKW-Herstellern Scania und MAN besteht. Die Analysten erwarten mehrheitlich, dass TRATON das laufende Jahr mit roten Zahlen abschließen wird, das Unternehmen selbst bestätigte nach einer ernüchternden Bilanz zum zweiten Quartal Ende Juli, dass man einen operativen Verlust nicht ausschließen könnte. Insgesamt halten sich die „Kaufen“ und „Halten“-Einstufungen der Experten zwar die Waage. Aber deren durchschnittliches Kursziel liegt bei 19 Euro und damit nah am aktuellen Kurslevel der Aktie.
Die Aktie selbst läuft in einem übergeordneten Abwärtstrend, seit das Papier im Sommer 2019 als Spinoff des VW-Konzerns an die Börse kam. Bis zu der Abwärtstrendlinie wäre zwar noch Luft, die bildet gerade mit der Widerstandszone 22,00/22,35 Euro einen markanten Kreuzwiderstand. Aber die letzten Zwischenhochs lagen alle unter 20 Euro und jeweils unter dem vorherigen. Erst einmal, das zeigt der Chart, müsste die TRATON-Aktie mit Schlusskursen über 19,70 Euro an diesen Zwischenhochs vorbei, um freie Bahn Richtung 22,00/22,35 Euro zu bekommen. Und um das anzugehen, müsste man den Anlegern eine taugliche Motivation bieten. Ob die jüngsten Nachrichten dazu geeignet sind?

Die Reaktion der Aktie auf das, was am Donnerstag und Freitag auf den Tisch kam, macht nicht den Eindruck, als seien die Marktteilnehmer von dem elektrisiert, was da mitgeteilt wurde. Und wenn scheinbare „good news“ nicht honoriert werden, sollte man in Sachen Trading-Chancen immer auch die Unterseite ins Auge fassen. Was wurde gemeldet?
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Schon Ende Juli meldete das TRATON-Unternehmen Scania, mal wolle weltweit etwa 5.000 Stellen, gut zehn Prozent der Belegschaft, streichen. Da hieß es auch bei MAN, der anderen großen Tochter, es würden 6.000 Stellen abgebaut. Am Freitag jedoch wurde verkündet, es gehe jetzt bei MAN um 9.500 Jobs, was etwa einem Viertel der Belegschaft entspricht. Grundsätzlich reagieren Anleger auf solche eigentlich negativen Nachrichten mit Käufen. Das Argument: Da wird eingespart und rationalisiert, so dass nach der Krise umso mehr verdient wird. Aber die Begeisterung blieb am Freitag aus. Denn das ist ein Personalabbau, der heftige Dimensionen erreicht und der für den Moment erst einmal zeigt, dass die Lage ernst sein muss, sonst würde man nicht ein derart harsches Restrukturierungsprogramm auflegen. Und ob das ausreicht bzw. funktioniert, scheint man derzeit nicht einfach voraussetzen zu wollen.
Das mag auch daran liegen, dass für andere Zwecke scheinbar reichlich Geld da ist: Gerade erst einen Tag zuvor meldete TRATON, dass man das Angebot für die restlichen Aktien des US-Truckherstellers Navistar von den im Januar gebotenen 35 auf jetzt 43 US-Dollar angehoben habe. Da es hier um über 80 Prozent der Navistar-Aktien geht, redet man insgesamt um 3,6 Milliarden US-Dollar, wobei die Erhöhung eine Aufstockung des Angebots um ca. 670 Millionen US-Dollar ausmacht. Nun ließe sich behaupten, dass ein drittes großes Bein im TRATON-Konzern nach MAN und Scania mit Sitz in den USA strategisch äußerst wünschenswert ist. Aber da jetzt so deutlich aufzustocken und einen Tag später die Zahl der anstehenden Arbeitsplatz-Verluste bei MAN anzuheben, wirkt ungeschickt, wirkt wie operative Hektik in unübersichtlicher Gemengelage.
Dass das keinen Kurssprung zur Folge hatte, kann daher nicht unbedingt überraschen. Da dürfte sich so mancher an den alten Börsenspruch erinnern: „Hin und Her macht Taschen leer“. Hier etwas wegnehmen, da etwas dazu packen, das wirkt, als würde man aus der Not heraus alle Stellschrauben zugleich drehen.
Gerade weil die positive Reaktion ausbleibt, kann es durchaus sein, dass sich die Leerverkäufer, d.h. die Bären, für die Aktie zu interessieren beginnen, so dass sich die nächste Trading-Chance hier allemal auch auf der Unterseite ergeben könnte. Sollte die TRATON-Aktie die zwischen 15,68 und 17,00 Euro gelegene Schlüssel-Supportzone nach unten durchbrechen, wäre der Bereich 13,00/14,50 Euro die nächstgelegene Zielzone eines Abwärtsimpulses. Das ist eine Situation, die es sich zu beobachten lohnt.

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