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Bei Tesla prallen Visionen und harte Realitäten aufeinander. Der Umsatz stagniert seit anderthalb Jahren und ein Versprechen nach dem anderen stellt sich als heiße Luft heraus.
Das gigantische Potenzial von Tesla
Je nachdem, welche Zeitebene man betrachtet, hat sich Tesla herausragend oder aber miserabel entwickelt. Wer schon viele Jahre an Board ist, hat riesige Gewinne eingefahren, wer allerdings im falschen Moment gekauft hat, ist erheblich im Minus.
Unter dem Strich notiert Tesla heute wieder auf dem Niveau von 2021. Seit Jahren geht es hochvolatil seitwärts und die Befürworter und Gegner von Tesla und Elon Musk stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Die einen betonen das gigantische Potenzial von Elektroautos autonomem fahren, der Sensorik, dem Cybertruck, Robotaxis und Robotern.
Die Gegner verweisen hingegen darauf, dass Tesla bis heute nicht sonderlich viel Geld verdient und in etlichen Fällen auf Versprechungen nur heiße Luft gefolgt ist. Und hier geht es nicht darum, dass es bei vielen Projekten zu massiven Verzögerungen gekommen ist.
Sondern darum, dass Musk beispielsweise 2019 angekündigt hat, dass Tesla bis Ende 2020 bereits 1 Million Robotaxis auf die Straßen bringen will. Wir schreiben inzwischen 2024 und es sind Null.
Beide Seiten haben im Kern also recht. Es gibt vieles zu Loben und zu bewundern, aber auch viel zu kritisieren.
Umsatzflaute: Tesla enttäuscht wieder
In den letzten Quartalen haben die Bären aber immer Munition erhalten. Die Nachfrage schwächelt und die günstige Konkurrenz macht Tesla das Leben schwer. Daher hat man mehrfach die Preise gesenkt, doch selbst das scheint nicht mehr zu helfen.
Der Umsatz stagniert und das nicht erst seit kurzem. Inzwischen ist der Umsatz seit 7 Quartalen, also dem Schlussquartal 2022 nicht mehr nachhaltig gestiegen und lag jeweils zwischen 21,3 und 25,5 Mrd. USD.
Wie der jüngste Geschäftsbericht zeigt, wurde dieser Negativtrend auch im jüngsten Quartal nicht durchbrochen.
Auf Jahressicht stieg der Umsatz lediglich um 2%, das Fahrzeuggeschäft war sogar um 7% rückläufig.
Die operative Marge verschlechterte sich von 9,6% auf 6,3% und der Gewinn halbierte sich nahezu von 0,91 auf 0,52 USD je Aktie.
Ausblick und Bewertung
Langsam müssen sich die Aktionäre die ernsthafte Frage stellen, wie sich in Anbetracht dieser Entwicklung ein Börsenwert von 785 Mrd. USD rechtfertigen lässt. Man kann das natürlich immer damit begründen, dass in Zukunft dies und jenes passieren wird.
Aber die aktuelle Entwicklung ist alles andere als überzeugend – und das schon länger. Es handelt sich nicht mehr um einen kurzfristigen Knick, die Misere läuft seit 7 Quartalen.
Tesla hat in den letzten 12 Monaten 2,34 USD je Aktie verdient, die P/E liegt demnach bei knapp 100.
Das wäre für jedes gereifte Unternehmen eine bedenklich hohe Bewertung, selbst wenn massives Wachstum stattfinden würde. Tesla verzeichnet aber keinerlei Wachstum mehr.
Ein Blick auf den Cashflow macht die Sache nicht besser, denn der gemeldete Gewinn in Höhe von 8,1 Mrd. USD ist weitaus höher als der freie Cashflow in Höhe von 1,7 Mrd. USD.
Wie lässt sich damit ein Börsenwert von 785 Mrd. USD rechtfertigen?
Und wie kann es sein, dass Elon Musk in Anbetracht dieser Tatsachen als Entlohnung ein Aktienpaket mit einem Wert von 50 Milliarden Dollar erhält?
Ich wiederhole: Fünfzig Milliarden Dollar (Forbes: Tesla Shareholders Greenlight Elon Musk’s $50 Billion Pay Package).
Die Zeche dafür zahlen die zahllosen Kleinanleger.
Eine Million Robotaxis!
Tesla muss nicht nur eine Kehrtwende gelingen, sondern ein Befreiungsschlag. Wie und wodurch der allerdings Zustande kommen soll, ist fraglich.
Den Anlegern wurden zwar Robotaxis, autonome Fahrzeuge, die Revolution der LKW-Branche, ein Roadster, günstigere Modelle und Optimus versprochen, doch nichts davon wurde auch erfüllt.
Autonome Fahrzeuge sollten bereits vor zehn Jahren „bis Ende des Jahres“ Realität werden und Robotaxis 2020. Der Cybertruck ist wirtschaftlich gesehen ein Flop, der Tesla LKW kam nie und dasselbe gilt für ein „günstigeres Modell“ als das Model 3.
Und beim Optimus läuft es nicht anders. Vor wenigen Wochen sprach Musk in einem Interview noch davon, dass man „Ende des Jahres“ (kommt ihnen das bekannt vor?) dazu in der Lage sein wird, erste einfache Werkstests durchzuführen und den Roboter dann zu diesem Zweck ab Ende 2025 auch verkaufen kann.
Optimus kommt statt 2025 erst 2026, oder vielleicht doch eher 2030
Vor zwei Tagen ruderte der Tesla-Chef dann zurück. Statt „Ende dieses Jahres“, soll es nun „Ende nächsten Jahres“ werden.
Damit verschiebt sich natürlich auch der Verkaufsstart auf frühestens 2026.
„Tesla will have genuinely useful humanoid robots in low production for Tesla internal use next year and, hopefully, high production for other companies in 2026“, schrieb Musk auf Twitter.
Ich gebe eine gewagte Prognose ab: Am Ende wird auch diese Timeline nicht eingehalten werden.
Musk versucht hier ohnehin ein falsches Bild zu zeichnen.
Er suggeriert, dass man 2026 eine voll funktionsfähige Version von Optimus, die privat eingesetzt werden kann, haben wird. Doch zwischen einem Produktionsroboter und einem Optimus, der als Haushaltshilfe dienen kann, liegen Welten.
Ein konkretes Datum für die Markteinführung einer voll funktionsfähigen Version von Optimus hat Tesla bis heute nicht genannt. In einigen Interviews sprach Musk vom Zeitraum zwischen 2027 und 2030 – und seitdem hat Musk die Timeline mehrfach nach hinten verschoben…
Ein günstiges Modell und das Cybercab werden die Wende bringen
Dasselbe Spiel erleben wir seit Jahren beim Thema „günstigere Autos“. Elon Musk erwähnte in einem Interview im März 2019, dass Tesla ein “kompakteres Fahrzeug” in Arbeit habe, dass “etwa die Hälfte des Preises des Model 3” kosten sollte.
Im Januar 2020 bekräftigte Elon Musk in einem Tweet, dass Tesla ein “günstigeres Fahrzeug” in Entwicklung habe, aber nannte keine Details.
Während der Tesla Battery Day Präsentation im September 2020 stellte Musk einen neuen “Ein-Zellen-Batterie-Architektur” vor, die angeblich die Kosten für Elektrofahrzeuge um 50% senken könnte.
Auf die Ankündigung folgte dann aber… gar nichts.
Im März 2021 sagte Elon Musk auf Twitter, dass Tesla “bald” ein “neues Modell” vorstellen werde.
Im Mai 2023 deutete Elon Musk in einem Tweet an, dass die Enthüllung eines neuen Modells “bald” bevorstehe. Gestern hat Musk für „nächstes Jahr“ wieder vollautonome Autos und ein günstigeres Modell angekündigt.
Die Jahre gehen ins Land und nichts geschieht.
Genau so wird es beim Cybercab auch laufen. Am 8. August soll das Cybercab enthüllt werden. Man wird für „Ende des kommenden Jahres“ dies und jenes in Aussicht stellen und dann verschieben.
Nachtrag: In gestrigen Telefonkonferenz gab Musk bekannt, dass das Cybercab erst am 10. Oktober enthüllt werden soll. Es ist fast schon witzig.
Die Zeiten, in denen Tesla Versprechungen auch erfüllt, sind vorbei.
![Tesla Aktie: Chart vom 24.07.2024, Kurs: 228,50 - Kürzel: TSLA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX Tesla Aktie: Chart vom 24.07.2024, Kurs: 228,50 - Kürzel: TSLA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.de/app/uploads/2024/07/20240724-tesla-am-scheideweg-grosse-versprechen-und-ernuechternden-ergebnisse.png)
Das spiegelt die Kursentwicklung bei Tesla eins zu eins wider. Als man noch abgeliefert hat, eilte die Aktie von einem Rekord zum nächsten.
Seitdem man aber nicht mehr abliefert, geht es hochvolatil seitwärts. Keimt Hoffnung auf, steigt der Kurs und wird die Hoffnung zerschlagen, geht es wieder abwärts.
Aktuell notiert die Aktie vorbörslich 7,35% im Minus bei 228 USD und somit direkt am Abwärtstrend.
Fällt Tesla in den Abwärtstrend zurück, drohen Kursverluste bis 204 USD. Darunter wäre der Weg in Richtung 183 oder 164 USD frei.
Kann ein Rückfall in den Abwärtstrend verhindert werden, könnte der Abverkauf bereits sein Ende gefunden haben. In diesem Szenario ist mittelfristig ein erneuter Anstieg in Richtung 260 oder 275 USD möglich.
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